"Die Kunst der kriegerischen Mittel ist also die Friedfertigkeit. Daher habe ich in meiner Kunst die Friedfertigkeit zur Norm gemacht; durch ihre Anwendung versteht man die Wirklichkeit der Feindlosigkeit. Was auch passieren mag, die Friedfertigkeit ist der fundamentale Körper (hontai) noch vor der Trennung von Himmel und Erde. Daher sind die Eine Energie und der Eine Atem, wenn Yin und Yang, Ruhe und Bewegung, Schnelligkeit und Langsamkeit, Schwere und Leichtheit, richtig und falsch, Anfang und Ende, ehrwürdig und gemein, hoch und tief einander noch nicht hervorgebracht haben, die Unerschöpflichkeit und Unbegrenztheit des wunderbaren Geistes (shinmyô). In ihrer Durchdringung gibt es weder Innen noch Außen, und daher auch keine äußeren Dinge. Was die Festlegung von Feinden anbetrifft, habe ich meinen Einen Weg darum den 'Stil der Feindlosigkeit' (muteki-ryû) genannt. Aber wenn man zum verborgensten Prinzip der Feindlosigkeit gelangen möchte, dann muss man zuerst die Selbstlosigkeit verstehen. Ohne Selbstlosigkeit kann man nicht dahin gelangen. Wenn Ihr also gründlich von der Wahrheit dieses Weges überzeugt seid, Euch von der Masse löst und bis zuletzt daran festhaltet, dann werden die Kräfte des Herz-Geistes Wirklichkeit und die Erfolge Eures Übens (sessa) sichtbar; der klare Grund der Feindlosigkeit und Selbstlosigkeit wird so erfahren. Unsere Lehre unterscheidet sich nicht davon; daher wird Euch diese Schrift gegeben. Wenn Ihr Euch aber jeden Tag aufs Neue bemüht, ohne das innerste Prinzip zu erreichen, dann werdet Ihr den unbegrenzten und wunderbaren Geist nicht erfahren. Es darf keine Unterbrechung geben. Diese Schrift wird nur an Euch übergeben."
[Quelle: Dr. Julian Braun (mit freundlicher Genehmigung): Texte aus der 'Schule der anhaltenden Feindlosigkeit' (Heijô muteki-ryû). Ein Beitrag zum 'gemeinsamen Weg von Schwert und Pinsel' der Samurai im Japan der Tokugawa-Zeit.]
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