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Es werden Posts vom 2014 angezeigt.

Lied von der Freude am Weg

" Schaut Meister Te-shan an: Sobald er einen Mönch kommen sieht,  vertreibt er ihn mit seinem Stock." Zum Ende des Jahres ein paar Worte von Nanyue Mingzan (jap. Nangaku Myôsan), der im 8. Jahrhundert lebte und auch "Der faule Zan" genannt wurde ... 樂道歌    Ledao ge (jap. Rakudô-ka ) Heiter und sorgenfrei, nichts muss sich ändern. Unbeschwert – was braucht’s da noch Worte? Der wahre Herzgeist ist nicht zerstreut. Wer müsste da weltliche Sorgen beenden? Die Vergangenheit ist schon vergangen, die Zukunft unvorstellbar. Sorglos und gelassen sitzend, wer sollte mich da schon besuchen kommen? An den äußeren Dingen arbeiten zu wollen, das ist eine Narretei! Was den Proviant angeht – nicht ein Korn. Wird dir ein Mahl angeboten, schlinge es runter. Die Weltlichen sind voller sinnloser Sorgen, jagen etwas hinterher, was sie nie bekommen. Ich sehne mich weder nach Himmelsgefilden noch nach den Segen dieser Welt. Hungrig, esse i

Das Karma und die Liebe

"Es gibt Fälle, da die Ereignisse einander entsprechen; wie will man da behaupten, dass es keine geistigen Kräfte gebe? Es gibt Fälle, da die Ereignisse einander nicht entsprechen; wie will man da behaupten, dass es geistige Kräfte gebe?"    (Zhuangzi: Das wahre Buch vom südlichen Blütenland ) Dies soll, passend zur Weihnachtszeit, ein Beitrag über die Liebe werden ... und warum Karma als Wort für etwas "auf mystische Weise Verbindendes, dessen Ursachen unklar bleiben", seine Berechtigung im Leben von Menschen haben mag - bis wir eine gute Erklärung oder ein besseres Wort dafür finden.     Landläufigen Vorstellungen zum Gruppenkarma, zu verdientem Unglück durch Naturkatastrophen etc. hat Bhante Dhammika schon in seinem Blog (auf Englisch) die widerlegenden Stellen aus dem Palikanon entgegengehalten. Ich selbst möchte mich Spekulationen über frühere Leben enthalten, da sie religionsphilosophisch für mich keinen Sinn machen. Über Gedanken, die laut buddhi

Transzendenz
... und Eso-Bullshit aus der Thich Nhat Hanh Sekte

"Wer es wirklich hat, lebt wie ein gewöhnlicher Mensch."   (Meister Yün-men) Im Vorgriff auf einen persönlichen Beitrag, der nächste Woche folgt, möchte ich den Ausdruck "Transzendenz" einmal näher beleuchten. Im Allgemeinen gilt als transzendent ("übersteigend"), was außerhalb möglicher Erfahrung oder außerhalb üblicher Sinneswahrnehmung liegt. Das Transzendente richtet sich gewöhnlich zum "Göttlichen" oder etwas "jenseits einer Grenze" hin; sein Gegenstück, das Immanente, bezeichnet das im Endlichen Vorhandene, das "ohne Rückgriff auf Transzendentes Erklärbare". Der Soziologe Niklas Luhmann wies auf das Paradox hin, dass Transzendenz immer nur aus der Perspektive der Immanenz betrachtet werden könne; Transzendenz komme einem Bedürfnis der Sinngebung nach und sei als Kommunikation "immer dann religiös (...), wenn sie Immanentes unter dem Gesichtspunkt der Transzendenz betrachtet". Dies werde ich nächste Wo

Best of Chih-i: Anhalten und Sehen

Der Tien-tai-Mönch Chih-i (538-597) beeinflusste mit seinem erstaunlich komplexen Hauptwerk Mo ho chi kuan ("Anhalten und Sehen") auch das Zen und den Reines-Land-Buddhismus. Er beschäftigt sich darin vor allem mit der auch im frühen Zen propagierten Methode des "Anhaltens von Gedanken". Ich empfehle das Werk ausdrücklich philosophisch Interessierten. Hier einige von Chi-is interessantesten Einsichten und eine Beschreibung seiner Meditationsmethode. "Die Ursache hat kein Zeichen von Verbindung, Ursache und Wirkung sind leer. Wie könnten die Leere der Ursache und die Leere der Wirkung eine Verbindung eingehen? Dies gilt auch für Begierde, Wut und Täuschung. Der Weg kennt keine Zweiheit, es gibt kein Heilmittel und nichts zu heilen. Da es in der Leere niemanden gibt, wie könnten da zwei sein. Da die Dinge ursprünglich nicht so sind, sterben sie auch nicht aus. Nicht so, kein Verlöschen - dies sind die vier geburtslosen Wahrheiten." "Da das Lei

PHOWA, Bhutan und Buddhistische Apps

Aktuell! Eine email-Anfrage erreichte mich, sie bezog sich auf Phowa. Ich will sie Euch so wenig vorenthalten wie meine Antwort, damit nicht noch mehr Leute auf das Geschwätz der Ole Nydahl-Fraktion und des Dilgo Khyentse hereinfallen, auf den ich im zweiten Teil dieses Beitrages weiter eingehe. Zunächst die Anfrage: "Ich beziehe mich auf Beiträge in Ihrem ASSO BLOG. Sie äussern sich wohltuend sehr kritisch über OLE NYDAHL und insbesondere zur PHOWA-Praxis. Sie scheinen sich damit auszukennen und scheinen der Einzige im deutschsprachigen Internet, der diese Praxis kritisiert. Könnten Sie Auskunft darüber geben : Was hat es genau auf sich mit dieser “Magie” ? Kann man TATSÄCHLICH vom Meditieren ein äusserliches Zeichen bekommen, ohne dass jemand “nachhilft” ? (Loch im Kopf, Blut etc.) Das beunruhigt mich ziemlich… Vielen Dank für einen Hinweis !" Meine Antwort, leicht überarbeitet: Hallo Pietro (oder wer auch immer dahinter steckt),

Weisheiten von Zen-Meistern II: Foxin Bencai und Man-an

Aktuell: Thien Son meint wohl, er sei der neue Thay, noch ehe der alte verbrannt ist, trägt jetzt offenbar ein weißes Totenhemd und macht einen auf Dzogchen. Inwiefern Gebete helfen - wie auf der Startseite von Buddhas Weg empfohlen - werde ich bald noch erörtern. Ich zitiere einstweilen einen Autokinobetreiber: "Da hilft kein Mobilat mehr." Ich finde, dieses Orange stünde ihm besser, wie sie es in amerikanischen Knästen tragen. Dann wäre er auch optisch dem Punnaratana näher. *** "Was bedeutet Erwachen? - Den Geist zu verstehen, wie er ist." Meister Foxin Bencai (11. Jh.): "Nun kannst du die Dinge wenden, ohne dich von Sinnesorganen und Objekten entfremdet zu fühlen. Du nimmst auf, was zur Hand ist, und wechselst die Rollen von Gastgeber und Gast. Das Auge des Universums ist klar, Gegenwart und Vergangenheit sind erneuert. Die spirituelle Fähigkeit direkter Wahrnehmung wird erlangt. Darum sagte Vimalakirti:  'Ein aktives Leben zu führe

Best of Pai-chang (Hui-hai)

 (Aktueller Hinweis: Ajanta - älteste buddhistische Gemälde restauriert)  *** Pai-chang Hui-hai (720-814), dem man nach seinem Tod den Ruf als Reformer des Klosterlebens andichtete, glaubte einige seltsame Dinge, z. B. dass die Verachtung anderer, die man erntet, die karmischen Wirkungen eigenen Fehlverhaltens aufheben könne. Auch auf Jäger und Fischer sah er ein wenig herab. Dies und die Tatsache, dass sich im Laufe meiner Übersetzungen viele Themen in den Schriften von verstorbenen Zenmeistern der vergangenen Jahrhunderte wiederholten, führte dazu, dass ich zuletzt einige nur noch selektiv ins Deutsche übertrug. Hier also nun bemerkenswerte Einsichten von Pai-chang, dessen Klassiker "Ein Tag ohne Arbeit ist ein Tag ohne Essen" von mir vor 16 Jahren über die Todesanzeige meines Vaters gesetzt wurde, der ebenfalls ein Schaffer war. *** "Was Gier und Abneigung genannt wird, wenn einer noch nicht erwacht und nicht befreit ist, das heißt erleuchtete Weisheit

Die kriminellen Aktivitäten von [Hilfs-]Organisationen (II): The Circle

---   AKTUELL: Bitte esst eine Weile so viel Fleisch wie möglich und sendet dessen ganze Heilkraft Richtung Bordeaux! --- Ich erkläre in Kürze, warum ... In den vergangenen Monaten wurde allüberall ein Roman von Dave Eggers rezensiert, das Feuilleton der F.A.Z. widmete sich in einer Wochenendausgabe sogar fast ausschließlich The Circle. Ich bin auf Eggers durch seinen interessanten und zeitkritischen Roman Zeitoun aufmerksam geworden, wo im Zuge der Panik nach den historischen Verwüstungen des Wirbelsturms Katrina in New Orleans ein hilfsbereiter Muslim in die paranoiden Fänge der US-Ordnungshüter gerät. Einen Kurzgeschichtenband von Eggers fand ich dagegen überraschend schwach. Der Autor ist sehr umtriebig, u. a. Verleger und Initiator mehrerer sozial engagierter Einrichtungen und lässt z. B. in Tondokumenten die Zeugenaussagen Gefolterter archivieren.    In The Circle denkt sich Eggers nun ein paar interessante Dinge aus, die teils gar keine Zukunftsmusik mehr sind, etw