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Die Dharma-Übertragung (shihô) im Zen

Muhos aktueller Beitrag zur Dharma-Übertragung (auf Englisch) liest sich zwischen den Zeilen auch wie eine Kritik an Deshimaru Roshi, an Taizan Maezumi und anderen Sanbokyodan-Lehrern. Ich übersetze mal eine Passage: "Du kannst den Dharma nur von einem einzigen Lehrer erben. (...) In Amerika hört man oft, dass einige sich 'sowohl Soto als auch Rinzai' nennen. (...) Tatsächlich sind sie WEDER Soto NOCH Rinzai, sondern machen ihr eigenes Ding. (...) Zu behaupten, die Übertragung von drei Lehrern zu haben, heißt für mich, dass keine dieser Übertragungen wahrhaftig ist. Wenn nämlich nur eine dieser Übertragungen authentisch wäre, warum sollte man sich dann um eine andere bemühen?"
   Später beschreibt Muho, was die Dharma-Übertragung im gemeinsamen Leben ausmacht. Zusammen sitzen, zusammen schwitzen, zusammen frieren. Dem Lehrer das Badewasser einlassen usw. (Das erinnert mich daran, dass ich den "Dharma meines Vaters" erbte.)
   Muho führt auch aus, wie das "Stammbuch" des Shihô aussieht, welche drei  - in Sawakis Linie vier - schriftlichen (!) Dokumente im japanischen (Sôtô-)Zen die Dharma-Übertragung belegen, die ohne Zeugen nächtens nur zwischen Lehrer und Schüler zelebriert wird. (Besonders pikant sind die Hakenkreuze - Swastika - in den Dokumenten, sicher ein gefundenes Fressen für Zollbeamte.)

In Dôgens Eihei Shingi, den Klosterregeln, heißt es: "Wenn du Zazen machst, benutze stets ein Zafu." Doch der Shakyamuni hatte keins, und als man noch nicht auf Stahlbeton und in Hochhäusern oder in japanischen Zen-Klöstern saß, hockte man auf der nackten Erde oder bloß einem Tuch. Wie Muho schreibt, war es der Shakyamuni selbst, der keine Dharma-Übertragung  erhielt. Und folglich gab er sich seine eigenen Regeln. Nach diesem Vorbild wird es natürlich auch weiterhin denen nicht schwerfallen, die kein Shihô haben, sich als Lehrer zu vermarkten. Das Problem ist, dass der Suchende, der meint, einen Lehrer dringend zu benötigen, schon beim Auswahlprozess den Shakyamuni von einem Thich unterscheiden soll. Das hieße nichts anderes, als in diesem Prozess die ursprüngliche Buddha-Natur (und damit Weisheit und Unterscheidungskraft) zu verwirklichen. Dann jedoch hätte der Suchende bereits den Lehrer in sich entdeckt und würde nicht mehr außen suchen. So beißt sich hier auf ewig die Katze in den Schwanz.

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