Direkt zum Hauptbereich

Posts

Es werden Posts vom April, 2010 angezeigt.

Die wahre Religion -
Teisho von Kodo Sawaki Roshi

(Heute ist der Todestag von Taisen Deshimaru Roshi, der im Jahr 1982 verstarb. Aus diesem Anlass folgt ein weiteres Teisho seines Lehrers Kodo Sawaki, das bereits in einem anderen Forum erschien. Ich muss hier aber ab und an recyclen, nicht nur, weil die Beiträge in diesem Blog - über die Suche links oben - leichter zu finden sind als anderswo, sondern auch, weil ich nicht jeden Tag die Zeit finde, selbst etwas zu schreiben oder neu zu übersetzen.) "Die meisten denken, dass Religionen zu einer Gruppe gehören, die das gleiche Glaubenssystem teilt. In Wirklichkeit hat jedes Individuum seine eigene Religion. Religion ist der Frieden des Geistes, wenn man sich wahrhaft eins mit sich selbst fühlt. Sie zieht sich durch das tägliche Leben, kann aber niemandem erklärt oder gezeigt werden. Ich denke, Religion ist die Ausgeglichenheit, die tief in einem selbst verborgen ist. Für jeden unterschiedlich, erlaubt sie einem, den eigenen Weg zu gehen, ohne die Hilfe anderer in Anspruch nehmen zu

Dummheit und Aberglaube sterben nicht aus

Wie anders kann man des Buddha Shakyamuni Werdegang verstehen als eine Mahnung, sich auf dem Weg zur Erkenntnis strengster Askese zu enthalten? Andererseits lesen wir leider auch in buddhistischen Schriften von Wunderkräften, die dem ernsthaft Übenden zuteil werden können. Das führt dann auf solche Abwege wie im tibetischen Buddhismus und insbesondere der Nydahl-Sekte, wo man durch Einweihung in die Bewusstseinsübertragung Phowa zum rechten Zeitpunkt während des Sterbeprozesses geistig in ein "reines Land" übergehen oder gar mit Toten kommunizieren können soll. Die Grundlage für solche Hoffnungen, die dem Menschen seine Angst vor dem Sterben mildern, findet sich auch in anderen Religionen. Gerade bricht sie sich in Indien Bahn. Ein Yogi will seit 70 Jahren keine Nahrung und kein Wasser mehr zu sich genommen haben. Was für ein Bullshit! Nun liegt er im Krankenhaus und isst und trinkt seit ein paar Tagen auch dort angeblich nichts.     Ich habe mal die Mutter eines Kumpels

Menzan Zuiho und seine Auslegungen zum Shobogenzo

Die umfangreichste wissenschaftliche Leistung verdankt das Sôtô-Zen wäh­rend der Edo-Zeit dem gelehrten Menzan Zuihô (1683-1769) [1], der während seines langen Lebens eine weit ausladende Tätigkeit entfaltete. Im Lande Higo (Bezirk Wakayama) geboren, weihte er sich am hundertsten Tage nach dem Tod seiner Mutter in einem Zen-Tempel dem geistlichen Stand, ein Entschluss, dem sein Vater zuerst unwillig, dann aber vorbehaltlos seine Zustimmung gab.    Das Jahr 1703 ist ein wichtiges Datum in der Geschichte des japanischen Sôtô-Zen. In diesem Jahr begegnete Menzan in Edo zum ersten Mal dem Manzan Dôhaku, der von der Bakufu-Regierung gerade die Genehmigung der Restauration der alten Nachfolgelinie erreicht hatte. Menzan war den Refor­men zugetan, auch fühlte er sich im Kreis des Manzan wohl. Er stand vor einer wichtigen Entscheidung. Sollte er in Edo bleiben? Er hatte in der Tokugawa-Stadt jüngst den Sonnô Sôeki (1649-1705) [2] kennen gelernt, der ihn mächtig anzog. So folgte er diesem zu

Mappô, das Zeitalter des Dharma-Verfalls, ist jederzeit

"Solche, die sich entfernte Enkel des Lin-chi nennen, sind auf ihr Ich bedacht und handeln unrecht. Sie besuchen angesehene Meister, bitten um deren Bildnis oder um die Kalligraphie eines Dharma-Wortes und benutzen diese als Beweisstücke der Dharma-Überlieferung. Wie Hunde umgeben sie berühmte Meister, um von diesen Dharma-Worte und Bildnisse zu erlangen. So verschaffen sie sich eine Menge. Wenn sie alt werden, bestechen sie Beamte, um die Befugnis für den Bau eines Tempels und dessen Vorsteheramt zu erlangen, obgleich sie weder durch eine Kalligraphie noch durch das Bildnis eines Meisters als Dharma-Erben ausgewiesen sind. Dharmasiegel geben sie Königen, Ministern, nahen Freunden, Älteren usw. Unbekümmert um das Erlangen des Dharma, suchen sie nur Ruhm. Wie beklagenswert! In dieser bösen Zeit des letzten Dharma (mappô) herrscht solche verwerfliche Sitte. Von diesen Leuten kann keiner auch nur im Traum den Weg der Buddhas und Patriarchen wahrnehmen." (Manzan-Menzan Zen-gor

Der Shobogenzo-Kommentator Tenkei Denson: Erleuchtung ohne Meister

Nach Manzan ist in der Edo-Zeit der bedeutendste Interpret des Werks Dôgens Tenkei Denson (1648-1735), der Verfasser des groß angelegten, umfassenden Kommentars Shôbôgenzô Benchû. Er stammte aus der Provinz Kii (Bezirk Wakayama), reiste in jungen Jahren ausgiebig durchs Land, studierte bei berühmten Meistern, auch bei Tetsugen aus der Ôbaku-Schule. Die Erleuchtungserfahrung erlangte er unter der Führung des Gohô Kaion, der zur Linie des Taigen Sôshin, eines Hauptjüngers Gasans, des hervorragenden Dharma-Erben Keizans, gehörte. Tenkei verwaltete das Vorsteheramt in mehreren Tempeln, aber sein Herz gehörte der Wissenschaft. Früh schon zog er sich zu privaten Studien in die Klause Yôshôan im Lande Tettsu zurück.    Wie Manzan hegte er eine tiefe Verehrung für Dôgen. Aber bezüglich der Bestimmung der Nachfolgelinie stand er gegen Manzan. Die Bedeutung des Meister-Jünger-Verhältnisses tritt bei ihm gegenüber der Erfassung des wahren Dharma in der Erleuchtung zurück. Nicht die Übung bei eine

Religion ist keine notwendige Bedingung für moralisches Handeln

Vor einigen Wochen erschien in der SZ ein Artikel über "Das Gute im Kopf". Darin wird z.B. von der Arbeit des Primatologen Frans de Waal berichtet, der Schimpansen dabei beobachtete, wie sie Menschen einen Stock brachten, an den diese nicht heranreichen konnten. Der Anthropologe Pascal Boyer hält Religion nur für ein "Nebenprodukt der Evolution", da dem Menschen das Unerklärliche und Bedrohliche Angst mach(t)e. Der Atheist Richard Dawkins meint, da Kinder gelernt hätten, Eltern als Autoritätspersonen zu akzeptieren, würden sie auch bereit sein, an einen Gott zu glauben. Der finnische Religionswissenschaftler Pyysiäinen und der Psychologe Marc Hauser von der Harvard University veröffentlichten gerade in Trends in Cognitive Science ihre Erkenntnis, dass sich bei schwierigen Entscheidungssituationen moralischer Art kaum Unterschiede zwischen Atheisten und Gläubigen feststellen lassen. Die Wissenschaftler meinen zwar, Religion könne die "Kooperation zwischen Grupp

Omori Sogen und die
Buddhaschaft aller Lebewesen (hakko ichiu)

Hosokawa Dogen, einer von Omori Sogens (1904-1994) Nachfolgern und Abt eines Rinzai-Tempels in Honolulu, beschreibt in Omori Sogen: The Art of a Zen Master (Kegan Paul 1999), welche Worte dessen Meister Seisetsu ihm kurz vor seinem Tod mit auf den Weg gab: „Verbreite den Geist der universellen Bruderschaft!“ (S. 53). Dahinter stand der Gedanke des hakko ichiu, der Buddhaschaft aller Lebewesen, auf deren Grundlage die Menschen eine friedliche Welt schaffen könnten. 1966 versuchte Omori mithilfe der US-Botschaft bei einem Besuch Vietnams deren buddhistischen Führer, der sich seit langem im Hungerstreik befand, nach Japan einzuladen und so vor dem Tod zu bewahren (S. 74). Im Hinblick auf den von Brian Victoria einst unter „metaphorische Rhetorik“ subsumierten Satz: „Zen und Schwert sind eins“ meint Omori: „In welcher Beziehung stehen die Kunst zu töten und die Kunst zu leben? Diese Frage kann nicht nur intellektuell beantwortet werden. Der Mensch verspürt einen inneren Drang oder vielmeh

Das Gerede falscher Mönche

Zen-Meister Daian (1347-1403) sprach: "An der Kreuzung treffen wir auf den Barbaren, der seine Stimme erhebt und intoniert: 'Wie dick ist die Haut in ihrem Gesicht, dass sie so ein Gerede von sich geben? Lasst uns eine Fackel entzünden und mal nachsehen.' Im selben Moment sind die Buddhas und Weltgeehrten beschämt und stieben auseinander. Ihr Mönche und Nachfolger des Shakyamuni Buddha, wie wollt ihr gemeinsam mit den Buddhas atmen?" Dann schlug Daian auf den Meditationssitz und sagte: "Vergeblich berichte ich den Schuldigen von einer Ungerechtigkeit."  -------------------------------------------------------------------- Und noch eine Anmerkung von mir: Wer behauptet, es gäbe im Fall Phat Hue Strafanzeigen wegen Verleumdung oder übler Nachrede, ist ein Lügner und Feigling.

Die Kesa - Teisho von Kodo Sawaki Roshi

Nieselregen und Tau, Nebel und Wolken bedecken unsere Körper. Dieses Gewand ist die Kesa.    Wir haben früher erkannt, dass die Buddha-Natur eine Schutzperle ist. Jetzt werden wir erkennen, dass es auch die Kesa ist.    Eines Tages fragte mich ein Mönchsnovize (unsui) nach der Bedeutung der Kesa. Als ich antwortete: „Die Kesa ist etwas Unklares“, schaute er mich an, als ob ich nur Mist erzählen würde. Aber die Kesa ist wahrlich etwas Unbestimmtes in beidem, ihrer gedeckten Farbe (der unbestimmten Farbe von Zerfall oder Lumpen) und ihrer Größe, die keinen bestimmten Regeln folgt. Ihre Farbe und Größe sind unauffällig. Deshalb wurde sie immer als „Gewand des Reisfeldes unbegrenzten Glückes“ bezeichnet.    Es heißt, dass Shakyamunis Kesa gut drei Meter lang war und die von Maitreya sogar über dreihundert Meter lang. Dabei ist sie weder klein noch groß, nur unauffällig. Das ist wirklich merkwürdig.    Die Kesa ist das Symbol für das Wesentliche des Buddha-Gesetzes, ein Gewand aus „Niesel

Keine Einheit, keine Dualität

Wenn du es in Begriffen von "Einheit" und "Dualität" verstehst, wirst du für immer in karmischem Leiden versinken. Wie ist es also? Innerhalb ihrer Grenzen sind Sonne und Mond vertikal und horizontal aufgehängt. Außerhalb der üblichen Begrenzungen entfalten und verschließen sich Himmel und Erde ganz nach Belieben. (Zen-Meister Gulin, 1262-1329)

Gruppendynamik

(Es folgt der 108. Beitrag in diesem Blog.) „Im Mittelpunkt einer aktiven Gruppe steht meistens jemand, der allzu viel Liebe in sich trägt. Jemand, der erotisch oder geradezu schmierig wollüstig ist. Offiziell steht natürlich jeder in der Gruppe für Gerechtigkeit ein, und auch der im Mittelpunkt gibt sich erstmal nach innen und außen fair und gerecht. Dabei versteckt er sein wahres Gesicht, denn er muss sich erst einmal so verhalten. In Wahrheit aber gibt er keinen Pfifferling auf Unparteilichkeit und Gerechtigkeit, wenn seine Liebe dabei Schaden nehmen kann. Das macht sogar seinen Charme aus. Die Leute werden von der Wirkung seiner Liebe angezogen und treten der Gruppe bei, weil sie erwarten, dass sich seine Liebe dann auch auf sie richtet. Dann lassen sie es auch durchgehen, wenn er sich bei Leuten, die außerhalb der Gruppe stehen, ungerecht verhält. Durchgehen ist eigentlich noch zu wenig gesagt, sie begrüßen das vielleicht sogar. Wenn er jemandem schadet, der außerhalb der Gruppe

Kizeme: Wie man als Buddhist kämpfen kann

Der berühmte Schwertkämpfer Miyamoto Musashi (1584-1645) stellte sich vielen Kämpfen auf Leben und Tod. Zunächst verfeinerte er seine Fähigkeit, effektiv mit dem Schwert zu töten ( setsunin ken). Im fortgeschrittenen Alter konzentrierte er sich auf das "Leben spendende Schwert" (katsunin ken). Er sprach davon, mit fünfzig Jahren infolge langer Suche nach dem tiefgründigsten Prinzip ganz von selbst auf den "Weg der Strategie" gelangt zu sein.    Als er aufhörte, seine Gegner zu töten, wendete Musashi eine Angriffsmethode unter Zuhilfenahme der Energie (ki) an, die kizeme heißt. Es bedeutet, den erspürten Angriff eines Gegners im Keim zu ersticken und so viel "Willenskraft" auf den Gegner auszuüben, dass er seinen Angriff nicht durchführen kann. Der eigene Angriffswille verhindert so den Angriff des Gegners, der befürchten muss, chancenlos zu sein.    Die Übung des kizeme dient der Entwicklung der Persönlichkeit und kann einen so dem Buddha-Idea

Der Traum von Dôgen

Heute morgen träumte ich zum ersten Mal von Dôgen. Ich wusste, dass ich Dôgen begegnete, obwohl ich sein Aussehen nicht beschreiben könnte. Zwischen uns herrschte Harmonie und Einigkeit.  Ich empfand so etwas wie Glück. Beim Aufwachen hörte ich eine Taube auf dem Dach gurren. Das Gurren war klar und rein. Plötzlich kam es mir vor, als würde ich mich sexuell mit dem Täubchen vereinigen, und ich musste lachen. Dann schlief ich wieder ein. In der Traumwelt ist das alles ganz einfach.    "Wer könnte in der reinen Ozean-Gemeinschaft der Studienhalle als gewöhnlicher Mensch oder als Weiser angesehen werden? Das wäre so närrisch, wie jemanden aufgrund seines Aussehens zu beurteilen." Diese Worte Dôgens aus dem Eihei Shingi lassen sich vielleicht im Tempel und in der sozialen Arbeit mit entsprechendem Willen - oder einfach aufgrund einer tiefen Erkenntis - umsetzen. Was aber ist mit unserem Blick auf den anderen Menschen aus sexueller Lust? Wie steht es da mit dem "Beurteilen&

Meister Dôgens Eihei Shingi:
Shuryô Shingi – Regeln für die Studienhalle (IV)

In der Studienhalle sollten auch die Älteren, die lange geübt haben, nicht unfreundlich zu anderen Mönchen sein. Wenn sie das rechte Verhalten in der Gemeinschaft missachten, sollte der Meditationsleiter (inô) sie deutlich zurechtweisen.    Wenn ihr in der Studienhalle eure Robe, eure Schalen oder andere Dinge nicht finden könnt, hinterlasst dort zunächst eine Notiz in dieser Art: „Der Mönch Soundso hat in dieser Studienhalle zu derunder Zeit Diesunddas verloren. Wenn jemand es findet, möge er eine Nachricht hinterlassen.“ Wenn Vorwürfe des Diebstahls erhoben werden, sollte dies gemäß der reinen Regeln geschehen. Bezichtigt niemanden vorschnell. Wir sollten uns der Worte von Zen-Meister Daixiao erinnern. [1] Wenn ihr selbst etwas in der Studienhalle findet, hinterlasst eine Notiz darüber.    Bewahrt keine weltlichen Schriften in der Studienhalle auf, keine über Astrologie, Geomantie, andere Religionen, und keine Bände mit chinesischen (shifu) oder japanischen Gedichten (waka).    In

Dôgen, Hui-neng und das Nirvana-Sutra

[Aus Anlass der Kommentare zu den letzten Blog-Beiträgen hier noch mehr von Dumoulin über Hui-neng. Die Frage, inwiefern das Hochsitzsutra und die hier zitierten Stellen daraus Hui-neng zugewiesen werden dürfen, bleibt offen.] Zahlreiche Ausdrücke im Hochsitzsutra des Sechsten Patriarchen sprechen von der «Natur». Außer von der Natur schlechthin, wie im Kernwort vom «Sehen der Natur» (kenshô) , ist die Rede von der «Eigennatur» oder «Selbstna­tur» (jishô), der «ursprünglichen Natur» (honshô), der «Weisheitsnatur» (chieshô), der «Dharma-Natur» (hosshô) und der «Buddha-Natur» (busshô). Der plötzliche Erleuchtungsweg Hui-nengs fügt sich, indem er die Lehre von der Buddha-Natur integriert, allseitig in das Mahâyâna-Denken ein. Die Lehre von der Buddha-Natur aller Lebewesen ist die Zentralbotschaft des wichtigen Nirvâṇa-Sutras, dem Hui-neng gemäß der «Besonderen Überlieferung» als erster Mahâyâna-Schrift begegnet sein soll. Das Hochsitzsutra spricht diesen Vorzug dem Diamantsutra zu,

Warum Dôgen fast ein Rinzai-Meister wurde

Myôzen, der Nachfolger Eisais im Tempelkloster Kenninji, ist dem Zen am stärksten verbunden (1) Er ist in der Zen-Geschichte vor allem als Lehrer Dôgens bekannt. In Ise (Bezirk Mie) gebürtig, verlor er mit acht Jahren seine Eltern und wurde zu dem mit Klöstern übersäten Hiei-Berg gebracht, wo er unter der Leitung des Mönches Myôyû die Lehren des Tendai-Buddhismus studierte. Mit 16 Jahren empfing er auf der Weihebühne des Tôdaiji in Nara die Gebote des Hînayâna (1199), später im Tendai-Kloster Enryakuji die Bodhisattva-Gebote des Mahâyâna. Bei Eisai erlernte er im Kenninji die Zen-Meditation und erwarb den Dharma. Hätte Eisai, anstatt in der Tendai-Schule zu verbleiben, eine eigenständige Zen-Schule gegründet, so stände Myôzen als sein Dharma-Erbe in der 9. Generation der Huanglung-Linie der Rinzai-Schule, und auch Dôgen, der unter Myôzen Rinzai-Zen übte, wäre dieser Linie des Zen zuzurechnen.    Dôgen weilte sechs Jahre lang im Tempelkloster Kenninji bei Myôzen (1217-1223). Im Kapitel

Warum Dôgen-Zen kein Sôtô-Zen ist

Allerdings nannte sich die Schule, die in ihm ihren Gründer verehrt, schon früh «Sôtô-Schule», genau gesagt, die «japanische Sôtô-Schule», die sich von der aus einem der «Fünf Häuser» entstandenen chinesischen Sôtô-Schule unterscheidet. Während das chinesische Haus Ts’ao-tung (jap. gelesen Sôtô) das erste Schriftzeichen dem Namen des Ts’ao-shan Pen-chi (jap. Sôzan Honjaku, 840-901) entnimmt, führt sich die Linie des Ju-ching, zu der Dôgen gehört, auf Ts’ao-shans Dharma-Bruder Yün-chü Tao-ying (jap. Ungo Dôyô, gest. 902) zurück und erklärt das Schriftzeichen so in ihrem Namen aus dem ersten Schriftzeichen des Namens des Sitzes des sechsten Patriarchen Ts’ao-hsi (jap. Sôkei) in Kantung (i). Das zweite Schriftzeichen tô ist der chinesischen und japanischen Benennung gemeinsam. Japanische Autoren vermeiden bei Dôgen die Bezeichnung Sôtô-Zen, sondern nennen die von ihm ins Leben gerufene Bewegung lieber Dôgen-Zen (ii). [i] Siehe Takeuchi Michio, Nihon no Zen, S. 166f. Vgl. Band I, 2.

Wie alles anfing ...

Zu den ersten Zen-Büchern, die ich las und die mir einige Einsicht vermittelten, gehörte Eido Shimano Roshis Der Weg der wolkenlosen Klarheit . Bei Amazon gibt es noch ein paar gebrauchte Exemplare. Habt Ihr ein paar andere Worte über ihn erwartet?     Stattdessen eine Sammlung mit filmischen Beiträgen buddhistischer Lehrer und Experten, ganz unten auch einer über Eido: Dharma Net International.

Meister Dôgens Eihei Shingi:
Shuryô Shingi – Regeln für die Studienhalle (III)

Wer könnte in der reinen Ozean-Gemeinschaft der Studienhalle als gewöhnlicher Mensch oder als Weiser angesehen werden? Das wäre so närrisch, wie jemanden aufgrund seines Aussehens zu beurteilen. Als der Weltgeehrte unter den Menschen weilte, gab es in seiner Gemeinschaft einen blinden Mönch und einen, der sein Essen wie ein Ochse kaute. Im Zeitalter des verfallenden Dharma sollten wir nur unsere Zuneigung zum Dharma wertschätzen. Wie könnten wir da unsere Mitübenden aufgeben? Selbst wenn ihre Roben abgetragen und schäbig sind und ihre Utensilien alt und beschädigt, sollten wir sie nicht mit gewöhnlichen Augen ansehen. Vernachlässigt sie nicht. Von Beginn an besaßen die Menschen des Weges keine geblümten Roben und benutzten nur einfache Hilfsmittel. Wir sollten niemanden von niederer Herkunft herabwürdigen und auch Anfänger nicht belächeln. Selbst wenn man euch auslacht, werdet nicht wütend und grollt niemandem. Der ärmlichste Mensch kann die höchste Weisheit besitzen, und einem von h

Meister Dôgens Eihei Shingi:
Shuryô Shingi – Regeln für die Studienhalle (II)

In der Studienhalle sollten wir die Sutren nicht laut lesen und auch keine Gedichte rezitieren und nicht durch unsere Geräusche die reine Gemeinschaft stören. Erhebt nicht übermütig eure Stimmen, um Dharani (1) zu rezitieren. Auch solltet ihr keine Rosenkränze (juzu) benutzen. Alles sollte still vonstattengehen.    Ladet keine Besucher in die Studienhalle ein, um euch dann dort lachend mit ihnen zu unterhalten. Führt dort keine Gespräche mit Händlern, Ärzten, Wahrsagern oder anderen Geschäftsleuten. Für Gespräche mit Händlern meidet auch die Umgebung der Studienhalle.    Trefft euch auch nicht untereinander zum Gespräch in der Studienhalle und lasst euch dort nicht zu närrischen Witzeleien hinreißen. Ist uns einmal nach Lachen zumute, sollten wir in den vier Zuständen der Achtsamkeit (2) verweilen und uns auf die Drei Zufluchten (3) stützen. Welche Freude kann ein Fisch in einer vertrocknenden Pfütze noch haben? Ganz allgemein: Sprecht und lacht nicht mit der Person neben euch! De

Meister Dôgens Eihei Shingi:
Shuryô Shingi – Regeln für die Studienhalle (I)

  (Shin bedeutet hier die Akupunkturnadel - wie im Kapitel „Zazenshin“ aus Dôgens Shôbôgenzô - oder Ermahnung – im Gegensatz zum shin aus Eihei Shingi, das „rein“ bedeutet. Die Silbe gi steht für „Maßstab, Standard“.  Shuryô ist die Halle, die von Mönchen fürs Studium und in Pausen benutzt wird und in der für gewöhnliche eine Statue von Avalokiteshvara steht. Sie ist so angelegt wie die sôdô, die Mönchshalle, wo Zazen geübt, gegessen und geschlafen und der Bodhisattva Manjushri  verehrt wird.) Die Etikette für die Studienhalle sollte sich nach den Regeln der Buddhas und Vorfahren und der Haltung der großen und kleinen Fahrzeuge richten, wie auch mit den „Regeln von Pai-Chang“(1) übereinstimmen. Im Zenen Shingi heißt es: „Alle Angelegenheiten, ob groß oder klein, sollten in Übereinstimmung mit den Regeln erledigt werden.“ Darum sollet ihr das Brahmanetz-Sutra(2) das Blumengirlanden-Sutra(3) und das „Sutra der dreitausend Verhaltensregeln“(4) studieren.    Lest in de

Das Sutra der "Goldenen Adern"

So hab ich es mal genannt. Zur letztjährigen Buchmesse hatte ich angeboten, Besuchern meines Standes das Mantra zum Heilen von Hämorriden zu verraten. Auf dem morgendlichen Weg zu meiner kleinen Box begegnete ich einer taiwanesischen Zen-Nonne vom gegenüberliegenden Stand und fragte sie, ob sie schon vom betreffenden Sutra gehört habe. Nein? Ich dachte an eine kleine Kooperation, denn die Nonnen an ihrem Stand fertigten für ihre Besucher Kalligrafien an. Ein schön gepinseltes Hämorriden-Sutra, das wäre doch was! ... Auf der anderen Seite sind anale Themen der sichere Gesprächskiller, wenn man mit Frauen zusammen ist. Naja, dann eben hier die latinisierte Version: Da Zhi Ta Zhan Mi, Zhan Mi She Zhan Mi, She Mo Ni She Zhan Ni, Sha He. Ihm hat's geholfen. Und hier noch ein Schmankerl aus dem sonntäglichen Liveticker von www.bundesliga.de, den ich laufen lasse, während ich unter einem neuerlichen Migräneanfall weiter aus Dôgens Eihei Shingi übersetze: "45. Minute, Hamburg

Die Anwendung von Dôgens Verhaltensregeln gegenüber "Senioren"

Von Beginn an wurde im Buddhismus reichlich kommentiert. Ich möchte hin und wieder den umgekehrten Weg der "Kondensation" gehen und überlieferte Lehren aussieben, entstauben, abkürzen, verdichten. Was interessiert mich zum Beispiel als Anhänger des Laien-Zen eine Klosterregel? Nun, wie die "Anweisungen für den Koch" lassen sich auch die Verhaltensregeln gegenüber den erfahrenen Mönchen (in der englischen Übersetzung "senior" genannt) auf den Alltag übertragen - und dort, jenseits einer festgelegten Klosterhierarchie, nämlich in ihrer freiwilligen Annahme und Verwirklichung, erweisen sie erst ihre tatsächliche Wirkkraft.    Gestern zum Beispiel kam ich mal wieder zu spät zum Karfreitagsessen ("Grüne Soße") - der Anruf einer Mitarbeiterin, den ich natürlich auch hätte verlegen oder abwürgen können, hielt mich auf. Auch mein Bruder trudelte erst mit mir ein. Mutter, die eingeladen hatte, war entsprechend sauer, obwohl die Fischstäbchen auf dem Herd

Meister Dôgens Eihei Shingi:
Taitaiko Gogejarihô (III)

Das Verhalten gegenüber den Lehrern,  die fünf Sommerübungsperioden vollzogen haben 41. Hat ein Lehrer sich noch nicht hingesetzt, dann setze dich nicht als Erster hin. 42. Triffst du unterwegs einen Lehrer, verbeuge dich mit geneigtem Körper und gehe dann hinter ihm. Wenn du vom Lehrer eine Anweisung erhältst, folge ihr einfach und wende dich dann wieder dem zu, womit du dich beschäftigt hast. 43. Wenn du bemerkst, dass ein Lehrer etwas vergessen hat, weise ihn höflich darauf hin. 44. Wenn du bemerkst, dass ein Lehrer einen Fehler macht, lache nicht laut. 45. Wenn du einen Lehrer in seinem Zimmer aufsuchst, schnippe zunächst drei Mal mit den Fingern, ehe du seinen Raum betrittst. 46. Wenn du das Zimmer eines Lehrers betrittst, dann tue es an den Seiten der Tür entlang, nicht durch die Mitte des Eingangs. 47. Wenn du das Zimmer eines Lehrers verlässt, dann benutze die Stufen für Gäste, nicht die des Gastgebers. 48. Wenn ein Lehrer noch nicht fertig gegessen hat, beende du