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Es werden Posts vom Februar, 2010 angezeigt.

Warum sieht die Elster einem Stinktier ähnlich?

Wie kann man als Buddhist eigentlich der Falle entgehen, den Menschen für die Krone der Schöpfung zu halten (Verzeihung, ein Ausdruck aus christlichen Kreisen)? Da sind doch die sechs  Bereiche oder sechs Welten. Eine davon ist die Welt der Tiere: "Hier sind geistige Unwissenheit und Stumpfheit der Tiere anzutreffen, die zur Unterdrückung der Tiere durch die Menschen, zu Jagd und Fleischgenuß führen. Der Buddha mit dem Buch der Tugendvollkommenheit will den Tieren den Weg in das Reich des Wissens führen. Der Buddha mit dem Schwert weist den Weg auf den Pfad der sittlichen Zucht." Spontan hier angegoogelt.    Also, das war noch nie mein Ding, einer Kakerlake beizubringen, nur vor 12 Uhr mittags zu essen. Oder einem Hund aus Brehms Tierleben vorzulesen. In der Tat sagte ein mir durchaus sympathischer burmesischer Abt (ich kenne auch einen unsympathischen), als ich ihn mal fragte, wie denn eine Schmeißfliege je aus ihrer Welt heraustreten und erwachen könne: Auch diese Fliege

Daniel Carleton Gajdusek - Genie und Pädophiler ... und ein Kommentar von Zhuxian

Daniel Carleton Gajdusek (1923-2008) entdeckte die Prionen und war Nobelpreisträger für Medizin. Er adoptierte mindestens 57 Kinder, vorwiegend aus Neuguinea und Mikronesien, wohin ihn immer wieder seine Forschungsreisen getrieben hatten. Mit 74 Jahren musste er für ein Jahr ins Gefängnis, weil er  - wie er es wohl ausdrückte - mit dem Glied eines seiner Adoptivsöhne gespielt hatte. Das Interessante hierbei ist, dass Gajdusek glaubte, weil dies in der Heimat des Jungen verbreitet und "normal" sei, würde es auch in einem anderen Kulturkreis funktionieren. Um zu verstehen, wie entscheidend das individuelle Erleben eines solchen Vorganges sein kann - und allen, die sich für den Fall Phat Hue interessieren - sei folgende Doku ans Herz gelegt, die noch gut vier Tage online zu sehen ist. Auf www.arte.tv unter "Arte +7" (in der Leiste oben klein zu sehen) findet sich mit Datum 24.02., 23:10 Uhr  der Film "Das Genie und die Jungs" des herausragenden schwedische

Tiger Woods und der buddhistische Ehebruch-Knüppel

Wie man an meinem Beitrag zu Goldie Hawn sieht, bin auch ich mir nicht zu schade, ab und an einen populären Namen hier einfließen zu lassen. Tiger Woods, selbst erklärter Buddhist, ist der nächste. Allerdings mag ich nicht in den Tenor zahlreicher Buddhisten-Blogs einstimmen, die in der Regel unter Hinweis auf die buddhistischen Sila (Hauptregeln) sein Verhalten verdammten und die Entschuldigung bei seiner Frau begrüßten. Nun, mich geht eigentlich weder das eine - mit wem es Tiger Woods treibt (wozu wohl auch seine Frau zählt) - noch das andere - bei wem er sich entschuldigt (was er nun auch bei seiner Frau tat) - etwas an. Vor allem glaube ich nicht, dass die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass sich dadurch etwas ändert. Gut die Hälfte aller Verheirateten in der westlichen Zivilisation geht offenbar fremd, wenn ich so die neuesten Studien sehe, und insofern ist Tigers Verhalten nicht nur "mainstream", sondern auch für die Zukunft recht wahrscheinlich. Was mich an der D

Wie Ikkyu einen Knaben raubte ...

No-bushi: Ich bin im Grunde auch gar nicht wegen Eurem Geld gekommen. Euren Kopf will ich. (Er ergreift das Langschwert.) (In diesem Augenblick schlägt der Tempeldiener die Augen auf. Er verkriecht sich, außer sich vor Schrecken, unter die Decken.) Ikkyū: Meinen Kopf wollt' Ihr? Könnt Ihr denn irgendetwas mit solch einem Kopf anfangen? No-bushi: Ja, Euren Kopf. Euch leben lassen hieße das ruhig belassen, was das ganze Reich immer weiter in Verderb und Verwirrung bringt. Ikkyū: Wieso? No-bushi: Ehrwürdig Edler werden als der lebende Buddha verehrt. Doch indes Ihr solchen Rang einnehmt, trinkt Ihr Wein, eßt Fleisch, habt Knaben-Umgang, gebt Falsches vor, laßt Euch in Straßenraub ein, dichtet Verse und Bilder der Unzucht; laß ich einen Priester Buddhas wie Ihr am Leben, so drehen sich mir ja die Eingeweide im Leib herum. Ikkyū: Es stimmt, was Ihr sagt. Gleichwohl: wenn ich es für gut erachte Wein zu trinken, so trinke ich Wein; wenn ich es für gut erachte Fleisch zu essen, so

Naikan: Die Innenschau als Methode gegen die [Zen-]Krankheit

Hakuin Zenji (1686-1769) beschäftigte sich in seiner Schrift Yasen kanna (Nächtliche Plauderei auf dem Boot) mit einer Gesundheitsmethode, die "Innenschau" (naikan) heißt. Am Interessantesten erscheint mir das Vorwort, das von Kitô, dem "Hungernden und Frierenden", stammt. Ein Auszug: "Wenn man bei der Zen-Meditation die Kontrolle über das Feuer des Herzens verliert, werden Körper und Geist erschöpft und die Eintracht der Fünf Speicherorgane wird durcheinander gebracht. Diese Krankheit, welche von keiner Heilkunst kuriert werden kann, ist ein Fall für das Geheimnis der Zinnober-Schulung*. Wenn man diese Übung praktiziert, werden ganz gewiss bedeutende Ergebnisse erlangt. Um dieses Geheimnis zu erlernen, ist es zunächst notwendig, in einen tiefen Schlaf fallen zu wollen. Zunächst schließt man die Augen; und wenn man dann einzuschlafen beginnt, streckt man kräftig beide Beine durch, lässt die fundamentale Lebenskraft (yuan-qi) am Nabel kreisen und von da aus

Canisius und Phat Hue: Sex und Missbrauch in Kirche und Buddhismus (Teil 5)

Heute habe ich erfahren, dass die Pfeifen bei der DBU (Deutsche Buddhistische Union) in einem Jahr nochmal über den Aufnahmeantrag von Phat Hue entscheiden wollen. Ein Skandal. Die Entscheidung fiel ohne Gegenstimme. Damit bestätigt sich, dass es im Rat der DBU keine Vertreter mit echtem Rückgrat gibt. Und Heino - Du hast es ja vorhergesehen mit Deiner Marzipan-Wette in einem Kommentar, und ich konnte einfach nicht dagegenhalten ;-) Gib mir noch etwas Zeit, dann wende ich mich auch dem anderen falschen Abt zu. Im DBU-Forum schreibe ich nicht mehr. Zunächst erkläre ich, wie die DBU über Aufnahmeanträge zu entscheiden hat. "Benennung und Bevollmächtigung von zwei Vertrauenspersonen: eine aus dem Rat und eine neutrale Person. Eine von beiden sollte Fachkenntnisse aus dem Bereich der antragstellenden Gruppe besitzen. Die Vertrauenspersonen haben die Aufgabe sich ein Bild von der antragstellenden Gemeinschaft durch Besuche vor Ort zu machen – u.a. durch Einzelgespräche und entsprec

Small Mind - Big Mind:
Goldie Hawns buddhistisches Programm für Kinder

(Zunächst: Ein längerer Kommentar eines Leser zu den Vorgängen von Phat Hue ist eingegangen.) Eine Zeitlang lebte ich neben Ally Mc Beal (Calista Flockhart), Jennifer Aniston und Goldie Hawn. Jennifer und Goldie hab ich mal nassgemacht, bei einer Wasserschlacht, und Ally Mc Beal hat mir mal einen Kuss gegeben. Jedenfalls dachte ich neulich, als ich drei Studentinnen und Ex-Nachbarinnen wiedersah, dass sie tatsächlich eine Ähnlichkeit mit diesen Schauspielerinnen besitzen. Wobei K. sogar besser aussieht als Jennifer. Ihre Schwester war es, die mich oft an die (junge) Goldie Hawn erinnerte. Diesen Wuschelkopf, den ich seit Shampoo (mit Warren Beatty) ins Herz geschlossen habe. Goldherz-Goldie ist inzwischen Mitte 60, hat immer noch dieses blonde Wuschelhaar und möchte nun auch Kindern in Großbritannien den Buddhismus nahebringen und soziale wie emotionale Stabilität vermitteln. Seit 2003 betreibt sie die Hawn Foundation und brachte dafür Neurowissenschaftler, Pädagogen und Verhalten

Erbärmlicher Schleimfresser:
Rechte Rede bei Buddha

Der Buddha kritisierte nach der Überlieferung heftiger, als manche Buddhisten heutzutage meinen, die mit der Keule der "Rechten Rede" schnell zur Hand sind, wenn ihnen eine Meinung nicht passt. Er sagte, man solle stets aus Mitempfinden und zur rechten Zeit kritisieren. (M I, 395)    Als Devadatta die Sangha übernehmen wollte, nannte ihn Buddha Chavassakhelapakassa. Chava ist die Leiche, khelapaka der "Schleimfresser". (Vin. II, 188) Als der Mönch Arittha durch die Gegend lief und verkündete, sinnliche Freuden seien kein Hindernis auf dem Weg der Befreiung, nannte er ihn wiederholt einen Dummkopf (mogha purisa). (M. I, 132) Laien, die Aberglauben praktizierten, wurden vom Buddha als Ausgestoßene (candala), Schmutz (mala) und Abschaum (patikittha) der Laiensangha bezeichnet. (A. III, 206)  Über Makkhali Gosala, den der Buddha für einen Betrüger hielt, sagte er: "Ich kenne keinen, der so vielen Menschen und Göttern Verlust und Unbehagen bereitet, wie Makkha

Die Schule der Feindlosigkeit (VII): Friedfertigkeit

   Die Friedlichkeit besitzt weder Form noch Körper. Das Bewusstsein hat keinen Gegner. Die Haltung ist unbewegt.    Die Friedlichkeit hat weder Name noch Form. Darum ist sie Selbstlosigkeit. So kann einen der Gegner nur schwer durchschauen.    Die Friedlichkeit ist in ihrer Gestalt weit und grenzenlos. Sie wird von nichts übertroffen; darum ist sie auch das Nichtunterliegen. Es ist wie mit dem absichtslosen Handeln von Himmel und Erde.    Die Gestalt der Friedlichkeit ist Nicht-Handeln und Nicht-Dinglichkeit. Sie wird von nichts übertroffen; darum ist sie auch das Nichtunterliegen. Es ist wie mit dem absichtslosen Handeln von Himmel und Erde.    Die Gestalt der Friedlichkeit ist Nicht-Streiten und Nicht-Widersetzen. Daher kämpft sie nicht gegen die Dinge, und darum kann sie auch nicht unterliegen.    Das Wesen/der Körper der Friedfertigkeit ist Nicht-Neigen und Nicht-Nähern [d.h. zentrales Ausgewogensein]. Daher ist sie frei von Feinden und frei in ihren Wandlungen. So unterliegt sie

Die Schule der Feindlosigkeit (VI):
Yari tomeru - Speere anhalten

„ Speere anhalten bedeutet soviel wie ‚Speere stoppen‘. Doch ist es nicht gut, zu stoppen. Wenn einem ein Speer begegnet, ist das eigene Herz wie der große Weg (daidô), welcher das Kommen und Gehen der Menschen und Dinge nicht verurteilt. Wenn man nicht anhält, kann man nicht getroffen werden; durch Unterbrechung aber kommt es zum Treffen. Wer Zweifel hat und durch das getrennte Bewusstsein der Menschen ins Stocken gerät, der kann nicht treffen, aber wird selbst getroffen werden. Das ist wie das Unheil selbst einzuladen. Dies gilt es gut zu verstehen.“ (Vgl. hierzu Takuan Sôhô ) „Die obigen sechs Kunstfertigkeiten sind die Gesetze vom Wesen der Friedlichkeit.“ [ Quelle: Dr. Julian Braun: Texte aus der 'Schule der anhaltenden Feindlosigkeit' (Heijô muteki-ryû). Ein Beitrag zum 'gemeinsamen Weg von Schwert und Pinsel' der Samurai im Japan der Tokugawa-Zeit.]

Canisius und Phat Hue: Sex und Missbrauch in Kirche und Buddhismus (Teil 4)

Beim Studium einiger Sekundärliteratur zum Vinaya stieß ich auf eine Passage über die dort abgehandelten sexuellen - nun, nennen wir das, was einmal Perversionen hieß: Interessen. Da gab es Passagen zur Sodomie, zur Autoerotik, zum Fetischismus und sogar zur Spektrophilie als Liebe zu Geistern. Was im Vinaya im Grunde fehlt, ist jedoch der Sado-Masochismus. Da der Vinaya auch ein Spiegel seiner Zeit ist, deckt sich das mit dem, was ich in einfachen, bäuerlichen Gefilden Südostasiens beobachtete: Die üblicherweise dort gelebte Sexualität, soweit mir davon berichtet wurde und ich die Sprache darauf bringen konnte, ist eher schlicht. Sado-Masochismus als sexuelle Spielart scheint einherzugehen mit einer gewissen Veränderung der Vorlieben vor allem von Städtern entwickelterer Gesellschaften. Was es jedoch damals schon gab, das war die Masturbation durch andere (Vin. III, 117, ich beziehe mich auf den Pali-Vinaya der Theravadins) und auch Tribadismus, das Reiben der Vulva an einem Menschen

Die Schule der Feindlosigkeit (V):
En-kai - Karma-Treffen

"Karma hat die Bedeutung von 'Begleitumständen'. 'Treffen' bedeutet 'gegenseitiges Entsprechen'. Es ist wie mit dem Schatten, welcher der Form folgt. Karma kann man mit einem Spiegel vergleichen; das Darauffallen eines Schattens ist das Treffen. Das (grundlegende) Klarsein des Spiegels ist unser Wesen. Wenn der Spiegel des Herz-Geistes klar ist, dann versteht man das Gute und Schlechte [die Stärken und Schwächen] eines Gegners, die darauf treffen, genau, und kann nicht unterliegen. Weiter heißt es: Dieses Einwirken des Guten und Schlechten auf den Spiegel kommt vom Gegner; man selbst bewahrt nur das klare Wesen des Spiegels. Oder es ist so, wie wenn etwas geöffnet wird; unverzüglich kommt die eigene große Energie zum Tragen. Daher kann man auf diese Weise nicht unterliegen. Ohne anhaltende Verbundenheit ist es nicht möglich, die eigene Energie mit der des Anderen zu vereinen. Das ist gemeint mit: 'Wer sich selbst und den Gegner kennt, wird in hundert Kä

Canisius und Phat Hue: Sex und Missbrauch in Kirche und Buddhismus (Teil 3)

 Boat people ...            (Foto: Keller) Ein paar Dinge gilt es klarzustellen. Ich habe nichts gegen Jesuiten. Mein Religionslehrer in der Oberstufe war Jesuit, er hatte zusammen mit dem damaligen Papst studiert, kam aus Polen und war sicher einer meiner besten Lehrer. Sein Lieblingsausdruck: "Das ist ja haarströmend." Bald reprinte ich außerdem das Zen-Standardwerk eines verstorbenen Jesuiten, und die Genehmigung kam, recht unproblematisch, vom Orden selbst. Ich stand immer gut mit den Jesuiten. Und ich will nicht den Teufel an die Wand malen - wenn ich vom Handbetrieb in tibetischen Klöstern sprach, dann weil ich kürzlich einige Details aus dem Manuskript einer Insiderin lesen durfte. Natürlich gibt es so etwas auch in Thailand und anderen buddhistischen Ländern. Warum? Weil die meisten Menschen Sex brauchen. Habe ich denn was gegen Sex von Buddhisten in Roben? Nein, ich bin vom japanischen Zen geprägt, wo sie sogar heiraten dürfen. Das halte ich für gesund. Warum also au

Die Schule der Feindlosigkeit (IV): Ura no nami - Die Welle in der Bucht

"Die 'Welle in der Bucht' meint 'annähern und zuschlagen'. Die Bedeutung davon ist: Wenn man im Herzen selbstlos ist und die Trennung von anderen und den Dingen aufgegeben hat, vermag man sich dem Feind gut zu nähern. (...) Die Wellen der Gezeiten kommen ohne mein Zutun; sie rücken heran und schlagen zu. Wenn man sich dem Gegner freundlich nähert und Eins wird mit seiner Energie, dann kann man nicht unterliegen." [ Quelle: Dr. Julian Braun: Texte aus der 'Schule der anhaltenden Feindlosigkeit' (Heijô muteki-ryû). Ein Beitrag zum 'gemeinsamen Weg von Schwert und Pinsel' der Samurai im Japan der Tokugawa-Zeit. Grin Verlag 2008]

Canisius und Phat Hue: Sex und Missbrauch in Kirche und Buddhismus (Teil 2)

Heute hatte ich einen Kommentar von "Renge" zu prüfen. Ich schalte Kommentare selbst frei. Wenn sie mir nicht besonders zusagen, sollten sie natürlich nicht anonym sein, ein Realname wäre dann hilfreich. In seinem Kommentar meinte dieser Leser, ich würde hier etwas nicht auseinanderhalten - Gewalt und die Tatsache, dass es sich am Canisius-Kolleg um Kinder/Jugendliche gehandelt habe, sowie auf der anderen Seite Taten unter Erwachsenen, die "nicht gewaltsam" zustande gekommen seien. Ein solcher Kommentar macht mich stutzig, und ich muss den Leser "Renge" da vor sich selbst schützen: Wie kann er das denn wissen, wenn er die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nicht kennt? Im Falle Canisius sind die Fälle jedenfalls verjährt, wie man liest.  Ich persönlich halte nichts von künstlichen Altersgrenzen. Einmal wurde ich, als Student, von einem Türsteher aus einem anderen Kulturkreis bei einem universitären Partyevent kontrolliert - u.a. mit einem Griff in den Sc

Die Schule der Feindlosigkeit (III): Yûun - Spielende Wolken

"Spielende Wolken meint einen Herz-Geist, der frei wie Wolken ist. Der Grund für diesen Namen ist, dass die Energie eins ist mit der großen Leere. Die Eine Energie der großen Leere wirbelt umeinander; wenn sie Himmel und Erde nicht erfüllt, gibt es weder Zeit noch Raum. Folgt man dieser Kunst des Herzens bis zur Selbstlosigkeit, dann wird man es erreichen. Wenn man aber selbst tätig wird, dann wird man es nicht erreichen. Durch gründliche Selbstlosigkeit gelangt man zur Energie. Wenn ein Feind kommt und den Himmel schlägt, spielt man in der Erde. Wenn er die Erde fegt, spielt man in den Wolken.* Ebenso verhält es sich mit vorne und hinten, links und rechts. Folgt man daher den spielenden Wolken, dann wird man nicht mehr unterliegen." (Anm. * Vgl. Sunzi: "Wer gut angreift, handelt wie von der Höhe des Himmels herab.")   [ Quelle: Dr. Julian Braun: Texte aus der 'Schule der anhaltenden Feindlosigkeit' (Heijô muteki-ryû). Ein Beitrag zum 'gemeinsamen

Canisius und Phat Hue: Sex und Missbrauch in Kirche und Buddhismus (Teil 1)

Der Moralkodex für Ordinierte im Buddhismus ist der Vinaya, zugleich der erste Teil des Pali-Kanon. Dort wird berichtet, wie sich ein bhikkhu, ein Mönch, selbst den Schwanz abschnitt, um sich von seinen sexuellen Zwängen zu befreien (Vin. II, 110). Einmal fand man in einer Straße Sâvatthis einen Penis (Vin. II, 269). Und im Upâlisutta (M. I, 383) hat der Beruf des Mannes, "der die Hoden abtrennt", auch einen Namen: andahâraka. Schon immer lag also auch die buddhistische Praxis im Clinch mit natürlich ausgelebter Sexualität. Und so ist es nicht verwunderlich, dass man der Meinung war, nur wer sich jeder Sexualität enthalte, würde sich ganz auf die Verwirklichung des religiösen Pfades konzentrieren können. Schließlich wurde die Annahme, Mönche hätten keinen Sex, zu einem wesentlichen Bestandteil ihres asketischen Images: Nur wer dem entsagt, was der Otto Normalverbraucher für unverzichtbar hält, verdient Respekt und eine volle Bettelschale. Da man die Sexualität aber nic

Die Schule der Feindlosigkeit (II): Inochi o suteru - Sein Leben verwerfen

"Sein Leben verwerfen hat die Bedeutung von: sein Dasein hingeben. Hierbei gibt es zwei Formen. Wenn gewöhnliche Menschen ihr Leben verwerfen, heißt dies, dass sie ihren Herz-Geist und ihre Energie töten, nicht jedoch ihren Körper. Weil der Herz-Geist derart verdunkelt ist, verlieren sie natürlich das Prinzip, und es sieht so aus, wie wenn sie sich selbst schaden. Sie sind wie Insekten, die im Sommer ins Feuer fliegen. Wir Einfältigen hingegen verstehen unter 'das Leben verwerfen' die Selbstlosigkeit. Selbstlosigkeit meint, dass es kein 'Ich' gibt. Dazu kommt das Verteidigen des Rechtschaffenen und das Nichtfürchten des Todes; weil der Herz-Geist derart klar ist, geht auch das Prinzip nicht verloren. Weiter heißt es, wenn der Körper getötet wird, nicht aber die Energie, nehme diese Energie zu und werde unzerstörbar. Wenn man um die Wahrheit des Ungeborenen und Todlosen weiß, dann gelangt man zum Nichtunterliegen." [ Quelle: Dr. Julian Braun: Texte aus der &

Die Schule der Feindlosigkeit (I): Kisaki kaesu - Angriffe reflektieren

Das Heijô muteki sho von 1663 enthält "Schriften von der anhaltenden Feindlosigkeit", die uns an die Texte eines Yagyu Munenori und Miyamoto Musashi erinnern. Sie weisen den Einfluss des (Zen-)Buddhismus auf die Philosophie der Kampfkünste auf. Dr. Julian Braun hat sie übersetzt. Die "Lehrbestätigungen" (menkyo) werden hier, leicht überarbeitet, mit seiner Genehmigung wiedergegeben. "Angriffe reflektieren beruht auf der Form des Schriftzeichens für 'friedlich' (taira). Das Wesen der Feindlosigkeit ist die Unbewegtheit des Herzens. Wenn ein Feind kommt und angreift, wird er unmittelbar zurückgeworfen. Den Angriff nicht zurückwerfen wäre keine Friedlichkeit. Es wäre auch keine Unbewegtheit. Darum soll man um das Nichtunterliegen mittels des Zurückwerfens von Angriffen wissen." [ Quelle: Dr. Julian Braun: Texte aus der 'Schule der anhaltenden Feindlosigkeit' (Heijô muteki-ryû). Ein Beitrag zum 'gemeinsamen Weg von Schwert und Pins

"Das Leben des Menschen ist wie das einer Eintagsfliege ...

... Sein schiefer Blick hängt an Himmel und Erde. Sein Sehen und Hören reicht nicht weit, sein Greifen ist fehlerhaft."  Schreibt Miura Baien (1723-1789), ein hierzulande kaum bekannter japanischer Naturphilosoph und Ökonom. Ein Faksimile seiner Handschrift "Kagen" (Vom Ursprung des Wertes) ist hierzulande für 500 Euro zu haben. Der Mann war seiner Zeit voraus. Für ihn war eine Währung bloß Tauschmittel, und als Wertaufbewahrung barg sie Gefahren, die von modernen Wirtschaftswissenschaftlern bestätigt wurden. Er benutzte auch den Begriff danjo (Mann-Frau) statt des üblichen hito für "Mensch", weil letzterer - ähnlich dem englischen "man" in seiner Doppelbedeutung - etwas Männliches impliziert.  Miura Baien entwickelte das Konzept von "jôri", das manche mit der Hegelianischen Dialekt verglichen. Seine Kernaussage (die auch in der zukünftigen Diskussion über die Bedeutung des atman in der buddhistischen Lehre als Gegenstück zum anatman e

Apropos Mimosen: Kann man eigentlich auch Pflanzen töten?

Ergänzend zu einer andernorts in einem Forum immer wieder geführten Diskussion zum Vegetarismus möchte ich heute ein paar Pflanzen und ihr sensibles Verhalten vorstellen. Wenig überraschend, stammen die beiden ersten aus der Unterfamilie der Mimosengewächse. Zunächst der Seidenbaum (oben), den man auch Schlafbaum nennt. Abends faltet er seine Blätter zusammen und "schläft". Bei Wikipedia schreibt man "schläft" in Gänsefüßchen. Wie würde man einen Menschen foltern können? Indem man ihm Schlaf entzieht. Wenn man den Seidenbaum daran hindert, seine Blätter zusammenzurollen, dann fängt er nach zwei Wochen an zu welken und stirbt. Die Mimose (Mimosa pudica) selbst, auch "Schamhafte Sinnpflanze" genannt (welche Pflanze könnte besser in einen religiös motivierten Blog passen?), lässt sich, wie der Mensch, mit Äther narkotisieren. Normalerweise klappt sie ihre Fiederblättchen schon bei der geringsten Berührung zusammen, doch wenn sie betäubt ist, reagiert sie gar

Die schöne Frau auf dem Bildschirm (mit Gewinnspiel!)

"Die heiße Scheide einer schönen Frau [??] ist voller Liebe. Ich habe es aufgegeben, das Feuer in meinem Körper zu löschen." Es ging durch die Gazetten: Ein australischer Banker hatte sich vor laufender Kamera (in seinem Rücken wurde gerade ein anderer interviewt) Fotos des "Unterwäschemodells" Miranda Kerr auf seinem Bildschirm angeschaut. Er sollte deshalb entlassen werden. Als das Modell davon erfuhr, setzte sie sich selbst erfolgreich dafür ein, dass er seinen Job behalten durfte. Das machte mich neugierig. Und, wow!, links seht Ihr Miranda, und falls Ihr sie wie ich noch nie gegoogelt hattet, dann tut das mal, sie ist wohl eine der schönsten Frauen der Welt. Für meinem Blog stelle ich mir die Frage, welcher Art die Beiträge sein sollten. Da gibt es zum einen lesenswerte Texte von Buddhisten, die vielleicht noch niemand übersetzt hat, und die hier ein Plätzchen finden könnten. Dann alte Übersetzungen, die mal woanders standen und nun verschwunden sind. Dann e

Sei undefinierbar – Ein Brief von Yuanwu Keqin (1063-1135)

  Für Schüler mystischer Weisheiten ist das Erkennen der wahren Natur der Dinge, das Gewahrwerden der wahren Muster und in die Fußstapfen der Buddhas zu treten ihr täglich Speis und Trank. Du solltest begreifen, dass auf dem Haarknoten (usnîsa) der Buddha-Häupter und erleuchteten Adepten ein wundersamer Zustand der „Veränderung der Knochen“ liegt, der deine Existenz verwandelt. Nur dann kann man konventionelle Kategorien und konfessionelle Grenzen überwinden und wie eine transzendente Person handeln, so dass selbst große Zen-Meister wie Linji und Deshan bei dir keine Hiebe oder Schreie anzuwenden vermögen. Bleib jederzeit einfach frei und unbetroffen. Zeige niemals irgendwelche raffinierten Tricks – sei wie ein schwerfälliger Dummkopf in einem Dorf mit drei Familien. Dann werden die Götter keinen Weg haben, auf dem sie dir Blumen anbieten können, und die Dämonen und Außenstehenden können dich nicht bespitzeln. Sei undefinierbar, gib keinerlei auffällige Anzeichen deiner besonderen Ken