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Traumebenen: Christopher Nolans INCEPTION

Voll eingeschlagen bei den US-Filmfans hat Inception (Bundesstart: 29.07.10): In der Internet Movie Database, einem Referenzwerk für Filme, steht er bereits in der Alltime-Hitlist auf Rang 3. Und man muss dem Regisseur und Drehbuchautor bescheinigen, bei ähnlicher Komplexität wie in seinem "Memento" (einem quasi rückwärts erzählten Film) auch hier beim Spiel mit Zeit, Raum und in diesem Fall vor allem Traum für atemlose Spannung zu sorgen. Nicht jeder fand nach einem Pressescreening wirklich Sinn in einer Geschichte von Traumforschern oder eher -sicherheitsleuten, die bis in die 3. Traumebene (den Traum im Traum im Traum) herabsteigen, um Menschen zu manipulieren. Doch dass am Ende zweieinhalb Stunden im Kino vergangen waren, in denen es kaum jemand gewagt hatte, aufs Klo zu gehen, überraschte dann selbst die Kritiker.
   Mich, einem heftig, oft relativ klar und manchmal gar luzide Träumenden, erinnerte es mal wieder daran, dass man nicht alles für bare Münze nehmen muss, was Zen-Meister so erzählen. Deshimaru Roshi z.B. meinte mal, er würde nicht mehr träumen und ein Erwachter träume nicht. Dann wäre Christopher Nolan auch ein Zen-Meister, denn er träumt, bei aller Faszination fürs Thema, ebenfalls nicht - d.h., er kann sich nicht daran erinnern (so wird es richtig). Meine Traumwelt ist insgesamt etwas abwechslungsreicher geworden als früher, es gibt aber immer noch die üblen Gesellen, die mir, meist unmittelbar nach dem Einschlafen, irgendwie ans Leder wollen (und dabei meist unsichtbar sind), und dann auch wieder diese erotischen Träume, in denen eben alles wahr und einfach perfekt ist (dass es sich um einen Traum handelt, merke ich dann, wenn ich mir doch selbst einen runterholen muss). Außerdem träume ich Filme oder unvollendete TV-Serien weiter, letzte Nacht Deadwood, eine der besten. Wirklich spannend also, diese Träumerei. Selbst ein Hund scheint ja zu träumen, wie er so im Schlaf jault und zuckt. Um es zynisch zu sagen, dafür könnt ich glatt auf die Erleuchtung verzichten. Tatsächlich träumen der Hund und ich aber ganz folgerichtig, schließlich haben wir ja beide Buddha-Natur. Richtig betrachtet, messen wir den Träumen nicht mehr Illusionscharakter als unserer im Wachzustand gemeinhin verzerrten Wahrnehmung bei, erkennen aber auch das Potential, das sie uns aufzeigen, um die wach erlebte Wirklichkeit ggf. dahingehend verändern zu können. Und wie es im Film heißt: Im Traum denken wir oft, wir würden eben NICHT träumen.
   Mein Lieblingssatz aus obigem Trailer: "Der Traum stürzt ein." Wer's schafft, sollte in die Originalfassung gehen.
 (Copyright Foto/Icon: Warner Bros.)

Kommentare

  1. Namaste!

    Wieder mal ein sehr erfrischender und ungekünstelter Beitrag (z. B. Stichwort: "erotische Träume"). Danke dafür!

    Ich wusste gleich beim ersten Mal als ich den Trailer sah, dass ich mir den Film ansehen muss.

    Morgen ist Zeit!

    < gasshô >

    Benkei

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  2. Namaste!

    Ich habe mir den Film gerade angesehen und kann ihn bedingt weiterempfehlen.

    < gasshô >

    Benkei

    AntwortenLöschen

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