Es heißt: 'Sieht man Seltames, ohne sich viel zu wundern, hört es gleich auf, seltsam zu sein.'
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Abt Jôshin vom Shinjôin-Kloster nannte einen Mönch, dem er einst irgendwo begegnete, 'shirôri'. Als man ihn fragte, was das bedeuten solle, gab er zur Antwort: "Ich kenne dieses Ding auch nicht; sollte es aber existieren, dann gleicht es bestimmt dem Gesicht dieses Mönchs."
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In Tsukushi lebte einst ein hoher Beamter, der viele Jahre hindurch jeden Morgen ein paar Rettiche rösten ließ und sie verzehrte, da er in ihnen vortreffliche Heilmittel für allerlei Krankheiten sah. Eines Tages umzingelten Übeltäter das Amtshaus in einem Augenblick, als niemand darin war, und versuchten es auszurauben. Da tauchten plötzlich zwei Soldaten in dem Hause auf, kämpften, ohne auf ihr Leben zu achten, und schlugen die Eindringlinge sämtlich in die Flucht. Der Beamte war aufs äußerste überrascht, und er fragte sie: "Ich habe euch hier noch nie gesehen, warum habt ihr so tapfer für mich gekämpft? Wer seid ihr denn?" - "Ihr habt uns viele Jahre hindurch mit Euerm Vertrauen geehrt und habt uns jeden Morgen verspeist", antworteten sie. "Wir sind die großen Erdrettiche." Und schon waren sie verschwunden.
Schenkt man tiefes Vertrauen, dann bleibt der Lohn nicht aus.
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Aus: Yoshida Kenkô, Betrachtungen aus der Stille (Frankfurt 1991), übersetzt von Oscar Benl. Der Mönch Kenkô lebte wohl von 1283-1352 und erzählt außerdem eine Geschichte, in der ein Buddha-Gläubiger sich von nichts als Kartoffeln ernährte ... Ob auch regelmäßig verspeiste Tierarten sich zu Schutzpatronen entwickeln können, darüber könnte mal Gui Do ein Buch schreiben ...
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