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Die Dankbarkeit der Pflanzen

Es heißt: 'Sieht man Seltames, ohne sich viel zu wundern, hört es gleich auf, seltsam zu sein.'
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Abt Jôshin vom Shinjôin-Kloster nannte einen Mönch, dem er einst irgendwo begegnete, 'shirôri'. Als man ihn fragte, was das bedeuten solle, gab er zur Antwort: "Ich kenne dieses Ding auch nicht; sollte es aber existieren, dann gleicht es bestimmt dem Gesicht dieses Mönchs."
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In Tsukushi lebte einst ein hoher Beamter, der viele Jahre hindurch jeden Morgen ein paar Rettiche rösten ließ und sie verzehrte, da er in ihnen vortreffliche Heilmittel für allerlei Krankheiten sah. Eines Tages umzingelten Übeltäter das Amtshaus in einem Augenblick, als niemand darin war, und versuchten es auszurauben. Da tauchten plötzlich zwei Soldaten in dem Hause auf, kämpften, ohne auf ihr Leben zu achten, und schlugen die Eindringlinge sämtlich in die Flucht. Der Beamte war aufs äußerste überrascht, und er fragte sie: "Ich habe euch hier noch nie gesehen, warum habt ihr so tapfer für mich gekämpft? Wer seid ihr denn?" - "Ihr habt uns viele Jahre hindurch mit Euerm Vertrauen geehrt und habt uns jeden Morgen verspeist", antworteten sie. "Wir sind die großen Erdrettiche." Und schon waren sie verschwunden.
   Schenkt man tiefes Vertrauen, dann bleibt der Lohn nicht aus.
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Aus: Yoshida Kenkô, Betrachtungen aus der Stille (Frankfurt 1991), übersetzt von Oscar Benl. Der Mönch Kenkô lebte wohl von 1283-1352 und erzählt außerdem eine Geschichte, in der ein Buddha-Gläubiger sich von nichts als Kartoffeln ernährte ... Ob auch regelmäßig verspeiste Tierarten sich zu Schutzpatronen entwickeln können, darüber könnte mal Gui Do ein Buch schreiben ...

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Falscher "Shaolin-Mönch" aufgeflogen

Den aktuellen Artikel zu Shi Heng Yi (Tien Sy Vuong) findet Ihr hier.    Am Samstag, den 19.03.2011, ist in der Süddeutschen Zeitung ein größerer Artikel über den Fake-Abt (Shi Heng Zong alias Monroe Coulombe) des "Shaolin Temple Europe" erschienen - Seite 11: "Der Shaolin-Schwindel". Wir hatten bereits im Januar 2010 das Thema aufgegriffen. (Dank an Heino für den Tipp.)

The poser Shi Heng Yi alias Tien Sy Vuong / Der Blender Shi Heng Yi vom Shaolin Tempel Europe

(English version first, translated with DeepL - zunächst auf Englisch, unten auf Deutsch) Since last year, I have been improvising a series of YouTube posts that deal with a certain "Shi Heng Yi". You can find the playlist here . Back in 2011, I took a critical look at the "Shaolin Temple Europe" (later the newspaper SZ reported on it). The "Shaolin Temple Europe GmbH " of the same name is now headed by Shi Heng Yi, who is said to have a business degree (MBA), among other things. This man, whose real name is Tien Sy Vuong and whom I have so far described as German-Vietnamese, is trying hard to market himself in social and other media as a " Shaolin master of the 35th generation " and also offers online courses. In the meantime, two people have reported "threats" and warnings to me via Messenger and in a forum. In one case, a critical video was deleted and only uploaded again in abridged form, in which a former student of Shi Heng Yi (S

Die Kommerzialisierung der Shaolin

Am Samstag Abend lief unter "Spiegel TV" (d.h.: besserer Boulevardjournalismus) ein mehrstündiges Porträt über einen engagierten jungen Mann, der sich dem "Shaolin-Tempel" in Kaiserslautern angeschlossen hat. Sein Werdegang wurde über einen längeren Zeitraum verfolgt, Ausschnitte dieser Sendung hatte ich schon mal gesehen. Keine Frage, der junge Mann meinte es ernst und war sympathisch. Wie ein freundlicher, harmloser Herbergsvater kam dann sogar der Abt rüber, Shi Heng Zong genannt, oder auch: der Sitaigung. Da macht einen ja schon mal stutzig, dass ein bärtiger Deutscher nur noch mit chinesischen Namen tituliert wird. Dabei hat er die buddhistischen Essensgebete durchaus eingedeutscht, und auch die Aufnahmezeremonie des jungen Mannes als Mönch lief ganz verständlich und routiniert auf Deutsch ab. Man muss den Leuten hinter dem Tempel auch ihre Ehrlichkeit (oder Naivität?) lassen, mit der sie den Werdegang des Abtes beschreiben, den wir natürlich - bei seiner Le