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Es werden Posts vom September, 2010 angezeigt.

Bankei - Honshin no Uta (I)
Das Lied vom ursprünglichen Geist

(Das Lied vom Ursprünglichen Geist (Honshin no uta) hat viele Namen. Es ist auch als "Amagoi-uta" bekannt, ein "Gebet um Regen", weil Bankei damit einst eine Dürre bekämpft haben soll. Andere nennen es "Odori-uta", ein "Tanzlied", und Bankei soll es Kindern zur Instruktion hinterlassen haben. Wieder andere glauben darin ein "Mühlenlied" (Usuhiki-uta) zu sehen, dass beim Mahlen von Getreide gesungen wurde.) Ungeboren und unvergänglich ist der ursprüngliche Geist. Erde, Wasser, Feuer, Wind    - eine zeitweilige Unterkunft für die Nacht. Gebunden an dieses flüchtige, brennende Haus, entzündest du selbst das Feuer und nährst die Flammen, die dich verzehren. Denk an die Zeit zurück, als du geboren wurdest: Du kannst dich an nichts erinnern! Halte den Geist deines so in die Welt Kommens aufrecht, und sogleich sind Körper und Geist ein lebender Tathagata. Gedanken daran, was gut und was schlecht ist, sind nur von diesem deinen Se

Bankei - Gedichte (III)

Was bedeutet das schon: das alte Jahr, das neue Jahr? Ich strecke meine Beine aus und habe allein einen ruhigen Schlaf. Sagt nicht, die Mönche würden keine Lektionen erhalten: Hier und dort singt die Nachtigall: das höchste Zen! ******** Im Frühling die Kirschblüten, im Herbst das Herbstlaub. Die verschiedenen Formen der Natur, so wie sie sind: Worte des Dharma. ******** Gut ist schrecklich, schlecht ist schrecklich und schrecklich ist ebenfalls schrecklich. Die Dinge und Ereignisse  sind nur das Ergebnis der Umstände. (aus: Bankei zenji zenshû)

Bankei - Gedichte (II)

Der GEIST stimmt mit allen Umständen überein,    doch weder entsteht noch vergeht er. Die Weisen vergangener Zeiten priesen dies als Zazen. Blinde nutzen ihre Sitzkissen ab, während sie auf Erleuchtung warten, als wollten sie einen Spiegel machen, indem sie einen Ziegel polieren. ******** Das "Große Wirken" manifestiert sich ohne feste Regeln, begegnet jeder Situation nach ihrer Art, nie zu früh, nie zu spät, stößt vor, zieht sich zurück, schreitet voran, weicht zurück -    all dies findet jenseits des Bereiches der Gedanken statt. Wenn du in Harmonie mit dem GEIST stehst,    bewegen sich Arme und Beine von selbst. ******** (Erläuterung für einen Konfuzianer) Von Anbeginn kennt der Große Weg keinen Unterschied    zwischen weltlich und überweltlich, lass Buddhismus und Konfuzianismus an ihre Quelle zurückkehren,    und alle Unterschiede verschwinden. Wenn du es direkt durchdringst, ohne Worte und Buchstaben, dann kannst du vorwärts oder rückwärts gehen,    alles,

Bankei - Gedichte (I)

Worten hinterherjagend, Phrasen verfolgend,    wann wird es je genug sein? Ihr macht euch selbst fertig,    indem ihr Kenntnis anhäuft und über alles Bescheid wisst. Die Selbst-Natur ist leer und erleuchtend,    lasst die Dinge sich also um sich selbst kümmern. Ansonsten habe ich euch nichts zu geben. ******** Es reicht weiter als Vergangenheit und Gegenwart     und durchdringt das gesamte Universum, schaust du danach, kannst du es nicht finden, doch wenn du es rufst, dann antwortet es mit einer saitenlosen Laute,    einer lautlosen Melodie. Das hat nichts damit zu tun, ob man Mönch oder Laie ist. ******** Nicht wütend, wenn misshandelt, nicht glücklich, wenn gepriesen -  ein großer Einfaltspinsel im Universum! Mich an die Umstände anpassend,    trägt es mich nach Nord, Süd, Ost und West, ohne dass ich meine Hässlichkeit und mein Ungeschick    Himmel und Erde verbergen müsste. (aus: Bankei zenji zenshû)

Dumoulins Traditionstafeln und die Zen-Spülmaschine

Zunächst der Hinweis auf die Traditionstafeln (lineage charts) aus Heinrich Dumoulins "Geschichte des Zen-Buddhismus", die hier als pdf vorliegen: Übertragungslinien des Zen in Indien und China Übertragungslinien des Zen in Japan .   Außerdem habe ich eine amüsante Glosse von Eugen Pletsch (Golf Gaga) bekommen. Hier ist seine Website.

Die falschen Ansichten von Thich Nhat Hanh (III)

(Zum Todestag Dôgen Zenjis hier ein Podcast. )   9) S. 96: "Es gibt viele sichere Dinge, auf die wir uns stützen können - die Erde, die Luft, den Buddha, das Dharma, die Sangha."    Ein Haitianer und ein Anwohner Tschernobyls würde da zurecht zweifel äußern. Auch der Zen-Buddhist soll dies tun: "Wenn du den Buddha triffst, töte ihn." DAS ist die Erziehung zu einer kritischen Haltung, auch Lehrern gegenüber, wie sie TNH nicht brauchen kann, weil er viele Menschen um sich scharen möchte. 10) "Die moderne Psychologie untersucht psychische Phänomene nur an ihrer Oberfläche." (S. 113) Hört, hört, das könnte Woody Allen sagen, der nach einer fast lebenslangen Tiefenanalyse zum Schluss käme, es habe nichts gebracht. Vorher bringt er uns aber alle nochmal kräftig zum Lachen. 11) Wie sichert man sich seinen Expertenstatus auf dem Buddhismus völlig frachfremden Gebieten? Hiermit: "Diese (buddhistischen) Grundsätze können auch angewandt werden, um unsere Umwel

Die falschen Ansichten von Thich Nhat Hanh (II)

Es geht weiter. TNH konnte einst nicht an einen Baum pinkeln.    5) S. 52: "In dem Augenblick, in dem ich auf den Baum zutrat, empfand ich so großen Respekt für seine Schönheit und Würde, dass ich mich nicht überwinden konnte, vor ihm zu pinkeln. Es schien mir unhöflich, ja respektlos zu sein. (...) Nachdem ich das Diamant-Sutra studiert hatte, erkannte ich, dass auch das Holz, die Fliesen und der Zement [im Badezimmer] wundervoll und voller Leben sind, und ich fühlte mich nun sogar unbehaglich, wenn ich meine eigene Toilette benutzte. (...) Inzwischen kann ich in der freien Natur pinkeln, mit großem Respekt für die Bäume, die Büsche und mich."    TNH, ein Fall für den Psychologen? Eher befremdet hier sein Unwissen, seine Naivität. Kann man mit einer solchen den Buddha-Dharma überhaupt adäquat erfassen? Hat TNH nicht gelernt, dass Urin steril ist und er durchs Pinkeln dem Baum zu trinken gegeben hätte? Ich dachte, TNH hätte in Vietnam Berührung mit dem Landleben gehabt. Dort

Die falschen Ansichten von Thich Nhat Hanh (I)

Im Folgenden, und aus Anlass einer kommenden Neuveröffentlichung des Diamantsutras (in Zusammenarbeit mit einem koreanischen Zen-Zentrum in Berlin), möchte ich mich mit den kruden Lehren des vietnamesischen falschen Zen-Buddhisten Thich Nhat Hanh (künftig: TNH) beschäftigen. In einem Forum wurde ich mal gefragt, was mich denn an seinen Aussagen konkret befremde. Damals fasste ich meine Kritik allgemein zusammen, wollte aber noch einmal anhand seiner Schriften seine Manipulationsversuche und seine Verwirrung konkret aufzeigen.    Grundlage ist sein Buch "Das Diamant-Sutra" (engl. "The Diamond that cuts through Illusion") in dem Sammelband Über die Worte Buddhas (Theseus Verlag 1995). Ich hangele mich chronologisch durchs Buch. 1) Auf S. 39 spricht TNH über die Bettelgänge: "Selbst wenn ein Mönch weiß, dass die Menschen in einem bestimmten Haus unfreundlich sind und ihm kein Essen geben werden, so muss er doch auch zu diesem Haus gehen und für einige Minuten do

Frauen im Islam: Die Minangkabau

Vorneweg: Was Sarrazin tatsächlich sagt. Keine Regel ohne Ausnahmen: Kürzlich schrieb ich noch, dass der Islam den Frauen weniger Freiheiten gewähre als der (Zen-)Buddhismus. Wie um mich Lügen zu strafen, fiel mir der folgende Text ins Auge:    "Die Minangkabau sind ein malaiisches Volk, das im Padang-Hochland von Sumatra lebt. (...) Die Mehrzahl von ihnen sind Muslime und betreiben Nassreisanbau. (...) Im Gegensatz zu anderen Ethnien in Indonesien haben die Minangkabau ein matrilineares Verwandtschaftssystem, das heißt, die Erbschaft geht von den Müttern auf die Töchter über. (...) So ergibt sich eine interessante Mischung aus dem indigenen Gewohnheitsrecht (adat) und islamischen Gesetzen, die patrilinear ausgerichtet sind. (...) In Bezug auf die rumah gadang (Wohnhäuser) obliegen den Frauen die Bestimmungsrechte, die Männer bezeichnen sich selbst als 'heimatlos'." (Gabriele Fahr Becker: Ostasiatische Kunst (Ullmann 2008). Das Buch, eher: der Katalog, kostet nu

Die Fallstricke für einen Bodhisattva

"Diese vier, Râshtrapâla, sind Fallgruben für Bodhisattvas. Welche vier? Mangel an Respekt; Undankbarkeit und Spaß an der Täuschung; Ruhm- und Gewinnsucht; Betrug und Prahlerei." "Diese vier, Râshtrapâla, bedeuten ein Hindernis für die Erleuchtung der Bodhisattvas. Welche vier? Mangel an Glauben, Trägheit, Arroganz und Gedanken des Neides und der Eifersucht bezüglich anderen." "Diese vier, Râshtrapâla, sollten nicht von einem Bodhisattva aufgesucht werden. Welche vier? Ein verderbender Freund; einer mit falschen Mutmaßungen über die Dinge; einer, der den wahren Dharma ablehnt; einer, der Weltliches begehrt." "Diese vier Dinge, Râshtrapâla, führen zum Leiden der Bodhisattvas. Welche vier? Hochmut bezüglich der eigenen Erkenntnis, Gedanken von Neid und Eifersucht, ein Mangel an Hingabe, die Anwendung einer unzureichenden Erkenntnis." "Diese vier, Râshtrapâla, sind Fesseln für Bodhisattvas. Welche vier? Verachtung anderer Mensch

Die Eigenschaften eines Bodhisattva (II)

"Ein Bodhisattva, Râshtrapâla, sollte vier Dingen desinteressiert gegenübertreten. Welchen vier? Dem Leben im Haushalt, Gewinn und Ruhm, dem Verbrüdern mit wohlhabenden Schutzherren und seinem Körper und Leben gegenüber." "Diese vier Dinge, Râshtrapâla, lassen Bodhisattvas ohne Bedauern sein. Welche vier? Nicht die Moral zu verletzen, das Wohnen in der Wildnis nicht aufzugeben, mit den vier Traditionen für spirituell Hochstehende übereinzustimmen* und tiefe Gelehrsamkeit zu erlangen." "Diese vier Haltungen, Râshtrapâla, sollten vom Bodhisattva nachgeahmt werden. Welche vier? Ein gutes Schicksal zu erlangen, indem man der Erscheinung eines Buddha begegnet; seinem Lehrer zu gehorchen und ihm frei von weltlichen Ansinnen zu dienen; Unterkünfte in abgeschiedenen Gegenden willkommen zu heißen, da man gegen Gewinn und Ruhm gleichgültig ist; Beredsamkeit bezüglich des tiefgründigen Dharma zu erlangen,indem man ihm unablässig folgt."  "Diese vier Dinge, R

Die Eigenschaften eines Bodhisattva (I)

Das Râstrapâlapariprcchâ-Sûtra handelt vor allem vom abgeschiedenen Mönchsdasein im Walde - im Gegensatz zu einem Leben in etablierten Klöstern - und betont die Fähigkeit des Buddhisten zur Mildtätigkeit, d.h. zur Aufgabe eigenen Besitzes. In einer schönen Aufzählung von je vier Eigenschaften eines Bodhisattva antwortet der Buddha auf die Fragen des Râshtrapâla. Die interessantesten Stellen seien hier wiedergegeben. Zur Vertiefung wird empfohlen: Daniel Boucher: Bodhisattvas of the Forest and the Formation of the Mahâyâna (Honolulu 2008). "Ein Bodhisattva Mahâsattva, Râshtrapâla, der mit vier Dingen ausgestattet ist, erlangt Reinheit. Mit welchen vier Dingen? Mit Verhalten, das tugendhaftem Neigen und Streben entspricht; mit Gleichmut gegenüber allen Lebewesen; durch das Nachsinnen über die Leere; dadurch, dass er tut, was er ankündigt." "Diese vier Dinge, Râshtrapâla, sind Ermutigungen für Bodhisattvas. Welche vier? Das Erlangen der dhâranî*, das Erlangen tugendhaf

Mit Chenresig meditieren

" Chenresig ist die Verkörperung von Liebe und Mitgefühl , deshalb lächelt er auch voller Zuneigung alle Wesen an und versucht, sie mit den Strahlen seiner Liebe zu erreichen. (...) Als Nächstes stellt ihr euch vor euch im Raum Chenresig vor. In der Vorstellung schaut ihr, wie er zu allen Wesen lächelt, weil er möchte, dass es allen gut geht. (...) Wenn ihr eine Stelle kennt, wo es viel Leiden, Schmerz oder Not gibt, oder auch eine Stelle, an der es Umweltverschmutzung oder viel Müll gibt, könnt ihr die Strahlen auch gezielt dorthin schicken." (Fundstelle)    Im Jahr 2000 besuchte ich den Müllberg "Smokey Mountain" in Manila (Foto oben). Wie so viele Müllberge, wuchs er ständig an. Nun habe ich endlich herausgefunden, was dafür verantwortlich ist: Die Chenresig-Meditation und tibetische Mönche! Wieder ein Beweis dafür, welche Art von Buddhismus nicht funktioniert.      Genauso nutzlos ist die Kalachakra-Einweihung : " On a temporary level, an empowermen

Update zu Thich Thien Son (alias Thay)

Weil es vielleicht in der Kommentar-Funktion zu einem alten Beitrag ("Würde ein falscher Zen-Meister sich als schwul outen") unterginge, poste ich hier mal einen kürzlich eingegangen Kommentar und die Übersetzung vietnamesischer Gebetsformeln. Ich weiß, dass eine beträchtliche Anzahl von Lesern dieses Blogs auf Neuigkeiten zum Fall Thich Thien Son wartet und fasse zwischenzeitlich mal zusammen: - Die "Deutsche Buddhistische Ordensgemeinschaft" (DBO) hat es abgelehnt, die Verantwortung für einen Ausschluss von Thich Thien Son (alias Thay) aus der Mönchsgemeinschaft (Entrobung) zu übernehmen, auch nachdem die Zeugenaussagen von Hue Gioi  vorlagen (siehe Beitrag "Für'n Arsch" über die Suche oben links). Sie verwies noch auf die Pagode Vien Giac in Hannover als Ansprechpartner.  - Die Pagode Vien Giac in Hannover und ihr Altabt Thich Nhu Dien haben auf entsprechende Anfragen, wann das nach dem Vinaya nun fällige Ausschlussverfahren Thich Thien Son

Ordnung halten:
Der Film "Das Schreiben und das Schweigen"

In alten japanischen Filmen hat mich oft die Inneneinrichtung von Wohnungen fasziniert. Karg, aufs Nötigste reduziert, dennoch schön. An meiner einen Wand klebt hingegen noch eine übertriebene Fototapete, auf der eine Insel zu sehen ist. Mit einem Umzug sollte sich das ändern. Vor einiger Zeit habe ich mithilfe einiger Menschen meine Notizen teilweise ausgewertet (darunter z.B. Übersetzungen wie zu den "10 Schülern Buddhas", die ich demnächst hier nochmal einstellen werde). Meine Bücher wurden alphabetisch geordnet (mein Zen-Regal ist etwa so umfangreich wie das meiner Romane).    Heute sah ich in einer Pressevorführung "Das Schreiben und das Schweigen" , eine Doku über Ernst Jandls Lebensgefährtin, die Lyrikerin Friederike Mayröcker. Man merkte ihrem Gesicht ihr Alter (sie wurde 1924 geboren) nicht an. Doch ihre Wohnung sah aus wie die eines Messies. Da ihre Werke von Wilhelm Genazino empfohlen wurde, ist es naheliegend, ein von ihm immer wieder genanntes Gefühl zu

Konfuzianische Kritik am Zen

   Da bemerkte einer: "Das war noch nicht alles, was jener Gelehrte gegen Euch erhoben hatte. Er erzählte außerdem von einem Zen-Mönch. Dieser sagte, dass er seit nunmehr fünfzehn Jahren danach trachte, die Selbst-Natur zu schauen (見性), und dazu Sitzmeditation praktiziere; doch bis heute sei es ihm noch nicht gelungen.* Wenn man es aber erreiche, dann müsse man vor Freude wohl in die Luft springen. Wenn jetzt aber jemand kommt und erzählt, das Herz sei leicht zu verstehen, dann müsse dieser jemand wohl ein Blender sein. Das aber ist es doch, was Ihr behauptet. Ihr sagt, dass keine besonderen Anstrengungen nötig sind; es reiche, dem natürlichen Lauf der Dinge zu folgen. Auf diese Weise versammelt ihr Tag für Tag mehr Menschen um euch, die nun ihre Zeit verschwenden. Auch sagt ihr, dass ihr die Gründe (d.i. Ursachen und Wirkungen) sehen könnt. Doch sagte dieser Zen-Mönch, dass es ihm selbst nach fünfzehn Jahren noch nicht gelungen sei, das Wesen zu schauen. Wie kann jemand wie Ihr,

Ist der Mensch gut?

"Das bisher Gesagte stellt die Kenntnis der menschlichen Natur an erste Stelle. Wenn man die Natur erkannt hat, ist es leicht, auch entsprechend zu handeln. Auch Menzius hat gesagt, dass man um die Menschen zu leiten, ihnen zuerst die Kenntnis der menschlichen Natur lehren soll. So heißt es gleich am Anfang: 'Die menschliche Natur ist gut.'* Dies ist etwas, was Menzius entdeckt und offengelegt hat, und was von den früheren Weisen noch nicht verkündet worden war. Durch die Erkenntnis kommt man schnell zum Handeln. Wenn man sich zuerst aufs Handeln konzentriert, dann kommt man spät zur Erkenntnis. Darum ist das Erkennen der menschlichen Natur vorrangig." * Die Lehre des Menzius von der „guten Natur des Menschen“ (性 善 説) setzte sich gegenüber der seines Konkurrenten Xunzi durch, welcher von einer verderbten menschlichen Natur ausging (性 悪 説).  [aus Ishida Baigan (1685-1744): Gespräch zwischen einem aus der Stadt und einem vom Land (Tohi-mondô) , übersetzt von Dr. Julia

Wie man sich vor Vampiren schützt

Noch einmal das Goldglanz-Sutra. Die den zehn Stufen der Versenkung entsprechenden Dhâranî-Formeln. Bitte laut vorlesen:     1. Tadyathâ purana manurati tuhu tuhu tuhu: yaya sûryaprabhâsa: tanti yaya cantira adiyu tanti tapati uruksana tanun prasavana kuru svâhâ!    2. Tadyathâ urusu urusu ari ari cili cili urusura suranan sâdhu sâdhu urusu ari huru huru svâhâ!    3. Tadyathâ tantaki bantaki karati kivurti kivurti tantari svâhâ! (Hierzu wird vermerkt: "Deshalb, wenn irgendwelche Lebewesen diese Dhâranî-Formel halten und recitieren, werden sie von den Schäden reissender wilder Thiere und von den Schäden der Yaksha und der Vampyre (Râkshasa), von den Schäden von Menschen und Nicht-Menschen, von den Schäden von Feuersbrünsten ... errettet und befreit werden.")    4. Tadyathâ siri siri darmini darmini dari tarini siri sirini pasya pasya pasvini yantamini svâhâ!    5.*    6. Tadyathâ vituri vituri marani kari kari: vitura anti uru uru uru uru: curu curu turu turu bhaishajya b

Angkor 2001

(Zwischen 1999 und 2001 wurde der Angkor Verlag gegründet, der seinen Namen den Erlebnissen in Kambodscha verdankt.) Mit 35 Kilogramm Brillenspenden im Gepäck flog ich diesmal direkt nach Siem Reap, auch wenn aufgrund eines Monopols von Bangkok Airways die Preise für die Flüge aus Bangkok völlig überzogen sind. Dafür hatte man mich das Übergepäck kostenlos in die Propellermaschine mitnehmen lassen. Wir flogen knapp über einer Wolkendecke, Blitze zuckten um uns herum. Ich fragte mich, warum dieser Fall nicht auf meiner Videokassette gegen Flugangst behandelt wurde. Bei der Landung bizzelte es plötzlich heftig an der Stelle, an der die Nase in die Stirn mündet. Später erklärte mir mein Hals-Nasen-Ohren-Arzt, dass diesem harmlosen Phänomen mit Nasentropfen (nicht Meerwassersprays) vorzubeugen wäre, es aber in manchen Fällen auch auf eine Nervenreaktion von der Halswirbelsäule aus zurückzuführen sei, die durch die Veränderung der Druckverhältnisse im Flieger bewirkt würde.    Die

Warum Sutren gefährlich sind

Was ist die Gefahr von Sutren? Dass sie uns der Realität entfremden. Dies geschieht auch im Mahayana. In den vergangenen Tagen las ich im "Goldglanz-Sutra" (Suvarnaprabhâsa) , dass von Dr. W. Radloff aus dem Uigurischen (!) ins Deutsche übersetzt wurde (Osnabrück 1970, Neudruck der Ausgabe von 1930, über die Fernleihe zu bekommen). Neulich zitierte ich noch eine Stelle aus dem Sutra, die ich ganz gut fand. Bei genauerem Hinsehen  entdeckt man in dem Sutra jedoch auch eine Menge Unfug, den man auch aus anderen Schriften der buddhistischen Überlieferung kennt. Dort heißt es u.a.:    1) "Da wir alle, bevor wir als Thiere geboren wurden, in der Menschen-Existenz Übelthaten begangen hatten, sind wir dieses Mal in der Thier-Existenz wiedergeboren worden. Wenn die Zahl der Jahre und Monate der Büssung für unsere Schuld und Sünden erfüllt und vollendet worden wäre, so hätten wir unsere jetzigen Körper verlassen und würden wiederum in der Menschen-Existenz wiedergeboren worden s

Angkor 1999 (IV)

   Als ich dem japanischen Filmteam begegnete, fiel mir ihr Dolmetscher auf, ein Khmer, der Japanisch konnte und den Namen einer Mangafigur trug: Akira. Er lud mich in sein im Aufbau befindliches Kriegsmuseum ein, dass er bald eröffnen wollte. Ich fuhr durch ein Gebiet neben der Straße nach Angkor, wo man vor allem Kriegs- und Minenopfer sowie ehemalige Bewohner von Flüchtlingslagern angesiedelt hatte. Die Lager befanden sich an der Grenze zu Thailand. Akira war Minenräumer gewesen und lange Zeit auch für die UN im Einsatz. Er hatte sich Land an dem kleinen Flüsschen gekauft, das nach Siem Reap führte, und damit vielen Einheimischen die Angst vor diesem Areal genommen, das als stark vermint galt. Noch schlief er in einem Wachturm, hinter Reissäcken und unter einem Maschinengewehr. Ebenerdig befanden sich seine Ausstellungsräume, entschärfte Minen unterschiedlichster Art, mit Hinweisschildern in verschiedenen Sprachen versehen. Akira konnte zu jeder eine Geschichte erzählen. Auch zu

Eine kurze Unterbrechung:
Thilo Sarrazin und Michel Friedman

(Heute zwei Leserbriefe, die sich auf die verlinkten Artikel beziehen. Ich fühle mich - auch anlässlich der altersschwachen Aussagen von Günter Grass in der letzten Ausgabe der Literatursendung "Druckfrisch"  - bemüßigt, meinen Senf dazuzugeben. Günter Grass hatte im Hinblick aufs Asylrecht davon gesprochen, er würde keinen Eid mehr auf die Verfassung leisten, er betrachte unser Grundgesetz als ausgehöhlt. Tatsächlich könnte man es, im Gegensatz zum Nobelpreisträger, als eine Katastrophe ansehen, eine weitere Million Türken nach Deutschland einzulassen, so wie man fortwährend ihren Beitritt zur EU betreibt.     Einer der wenigen lautstarken Mahner gegen eine muslimische Übervölkerung ist Thilo Sarrazin. Um es vorwegzunehmen - natürlich sind nicht alle Muslime Semiten, es werden hier also verschiedene Problemfelder nur angerissen. Und es ist wohl so, wie Wilhelm Genazino mal schrieb: Erst kommt die Armut, dann der Faschismus. Dessen eingedenk, dennoch die folgenden Worte, ehe

Angkor 1999 (III)

    In Siem Reap fragte ich eines Abends einen Khmer auf der Straße nach dem Weg zum Krankenhaus. Er erkundigte sich, ob mir etwas fehle. Nein, meinte ich, aber ich hätte einige Medikamente dabei, die von der Behandlung meines krebskranken und inzwischen verstorbenen Vaters übrig geblieben waren, darunter ein paar starke Schmerzmittel. Da stellte sich heraus, dass mein Gegenüber Arzt in einem Kinderkrankenhaus war. Dieses Hospital sollte ein paar Tage später offiziell eröffnet werden. Es war von einem amerikanischen Fotografen japanischer Abstammung mithilfe finanzkräftiger Freunde gebaut worden, weil sich die medizinische Versorgung des Provinzkrankenhauses in Siem Reap katastrophal darstellte. Nachdem zu Zeiten der Roten Khmer, besonders zwischen 1975 und 1979, die gesamte Intelligenz und Bildungsschicht Kambodschas ausgerottet worden war, herrscht nun extremer Nachholbedarf bei der Ausbildung von Medizinern. Das Angkor Hospital for Children (AHC) , so sein Name, sol

Angkor 1999 (II)

   Mit Rain fuhren wir zum Thai-Boxen. Khmer gegen Thai, so sahen die aufregendsten Kämpfe aus. Ich schloss mit Rain Wetten ab, natürlich auf die Thais, die ich in ihrem Heimatland oft genug kämpfen gesehen hatte. Das war ein Fehler. Die Khmer-Kämpfer waren so voller Wut und Hass auf ihre Nachbarn, dass sie sie nach Strich und Faden verprügelten. Ich saß am Gang, wo die geschlagenen Thais von ihren Gehilfen weggeschleppt wurden. Der Kampfgeist der Khmer war also ungebrochen. Joy wollte nicht mehr zurück und schlief mit Rain unter dessen Moskitonetz, im Freien, vor den Zimmern des Gästehauses, wie viele Fahrer. Einige wohnten zu weit weg, um abends zu ihren Familien zurückzukehren, andere hatten kein Zuhause. Außerdem war das eine Schutzmaßnahme, denn schon einmal waren des Nachts Überfälle auf Gäste oder schlafende Fahrer verübt worden, deren Mopeds beliebtes Diebesgut darstellen. Rain düste nachts so schnell aus Angkor heraus, wie er konnte. Man hatte einmal einen Fahrer vom Moped