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Es werden Posts vom September, 2011 angezeigt.

Atlantis?

Eine Weile interessierte ich mich mal für "Mikronationen" und die Möglichkeit, einen Staat von Grund auf neu zu erfinden oder zu definieren. Damals versteigerte ich, wie andere, (symbolische) Besitzurkunden von Mondland.  Dazu suche ich gerade noch altes Material für diesen Blog, denn das war zeitweise recht amüsant, weil ich als einziger Anbieter auf die Fiktionalität des Ganzen hinwies und ausdrücklich auf die Geschenkurkunden schrieb, dass beim Besuch von Außerirdischen auf dem Mond diese E.T.s Vorrechte geltend machen könnten und der Mensch zurückzustehen habe. Ein US-Amerikaner, der bis heute behauptet, die Rechte am Mond zu halten (und damit gegen das Völkerrecht verstößt), hat sich damals furchtbar aufgeregt, und dieser Zwist führte tatsächlich dazu, dass auf ebay der Verkauf von Mondland mit Hinweis aufs Immobilienrecht (!!) untersagt wurde. Einfach köstlich ...    Ich möchte nun aus meiner Begegnung mit der Conch Republic zitieren, die ich für eines der witzigsten

Dôgens EIHEI KOROKU (XX):
Das Wort "Weisheit"

        „Kuei-feng Tsung-mi [1] sagte: ‚Das Wort ‚Weisheit‘ ist ein Tor zu zahlreichen Wundern.‘ Der Zen-Meister Huang-lung Ssu-hsin [2] meinte: ‚Das Wort ‚Weisheit‘ ist ein Tor zahlreicher Übel.‘ Spätere Buddhisten haben sich über die vorläufigen Worte der beiden tugendhaften Mönche unterhalten. Solche, die den Dharma nicht kennen, versuchen zu entscheiden, welche besser sind. Aber in den letzten paar hundert Jahren konnten sie sich nicht entscheiden. Dennoch sind Tsung-mis Worte eine Fallgrube für einen Nicht-Buddhisten, weil ‚Weisheit‘ nicht immer zart oder grob ist. Huang-lungs Worte stehen noch für eine enge Sicht, weil ‚Weisheit‘ nicht immer falsch oder richtig ist. Heute frage ich sie nach ihren Worten. Mönche, wollt ihr dies verstehen?           Wenn der Ozean mit Wasser gesättigt ist, fließen zahlreiche Flüsse rückwärts.“ [1]    780–841, ein Mönch der Kegon-Sekte, der das Gennin-ron schrieb. [2]    – 939, Dharma-Erbe von Mei-chang Tsu-hsin.

Der Ninja

"Ende der 60er-Jahre schrieb (Toshitsugu) Takamatsu zahrleiche Artikel in Zeitschriften. Alle handelten von Ninjutsu und weiteren Kampfkünsten. In einem schrieb Takamatsu, dass in den wahren Kampfkünsten der Kämpfer in jedem Fall darauf vorbereitet sein müsse, den Angreifer oder Angegriffenen zu töten. Ein sehr hochrangiger japanischer Karatelehrer trat daraufhin im Fernsehen auf und kommentierte, dass diese Tage lange vorbei seien und es nun keinen Bedarf mehr für solch eine Einstellung gäbe. Außerdem bezeichnete er Takamatsu als "alte Größe einer vergangenen Zeit", der mit seinen achtzig Jahren seinen Zenit längst überschritten habe. Takamatsu handelte daraufhin ein TV-Interview aus. Dort sagte er, dass er nicht der Vergangenheit angehöre, und betrachtete die Aussagen des Karatemeisters als Herausforderung, die er gern annehme. Er gab dem Karatelehrer drei Tage Zeit, seine Bemerkungen öffentlich zu widerrufen. Wenn nicht, wolle Takamatsu mit auf dem Rücken verbundenen

Dôgens EIHEI KOROKU (XIX):
Die Pflaumenblüte

       „Ein gewisser Mönch sagte einst zu Chao-chou: ‚Es heißt, alle Dinge würden zu einen Ganzen reduziert. Wozu wird dann dieses reduziert?‘ Chao-chou antwortete: ‚Ich besaß eine Oberrobe aus Ching-chou, deren Gewicht sieben kin betrug.‘ Ein anderer Mönch sagte zum altehrwürdigen Wen-chu: ‚Es heißt, alle Dinge würden zu einem Ganzen reduziert. Wozu wird dann dieses reduziert?‘ Wen-chu erwiderte: ‚Der Huang-ho fließt um neun Biegungen.‘            Diese beiden altehrwürdigen Mönche erläuterten auf diese Weise. Doch ich möchte es anders ausdrücken. Wenn mich jemand das Gleiche fragt, sage ich: ‚Ein shujô ist mehr als sieben Fuß lang.‘ Mönche! Wie gut versteht ihr das?            Ich wollte einer Pflaumenblüte sagen: ‚Warum ist der Frühling gekommen?‘ Das tat ich dann tatsächlich, musste aber feststellen, dass die Pflaumenblüte die Antwort nicht kannte.“

Dôgens EIHEI KOROKU (XVIII):
Welche Sutren Dôgen liebte,
und welche nicht

        "Darum beschäftigt euch nicht mit den Aussagen von Konfuzius und Lao-tzu oder dem Shûramgamasamâdhi-nirdesha oder dem „Sutra über die vollständige Erleuchtung“; mein Meister hasste es, dass seine Zeitgenossen die oben genannten Sutren als grundlegend für den Zen-Buddhismus betrachteten. Studiert stattdessen die Texte der Buddhas und Patriarchen, von denen der vergangenen sieben Buddhas und des Bhagavat bis zu den heutigen. Wenn ihr absichtlich den üblen Weg von Ruhm und Gewinn einschlagt, wie könnt ihr das als buddhistische Übung bezeichnen? Der Tathâgata-Bhagavat, Mahâkâsh-yapa, die achtundzwanzig Patriarchen in Indien, die sechs in China, Ching-yüan und Nan-chüeh – wer unter ihnen betrachtete die oben genannten Sutren als das Schatzkammer-Auge des Wahren Dharma, den Wunderbaren Geist des Nirwana? Und welcher Patriarch sah Konfuzianismus und Taoismus als hervorragende Lehren der Buddhas und Patriarchen an oder neigte sich ihnen zu? Heutzutage sagen alle Sung-Mönche: ‚Ko

Dôgens EIHEI KOROKU (XVII):
Was ist Karma?

    Dôgen sprach in der Vortragshalle: „Shâkyamuni Buddha sagte zu Menschen und Himmelswesen: ‚Menschen werden in Jambudvîpa [1] als Folge ihres besten Karmas geboren, doch in Uttarakuru [2] als Folge ihres schlimmsten Karmas.‘ Lasst mich euch erklären, Mönche: Was ist das schlimmste Karma? Es ist, Kot oder Urin auszuscheiden. Was ist dann das beste Karma? Es ist, früh am Morgen Haferschleim zu essen und mittags Reis, am frühen Abend Zazen zu machen und um Mitternacht schlafen zu gehen.“ [1]    Der südlichste der vier Kontinente nach indischer Vorstellung – die Menschenwelt. [2]    Der nördlichste der vier Kontinente nach indischer Vorstellung – seine Bewohner sollen tausend Jahre alt werden und fortdauerndes Glück erleben.

O2 - not for you (Fundstück)

Keine Türkei in die EU. Klare Sache. Man geht in einen der zahlreichen O2-Läden, und was ist? 80 Prozent Türken und Marokkaner beraten. Ich hätte gern den Stick zum Surfen für 25,- Euro. Will ich mal einen Monat testen, wie es die Werbung anpreist. Ja, kann ich haben, wird auch gleich freigeschaltet.   Gut, ich komm dann am nächsten Tag wieder, um alles zu unterschreiben. Da heißt es dann, die Freischaltung könne drei Tage dauern. Motz. Dann geht es doch gleich. Nach knapp einem Monat bring ich das Ding zurück. Langsam wie Internet vor 10 Jahren. Das sage ich auch. Da will man meinen Bon über den symbolischen Stick-Preis von einem Euro. Sonst könne man das Ganze nicht kündigen. Ich lasse entnervt den Strichcode der Stick-Verpackung einscannen, so kommt man an den (Ersatz-)Bon, ich darf dann drei Mal unterschreiben – die „Sonderkündigung“, den Erhalt von einem Euro und die Ausfertigung des „Ersatzbons“. Bevor es aber dazu kommt, stehe ich zwanzig Minuten an der Kasse, weil ein Schlip

„Peace. Nagasaki.“ (III)

Ich fuhr nach Tokyo. Dort passierten die meisten Malheurs mit den U-Bahn-Tickets. Man muss das Billett nach dem Kauf am Automaten und vor Betreten der Gleisbereiche in einen Schlitz an einem Durchgang stecken, an dessen Ende einem Minisaloontüren den Weg versperren. Der Fahrschein verschwindet in dem Schlitz, wird weitertransportiert. Dann öffnen sich die Türchen, man nimmt dort das wiederausgespuckte Ticket in Empfang, wenn es noch für weitere Fahrten gilt. Oder es bleibt verschluckt, wenn es Oneway war, und alles ist gut. Wehe aber, man hat ein Ticket, das für einen anderen Ausgang bestimmt ist oder man ist falsch ausgestiegen. Dann gehen die Türchen knallhart und unmittelbar vor der eigenen Schamgegend wieder zu und es ertönt ein Geräusch, das Uniformierte herbeiruft. Die öffnen dann den Ticketschlucker und suchen in einem Behälter nach dem fraglichen Fahrschein. Danach bedeuten sie einem, man müsse woanders raus. Oder das Ticket steckt irgendwo fest, weil man es zum Spaß mal etwas

„Peace. Nagasaki.“ (II)

Von Kyoto könnte ich schwärmen, ist es doch die Hochburg des Zen-Buddhismus. Im Ryoanji- Tempel mit seinem berühmten Steingarten können Sie sich am Tsukubai, dem Steinbecken der Teezimmer, mit einer hölzernen Schöpfkelle Erfrischung verschaffen. Die Zimmer selbst sollten Sie schon aufgrund der bemalten Schiebewände genauestens inspizieren. Nur einen kleinen Fußmarsch entfernt liegt der Kinkakuji- Tempel (Rokuon-ji), der durch seinen Goldenen Pavillion viele Einheimische anzieht. Er ist 1994 zum Weltkulturerbe erklärt worden und vereint in seinen drei Stockwerken die Architektur von Palästen, Samurai-Häusern und Zen-Tempeln. Im Kyoto Handicraft Centre finden Sie Porzellan, Lackwaren, Puppen, Noh-Masken und Fächer, die sich als Mitbringsel eignen und weder billig wirken noch sind. Einer Bekannten sollte ich einen Kamm aus besonderem Holz beschaffen, der sage und schreibe 170 Mark kostete. Ins Geld gehen übrigens auch die Eintrittspreise, die sich in Museen und Tempeln bis zu 30 Ma

„Peace. Nagasaki.“ (I)

Von Samurai und Zen-Mönchen.  Eine Reise quer durch Japan. (Im Jahr 2000) Hagakure , die Bibel der Samurai, war ein voller Erfolg. Ich hatte das Weisheitsbuch übersetzt und mittels digitalem Buchdruck auf den Markt geworfen. Schon rang der Piper Verlag mir eine Taschenbuch-Lizenz ab und bat mich, eine Fortsetzung zu schreiben. „Das liegt nicht an mir“, meinte ich nachdenklich, „da bin ich ganz auf den Übersetzer in Japan angewiesen. Nur der kann dieses alte Japanisch im Original verstehen.“ So zeigte sich Piper großzügig bei den Tantiemen und ich konnte mir einen langgehegten Traum erfüllen: die Reise ins unergründliche Land der aufgehenden Sonne. Neben Takao Mukoh, der mir die Vorlage für die Hagakure- Fortsetzung liefern wollte, würde ich den Übersetzer des bedeutendsten zen-buddhistischen Werkes, des Shobogenzo, in seinem Tempel aufsuchen. Und vor allem mit dem Shinkansen , dem japanischen Express-Zug, durchs Land düsen.    Vor der Ankunft am Flughafen Kansai fühlte ich mich zum