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Es werden Posts vom März, 2010 angezeigt.

Unterscheidung - Teisho von Kodo Sawaki Roshi

Heutzutage haben alle Zazen-Gruppen oder Meister, die die Lehre vermitteln, bestimmte Zeichen, um ihre Anwesenheit anzuzeigen. Vor langer Zeit wurden in Indien große Banner aufgehängt. Auch heute noch wehen in einigen Regionen Flaggen in verschiedenen Farben als Andenken an die alte Zeit. Im heutigen Sprachgebrauch bedeutet das Aufhängen von Flaggen, um den Dharma aufzuzeigen und die wahre Glaubenslehre zu begründen, seine eigenen Erfahrungen in Bezug auf Satori (das Erwachen) auszudrücken. Diejenigen, die vom Dharma sprechen, ohne ihn tatsächlich erfahren zu haben, sind wie Papageien. Sie zitieren Wörter und Ausdrücke von anderen, genau wie ein Wörterbuch. Dharma lehren bedeutet, seine persönlichen Erfahrungen einzubeziehen. Den ganzen Tag lang benutzen wir Ausdrücke, die absolut keine Bedeutung haben, wie zum Beispiel wenn man sagt: „ Es geht mir gut, danke“, sogar wenn es einem nicht gut geht. Das sind Worte, die rein gar nichts widerspiegeln. Fortschritt? Rückschritt? We

Zen für Führungskräfte: Jesus (sprich: Dschiises)!

Knapp 2 Tage für 1245,- Euro. Irgendjemand dachte, ich interessiere mich dafür, und schickte mir einen Flyer. Würde Ikkyu noch leben, dann könnte er sagen: "Nee, dafür kann ich ja hundert Freudenmädchen beglücken." Schaut Euch also mal dieses Filmchen an. Vielleicht kennt Ihr den "Meister" bereits aus'm Fernsehen. Schon Reinhard Mey wusste: Über den Wolken, muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Aber nur der Hinnnerk weiß, wie man so Zazen machen muss, dass einem der Daumen nicht abfriert.

Die Schule der Feindlosigkeit (XI): Mushin - Nicht-Geist

"Die friedlichen Mittel sind wie auf dem Wasser treibendes Holz: Wenn es Wasser gibt, treibt auch Holz darauf; wenn es kein Wasser gibt, dann auch kein darauf treibendes Holz. Das Holz taucht von selbst auf. Einfach nur dem Wasser zu folgen ist der Nicht-Geist (mushin). Auftauchen, Treiben und Versinken entsprechen der Zeit. Der Feind ist wie Wasser, man selbst ist wie das Holz, das darauf treibt. Wenn man die Selbstlosigkeit erlangt hat, kann man dem Feind entsprechen; der Herz-Geist ist gleichsam göttlich und es gibt nichts, was nicht besiegt werden würde." [ Quelle: Dr. Julian Braun (mit freundlicher Genehmigung): Texte aus der 'Schule der anhaltenden Feindlosigkeit' (Heijô muteki-ryû). Ein Beitrag zum 'gemeinsamen Weg von Schwert und Pinsel' der Samurai im Japan der Tokugawa-Zeit. ]

Wie man einen Kult schafft: Maharishi Mahesh Yogi und TM

Gestern konnte ich eine Preview von David Sievekings Doku "David Wants to Fly" sehen. Sehr gut für alle, die sich bewusst machen wollen, wie ein Kult/eine Sekte entsteht und funktioniert, woran man ihre Anhänger erkennt und worum es tatsächlich geht (dass ein paar wenige oder ein Einzelner damit reich werden und - oft heimlich - Sex haben können). Als Filmliebhaber war es für mich besonders erheiternd, wenn David Lynch, der von der Kritik so gern gefeierte Regisseur von Werken wie Blue Velvet und Twin Peaks, sich als  verblendeter Anhänger der Transzendentalen Meditation und ihres Begründers Maharishi Mahesh Yogi offenbarte. Auch Paul McCartney und Ringo Starr von den Beatles hielten große Stücke auf den Sektengründer, der wohl bei seinem Tod (2008) Milliardär war.  Weit über 2.000 Euro kostet ein Grundkurs bei den TM-lern, für eine Million könne man sich den "Maharaja"-Titel kaufen.  Sieveking, der junge Filmemacher, der ganz nebenbei noch selbstironisch vom En

Die Schule der Feindlosigkeit (X): Shinmyô + Hontai - Wunderbarer Geist und fundamentaler Körper

"Die Kunst der kriegerischen Mittel ist also die Friedfertigkeit. Daher habe ich in meiner Kunst die Friedfertigkeit zur Norm gemacht; durch ihre Anwendung versteht man die Wirklichkeit der Feindlosigkeit. Was auch passieren mag, die Friedfertigkeit ist der fundamentale Körper (hontai) noch vor der Trennung von Himmel und Erde. Daher sind die Eine Energie und der Eine Atem, wenn Yin und Yang, Ruhe und Bewegung, Schnelligkeit und Langsamkeit, Schwere und Leichtheit, richtig und falsch, Anfang und Ende, ehrwürdig und gemein, hoch und tief einander noch nicht hervorgebracht haben, die Unerschöpflichkeit  und Unbegrenztheit des wunderbaren Geistes (shinmyô). In ihrer Durchdringung gibt es weder Innen noch Außen, und daher auch keine äußeren Dinge. Was die Festlegung von Feinden anbetrifft, habe ich meinen Einen Weg darum den 'Stil der Feindlosigkeit' (muteki-ryû) genannt. Aber wenn man zum verborgensten Prinzip der Feindlosigkeit gelangen möchte, dann muss man zuerst die Sel

Canisius und Phat Hue: Sex und Missbrauch in Kirche und Buddhismus (Teil 8)

Ein "Kollege" schrieb eine email an diverse Kontaktadressen der Frankfurter Pagode Phat Hue und wollte wissen, wie man da zu den Vorwürfen sexuellen Fehlverhaltens stünde. Zunächst gab es zwei offizielle Stellungnahmen - und dann kam der Hammer, ich habe ihn fett ans Ende dieses Beitrages gesetzt. Die Antwort der Stelle für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (Frau Keinz): "Vor allem im Rahmen der Vorbereitungen des Besuchs S.H. des Dalai Lama in Frankfurt, waren die Initiatoren, insbesondere unser Abt Thay Thich Thien Son* zahlreichen Projektionen in der Öffentlichkeit ausgesetzt, die sowohl positive wie negative Begleiterscheinungen hatten. Wie Ihnen sicher bekannt ist, wurden im Rahmen eines Gerichtsverfahrens die Anschuldigungen an Zen-Meister Thich Thien Son überprüft und seine Unschuld nachgewiesen. Doch die Anschuldigungen dauern in den öffentlichen Foren an und haben viele Diskussionen und Projektionen aufgebracht. Deshalb ist es wichtig, der Frage nachzugeh

Die Schule der Feindlosigkeit (IX): Munen Muso - Weder Geist noch Denken

"Berge und Flüsse, Himmel und Erde durchqueren, ohne einen Schritt zu machen, schnell und durchdringend, die vier Meere fest in den Händen haltend, weder greifen noch loslassen, die Augen öffnen sich von selbst und man schaut alles doppelt klar.    Man hört wohl, dass die friedlichen Mittel weder Geist noch Denken (munen-muso) sind, sondern nur der Wind in der großen Leere.    Selbstlosigkeit bedeutet Feindlosigkeit; aber wenn man zu siegen begehrt, werden unweigerlich Kämpfe entstehen."  [ Quelle: Dr. Julian Braun (mit freundlicher Genehmigung): Texte aus der 'Schule der anhaltenden Feindlosigkeit' (Heijô muteki-ryû). Ein Beitrag zum 'gemeinsamen Weg von Schwert und Pinsel' der Samurai im Japan der Tokugawa-Zeit. ]

Der Omega-Punkt

"Das wahre Leben lässt sich nicht auf gesprochene oder geschriebene Worte reduzieren, von niemandem, niemals. Das wahre Leben findet statt, wenn wir allein sind, denken, fühlen, verloren in Erinnerungen, träumerisch unserer selbst bewusst, in submikroskopischen Momenten. (...)    Er sagte, das tun wir die ganze Zeit, wir alle, im Strom von Gedanken und trüben Bildern werden wir zu uns selbst und fragen uns träge, wann wir sterben müssen. So leben und denken wir, ob wir es wissen oder nicht. Derlei ungeordnete Gedanken haben wir, wenn wir aus dem Zugfenster blicken, kleine matte Kleckse meditativer Panik." [aus: Don DeLillo: Der Omega-Punkt (Kiepenheuer & Witsch 2010)].

Wie man Revolution macht, statt auf seinen Hämorrhoiden zu vergammeln

Ich kann nun leider nur noch auf die Wiederholung am 22. März um 3 Uhr nachts hinweisen - da könnt Ihr El Pepe (José Mujica) in einem Film von 1997 auf ARTE sehen, wie er mit anderen ehemaligen Tupamaros von seinem Widerstand gegen die Diktatur Uruguays erzählt. Zunächst gewaltfrei, knipsten diese Stadtguerillas später gezielt Folterer aus (Uruguay soll das Land mit der höchsten "Dichte" an Gefolterten - knapp 2 % der Bevölkerung - gewesen sein). El Pepe und andere einst Inhaftierte und Malträtierte erzählen freimütig und mit teils eigenartigem Humor, wie sie Massenausbrüche organisierten und es damit ins Guiness-Buch der Rekorde schafften, Hinrichtungen beschlossen und zeitweise den Rückhalt in der Bevölkerung verloren, bis sie 1985 - nach dem Ende der dortigen Diktatur - eine Partei gründeten. El Pepe zog auf seinem Moped ("Wieso soll man einen Motor mit 1500 ccm fahren, wenn einen auch 80 ccm ans Ziel bringen?") und krawattenlos ins Parlament ein. Seit 1.

Rimpoche Tulku Lama: Der tibetische Buddhismus und seine Lehrer

Heute leiste ich einfach mal Abbitte. Als einer, der tibetische Namen nicht nur nicht aussprechen, sondern nicht mal behalten kann. Ohne damit Zustimmung oder Abneigung auszudrücken, gebe ich die Links wieder, die mir freundlicherweise White Tara zur Verfügung stellte, damit ich den Überblick über den tibetischen Buddhismus nicht verliere. Wer mag, kann in der Kommentarfunktion  noch welche ergänzen. Besonders würde mich mal eine übersichtliche Baumstruktur interessieren, ähnlich den Übertragungsdokumenten im Zen, damit ich gerade aktuelle Lehrer etwas einfacher zuordnen kann. "....Baumstruktur habe ich nicht gefunden, hier zwei Seiten mit guten Zusammenfassungen und Lehrern http://www.thangkatushita.com/Four.traditions.htm http://www.tibet.de/tib/tibu/2001/tibu57/57traditionen.html ...hier zu jeder Linie eine Übersicht mit den dazu gehörigen Lehrern..... http://www.kagyu.org/kagyulineage/lineage/index.php http://zozilla.de/sakya/cms/index.php?lang=de&menuid=15&us

Canisius und Phat Hue: Sex und Missbrauch in Kirche und Buddhismus (Teil 7)

In meinem Verlag wollte ich ursprünglich einen Themenschwerpunkt "Sexualität" ausbauen. Einige Buddhisten hat dies schon früh befremdet. Im Auge hatte ich vor allem den Reprint einiger Werke des von mir verehrten Sexualwissenschaftlers und Ethnologen Ernst Bornemann. Das scheiterte an diversen Dingen. Nichtsdestoweniger helfen mir seine Kenntnisse noch immer, die gegenwärtige Diskussion insbesondere um den Missbrauch in der katholischen Kirche einzuordnen. Zunächst muss man wissen, dass zwischen Pädophilie und ausgelebter Pädosexualität ein Unterschied besteht und die Fachwelt teils sogar fordert, die Pädophilie nicht mehr als "Störung der Sexualpräferenz (Paraphilie)" einzustufen, weil sie nicht an sich einen "Krankheitswert" hätte, sondern dieser von der Gesellschaft ausgelöst würde. Dann sollte man Metastudien wie die von Rind und Kollegen kennen, die ein überraschend anderes Bild von der Schädlichkeit solcher Taten, die als "Kindesmissbrauch&quo

Lieber Papst! Selbst deine Kirche ist noch besser als die DBU!

Heute bin ich auf die Seiten der DBU (Deutschen Buddhistischen Union) zurückgekehrt, um eine Liste ihrer Vorsitzenden zu finden. Doch dazu später mehr. Stattdessen stieß ich auf eine Buchempfehlung für Lehrende des Buddhismus. Einfach furchtbar. Federführend ist diesmal Doris Wolter, laut dem Magazin Visionen "langjährige Schülerin von Dzongsar Jamyang Khyentse, Lektorin und Lehrerin für Deutsch und Kunst. Sie war 16 Jahre Geschäftsführerin des Rigpa e.V., außerdem Rätin der Deutschen Buddhistischen Union und freie Journalistin."[Fehler gelöscht, Rigpa mit Rigdzin verwechselt, Dank an C.] Das betreffende Buch heißt "Buddhismus. Ein Grundlagenwerk für Lehrende, Lernende und alle Interessierten" und stammt von Dominique Side . Wolter schrieb ein Vorwort und  ist offensichtlich die Verlegerin der deutschen Übersetzung. Kapitel 4 über "Karma und die Ursachen des Leidens" kann man online lesen. Hieraus nun die Perlen: - "Es ist ganz natürlich, dass

Die Freundschaft zwischen Sawaki und Katô Rôshi

Arthur Braverman machte im Antaiji, dem Tempel Kôdô Sawakis , Zazen . 2010 hat er den biografischen Roman Dharma Brothers (mit Kindle Unlimited kostenlos!) über die Freundschaft Sawaki Rôshis zum Rinzai-Meister Kôzan Katô Rôshi verfasst. Im Folgenden ein Ausschnitt aus dem Roman, übersetzt von Susanne König. Katô verbirgt sich hier hinter dem Ich-Erzähler Sanjiro/Tokujoo. Foto: Daihorinkaku. Heute, am 08.08.2019, habe ich die verstreuten Textauszüge im Blog entfernt, da es nun eine kostenlos downloadbare, zusammenhängende Fassung gibt:   Die Freundschaft zwischen   Kôdô Sawaki und Kôzan Katô  

Bassui - und warum wir keine Soldaten nach Afghanistan schicken müssen

Heute vor 623 Jahren, also im Jahre 1387, verstarb Zen-Meister Bassui Tokushô. Er sagte einst: "Diese Menschen fürchten Leben und Tod. Sie sind freilich krank in ihrem Geist. Es handelt sich um eine Krankheit, die auftaucht, wenn man den Weg sucht, ohne die rechten Ansichten entwickelt zu haben. So schlecht, wie sie sind, vergleichen sie sich jedoch nicht mit denen, die keine Angst vor Leben und Tod haben und nicht den Weg suchen.    Dann gibt es noch die Rebellen. Sie nennen sich befreit und werfen die drei Arten von Roben und ihre Bettelschalen weg. Sie tragen also keine Roben, sondern höfische Hüte und die Haut von Hunden, Katzen, Kaninchen und Hirschen. (...) Sie wandern durch diese Welt, indem sie Laien und Frauen täuschen. Wenn sie jemand deswegen ermahnte, würden sie auf die hauslosen Weisen wie Hotei, Kanzan und Jittoku verweisen oder auf andere wie Chotô und Kensu und behaupten, sie seien wie diese Mönche - während sie nie auch nur ein wenig von ihren irrigen Wegen ab

Geheimrezepte aus der Heilküche der Shaolin

Vor etwa einem Jahr übersetzte mir eine chinesische Bekannte ein paar Texte aus der Shaolin-Tradition. Wie viele traditionsreiche Orden hat auch die Shaolin-Gemeinschaft ihre eigene Gesundheitslehre entwickelt, die natürlich besonders Erkankungen und Verletzungen berücksichtigte, welche durch das Körpertraining zustande kamen. Ein paar der seltsamsten Rezepte habe ich hier zusammengestellt. Sie beweisen nicht zuletzt, dass man in der Chan-(und Amitabha-)Tradition schon immer einen recht pragmatischen Umgang mit Tieren hatte, gerade wenn es um deren medizinische Verwendung ging (aus deren Anlass der Buddha ja Kranken sogar den Fleischgenuss gestattete). I. Entgiften  Zutaten : Kroton (Wunderstrauch), die Haut von lebendigen Kröten, Schnecken, Dung Beetle (Mistkäfer), Borneol, Moschus. Herstellung : Alles zusammen mischen und zu Pulver machen. Das Pulver auf die Wunde verreiben. Am Ende noch mit der Haut von lebendigen Kröten die Wunde bedecken. II. Gegen Geschwüre

Vote for Governor Moonbeam!

Wikipedia über Jerry Brown: "Seit Ende der 1960er Jahre ist er politisch aktiv. Er schloss sich der Bewegung gegen den Vietnamkrieg an. 1970 wurde er Staatssekretär (Secretary of State) in der kalifornischen Regierung. In dieser Eigenschaft reichte er Klagen gegen die großen Konzerne wegen illegaler Wahlkampfspenden vor dem Obersten Gerichtshof Kaliforniens ein und vertrat dort persönlich die Anklage. Damit wurde Brown einer breiten Öffentlichkeit bekannt.    Brown wurde Ende 1974 als Nachfolger von Ronald Reagan zum Gouverneur von Kalifornien gewählt. Als bekennender Gegner des Vietnam-Krieges hatte er eine breite Unterstützung der jungen Liberalen, die zu dieser Zeit die politische Szene dominierten. Er verzichtete darauf in der Gouverneursvilla zu wohnen, die 1983 verkauft wurde, und bevorzugte ein bescheideneres Apartment. Anstelle eines teuren Dienstwagens ließ er sich mit einem Plymouth aus der Fahrbereitschaft chauffieren. Er kümmerte sich um Energieeinsparungen und init

Gut und Böse -
Teisho von Kodo Sawaki Roshi

Die menschliche Rasse hebt sich durch ihre Intelligenz und ihre handwerklichen Fähigkeiten hervor, mit der sie alle Arten von Maschinen herstellen kann. Sie mögen es auch, einander zu bekriegen, und sie verwenden ihre Sprache mit Geschick. Um es einfach auszudrücken, die Menschen sind mit vielen Talenten ausgestattet. Unglücklicherweise scheint es, als ob viele diese Fähigkeiten nicht zu nutzen wissen. Ein Sprichwort sagt: „Nutze deine Talente in vollem Umfang.“ Ich würde sogar sagen, dass es notwendig ist, unsere Talente bestmöglich einzusetzen. Ein Betrüger setzt seine Talente schlecht ein, ebenso der Kredithai und auch der Mann mit seinen drei Ferienhäusern und vielen Mätressen! Jeder einzelne von uns ist auf seine Art ein Beispiel für schlecht eingesetzte Fähigkeiten. Wenn ich mit mir selbst anfange und einen genauen Blick auf mich richte, dann sehe ich, dass auch ich mittelmäßig bin. Diejenigen, deren Weg ohne Verfehlungen ist, sind extrem selten. Wenn man das Beste aus seinen Fä

Die Schule der Feindlosigkeit (VIII):
Kago - die Kräfte der Götter

"Der wesentliche Gedanke der Friedlichkeit ist der, dass mich die Dinge nicht isolieren [wörtlich: 'das Bewusstsein spalten']. Durch Friedlichkeit erlangt man die Kräfte (kago)* der strahlenden Götter des Himmels und der Erde; man wird eins mit ihrer Wirkkraft und erfüllt die große Leere. So wird man, ohne danach zu trachten, von selbst den Sieg erlangen. Es ist wie mit dem Echo in einem Tal. Folgt man der Friedlichkeit, wird man Eine Kraft mit Himmel und Erde bilden; man kennt bei sich selbst weder Innen noch Außen, Gestalt und Energie sind nicht voneinander getrennt und man benutzt keine mindere Wirkkraft mehr. Die grundlegende Wirkkraft von Himmel und Erde ist wie die grundlegende Wirkkraft des Wachsens großer Bäume. Man selbst und andere erscheinen in Energie und Gestalt. Die Verzweigungen dieser Energie sind dennoch dieselbe Energie wie bei mir selbst. Der Baum verteilt seine Energie von Anfang bis Ende, von den Wurzeln bis in die Blätterspitzen. Wenn daher die Wurzel

Wem Thich Nhat Hanhs Ländereien (Plum Village) tatsächlich gehören (Dokumente)

Zur Einleitung und Erinnerung mein Leserbrief an die WamS vom 19.11. letzten Jahres: "Leider wird auch in Ihrem Artikel zur Eröffnung eines buddhistischen Seminarzentrums in Waldbröl (12.10., von Till-R. Stoldt) Thich Nhat Hanh unkritisch als "Zen-Meister" tituliert. Doch der Zen-Buddhimus hat eine andere Tradition. Zur Geschichte des Buddhismus in Vietnam siehe: Nguyen - Zen in Medieval Vietnam (University of Hawaii Press 1997). Darin heißt es: "There is no reliable evidence for the traditional belief that there were cohesive lineages established and uniform sets of doctrines transmitted. Present-day Vietnamese Buddhism still claims an affiliation to Linji Zen, but in reality, it practices a kind of easygoing, emotionally reassuring, composite Buddhism that scarcely reflects the uncompromising abstractness and iconoclasm associated with the Linji spirit." (S. 50f.) Weitere Hinweise darauf, dass Thich Nhat Hanh kein "Zen-Meister"

Kriegerische Tüchtigkeit ist Gerechtigkeit

Nakae Tôju (1608-1648) ist ein hier weithin unbekannter Samurai, den ich  dank der Übersetzungen von Dr. Julian Braun kennenlernen durfte, aus denen ich hier ja schon einige Male zitierte. Damit sei zugleich auf den ARTE-Schwerpunkt im Monat März hingewiesen: "Im Reich der Samurai" . Nakae Tôju definierte "kriegerische Tüchtigkeit" als "die Pflicht, diejenigen niederzuschlagen, die Achtung und Wahrhaftigkeit verhindern". Darum sei kriegerische Tüchtigkeit "nur ein anderer Name für Gerechtigkeit" und bedeute letztlich "das Beenden von Gewalt" (!). Mit diesen Sätzen hat er, wie der Autor des Hagakure (ein Zen-Mönch), den Bogen von Kriegs- und Kampfkunst zu verantwortungsvoller Ethik gespannt. Sein Fazit dürfen sich alle Buddhisten hinter die Ohren schreiben, die nicht nur die Weisheit (prajna) unterschätzen, sondern gar nicht wissen, dass daraus Aktivität und nicht Passivität folgt: "Weisheit ohne kriegerische Tüchtigkeit ist keine

Eine schöne Übung: Das Gewinnlos aufessen

Heute stolperte ich über folgende amüsante Nachricht : Ryanair spielt auf seinen Flügen per Rubbellos Gewinne aus. Ein Mann gewinnt 10.000 Euro, will sie sofort ausgezahlt haben, und weil das nicht geht, isst er aus Wut sein Los auf! Grandios! Daran lässt sich nämlich zeigen, welches Potential die buddhistische Lehre hat, wenn man sie nicht auf die herkömmliche Weise versteht. Fall 1: Flieger A (wir wissen ja aus der Zwiebelfisch- Kolumne im Spiegel, dass der "Flieger" nur der Mensch und nicht das Flugzeug ist) ist Theravada-Buddhist. Er gewinnt beim Rubbeln (erlaubt, weil er nicht ordiniert ist) 10.000 Euro. In Gleichmut landet er, löst den Gewinn auf die vorgeschriebene Weise ein und lebt sein Leben weiter, als wäre nichts Besonderes gewesen. Fall 2: Flieger B ist Choleriker. Ihm kann nichts schnell genug gehen. Da das Flugzeug auch abstürzen könnte, er mit den 10.000 Euro bei Sofortauszahlung aber vielleicht noch alle zwei Stewardessen (und den Steward) rumkriegen könn

Canisius und Phat Hue: Sex und Missbrauch in Kirche und Buddhismus (Teil 6)

Offener Brief an den Mönch Bhante Punnaratana Geehrter Mönch Bhante Punnaratana, viele von uns fragen sich, warum Sie noch in der Pagode Phat Hue tätig sind. Als der Novize Hue Phap (später Ghampierapanyo) sich Ihnen wegen der von ihm auch in Internetforen geschilderten Übergriffe des Abtes Thich Thien Son anvertraute - warum geschah da nichts? Trotz dieser Enttäuschung und  einer  "Ansage" nach dem Verlassen der Pagode (von der Sie sicher nichts wussten), er würde nirgends mehr eine Robe anziehen können, flog der Novize ausgerechnet in Ihr Heimatland nach Sri Lanka, um dort in einer Einsiedelei auf einem Inselchen, auf dem schon einige bekannte deutsche Buddhisten weilten, den Buddha-Weg zu gehen und zu studieren. Heute wissen wir, auch dank Ihrem Landsmann Bhante Seelavansa Maha Thero, von der Sanghadisesa - der buddhistische Orden hat also den Übergriff "erkannt". Welche Konsequenzen ziehen Sie selbst daraus? Ich möchte Ihnen eine Hilfe geben, für den Fall