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Crowdfunding für neue Zen-Bücher

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Robert Linssen (1911-2004): Merkmale des Satori (Erwachens)

  Quelle: Terebess   Robert Linssen war ein belgischer Zen-Buddhist und Autor, von dem auch einige Werke ins Deutsche übersetzt wurden. Sein Einfluss auf das Verständnis des Zen im Westen soll dem von Alan Watts nahekommen. Im Folgenden ein Auszug aus Living Zen (London 1958). Mir scheint, besonders Punkt 3 ist diskussionswürdig.   Merkmale des Satori laut Zen-Meistern Der Begriff "Satori" entspricht dem Mahayana-Begriff "paravritti". Er bedeutet "Erwachen", "Umkehr" des Geistes oder Bekehrung in der höchsten Bedeutung des Wortes. Diese Umkehr bewirkt eine völlige Neugestaltung aller Grundlagen des Denkens, denn diese hingen vor der Offenbarungserfahrung von der Realität des "Ich-Prozesses" ab, und nach Satori erfahren sie eine beträchtliche Metamorphose, es ist eine regelrechte psychologische Mutation des Denkens, die alle der gewöhnlichen Intelligenz zur Verfügung stehenden Mittel nicht in der Lage sind, auszudrücken und zu anal

Yamahata Hôgen (geb. 1935): Zazen ist der Weg der Demut

                                                                         Quelle: Terebess Als Hogen Yamahata nach ausgedehnten Reisen zu Zen-Tempeln auf den späteren Abt des Bukkokuji, Tangen Harada (1924-2018), traf, fragte er ihn  nach dem Sinn des Lebens. Harada schrie: "Dies ist es!" - und wurde so zu seinem Lehrer. Hier sind einige Erkenntnisse Hogens aus The Other Shore (1986, Open Way Zen Australia). *** "Es scheint von geringer Bedeutung zu sein, ob wir länger oder gesünder leben, da dies ein vorübergehender Aufenthaltsort ist. Die einzige Frage, die sich uns stellt, ist, wie wir dieses grenzenlose, reale Leben erleben. Ich behaupte, dass euer gegenwärtiger unvollkommener Zustand viel besser und voller Gnade ist als der perfekte Zustand, den ihr in der Zukunft erreichen wollt. Unser Leben, wie wir es jetzt führen, ist besser als alles, was wir in der Zukunft erreichen werden. Deshalb solltet ihr das Zentrum eures Seins und eure ganze Aufmerksamkeit von eure

Soen Shaku (1860-1919): "Der erste Schritt im Zazen" (+ drei Gedichte)

  Quelle. Terebess "Zazen ist keine schwierige Aufgabe, befreie dich einfach von allen aufkommenden Gedanken und stelle deinen Geist wie eine große Eisenwand gegen sie auf. Male dir dein eigenes Zimmer als die gesamte Welt aus, und dass alle fühlenden Wesen hier mit dir als eins sitzen. Untersuche dich selbst und erkenne, dass dein Körper nicht dein Körper ist - er ist Teil des ganzen Körpers aller Lebewesen. Auch dein Geist ist nicht dein Geist - er ist nur ein Bestandteil allen Geistes. Deine Augen, deine Ohren, deine Nase, deine Zunge, deine Hände, deine Füße sind nicht bloß dein individueller Besitz, sondern eins im gemeinsamen Besitz aller Lebewesen. Du sprichst von deinen - und anderen. Du hängst an deiner Existenz und betrachtest andere als getrennt von dir. Dies ist nur eine grundlose Illusion deinerseits. Befreie dich einfach von allen aufkommenden Verkomplizierungen und stelle deinen Geist wie eine Eisenmauer dagegen. Ignoriere widerstreitende Gedanken, und sie werden vo

Fa-yen (885-958): Die Richtlinien der Chan-Schule

Fa-yen (885-958) kann als Dharma-Neffe des bekannten Yün-men bezeichnet werden. Er begründete eines der „Fünf Häuser“ des Chan, wobei er selbst ein besonderes Interesse am Hua-yen-Buddhismus zeigte. Aus der nächsten Generation seiner Linie stammt u.a. der Autor der „Übertragung der Lampe“, Tao-yüan. Die Richtlinien der Chan-Schule Der Zweck von Zen ist, Menschen zu befähigen, unmittelbar das Gewöhnliche und Heilige zu überschreiten, Menschen aus sich selbst heraus erwachen zu lassen, so dass für immer die Wurzel ihres Zweifels abgeschnitten ist. Heutzutage vernachlässigen dies viele. Sie treten Chan-Gruppen bei, lassen aber das Chan-Studium schleifen. Selbst wenn sie Konzentration erlangen, wählen sie keine wahren Lehrer. Durch die Irrtümer falscher Lehrer verlieren auch sie den Weg. Da sie die Sinne und Objekte nicht richtig verstanden haben, sind sie schnell von ihren eigenen Interpretationen besessen. Sie sind nur daran interessiert, als Führer und Lehrer bekannt zu sein. Si

Kyong Ho (1849-1912): Die große Angelegenheit von Leben und Tod (Auszüge)

Kyong Ho (Gyeogheo) gilt als ein Begründer des modernen koreanischen Seon (Zen) und dessen 75. Patriarch. Nach einem Leben im Kloster, als Eremit und unter Laien zog er sich angeblich 1903 in ein Fischerdorf zurück, wo er arbeitete und Kinder unterrichtete. Ich übersetze hier einen gerafften Ausschnitt eines Textes, der mich amüsierte, weil er andeutet, wie man als Vogel oder Schmetterling wiedergeboren werden könnte (wäre das nicht schön?). Offenbar entgeht dem Meister hier der Dualismus, der einer Abwertung solcher Existenzformen zugrunde liegt (man beachte hierzu auch den letzten Absatz). Neben seinen offensichtlich brauchbaren Hinweisen zur Konzentration auf "Schlüsselfragen" ist er noch in der buddhistischen Kosmologie befangen - ein Phänomen, das man bis in unsere Zeit antrifft. Kyong Hos Sterbegedicht ist so überliefert:  "Das Mondlicht des klaren Geistes  verschluckt die ganze Welt. Wenn Geist und Licht verlöschen:  Was ist dies?"   ***   "Um Buddhascha

Enni Ben'nen (1202-1280), der wie Dogen nach China ging

Enni Ben’en (1202-1280) studierte zunächst den Tendai-Buddhismus, ging dann nach China, um Chan bei einem Lehrer in der Nachfolge Yüan-wus zu üben. Nach sieben Jahren wurde er zum Dharma-Erben von Wu-chun Shih-fan (1177-1249), zurück in Japan zum Abt des im chinesischen Stil erbauten Tofukuji, in dem zunächst auch Tendai und Shingon praktiziert wurde. Im Gegensatz zu seinem Zeitgenossen Dogen war er mit einer Synthese aus Zen, Taoismus und Konfuzianismus einverstanden.   An den Ehrwürdigen Kumyo In den unmittelbaren Lehren unserer alten Meister gibt es keine speziellen Techniken außer, einfach alle Verwicklungen abzulegen, alle Bedenken ruhen zu lassen und die eigene Nasenspitze sechs Stunden am Tag und sechs Stunden in der Nacht zu beobachten. Wann immer du zwischen den Dingen zu unterscheiden beginnst, erinnere dich an einen Spruch, aber nicht im Sinn eines Weges zur Erleuchtung oder der Reinigung. Suche weder voreiliges Verständnis noch erzeuge Zweifel oder gar Verzweiflung, son

Weitere Kategorien von Koan + Zitate

Eine Ergänzung zu einem alten Eintrag  über verschieden Kategorien von Koan: 6. nenrô : spielerische Worte; traditionelle Ausdrücke oder Verse, die ein Licht auf ein Koan werfen. 7. sego : landessprachliche Worte; Ausdrücke, die eher in Japan als in China entstanden und im Werk „Anthologie von Zen-Sprüchen auf Japanisch“ (Zenrin segoshû) gesammelt wurden. 8. heigo : einfache Worte; gewöhnliche japanische Ausdrücke aus dem Alltagsleben. 9. zengo : vorläufige Worte; eine Redewendung, die nur einen Aspekt eines Koans ausdrückt. 10. hongo : Hauptworte; ein Ausspruch, der ein Koan zusammenfasst. So genannte“Worte der Vorderseite“ (omote no go) und „Worte der Hinterseite“ (ura no go) kommentieren von einem absoluten Standpunkt; „kombinierte Worte“ (sôgo) drücken die Verbindung von Letztgültigem und Konventionellem aus. (siehe Kenneth Kraft: Eloquent Zen. Hawaii 1992.) *** Und hier mal wieder ein paar amüsante und/oder tiefsinnige Zitate: "Aber ich lege keinen so großen

Daikaku alias Lan-chi Tao-lung (1213-1279): Die ganze Welt ist dein eigenes Selbst

Daikaku (Lan-ch’i Tao-lung, 1213-1279) war einer der Meister, die im 13. Jh. von China nach Japan reisten. Er übte u.a. unter Enni Bennens Lehrer Wu-chun. In Kioto wurde er zum Abt des Kencho-ji. Wenn bei der Meditation die Gedanken in Aufruhr sind, suche genau mit diesem aufgewühlten Geist nach dessen Ursprung, und frage dich, wer sich seiner bewusst ist. Treibe die Suche nach dem Ort, an dem die Störung entstand, immer weiter, dann wirst du herausfinden, dass sie gar keinen Ort hat und derjenige, der sich ihrer bewusst ist, ebenfalls leer ist. Dies nennt man: die Suche umkehren. Zen-Praxis bedeutet nicht, konzeptuelle Unterschiede zu klären, sondern die eigenen vorgefassten Ansichten wie auch heilige Texte aufzugeben und durch die Schichten zu dringen, die die dahinterliegende Quelle des Selbst bedecken. Alle Heiligen haben sich nach innen gewendet und im Selbst gesucht, und so haben sie ihre Zweifel überwunden. Sich nach innen wenden heißt, rund um die Uhr und in jeder Situation

So Sahn (1560-1604): Der Spiegel des Zen II

7 Ich würde gern  nur eins sagen: Alles Denken abschneiden, alle Bedingungen vergessen, während ich hier sitze und nichts zu tun habe: Und doch kommt der Frühling und überall wächst das Gras von selbst. Kommentar: Alles Denken abschneiden und von allen Bedingungen, von Ursache und Wirkung lassen: Dies bedeutet, die Wahrheit in deinem eigenen Geist zu erlangen. Dann kannst du ein wahrer Mensch des Weges genannt werden, der nichts mehr verwirklichen muss. So einer ist ungehindert und erschafft von Augenblick zu Augenblick nichts: Wenn er hungrig ist, isst er, wenn er müde ist, schläft er. Er wandert frei zwischen den klaren Flüssen und blauen Bergen umher. Er mischt sich gelassen und ohne Hindernis unter die Geschäftigen in Häfen und Wirtshäusern. Das Auf und Ab der Zeiten interessiert ihn nicht, und doch kommt der Frühling und die Gräser sprießen, wie ehedem.  Wann immer Denken aufkommt, sollte man nach innen und nach seinem eigenen wahren Geisteslicht Ausschau halten.  Gatha Ich fragte

Bukko alias Mugaku Sogen (1226-1286), Zen-Meister der Samurai

Bukko (Wuxue Zuyuan, jap. auch Mugaku Sogen, 1226-1286) wurde vom Shogun Hôjô Tokimune nach Japan eingeladen, dann zu dessen Berater und zum Abt des Engakuji. Besonderen Einfluss hatte er auf die Kriegerkaste in der Kamakura-Zeit. Der Weg aus Leben-und-Tod ist kein besonderer Trick. Wesentlich ist, zur Wurzel von Leben-und-Tod vorzudringen. Sie befindet sich im Zentrum jedes Menschen, der sein Leben lebt, seinen Tod stirbt, zum Buddha oder Patriarchen wird. Was Zen genannt wird, ist keine Handlung, die man vollziehen muss. Es bedeutet einfach, zu erkennen, was das eigene wahre Herz wirklich ist, und sich diesem zu verpflichten. Es bedeutet, seine ursprüngliche Natur zu erkennen. Dabei ist es wesentlich, zu erfassen, was man noch vor der Geburt der eigenen Eltern war. Wir sagen, dass das Selbst das Selbst zu erfassen sucht, doch tatsächlich ist es schon das Selbst, warum sollte es sich also selbst erfassen wollen? In der Masse von Wissen, Wahrnehmungen und Wertungen ist es freilich

So Sahn (1520-1604): Der Spiegel des Zen I

So Sahn war ein einflussreicher koreanischer Seon(Zen)-Mönch, dessen "Spiegel des Zen" noch heute in Klöstern gelehrt wird. Er fasste darin mit 86 Abschnitten wesentliche Lehren der Tradition zusammen, die er kommentierte und mit Versen versah. Im Gegensatz zu Hakuin hatte er große Sympathien für den Buddhismus des Reinen Landes. Leider insistiert er in mehreren Kapiteln z.B. auf einem Verständnis der Gebote, wie ich es schon desöfteren kritisierte, und schließt Shen-hui als Erben Hui-nengs aus; darum will ich mich auf ein paar Highlights seiner Schrift beschränken.   2  Das Erscheinen der Buddhas und Patriarachen in dieser Welt kann mit Wellen verglichen werden, die plötzlich in einem windstillen Ozean auftauchen. Kommentar: Das Wort "Buddha" verweist auf Shakyamuni Buddha, "Patriarch" auf den Ehrwürdigen Mahakashyapa. Ihr Kommen in die Welt gilt als große Freundlichkeit und Mitempfinden, denn es sollte dem Erretten aller Lebewesen vom Leiden dienen.  Was

Die Ittô-ryû-Schwertkampfschule

Die Ittô-ryû („Ein-Schwert-Schule“) ist der Vorläufer zahlreicher Schwertkampfschulen Japans und wurde von Ito Ittôsai Kagehisa begründet. Frage: Was ist die Grundlage unserer Schule? Antwort: Wie traditionell überliefert wurde, ist die Basis unserer Schule die Schwerkunst des Verborgenen Schwertes (in-ken). Verborgen meint das, was keine sichtbare Form hat. Unsere Schule lehrt Manifestationen der Freiheit, die in Himmel und Erde verborgen ist, was man in-ken nennt. Dies bedeutet nicht, gewitzt etwas zu verstecken, was eine sichtbare Form hat. Himmel und Erde denken nicht, sie sind nicht berechnend, und doch folgen die Jahreszeiten aufeinander und alle Verwandlungen, die damit einhergehen. In-ken ist im Herzen verborgen, und wenn es die Umstände erfordern, manifestiert es sich als Wunderbares Schwert (myo-ken). Frage: Sind in-ken und myo-ken einfach das Herz, oder kommt myo-ken aus in-ken ? Antwort: Myo ist kein subtiles Strategem von Worten oder Handlungen. Im Buddhismu

Der Weg des Shogun: Strategien der Samurai

 Bestellen (Gebundene Ausgabe, 22 €)  Auszug Matsura Seizan: Echter Kampf (Shingyoto-ryu)   Matsura Seizan (1760-1841) war Lehnsfürst, Essayist und ein bekannter Schwertkämpfer während der Edo-Zeit in Japan. Er praktizierte den Stil des Shingyoto-ryu. Seine Enkelin war die Mutter des Kaisers Meiji. Die folgenden Auszüge stammen aus seinem Werk Joseishi Kendan.   Wenn du ehrlich mit dir bist, wirst du erkennen, dass es zwei widerstrebende Kräfte in deinem Herzen gibt, sobald du einem Feind gegenüberstehst: So sehr du ihn auch besiegen möchtest, du hast zugleich Angst und willst ihn meiden. Darum musst du lernen, deine Angst zu besänftigen, und deinen Wunsch, ihn zu besiegen, sich frei ausdrücken zu lassen. Es ist wesentlich, diese Tatsache zu erkennen und so zu üben, dass du deinem Gegner ohne Zögern begegnen kannst.   Schaue nicht auf das Schwert des Gegners, wenn du nach ihm schlägst. Dein Geist sollte völlig leer sein. Du musst all deine Gedanken und Bewertungen igno