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Es werden Posts vom März, 2018 angezeigt.

II. Erwachen ohne Meister

„Zunächst erwachst du zu der leeren Welt, doch im letzten Stadium des Erwachens findest du dich in dieser Welt, dieser Zeit, mit diesem Namen, in dieser Familie wieder. Eine solche Art von Erleuchtung zu erfahren, ist sehr schwierig.“ (Sokei-an)* Im siebzehnten Jahrhundert gab es in Japan nicht wenige Zen-Anhänger, die daran glaubten, die authentische Überlieferung sei in den Jahrhunderten zuvor verloren gegangen. Als Gegenbewegung entstand so etwas wie das „Tokugawa Zen“ in der gleichnamigen (auch Edo-Zeit genannten) Periode von 1603-1868. Eines seiner Kennzeichen waren Mönche, die unabhängig von Lehrern ihre Erleuchtung erfuhren, was mushi dokugo genannt wird. Sie hielten andere nicht für in der Lage, sie zum Erwachen zu führen oder dieses zu bestätigen. So wurden sie zu Selbst-Erleuchteten oder Selbst-Zertifizierten (jigo jisho). Die bekanntesten unter ihnen sind Ungo Kiyo (1582-1659), Daigu Sochiku (1584-1669), Isshi Monju (1607-1645) und Bankei Eitaku (1622-1693) aus der R

I. Das Überwinden des Palikanon und der geschickten Mittel

[Ausblick: Ich habe vor, jeweils zu Beginn und Mitte der folgenden Monate neue Beiträge einzustellen (also etwa 20 Texte bis Jahresende 2018), die von meinen Erkenntnissen und/oder akademischen Arbeiten handeln.] In der heutigen Darstellung des Zen finden sich häufig zwei Probleme. Zum einen wird eine Herleitung des Zen über den Palikanon versucht, die zuweilen krampfhaft wirkt. [1] Zum anderen – und das hängt damit zusammen – wird in aller Regel aus der Perspektive des „Unerwachtseins“ argumentiert, also so, als seien die „geschickten Mittel“ des Lehrens und der Lehre ein wesentlicher Bestandteil der buddhistischen Praxis und Erkenntnis. Auf diese Weise verfangen sich dann die Adepten ständig in den klassischen logischen Widersprüchen und der einschlägigen buddhistischen Rhetorik. Diese Probleme begleiten freilich die ganze Geschichte des Zen, und darum ist für dessen Reformierung eine Klärung dieser Punkte vonnöten. Kürzlich habe ich eine Textsammlung von frühen Chan-Me