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Es werden Posts vom Juli, 2014 angezeigt.

Ein Zen-Mönch hat kein Geld

"Je höher der Gipfel der Erleuchtung erklommen wurde, desto weiter wird die Aussicht auf die Möglichkeiten moralischen Handelns." Kaiten Nukariya, einst Professor der Sotoshu-Universität in Tokio, versucht in "The Religion of the Samurai: A Study of Zen Philosophy and Discipline in China and Japan" (1913) die Sonderstellung des Zen herauszuarbeiten. Dabei gelingen ihm neben etwas seltsamen Passagen auch ein paar interessante Abschnitte. So erzählt er von der aufrichtigen Armut des Zen-Lehrers Fu-gai. Der hatte einen für die Essenszuteilung verantwortlichen Schüler. Eines Tages bat dieser den Meister, keine weiteren Schüler mehr aufzunehmen, weil er sonst nur noch minderwertige Nahrung an die immer zahlreicher werdende Anhängerschaft verteilen könnte. Fu-gai streckte ihm die Zunge heraus und fragte: "Schau nun mal in meinen Mund und sag mir, ob da noch immer eine Zunge drin ist." Das bestätigte der Schüler, woraufhin Fu-gai meinte: "Dann mach d

Juden nach Deutschland:
Eine Lösung für Palästina?

Wegen der jüngsten antisemitischen Ausschreitungen (die ein Teil der französischen Presse als gegen Juden UND Araber gerichtet ansah) ist der folgende Beitrag heikel. Anlass ist das überraschende Komplettzitat eines Ariel Sharon-Anhängers im Blog eines mir bekannten  Buddhisten . Den dortigen "Fünf Irrtümern über den Israel-Hamas-Konflikt" hielt ich Fabian Köhlers lesenswerte Analyse im  "Hintergrund"  entgegen. Mir selbst stellt sich die Sache so dar, dass nach einseitigen Zusagen der Briten (der damaligen Besatzermacht) schließlich im Jahre 1947 - mit Berufung auf das Völkerbundmandat und die UN-Resolution 181 (II) - einseitig der Staat Israel ausgerufen wurde. Statt das Gleiche mit einem Staat Palästina zu tun, entschlossen sich sechs arabische Staaten damals sofort zum Angriff. In besagter Resolution waren zahlenmäßig halb so vielen Juden wie Arabern mehr als 50 % des Landes zugesprochen werden. Die Araber besaßen zuvor 47 % des Landes. Knapp die Hälfte, vor al

Tiere essen oder leben wie die Bishnoi?

"Oh, sie verwechselten Essen mit Geist, sie dachten, sie könnten sich zu besseren Menschen essen, ohne zu begreifen, dass essen eins ist, die Vorstellungen, die das Essen weckt, etwas anderes." (Karl-Ove Knausgaard: Lieben. btb 2013)  Auf ARTE sah ich kürzlich eine Doku über die kleine Gemeinschaft der  Bishnoi , die nach fünfhundert Jahre alten 29 Regeln  eines Guru lebt und nicht nur auf das Essen von Tieren verzichtet, sondern diese auch unter Einsatz des eigenen Lebens schützt. Ihre Naturverbundenheit dehnt sich sogar auf Planzen aus, das Fällen und Beschneiden von Bäumen ist untersagt und es sollen nur Kleiderfarben getragen werden, für deren Herstellung weder Tiere noch Pflanzen dran glauben müssen (von den genannten Regeln würde allerdings die gegen den Opium-Genuss vernachlässigt ...).                                           Zu dieser Zeit las ich auch Jonathan Safran Foers "Eating Animals" (New York 2009, dt.  "Tiere essen" ), d

Pico Iyer: Singende Nonnen und Hannya-Dämonen

Pico Iyer ist ein hierzulande noch zu wenig übersetzter, wohl etwas eitler englisch-indischstämmiger Autor vor allem von Reiseberichten. Er verfasste u.a. Bücher über den Dalai Lama (den er recht naiv darstellt) und Kuba. In The Lady and the Monk (Vintage 1992) beschreibt er detaillreich und vor allem mit präziser Wiedergabe und Analyse der Sprachbarrieren seine sich entwickelnde Beziehung zu einer verheirateten Japanerin. Wie der Titel schon andeutet, kam Iyer bei seinem Japanaufenthalt auch mit dem Zen in Berührung und traf einige andere Westler, die dort ihr Heil suchten. Ich erlaube mir, einige der interessantesten Erkenntnisse seiner Figuren ins Deutsche zu übertragen. "Professionelle Frauen waren lange als Daruma bekannt, weil sie wie die beinlosen Daruma-Puppen bei Berührung erst taumelten und dann zurückprallten. Und 'dunkle Weiden, leuchtende Blumen' - eine Zen-Metapher für die Buddha-Natur - war lange ein Euphemismus für die Vergnügungsviertel, wie ich ..

Die Zen-Übung nach dem Erwachen

Meister Munan (1603-1676): "Obwohl unsere Schule Erwachen (satori) als wesentlich ansieht, bedeutet dies nicht, dass du alles erledigt hast, sobald du erwacht bist. Es ist unabdingbar, dein Verhalten gemäß der Lehre zu kultivieren, um den Weg zu vollenden. 'Gemäß der Lehre' heißt, die Grundlagen deines Geistes zu verstehen. 'Verhalten kultivieren' heißt, Einsicht und Wissen zu nutzen, um Hindernisse eingefahrener Verhaltensweisen zu beseitigen. Darum hält man es auch für verhältnismäßig leicht, zum Weg zu erwachen, während das Umsetzen in die Praxis als enorm schwierig gilt. Bodhidharma sagte: 'Es gibt viele, die den Weg kennen, aber nur wenige, die ihn praktizieren.'" Hakuin (1685-1768): "Sich auf Zen konzentrieren schmeckt bitter wie eine gelbe Pflaume. Nichts ist ohne Anfang, doch nur wenige gelangen ans Ende. Zen ist nichts, womit man aufhört, wenn man es verstanden hat, oder was man wegwirft, sobald es verwirklicht wurde. Je meh