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Meister Dôgens Eihei Shingi: Taitaiko Gogejarihô (I)

(In den kommenden Wochen möchte ich einige Texte aus Dôgen Zenjis vor allem für den klösterlichen Gebrauch verfasstem Eihei Shingi übersetzen. Auslassen werde ich das hinlänglich bekannte Tenzokyôkun, die "Anweisungen für den Koch", die schon ein paar Mal übersetzt und kommentiert wurden. Wenn jemand weitere Übersetzungen aus dem Eihei Shingi bereits angefertigt hat, bitte ich um Nachricht. Hin und wieder werde ich die Texte mit Fotos aus Angkor/Kambodscha garnieren.)

Das Verhalten gegenüber erfahrenen Lehrern[1], die fünf Sommerübungsperioden vollzogen haben

1. Wenn man erfahrene Lehrer trifft, die fünf Sommer-Ango[2] vollzogen haben, soll man sein Okesa tragen und sein Zagu mitnehmen. 
2. Trage nicht das Okesa, das beide Schultern bedeckt[3]. Ein Sutra sagt: „Wenn Mönche den Buddha, andere Mönche oder Lehrer treffen, sollten sie die Okesa nicht über beiden Schultern tragen. Wenn doch, werden sie nach ihrem Tod in die Hölle der Eisenketten fallen.
3. Stehe nicht mit überkreuzten Beinen und an etwas angelehnt vor einem Lehrer. 
4. Stehe nicht mit baumelnden Armen vor einem Lehrer.
 5. Lache nicht grob und schamlos.
 6. Stehe so, wie es die „Anweisung dem Lehrer zu dienen“[4] vorgibt.
 7. Wenn du ermahnt wirst, verbeuge dich freundlich, höre zu, nimm die Ermahnung an und sinne gemäß des Dharma über sie nach.
 8. Hege stets eine demütige Einstellung.
 9. Wenn du einen Lehrer triffst, dann zupfe und kratze dich nicht wegen Läusen.
      10. Spucke nicht vor einem Lehrer aus.
11.  Kau nicht auf deinem Zahnstocher[5] herum und spüle nicht deinen Mund aus, wenn du einem Lehrer gegenüber stehst. 
12. Setze dich nicht zwanglos hin, so lange dich der Lehrer nicht dazu aufgefordert hat.
13. Wenn du auf neben einem Lehrer auf einer Plattform sitzt, stoße ihn nicht versehentlich an.
14. Setz dich nicht dort hin, wo normalerweise ein Lehrer sitzt oder liegt.
15. Wer fünf oder mehr Sommer-Ango vollzogen hat, erwirbt die Stellung eines ajari (Lehrers). Wer zehn oder mehr Sommer-Ango hinter sich hat, wird zum oshô (Priester). Dies ist der süße Tau des unbefleckten Dharma.
16. Wenn ein erfahrener Lehrer dich bittet, Platz zu nehmen, dann mache eine Verbeugung in gasshô[6] und setz dich hin. Sitz höflich aufrecht und lehne dich nicht gegen eine Wand.
17. Sei nicht unhöflich, wenn du sitzt, und lehne dich nicht nachlässig an Möbelstücke an.
18. Wenn eine Diskussion entsteht, bleibe demütig und versuche nicht, eine überlegene Position zu erringen.
19. Reiße deinen Mund nicht auf, wenn du gähnen musst, sondern bedecke ihn mit der Hand. 
20. Vor einem Lehrer reibe dir nicht das Gesicht, streiche dir nicht über den Kopf und zappele nicht mit Beinen und Armen.

[1] Im Titel finden sich die Worte taiko, das ist der (ältere, erfahrenere) Mönch, der „größer als man selbst“ ist, und ajari (von Sanskrit acharya), was einen Mönch kennzeichnet, der als Lehrer Schüler unterrichten darf. Im weiteren Text steht für taiko auch jôza und wird im Deutschen zu Lehrer abgekürzt.
[2] Dreimonatige, intensive Meditationsperiode.
[3] Im modernen Sôtô-Zen wird die Okesa üblicherweise nur über der linken Schulter getragen – wie im Buddhismus üblich –, außer von den leitenden Priestern bei Ordinationen oder bei der zweimal monatlich stattfindenden Reuezeremonie .
[4] Texte dieses Namens werden Ashvaghosha, aber auch Daoxuan zugeschrieben.
[5] Yôji.
[6] Mit zum Dank zusammengelegten Händen.

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