... Sein schiefer Blick hängt an Himmel und Erde. Sein Sehen und Hören reicht nicht weit, sein Greifen ist fehlerhaft."
Schreibt Miura Baien (1723-1789), ein hierzulande kaum bekannter japanischer Naturphilosoph und Ökonom. Ein Faksimile seiner Handschrift "Kagen" (Vom Ursprung des Wertes) ist hierzulande für 500 Euro zu haben. Der Mann war seiner Zeit voraus. Für ihn war eine Währung bloß Tauschmittel, und als Wertaufbewahrung barg sie Gefahren, die von modernen Wirtschaftswissenschaftlern bestätigt wurden. Er benutzte auch den Begriff danjo (Mann-Frau) statt des üblichen hito für "Mensch", weil letzterer - ähnlich dem englischen "man" in seiner Doppelbedeutung - etwas Männliches impliziert.
Miura Baien entwickelte das Konzept von "jôri", das manche mit der Hegelianischen Dialekt verglichen. Seine Kernaussage (die auch in der zukünftigen Diskussion über die Bedeutung des atman in der buddhistischen Lehre als Gegenstück zum anatman eine Rolle spielen könnte) lautet: "Der Weg zum wahren Verständnis ist jôri. Der Schlüssel zu jôri ist, einfach die Gewohnheiten der Gedanken abzuwerfen, den rechten Zeichen zu folgen und Gegenteile als eins zu sehen." Der erste Schritt entspricht dem buddhistischen Nicht-Anhaften, der zweite der Unterscheidungskraft, der dritte vereinbart scheinbare Gegensätze.
Ich danke für die zahlreichen Hinweise auf interessante Beiträge zur Forschung an Pflanzen, die in den Kommentaren des gestrigen Blog-Eintrags zu finden sind. Aus diesem Anlass noch eine schöne Geschichte zum Thema, die Miura Baien erzählt. Wer mehr über ihn wissen will, besorge sich Rosemary Mercer's "Deep Words" oder Dr. Julian Brauns "Einleitung seiner geheimnisvollen Worte (Gengo)":
"Einst gab es einen Mikado (Kaiser), der von einer schönen Glyzinie in Sakai hörte und diese in seinen Palastgarten bringen ließ. Eines Nachts erschien ihm ein schönes Mädchen im Traum, das traurig sang: 'Ich muss in meinen geliebten Glyzinienhain nach Sakai zurückkehren.' Da erwachte der Mikado aus seinem Traum und dachte, dass die Pflanzen sich nach ihrer Heimat sehnten. So ließ er die Glyzinie nach Sakai zurückbringen."
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