Direkt zum Hauptbereich

Posts

Es werden Posts vom November, 2015 angezeigt.

Nur ein Mal Sex pro Woche?
Über die Kurzsichtigkeit von Medien und Dhammapada

Einer Studie zufolge soll mehr als ein Mal Sex pro Woche Paare nicht glücklicher machen. Man bat Paare, die Frequenz ihres Sexes zu erhöhen, und kam zum Ergebnis, dass sie mit einem Mal pro Woche am glücklichsten waren. Dann stellte man noch einen Zusammenhang zum finanziellen Status her: Wer nicht viel hatte, also gerade genug zum Leben, dem ging es dennoch gut, wenn er ausreichend Sex bekam.     Wie selbstverständlich verbreiteten Medien (zuletzt auch Werner Bartens als Medizin-Experte bei der SZ) diese Botschaft, die für die meisten sexmüden Paare erleichternd klingen dürfte. Sie passt auch ins allgemein eher sexualkonservative Klima, zumal kaum darauf hingewiesen wurde, dass sehr viele Menschen gar nicht in einer Partnerschaft leben. So wie auch ich momentan und schon seit Längerem nicht. Und ich hatte mir just vor Kurzem so meine eigenen Gedanken zu dem Thema gemacht, da mir seit ein paar Jahren die Möglichkeit offensteht, im Grunde jeden Tag Sex zu haben - und ich diese nicht

Sessue Hayakawa (1889-1973), Schauspieler und Zen-Priester

"Ich bin ein Wanderer, der dem torlosen Tor entgegengeht." Ich las vor einiger Zeit  Der Sohn des Samurai. Das Leben des Sessue Hayakawa.  (Stuttgart 1963), übersetzt von Alastair, antiquarisch noch hier . Im Original heißt das Buch Zen showed me the Way , weshalb es hier von Interesse sein könnte. Hayakawa , ein schöner Mann mit ausdrucksstarken Augen, entstammte einem Samurai-Geschlecht und wurde in den Tugenden des Bushido erzogen. Nach einem misslungenen Harakiri-Versuch aus dem Gefühl der Schande (Ungenügsamkeit) heraus, kam er mit dem Rinzai-Zen in Kontakt. Auch wenn seine Schilderungen davon und die Zitate seines Lehrers nicht sonderlich originell sind und auch nur einen kleinen Raum in dem Buch einnehmen, ist es schon als Zeitzeugnis des Hollywood-Filmes interessant. Denn Hayakawa war Schauspieler, drehte u. a. noch in der Stummfilmära mit Cecil B. DeMille und später mit Humphrey Bogart. Viele kennen ihn aus der "Brücke am Kwai". Im Alt

Philipp Schaeffer (16.11.1894 - 13.05.1943):
Zum Gedenken an den Übersetzer von Nagarjunas Yuktisastika

"Wessen schwankender Geist selbst beim Gedanken an die Leere nicht wankt, der hat jenen schrecklichen Ozean der Existenz überquert, der von den Ungeheuern der klesha aufgewühlt ist." Vor 121 Jahren wurde Philipp Schaeffer in eine Offiziersfamilie aus Königsberg geboren. Er wuchs in St. Petersburg auf, studierte Orientalistik, wurde im 1. Weltkrieg interniert und heiratete eine russische Lehrerin. Seine Promotionsarbeit handelt von Nagarjunas Yuktisastika ( hier  neu übersetzt). Er freundete sich mit Anna Seghers an, forschte am Heidelberger Institut für Buddhismuskunde. Nach seiner Übersiedlung nach Berlin baute er dort eine der bedeutendsten sozialwissenschaftlichen Bibliotheken auf. 1928 trat er in die KPD ein und heiratete die Bildhauerin Ilse Liebig. Sein antifaschistisches Engagement brachte ihn 1935 für fünf Jahre ins Zuchthaus. 1942 verunglückte er schwer beim Versuch, ein jüdisches Ehepaar vor der Selbsttötung zu retten. 1943 wurde er von den Nazis wegen Hochverrat

Wie Dôgen seinen Lehrer Ju-ching verfälschte
(Essay von Heine)

Heute fasse ich zusammen: Stephen Heine: Did Dogen go to China. Japaneses Journal of Religious Studies 30/1-2: 27-59 (2003). Dieser Essay von Heine , Professor für Religionswissenschaft, untersucht u. a. den Wahrheitsgehalt der Behauptung, dass Dôgen zwischen 1223 und 1227 auf seinen Reisen durch China unter der Führung von Meister Ju-ching Erleuchtung erlangte. Es werden dazu verschiedene Dokumente herangezogen, u. a. das Teiho Kenzeiki zue aus der Tokugawa-Ära in der Interpretation von Nara Yasuaki und ein preisgekröntes Buch von He Yansheng über Dôgens Beziehung zu China. Dôgens Zitate und Anspielungen auf Texte der Sung-Zeit dienen als wichtige Basis für die Interpretation chinesischen Chans. Seine Hauptquellen umfassen die Aufzeichnungen Hung-chihs und von Dôgens Lehrer Ju-ching, die er beide als „alte Meister“ (kobutsu) bezeichnet (Ju-ching auch als seinen „früheren Lehrer“,   senshi ), sowie verschiedene Kôan-Sammlungen und „Übertragungen der Lampe“. Dôgen habe si

Warum die erste Regel gegen das Töten
sich nicht auf Insekten bezieht

Gerade las ich wieder, wie selbstverständlich ein User die sila des Nicht-Tötens auf Tiere, in diesem Fall Insekten, anwendet. Dies betrachtet er als ethische Übung. Was aber steht überhaupt in dieser sila? Die erste Sila lautet: Panatipata veramani sikkhapadam samadiyami   Pana verweist z.B. nach Bhikkhu Bodhi offenbar auf jedes Wesen mit Atem und einem Bewusstsein. Eigentlich ist es der "Atem des Lebens". Pflanzen sollen nicht darunter gefasst werden. atipata ist Töten oder Verletzen.  Das erste Problem deutet sich damit schon an: Nach dem aktuellen Stand der Hirnforschung gestehen wir Bewusstsein bestenfalls einigen Säugetieren zu. Insekten nicht. ( https://www.dasgehirn.info/denken/bewus ... wusst-6082 ) Desweiteren findet bei Pflanzen die Photosynthese statt, die wir heute als passive Atmung (Austausch von Gasen) bzw. "Respiration" begreifen können. Zu Buddhas Zeiten gab es dieses Wissen wohl nicht. Demnach müssten wir heute korrek