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Es werden Posts vom Oktober, 2011 angezeigt.

Zen-Mythen:
Schmerzen beim Sitzen

Im Laufe meiner meditativen und Uebersetzungsuebungen stiess ich immer wieder auf die Formulierung "mit den Schmerzen eins werden". Ich halte sie fuer nicht mehr angebracht und will dies erlaeutern. Wenn wir mit etwas eins werden, setzen wir voraus, dass da zwei sind. Auf dem Zenweg legen wir jedoch diese Vorstellung ab. Ist das mit Einswerden gemeint, dann sind wir also quasi Schmerz, dann IST da Schmerz, ohne dass er bewertet wird. Diese Art zu denken ist sicher erstrebenswert. Betrachten wir nun aber den Sinn von Schmerzen. Sie zeigen uns, dass etwas nicht richtig ist, dass wir krank sind, uns falsch ernaehren, aber auch, dass wir falsch sitzen. Die ganz natuerliche Reaktion in letzterem Fall ist eine Veraenderung der Sitzhaltung. Die im Dogenzen praktizierte Haltung ist leider nicht geeignet, besonders schmerzarm zu sein. Darum finden wir auf alten Darstellungen Bodhidharmas auch meist einen krummen Ruecken des Patriarchen, weil sich der beim langen Sitzen automatisch ein

Sexgeruechte um Shaolin-Abt:
Belohnung ausgeschrieben

Das ist mal eine Idee, koennte die Pagode Phat Hue auch mit ihrem scheinheiligen Abt machen ... Aufgrund der zahlreichen Geruechte um den wohlgenaehrten Abt des chinesischen Shaolintempels, Shi Yongxin, (er sei zum Beispiel im Puff erwischt worden und habe ein Kind in Deutschland) hat der Tempel selbst nun eine Belohnung ausgeschrieben fuer alle, die solche Vorwuerfe entweder entkraeften oder belegen (!) koennen. Wie die TAZ schreibt, sind die Chancen gar nicht so uebel, die Geliebte des Abtes heisse naemlich Li :-)     Da zeigt sich mal wieder, in welche rueckstaendigen, dummen und unhaltbaren Wunschvorstellungen von Abstinenz sich der buddhistische Klerus treiben laesst. Statt mit dem Hinweis aus sinnenfreudige Moenche der Chantradition zu kontern oder einfach Bilder von Geliebter/m und Kind zu veroeffentlichen, damit mal etwas Bewegung in die Ordensregeln kommt, erweist sich das Bonzentum als so paepstlich wie der Papst. Unter den Laien sieht es jedoch auch hierzulande nicht viel b

Neues aus Thailand: Gier (II)

Wenn man die ersten Male in suedostasiatische Laender reist, wird man sich als Deutscher daran gewoehnen muessen, uebern Tisch gezogen zu werden. Es dauert eine Weile, bis man die lokalen Preise versteht und weiss, was Einheimische wofuer zahlen. Auch das Feilschen auf dem Markt will gelernt sein. Spricht man dann z.B. ein paar Worte Thai und wurde regelmaessig vor Ort gesehen, wuenscht man sich natuerlich ein gewisses Entgegenkommen. Wie schoen, wenn man mal eine Waescherei gefunden hat, auf die man sich verlassen kann (und die nicht den schoenen Waeschebeutel, das Geschenk eines wichtigen Freundes, gegen einen billigen vertauscht) und ein Lokal, in dem man schmackhaft essen kann, ohne sich den Magen zu verderben.    Angenehm ueberrascht war ich, als ich mit einer Bekannten zum Abendessen an solch einen etablierten Stand am Markt ging. Sie bekam eine Riesenportion gebackenen Reis, ich gebratene Nudeln (Pad Seiju) mit reichlich Brokkoli. Wir wurden beide gut satt. Ich gab Trinkgeld un

Dalai Lama erhoert Asso-Blog

Endlich! Der Dalai Lama will, wie von mir mehrfach in diesem Blog und in einem Brief an ihn gefordert, die (seine) Wiedergeburt abschaffen. Allerdings scheinen hier eher politische Ueberlegungen eine Rolle zu spielen, was noch einmal die unsaegliche Verquickung von (ehemaligem) Amt und religioeser Funktion des DL belegt. Andererseits unterstreicht dies, wie leicht es ist, mit der Wiedergeburt als Bestandteil der buddhistischen Lehre Schluss zu machen. Ich freue mich jedenfalls, dass der DL zur Einsicht gekommen ist.  Nein, so einfach ist es natuerlich nicht. Wie man in dem Artikel der F.A.Z. lesen kann, glaubt der DL noch immer, ""die einzige legitime Verfügungsautorität über den Ort und die Art und Weise einer Wiedergeburt" habe die zu reinkarnierende Person selbst", was zweierlei wesentlichen Lehrinhalten und Erkenntnissen des Zen widerspricht: 1) shunyata, 2) der einzig existenten Gegenwart. Amuesiert hat dieses Possenspiel wohl auch Michael Filzinger, der hi

Neues aus Thailand: Gier (I)

Bevor sich jemand die Frage stellt, was ich hier ueberhaupt mache, wenn ich doch dauernd am Laestern bin - dies ist schliesslich ein Ruepelblog, die schoenen Sachen erzaehl ich ein andermal und wahrscheinlich woanders.    Seit ein paar Jahren gehe ich bevorzugt zu einer bestimmten Masseuse, die ich fuer die beste halte, die ich hier kenne. Die Preise fuer eine Stunde Thaimassage schwanken hier ganz schoen, man kann sie schon fuer 100 Baht haben, in ihrem Laden kostet eine Stunde leider 250 Baht, dafuer dann 2 Stunden 400 Baht (knapp 10 Euro), was recht ueblich ist und weswegen ich meist gleich zwei Stunden buche. Gestern hatte ich um 4 Uhr mittags eine Verabredung mit meinen Khmerfreunden. Da bis 5 Uhr kein Anruf erfolgte, wie zugesagt, wollte ich mir die Zeit mit der Massage vertreiben. Einem Mann wie mir, der einen Grossteil seines Arbeitslebens vor dem Computer verbringt, tut diese Art der nichterotischen Massage wirklich gut. Kaum war es losgegangen, erhielt ich dann doch den Anruf

Neues aus Thailand: Khmer (II)

Und wieder muss ich mich korrigieren. Nachdem ich die Koechin aus dem im letzten Beitrag erwaehnten Hotel einmal beim Ablegen der Speisen ansprechen konnte, bestaetigte sie zwar den dahinter stehenden Geisterglauben, sagte zu meiner Ueberraschung jedoch auch, es sei ihr egal und wuerde niemanden veraergern, wenn ein Passant das vorzuegliche Essen aus der Hotelkueche zu sich naehme. Diese erfreuliche Neuigkeit aenderte jedoch nichts an der Auffassung meiner Khmerfreunde, das gehoere sich nicht. Tatsaechlich hatte die Security des Hotels ein paar Mal beobachtet, wie andere Obdachlose sich das Essen unter den Nagel rissen. Einer der Waechter fuehrte ein kurzes Gespraech ueber Buddhismus mit mir, in dem er einen meiner Lieblingssaetze gebrauchte: "You are Buddha." Worauf ich erwiderte: "And you are Buddha, too." Was uns zum Schmunzeln brachte. Buddha ist fuer ihn wie die Luft zum Atmen.    Ein paar Tage sah ich die kambodschanische Familie nicht. Gestern war ich gerade

Neues aus Thailand: Khmer (I)

Seit langem sind mir die Khmer ans Herz gewachsen, und so habe ich diesmal bewusst Kontakt zu einigen kambodschanischen Bettlern gesucht, die man hier in den Strassen sitzen sieht. Meist sind es die Muetter mit ihren Kindern. Gelegentlich setzt sich ein Kind mit einem Plastikbecher in einiger Entfernung der Mutter hin und bekommt in der Regel mehr Geld als die Erwachsene. Kuerzlich zeigten mir die meist illegalen, d.h. ohne Pass eingereisten Khmer mal, wie sie hier in Thailand so wohnen (ein Pass kostet sie etwa 5.000 Baht, die sie eben in der Regel nicht uebrig haben, im Gegensatz zu vielen kambodschanischen Bauarbeitern, die hier zwischen 180 und 250 Baht (ca. 4,30 bis 6 Euro) am Tag verdienen und oft legal mit Visum im Land sind). Die Fahrt mit dem Songthaeo, dem klassischen Pritschentaxi, dauerte eine Dreiviertelstunde in die drittnaechste Stadt. Dort ging es durch vom Regen aufgeweichte Erde in eine duerftige Absteige, in der es aber immerhin ein Hockklo und eine Duschbrause gab.

Neues aus Thailand:
Buddhistische Tierliebe

Ich bin mal wieder unterwegs und weiss noch nicht, was in den kommenden Wochen aus den Updates hier im Blog wird. Neulich fand ich in einer Art Waldstueck zwei junge Kaetzchen. Weit und breit kein Muttertier zu sehen, die beiden suchten gleich meine Naehe, ich nahm sie mit ins Hotel. Dass haette ich besser bleiben lassen. Die Putzfrau, die ich so lange kenne wie Thailand (seit 17 Jahren) und die sich stets als Katzenfreundin erwiesen hatte, winkte ab. Zwei Weibchen, wie sie gleich feststellte, und keinen Bock auf deren Nachwuchs. Ich versuchte es in zwei Tierheimen, hinter denen offenbar Auslaender stecken. Die haben es mit Hunden. Dann im Rathaus. Man versprach mir auf der Hotline der City Hall, mich zurueckzurufen, sobald man Interessenten fuer die Katzen gefunden hatte. Ich hoerte nichts mehr von dort. Dann wurde mir eine Familie in der Strasse hinterm Hotel empfohlen, die bereits Katzen gehabt hatte und tierlieb sei. Dort brachte ich eine Kiste Katzenfutter, eine Transportbox und S

Japanischer Pop (Fundstück)

Früher riss ich meine Post, die vor allem aus Werbesendungen besteht und überhaupt nicht aus Liebesbriefen, mit meinen Fingern auf. Das sah hässlich aus. Auf der Suche nach einem geeigneten Brieföffner fand ich im Internet-Auktionshaus Ebay ein kleines Samurai-Schwertlein. Inzwischen thront es auf meinem Fernseher. Manchmal vergesse ich freilich, es zu benutzen. Made in China steht darauf und: Stainless Steel. Ich übte, das etwa zwölf Zentimeter lange Schwert blitzschnell aus seiner Scheide zu ziehen und elegant dorthin zurückzustecken. Mit martialischen Schreien und grausamem Gesichtsausdruck stampfte ich – das Schwertlein schwingend – in meinem Zimmer umher und dachte an den toten Toshiro Mifune und den toten Akira Kurosawa. Von ihrem lebenden Landsmann, Tomoyasu Hotei, dem Rocksänger, habe ich mir über CD Japan im Internet eine Platte bestellt. CD Japan ist schlau und schreibt Gift auf die Päckchen, weswegen der Zoll enttäuscht ist, wenn keines sich darin befindet und er mich

Dôgens EIHEI KOROKU (XXII):
Tugend

       (Dôgens Verse sind wichtig, um die immer wieder verdrehte Reihenfolge: 1. Weisheit, 2. Tugend zu verstehen.)                         Als der Zen-Meister Fa-yen einst Zazen bei Meister Kuei-shen übte, fragte dieser: „Alter Mönch, wo gehst du hin?“ – „Ich gehe auf eine Zen-Pilgerreise.“ – „Was ist das?“ – „Weiß ich nicht.“ –„Unwissenheit ist eins mit dem Weg.“ Bei diesen Worten erwachte Fa-yen. Wenn ein Erwachter auf eine Pilgerreise geht, ist er jenseits von Regeln. Wenn es ihm an vollkommener Weisheit fehlt,    wird es ihm auch an Tugend mangeln.

Dôgens EIHEI KOROKU (XXI):
Sünden

       Eines Tages sagte ein Laie zum zweiten Patriarchen Hui-ko: „Ich bin Euer Schüler und sehr krank. Darum möchte ich meine Sünden aus früheren Existenzen bereuen.“ Hui-ko erwiderte: „Bring mir deine Sünden. Ich werde sie für dich bereuen.“ Nach einer Weile meinte der Laie: „Ich kann meine Sünden suchen, aber nicht fassen.“ Hui-ko sagte: „Ich habe sie bereits für dich bereut. Du musst nur den Buddha, den Dharma und die Sangha im Geist behalten.“ Deine zahllosen Sünden sind nicht zu fassen, vielmehr sind sie das Reich wunderbarer Erleuchtung. Wenn dieser Laie plötzlich dieses Reich wiederentdeckt, wird ihm eine kühle Brise erfrischend entgegenwehen.