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So Sahn (1560-1604): Der Spiegel des Zen II

7 Ich würde gern  nur eins sagen: Alles Denken abschneiden, alle Bedingungen vergessen, während ich hier sitze und nichts zu tun habe: Und doch kommt der Frühling und überall wächst das Gras von selbst. Kommentar: Alles Denken abschneiden und von allen Bedingungen, von Ursache und Wirkung lassen: Dies bedeutet, die Wahrheit in deinem eigenen Geist zu erlangen. Dann kannst du ein wahrer Mensch des Weges genannt werden, der nichts mehr verwirklichen muss. So einer ist ungehindert und erschafft von Augenblick zu Augenblick nichts: Wenn er hungrig ist, isst er, wenn er müde ist, schläft er. Er wandert frei zwischen den klaren Flüssen und blauen Bergen umher. Er mischt sich gelassen und ohne Hindernis unter die Geschäftigen in Häfen und Wirtshäusern. Das Auf und Ab der Zeiten interessiert ihn nicht, und doch kommt der Frühling und die Gräser sprießen, wie ehedem.  Wann immer Denken aufkommt, sollte man nach innen und nach seinem eigenen wahren Geisteslicht Ausschau halten.  Gatha Ich fragte
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Bukko alias Mugaku Sogen (1226-1286), Zen-Meister der Samurai

Bukko (Wuxue Zuyuan, jap. auch Mugaku Sogen, 1226-1286) wurde vom Shogun Hôjô Tokimune nach Japan eingeladen, dann zu dessen Berater und zum Abt des Engakuji. Besonderen Einfluss hatte er auf die Kriegerkaste in der Kamakura-Zeit. Der Weg aus Leben-und-Tod ist kein besonderer Trick. Wesentlich ist, zur Wurzel von Leben-und-Tod vorzudringen. Sie befindet sich im Zentrum jedes Menschen, der sein Leben lebt, seinen Tod stirbt, zum Buddha oder Patriarchen wird. Was Zen genannt wird, ist keine Handlung, die man vollziehen muss. Es bedeutet einfach, zu erkennen, was das eigene wahre Herz wirklich ist, und sich diesem zu verpflichten. Es bedeutet, seine ursprüngliche Natur zu erkennen. Dabei ist es wesentlich, zu erfassen, was man noch vor der Geburt der eigenen Eltern war. Wir sagen, dass das Selbst das Selbst zu erfassen sucht, doch tatsächlich ist es schon das Selbst, warum sollte es sich also selbst erfassen wollen? In der Masse von Wissen, Wahrnehmungen und Wertungen ist es freilich

So Sahn (1520-1604): Der Spiegel des Zen I

So Sahn war ein einflussreicher koreanischer Seon(Zen)-Mönch, dessen "Spiegel des Zen" noch heute in Klöstern gelehrt wird. Er fasste darin mit 86 Abschnitten wesentliche Lehren der Tradition zusammen, die er kommentierte und mit Versen versah. Im Gegensatz zu Hakuin hatte er große Sympathien für den Buddhismus des Reinen Landes. Leider insistiert er in mehreren Kapiteln z.B. auf einem Verständnis der Gebote, wie ich es schon desöfteren kritisierte, und schließt Shen-hui als Erben Hui-nengs aus; darum will ich mich auf ein paar Highlights seiner Schrift beschränken.   2  Das Erscheinen der Buddhas und Patriarachen in dieser Welt kann mit Wellen verglichen werden, die plötzlich in einem windstillen Ozean auftauchen. Kommentar: Das Wort "Buddha" verweist auf Shakyamuni Buddha, "Patriarch" auf den Ehrwürdigen Mahakashyapa. Ihr Kommen in die Welt gilt als große Freundlichkeit und Mitempfinden, denn es sollte dem Erretten aller Lebewesen vom Leiden dienen.  Was

Die Ittô-ryû-Schwertkampfschule

Die Ittô-ryû („Ein-Schwert-Schule“) ist der Vorläufer zahlreicher Schwertkampfschulen Japans und wurde von Ito Ittôsai Kagehisa begründet. Frage: Was ist die Grundlage unserer Schule? Antwort: Wie traditionell überliefert wurde, ist die Basis unserer Schule die Schwerkunst des Verborgenen Schwertes (in-ken). Verborgen meint das, was keine sichtbare Form hat. Unsere Schule lehrt Manifestationen der Freiheit, die in Himmel und Erde verborgen ist, was man in-ken nennt. Dies bedeutet nicht, gewitzt etwas zu verstecken, was eine sichtbare Form hat. Himmel und Erde denken nicht, sie sind nicht berechnend, und doch folgen die Jahreszeiten aufeinander und alle Verwandlungen, die damit einhergehen. In-ken ist im Herzen verborgen, und wenn es die Umstände erfordern, manifestiert es sich als Wunderbares Schwert (myo-ken). Frage: Sind in-ken und myo-ken einfach das Herz, oder kommt myo-ken aus in-ken ? Antwort: Myo ist kein subtiles Strategem von Worten oder Handlungen. Im Buddhismu

Der Weg des Shogun: Strategien der Samurai

 Bestellen (Gebundene Ausgabe, 22 €)  Auszug Matsura Seizan: Echter Kampf (Shingyoto-ryu)   Matsura Seizan (1760-1841) war Lehnsfürst, Essayist und ein bekannter Schwertkämpfer während der Edo-Zeit in Japan. Er praktizierte den Stil des Shingyoto-ryu. Seine Enkelin war die Mutter des Kaisers Meiji. Die folgenden Auszüge stammen aus seinem Werk Joseishi Kendan.   Wenn du ehrlich mit dir bist, wirst du erkennen, dass es zwei widerstrebende Kräfte in deinem Herzen gibt, sobald du einem Feind gegenüberstehst: So sehr du ihn auch besiegen möchtest, du hast zugleich Angst und willst ihn meiden. Darum musst du lernen, deine Angst zu besänftigen, und deinen Wunsch, ihn zu besiegen, sich frei ausdrücken zu lassen. Es ist wesentlich, diese Tatsache zu erkennen und so zu üben, dass du deinem Gegner ohne Zögern begegnen kannst.   Schaue nicht auf das Schwert des Gegners, wenn du nach ihm schlägst. Dein Geist sollte völlig leer sein. Du musst all deine Gedanken und Bewertungen igno

Best of 2023

Aus alter Tradition ...   Film: - Eine Sekunde (2020, Zhang Yimou/MUBI) - Der schlimmste Mensch der Welt (2022, Joachim Trier/MUBI) - Dogman (Luc Besson) YouTube: - Sabbatical (Reise, engl.)  - Bangkok Pat (Reise, engl.) - Karate Dojo waKu (Kampfkunst, mit engl. UT) - Dr. Mobeen (Medizin, engl.) - Dr. Campbell (Medizin, engl.)   TV: - Blue Eyed Samurai (Anime/Netflix)  - Pluto (Anime/Netflix) - The Kidnapping Day (Netflix) - The Boyz (Amazon Prime) - Dr. Brain (Apple TV) - Black Bird (Apple TV) Musik: - Corinne Bailey Rae: Black Rainbows (+ Gesamtwerk) - Amaarae: Fountain Baby - iri: Private - Tofubeats: Reflection (2022) - Das leider aufgegebene japanische Elektronikprojekt OVERROCKET   Literatur: - Richard Ford: Valentinstag - Emily St. John Mandel: Sea of Tranquility - Kyozan Joshu Sasaki: Manifesting Zen  

Qinglin Shiqian (?-904)

  Qinglin war ein Schüler von Dongshan Liangjie. Qinglin lebte in einer Hütte auf dem Qingcun-Berg. Nach zehn Jahren fiel ihm plötzlich etwas ein, was Dongshan zu ihm gesagt hatte, und er sprach: „Ich sollte versuchen, den zahlreichen unwissenden Wesen zu helfen. Warum sich auf wenige beschränken?“ Dann ging er nach Suizhou, wo man ihn zum Abt eines Klosters machte. *** Zen-Meister Qinglin Shiqian sprach in der Vortragshalle: „Das Tor der Patriarchen ist verschleiert und mysteriös. Durch großes Verdienst haben sie es übertragen. Ohne sorgfältiges Untersuchen ist es sehr schwierig, es zu erkennen. Ihr müsst jenseits von Geist, Absicht und Bewusstsein meditieren. Wenn ihr den Pfad des Studiums von ‚heilig‘ und ‚profan‘ verlasst, dann haltet ihr dieses Tor aufrecht.“ *** Ein Mönch fragte: „Der Pfad ist verschlungen und verbogen. Wie steht es mit plötzlichem Erwachen?“    Qinglin erwiderte: „ Du wendest dich ab vom schwarzen Juwel zu deinen Füßen und hin zu einem Himmel, der b