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Es werden Posts vom Dezember, 2016 angezeigt.

Die Zen-Peitsche

„Ihr wollt Chan auf praktische Weise erkunden? Dann müsst ihr loslassen.“* Heute morgen beschloss ich, zu sitzen und mich dabei aufzunehmen, auch wenn meine chronischen Erkrankungen (Asthma und Reflux z.B.) meist keine Stille in der Frühe ermöglichen - die Verschleimung ist einfach zu groß ... Damit habe ich auch ein altes Versprechen eingelöst, dass ich mal in einem Forum gab (es ging darum, dass ich ohne Kissen im vollen Lotus ausdauernd sitzen kann). Ich bevorzuge eigentlich, vielleicht wegen meiner leichten Skoliose, eine andere Handhaltung als im japanischen Zen, und - wie man nach knapp einer halben Stunde sieht, abwechselnd eine "offene" mit nach vorn weisenden Händen (die Sitzung bricht mangels Smartphone-Leistung nach 32 Minuten ab und das Video ist zu groß für diesen Blog, weshalb ich nur diesen Link auf eine eigens dafür eingerichtete Facebook-Seite geben kann), habe mich aber der Einfachheit halber mal "angepasst".   (Es gibt nichts Langweiligeres a

Saikontan (100 kg)

Ich musste in den letzten Wochen einen Stalker abwehren. Oder vielmehr in meine Vergangenheit verstricken, und meine Gegenwart (menschliche Kontakte) neu bewerten und ein paar Bindungen kappen. Traurig, aber auch erfrischend und befreiend. Zu viele Leute wurden mir zu aufdringlich. Darum heute nur ein bisschen Eigenwerbung, die letzten beiden starken Clips aus Japan, die ich gesehen habe, und ebenfalls - wenn auch verspätete - Weihnachtsgrüße an alle Leser, besonders an die Treuen, die immer wieder Kommentare hinterließen ("Anonym", Benkei - nun weißt Du auch, warum ich es nicht geschafft habe ... - und Funktor). Für das bereits vor Monaten in einem Kommentar angekündigte Ende dieses Blogs zum Jahresausklang will ich mir freilich noch was Besseres ausdenken. Meine letzte, gerade veröffentlichte Übersetzung bietet Auszüge aus dem Caigentan (Saikontan) von Hong Zicheng (auch Hung Ying-ming, 1572-1620), der ein chinesischer Philosoph war und in den vorliegenden poetischen

Daitô und Schlüsselwörter für Kôan

Auch Daitô Kokushi (1282-1337) hatte ich hier schon mal zitiert . Er hat einige meiner Zen-Lieblinge beeinflusst. Sein Credo: "Wenn du den plötzlichen Durchbruch erlangst und noch einen Schritt darüber hinaus machst, wirst du erleben, dass alles um dich herum und alles, was du tust - ob du aktiv bist oder ruhst -, zur Kulisse für den ursprünglichen Geist wird. Es wird kein Haarbreit Unterschied zwischen dir und anderen Dingen sein - ja, es wird keine anderen Dinge geben." Auf Daitô gehen zahlreiche Anmerkungen zu Zenwerken zurück, und etliche sind uns in Form von "Schlüsselworten" (engl. capping phrases ) überliefert, die das Verständnis eines Kôan unterstreichen. Im Biyän Lu (Hekiganroku) tauchen bereits fünf Arten dieser Schlüsselwörter auf: 1) Cho-yü (jakugo): angefügte Worte; bezeichneten zunächst die Kommentare von Hsüeh-tou. Jakugo steht heute allgemein für die Schlüsselworte im japanischen Zen, jaku wird zuweilen äquivalent zu chaku gebraucht: er

Natsume Sôseki (1867-1916) zum hundertsten Todestag: DAS TOR

Von Natsume Sôseki habe ich u. a. schon  Hinter der Glastür  und  Haiku   publiziert.  Im hundertsten Jahr nach seinem Tode las ich einige Werke, die ich noch nicht kannte. Im Folgenden ein paar seiner interessanten Erkenntnisse. "Ein träger Mensch ist jemand, der unfähig zu einer eigenen Antwort auf die Frage ist, wie wir leben sollten, und der den anderen kein Bewusstsein für die Existenz vermitteln kann." "Wenn wir Worte erzeugen, die nicht in unserer Persönlichkeit verwurzelt sind, als würden wir über eine glatte Oberfläche gleiten, und wenn wir die Worte nur verbinden, um Sätze zu bilden, dann sind wir bloß träge Menschen." "Wir müssen unsere eigene Interpretation des Lebensweges finden und so viel Vertrauen darin haben, dass wir die folgenden Behauptungen aufstellen können: 'Was auch immer die Leute sagen, ich werde nicht einen Zentimeter nachgeben, da mein Ideal höher als ihres ist, und ich werde von keiner Reaktion überrascht sein. Seid a