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Zur Rente in den Tempel

Neulich sprach ich mit einem Freund aus Jugendtagen. Er meinte, ich hätte mal behauptet, nicht lange zu leben. "So mit 40, 50, hast du damals geglaubt, wär's eh für Dich vorbei." - Hmm. 50? "Dann hab ich ja noch ein paar Jahre", hab ich ihm geantwortet. Und erinnerte mich zum einen an die alte Weisheit (ob aus dem Zen oder nicht), jeden Tag so zu leben, als wäre es der letzte (aber wer tut das eigentlich?). Zum anderen auch an meine Begegnung mit Nishiyama Roshi auf dem Frankfurter Flughafen, als ich schon Mitte 30 war und er sagte: "Oh, you are so young, so young". Das gefiel mir. Also sagte ich meinem (jungen, weil gleichaltrigen) Freund: "Heute denke ich anders. Ich glaube lieber, ich würde alt, dann hab ich noch genug Zeit, alle Bücher zu lesen, die mich interessieren." Das ist natürlich, streng genommen, "Anhaften", aber es entspricht auch dem Rat fürs Zazen, wenn es einem ungemütlich wird: Stell dir einfach vor, es hört nie auf! "Nur keine Hektik", meinte mal ein Übersetzer zu mir. Das ist wohl der Ausgleich für: "Ein Tag ohne Arbeit ist ein Tag ohne Essen." Dazwischen suchen wir die gesunde Balance.

"Und wie sieht es mit der Rente aus?", fragte dann mein Freund. Nun ja, ich bekomme seit ein paar Jahren einen Bescheid, der mich auf dem Laufenden hält. Ich sage: "Wenn ich alt bin, gibt's bestimmt einen Platz in einem asiatischen Tempel für mich." Und dann erzählt er mir von all den Alten in seiner Familie, die sie teils zuhause pflegten, teils in Heime geben mussten, Verwandte soundsovielten Grades, um die sich manchmal nicht einmal die näheren Angehörigen kümmern wollten. In seiner Familie wird man also eher alt. Und das kann teuer werden. Wie man auch an Robert Aitken sieht. Der ist längst ein Pflegefall und kostet mehr als 10.000 US-Dollar im Monat. Ich kann mir nicht helfen, aber da kommt mir etwas ganz verkehrt vor. Mit meinem Kumpel war ich mir einig, dass der Durchschnittsbürger nie so viel beiseite schaffen kann, wie ihn die individuelle oder auch nur Massenpflege im Heim kostet. Dieses System ist selbst krank. Vielleicht muss ja jemand, der zuvor angenehm gelebt hat, das auch im Alter beanspruchen.

Ich hoffe, dass ich so sterben kann, wie ich gelebt habe, in relativ bescheidenen Umständen. Sawaki Roshis Dogma "Jeder wischt sich selbst den Arsch ab" heißt nicht, auf seine alten Tage noch individuelles, handgeschöpftes Büttenpapier mit Blattgold als Klopapier zu verwenden.

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