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Es werden Posts vom September, 2018 angezeigt.

Der unklare Blick auf den Meister: Dae Gak und Seung Sahn

Irgendwann schrieb ich hier einmal von Zen-Schülern, die sozusagen beim falschen Meister waren bzw. in meinen Augen gar keinen nötig hatten. Wie das die Betroffenen sehen, verstehe ich nicht gut genug. Immerhin lässt sich aus den wiederkehrenden Aussagen von solchen Schülern, deren Lehrer in Skandale verwickelt waren, herleiten, dass sie häufig dennoch in deren Gemeinschaft Wertvolles gelernt hätten und auch deren Schattenseiten auf eine gewisse Weise hilfreich gewesen seien. Als Außenstehender dachte ich mir oft, dass diese nachträgliche Sinngebung verständlich ist, weil man von der Ernüchterung oder Enttäuschung nicht übermannt werden will. Ob eine solche Ernüchterung auch bei Dae Gak (Robert Genthner) eintrat und er sich deshalb - wie sein Kollege Georg (Bomun) Bowman - von der Kwan Um-Linie Seung Sahns lossagte, in der er Dharma-Übertragung erhalten hatte, weiß ich auch nicht. In jedem Fall scheint mir der Einfluss Joshu Sasakis, bei dem beide ebenfalls übten, deutlichere Spuren

Wie man meditiert (I): Das Tso-ch’an I von Ch’ang-lu Tsung-tse

Das Tso-ch’an I („Prinzipien der Sitzmeditation“) aus der Nördlichen Sung-Periode (960-1127) gilt als früheste Meditationsanleitung und beeinflusste viele der nachfolgenden Manuale. Ch’ang-lu Tsung-tse (Lebensdaten unbekannt) verfasste im Jahre 1103 den ältesten erhaltenen Mönchskodex, und obwohl das Tso-ch’an I sich ursprünglich nicht darin findet, wird es gerne dessen Autor zugeschrieben. Bei dieser Methode werden aufziehende Gedanken einfach beobachtet, bis sie von selbst verschwinden (das Vergehen von Gedanken und der darauf bezogenen Aufmerksamkeit war bereits bei Shen-hui als „Nicht-Denken“ bezeichnet worden). Nach dem Sitzen gelte es, die meditative Ruhe aufrechtzuerhalten und so jederzeit willentlich wieder in samâdhi eintreten zu können (ting-li). Die Meditation würde die oberflächlichen Wellen des Geistes glätten und so sich die darunter liegende befreiende Weisheit offenbaren können. In Meditationstexten der Südlichen Sung-Periode (1127-1279) muss Tsung-tses schlichter A