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Es werden Posts vom Dezember, 2015 angezeigt.

Samadhi im frühen Chan
(Essay von Bernard Faure)

Ich fasse zusammen den Essay „The Concept of One-Practice Samadhi in Early Ch’an“ von Bernard Faure (aus: Studies in East Asian Buddhism 4 , Honolulu 1986, S. 99-128). Wer sich für Feinheiten interessiert, kann wahrscheinlich auch Englisch und findet das Original über die Google-Suche. Ich habe das letzte Kapitel (III. „Über den Hintergrund der Sekten …“ zur Nord- und Südschule im achten Jhd. etc.) vernachlässigt. Als Motivation für die Vorstellung gerade dieses Essays könnte dieser Satz stehen: “ This ambiguity is most clearly evident in the Leng-ch'ieh shih-tzu chi and its use of the one-practice samadhi—understood sometimes as one simple practice, but more often, or more fundamentally, as the one absolute or "sudden" practice, that is, no practice whatsoever, or pure spontaneity.” „Diese Zweideutigkeit ist am offensichtlichsten im Leng-ch’ieh shih-tzu chi [Anm.: einem Werk, in dem Gunabadhra als der erste Chan-Patriarch gilt, nicht Bodhidharma] und se

Dôgen lehrte kein Shikantaza ...
und kritisierte heftig andere Lehrer

Shikantaza Hier wurde wiederholt darauf hingewiesen, dass man Dôgen Zenji auch anders verstehen kann, ja verstehen sollte, als es die Sôtô-Schule gemeinhin tut und viele von ihren Mitgliedern in Deutschland. Im neuen Buch von Steven Heine ( Dogen and Soto Zen, Oxford 2015 ) findet sich der Aufsatz "Dogen’s Use of Rujing’s ‘Just Sit’ (shikan taza) and Other Koans” von T. Griffith Foulk, den der Herausgeber folgendermaßen zusammenfasst: "Eine zentrale These dieses Kapitels ist, dass Dogen tatsächlich nicht die Art von Zazen lehrte (oder sich auch nur ausdachte), die ihm von modernen Soto-Gelehrten und Zen-Lehrern gemeinhin als Shikantaza zugewiesen wird. Foulk analysiert im Detail, dass Dogens Anweisungen fürs Zazen diesen Ausdruck nicht verwenden und auch keine Methode empfehlen, die sich mit dem deckt, was heutige Forscher über Nur-Sitzen sagen." Foulk zeigt vielmehr auf, dass Dôgen "Nur-Sitzen" als Kôan verstand . Dôgen habe Sitzen auf mehr

Wie Dôgens Zen sich von Hui-nengs unterscheidet
(Auszüge von Carl Bielefeldt)

Carl Bielefeldt ist ein Dôgen-Experte, der einige der Ansichten vertritt, die ich hier schon äußerte. Zum Beispiel die, dass Dôgen ein "politcal manqué" gewesen sei, ein "verhinderter Politiker" (eigentlich ist manqué ja jemand, der eine bestimmte Erwartung oder Ambition nicht erfüllt). Er sagt das im Band "Dogen Studies" von William LaFleur (S. 41). In seinem Buch "Dogen's Manual of Zen Meditation" (Berkeley, London 1988) schreibt Bielefeldt über Hui-neng und die drei attributlosen Schulungen ("three attributeless disciplines", wu hsiang san hsüeh ): Der Unterschied, sagt Huineng, zwischen seiner eigenen Lehre von der spontanen Erleuchtung und der des graduellen Erwachens seines Rivalen aus der Nördlichen Schule, Shen-hsiu, sei der, dass Letzterer noch dem konventionellen Verständnis anhafte und Ethik, Meditation und Weisheit als etwas präsentiere, dass in die Praxis umzusetzen sei. Hui-neng sagt

Der koreanische Mönch Musang (680-756)

Die Geschichte, wie man im 8. Jhd. den Kopf des mumifizierten sechsten Patriarchen Hui-neng nach Korea (Silla) schaffen wollte, unterstreicht, dass dieses Land einen gebührenden Platz in der Überlieferung des Chan (Zen) einzunehmen gedachte. Musang (Wu-hsiang oder "Meister Kim", wörtlich: "formlos") war in einer Zeit in der chinesischen Provinz Szechuan und ihrer damaligen Hauptstadt Ch'eng-tu aktiv, in der die Buddhisten der ostasiatischen Länder sich zwar im Dialog befanden und gegenseitig willkommen hießen, aber durch politische Interessen und Spannungen zunehmend vereinnahmt wurden. Musang soll der dritte Sohn eines Silla-Königs gewesen sein und 728 durch den dortigen Regenten Hsüan-tsung in Chang-an empfangen worden sein. Er begab sich dann nach Szechuan, wo er auf Ch'u-chi (T'ang ho-shang, 669-736) stieß, der die Robe Hui-nengs durch eine Herrscherin empfangen hatte und ihm die Dharma-Übertragung verlieh (wobei Musang sich vorher noch einen Finger

Wie Dôgen zum Vinaya stand (und ein Schmankerl zu Buddhas Vielweiberei und Konkubinen)

D o gens nach dem Vinaya ordinierter Meiste r Ju-ching, der zudem den Satz der 48 B odhisattva-Gelübde pflegte, dürfte kaum einem Mann wie D o gen das Dharma-Erbe übertragen h aben, wenn dieser nicht in China seine Ordination im Vinaya nachgeholt hätte. Tatsächlich hat auch schon Eisai, den D o gen ja ausdrücklich lobt und unter dessen Schüler Myozen er studierte, den Vinaya vollumfänglich eingefordert. Dogen hat sich also nicht nur von Ju-ching, sondern auch vom Tendai-Buddhismus und Eisai gleich mehrfach distanziert: 1) Dogen lehrte Ejo, die wesentliche Lehre ( shû , chin. tsung) des Zen sei die Sitzmeditation. Er sagte sogar, es sei falsch, das Wesentliche des Zen einzig im Befolgen der Regeln zu suchen. Dogen gab an, frühere Schüler Eisais in ihrem wörtlichen Verständnis der Gebote korrigiert zu haben. 2) Dogen betonte wiederholt, dass alle drei Aspekte der buddhistischen Lehre (Gebote/Regeln, Meditation, Weisheit) gleichzeitig im Akt der Zenmeditation verwirkli