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Wie man Revolution macht, statt auf seinen Hämorrhoiden zu vergammeln

Ich kann nun leider nur noch auf die Wiederholung am 22. März um 3 Uhr nachts hinweisen - da könnt Ihr El Pepe (José Mujica) in einem Film von 1997 auf ARTE sehen, wie er mit anderen ehemaligen Tupamaros von seinem Widerstand gegen die Diktatur Uruguays erzählt. Zunächst gewaltfrei, knipsten diese Stadtguerillas später gezielt Folterer aus (Uruguay soll das Land mit der höchsten "Dichte" an Gefolterten - knapp 2 % der Bevölkerung - gewesen sein). El Pepe und andere einst Inhaftierte und Malträtierte erzählen freimütig und mit teils eigenartigem Humor, wie sie Massenausbrüche organisierten und es damit ins Guiness-Buch der Rekorde schafften, Hinrichtungen beschlossen und zeitweise den Rückhalt in der Bevölkerung verloren, bis sie 1985 - nach dem Ende der dortigen Diktatur - eine Partei gründeten. El Pepe zog auf seinem Moped ("Wieso soll man einen Motor mit 1500 ccm fahren, wenn einen auch 80 ccm ans Ziel bringen?") und krawattenlos ins Parlament ein. Seit 1. März diesen Jahres ist der ehemalige Landwirt, der stets auf Volksnähe Wert legte, Staatspräsident von Uruguay. Als ich heute nachmittag die alten  Filmaufnahmen von ihm sah, hatte ich Freudentränen in den Augen. Ich wurde mal wieder daran erinnert, wie ein - falsch verstandener - Buddhismus in vielen Ländern  Asiens die Befreiung der Völker behindert. Ein Buddhismus, den manche groteskerweise auch noch als "sozial engagiert" bezeichnen.

"Erfolg und Irrtum - es gab beides. Aber nie wurde der Kampf in Frage gestellt." Da waren sich die Tupamaros einig. Und El Pepe meinte lapidar: "Ich verstehe nicht, wieso man sein Leben dafür aufs Spiel setzt, mit 300 km/h durch die Gegend zu brettern, wenn man es für eine gute Sache riskieren kann." Ein Klasse-Typ.

[Copyright Foto: Roosewelt Pinheiro/Agencia Brasil]

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