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Es werden Posts vom September, 2015 angezeigt.

Der koreanische Mönch Wonhyo

"Das Falsche wird von selbst verschwinden, während das Richtige sich offenbart - so wie echtes Gold aus sich selbst strahlt, und falsches nicht." Wonhyo Taesa (617-686) war einer der führenden Denker der koreanisch-buddhistischen Tradition von "Essenz-Funktion" (chin.  體用).  Er verfasste über   80 Werke, von denen seine Kommentare zum Mahayana Mahaparinirwana- und Vajrasamadhi-Sutra und zum "Sutra der Glaubenswerweckung" ( Mahāyāna śraddhotpādaśāstra)   am einflussreichsten wurden. Letzteres, das Ashvagosa zugeschrieben wird, aber chinesischen Ursprungs sein soll, vereinfachte Wonyho zu der Botschaft, dass das Universum kein dunkel und hell, kein Leben und keinen Tod kenne und nur sich selbst habe, ohne irgendwelche Etikettierungen.        In China und Japan wurden besonders Vertreter der Huayan- bzw. Kegon-Schule von Wonhyo beeinflusst.  Die Inhalte dieser Traditionen, das ostasiatische Yogâcâra und das Thema Buddha-Natur standen im Mittelpunkt von

Das mangelnde Mitempfinden buddhistischer Mönche

Nicht jeder kann in den buddhistischen Orden eintreten. Bei der klassischen Aufnahmezeremonie wird der Anwärter u. a. gefragt, ob er Epilepsie, Ekzeme, Lepra oder Tuberkulose habe. Weitere Ausschlussgründe nach dem Vinaya lesen sich wie eine Manifestation der Mitleidslosigkeit. Besonders "Aussätzige", also solche mit deutlich sichtbaren, eiternden Hautkrankheiten, wurden geschasst. Kein Wunder also, dass der Buddhismus in Sachen Nächstenliebe immer wieder schlecht gegenüber dem Christentum abschneidet. Da hilft es auch nicht, als Erklärung anzuführen, man wolle die Mönche nicht damit belasten, sich um Kranke kümmern zu müssen. Geistige Ausschlussgründe kann es natürlich kaum geben, da ja die Trübung des Geistes das Gegenteil von Erleuchtung ist und damit alle, die den buddhistischen Weg einschlagen, Geisteskranke sein müssen. Warum also tatsächlich dieses Beharren auf einem "reinen" Äußeren von Ordinierten? Für mich belegt das nur die Heuchelei der ebenfalls vorhan

Ungültige Nonnenordinationen durch Ajahn Brahm
und Thich Nhat Hanh (Zusammenfassung)*

Auf einer Mailingliste fasste ich kürzlich noch einmal die Hauptkritik am Ansatz von Ajahn Brahm (Peter Betts) zusammen. Grundlage der Diskussion war hier ein Essay von Bhante Analayo  über die Rechtmäßigkeit der Bhikkhuni- Ordination. Aufgrund der momentanen Aufmerksamkeit für den Dünnschiss, den Brahm mit zwei Büchern auf die Sachbuch(!)-Bestsellerliste Deutschlands brachte, halte ich eine erneute Kritik für angebracht. (Der Literaturkritiker Denis Scheck besprach Brahms Werke so: Mit dem Kategorischen Imperativ Kants sei ihr ganzer Inhalt bereits zusammengefasst). 1) Zunächst lese man Analayos Anmerkungen zum Umweg über die Ordination im Dharmaguptaka Vinaya . Hier benutzt der Autor häufiger das Wort "vielleicht", um zu zeigen, dass es dabei durchaus Ungereimtheiten gibt - wie wird man z. B. in der Theravada-Sangha angenommen, wenn man in einer anderen ordiniert hat usw. Ich habe kürzlich auf dieser Liste einen Aspekt ergänzt. Da diese Ordinationen in der Regel in Tem

Religion als Pflicht:
Mosebach und Kermani
(106 kg)

Im SZ-Magazin 35/2015 unterhielten sich die Autoren Martin Mosebach (Katholik) und Navid Kermani (Islamwissenschaftler und Muslim) über den Glauben. Anwesend ist natürlich ein SZ-Journalist. Kermani hat sich Verdienst erworben, indem er auf die "Schönheit des Islam" hinwies. Kürzlich betrachtete er mit  "Ungläubigem Erstaunen" fasziniert die Bilderwelt des Christentums. Die Konversation der beiden war dennoch in mancher Hinsicht erschreckend.     Zunächst das Positive. In einer Moschee gäbe es kein Zentrum, weil Gott überall gegenwärtig sei, so Kermani. Solch ein Satz weckt angenehme Assoziationen in Zenbuddhisten, die sich mit allen Phänomenen verbunden fühlen. Doch Kermani bedauert auch, dass "sowohl katholische als auch islamische Traditionen wegbrechen" und dies "gefährlich" sei, weil sie meist als Fundamentalismus zurückkehrten und so Gewalt entstünde. Dies ist ein leicht durchschaubarer Versuch, die gegenwärtigen gewaltsamen Exzesse von

Der Dalai Lama ruft zum Appell!
(106 kg)

Im März diesen Jahres schoss der Dalai Lama (DL) einen Friedensappell ab, der offenbar verpuffte. Ich bekam davon erst jetzt mit. Es zeigte sich mal wieder, dass wir teils auf einer Wellenlänge liegen (böse Zungen behaupten sogar, der DL schriebe neuerdings vom "Asso-Blog" ab ), und dann auch wieder nicht. Wie ich hier selbst schon sagte, müssten Religionen überwunden werden und es ginge der Erde im Grunde ohne uns Menschen besser. Allerdings braucht der Dalai Lama für solche Einsichten offenbar vier Stunden Meditation pro Tag und ich nur noch vier Minuten. Wo das doch Binsenweisheiten sind. Und davon ist auch sein Appell voll: Achtsamkeit, Gewaltfreiheit, Mitgefühl. Große Schlagworte des Populärbuddhismus. Es scheint ihm zu entgehen, dass andere Kulturen und Religionen, mit denen er die Versöhnung sucht, nicht unbedingt in diesem Vokabular denken. Was mich auch befremdet ist, warum sich der Dalai Lama überhaupt zu solch einem Appell berufen sieht. Daran an schließt sich ei