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Es werden Posts vom Februar, 2016 angezeigt.

Vor der Ehe noch schnell mal Mönch werden (103 kg)

"Tini erwiderte mit Entschiedenheit: 'Weil er ... seine Liebe heißt für mich Angst, Zweifel, Erstarrung; sie stürzt mich in Wirrnis und noch größere Leere ... ich habe doch nichts, was ich ihm geben kann außer bloßem Sand, einer ganzen Sandwüste ... ich habe keine Liebe, in die er sich flüchten kann - und gerade die braucht er! Liebe ... ich habe keine, bin ausgebrannt ...'" [Arminjn Pane: In Fesseln (Horlemann 1993)] Ich bin einst im "wahren Leben" einer solchen Frau begegnet. Es war beim letzten Mal, als ich verliebt war - und das erste Mal, dass ich mit klarem Blick da durch ging, und mir, sehenden Auges, nichts ersparen wollte. Im Nachhinein stellte sich wie immer die Frage, ob es nicht vielleicht besser ist, sich überhaupt nicht in die damit verbundenen Illusionen zu verstricken und ohne solch tiefe Gefühle für eine bestimmte Person durchs Leben zu gehen. Ich habe diese Frage für mich verneint. Aber ich suche nach nichts, warte, was das Leben an Üb

Gedichte von Saigyô

 "Nun sind die Blüten überall, und ich kann hingehen,  wo ich nie zuvor gewesen bin." Saigyô (1118-1190) war ein  Wandermönch und -poet der Shingon-Schule. Viele seiner Verse wurden eingeleitet von Angaben zu Ort, Zeit und Anlass der Gedichte. Er schrieb gern über die Kluft zwischen Wirklichkeit und Erscheinung und über Handlungen und Ansichten, die die gewöhnliche Gesellschaft aufgrund ihres Hangs zu Illusionen nicht begreifen konnte. Saigyôs Ablehnung dieser Gesellschaft ging einher mit dem Wunsch nach Anerkennung für sein poetisches Talent. Er brachte sowohl sein Vergnügen als auch sein Leiden am Leben eines Einsiedlers zum Ausdruck. Saigyôs Verse tragen zuweilen metaphysische Züge, die in einer tiefen ekstatischen Erfahrung gründen. Die Form des waka -Gedichtes (das aus 5-7-5-7-7 Silben besteht) verstand er als eine Art buddhistisches Mantra. Natürliche Schönheit war für ihn ein Ausdruck der Erleuchtung, und von ihr beeinflusst zu werden bedeutete die Übung des

Flüchtlinge (104 kg)

"Die Grundlage jeder Regierung ist das Recht und nicht das Mitleid." (Woodrow Wilson) "Es gibt Obergrenzen, wie viele Migranten ein Land integrieren kann. Eine offene Gesellschaft braucht Grenzen, um offen bleiben zu können in einem Umfeld voller Illiberalität." (Der niederländische Soziologe Paul Scheffer in der SZ vom 31.01.2016).  In den vergangenen Wochen machte mich die Polizei mehrfach stutzig. Ja, die Polizei. In einem Video über eine Auseinandersetzung von offensichtlichen Ausländern mit Deutschen in der Münchner U-Bahn sah sie keine Straftat, obwohl ein Fahrgast in den Schwitzkasten genommen wurde.* Und auf die Bemerkung einer AfD-Politikerin, an der Grenze solle die Polizei notfalls von der Schusswaffe Gebrauch machen, hörte man aus deren Gewerkschaftskreisen, dies sei nur bei einem Verbrechen und Flucht möglich. Offenbar geht es hier um Wortglauberei. Während die AfD-Vorsitzende sich auf einen illegalen Grenzübertritt bezog, ist tatsächlich -

Miet dir nen Mönch!

Dieser Tage ging durch die Presse, dass eine große buddhistische Organisation Japans gegen den Miet-Mönche Service protestierte, der über Amazon angeboten wurde. "Obo-san bin", so der Name des Dienstes vom Anbieter  Minrevi , blieb nämlich bei diversen Leistungen (ab 300 USD), etwa für Beerdigungen, um ein Vielfaches unter dem, was Tempel üblicherweise an horrenden Gebühren verlangen. Zudem fehlt vielen Japanern inzwischen jeder Bezug zu einem bestimmten Tempel.     Der Fall ist nicht nur interessant, weil sich hier der übliche Futterneid auf dem kapitalistischen Markt offenbart - ohne Rücksicht auf die sakralen Inhalte, die angeboten werden -, sondern auch, weil damit eine Chance vertan wird, das Religionsgewerbe als solches transparent zu machen. Ganz so deutlich wollen viele eben nicht aufs Brot geschmiert sehen, worum es meistens geht. Aus diesem Grund habe ich mir mal so meine eigenen Gedanken gemacht, welche Angebote denn für einen Miet-Mönch Sinn machen würden.