Gekkai Genshô (1675-1763) erhielt die Tonsur mit elf Jahren vom Abt des Ôbaku-Tempels Ryûshinji, Kerin Dôryû. Bekannt wurde Gekkai als der Teemönch Baisaô, nachdem er im Alter in den Laienstand gewechselt war auch als Laie Yûgai. Doch bereits als Mönch war er vor allem in Kyoto unterwegs, um den durch ihn bekannt gewordenen Sencha-Tee anzubieten - umsonst oder gegen eine kleine Spende. Es sind einige Briefe erhalten, in denen Baisaô u.a. auf die Kritik antwortet, er dürfe als Mönch doch keine Geschäfte betreiben. Baisaô erinnert sich an all die Meister, die als Sandalenflechter, Bootsmänner und sogar Schwertverkäufer ihr Einkommen hatten (was einmal mehr widerlegt, dass man im Zen auf eine wörtliche Befolgung der Gebote größten Wert legte). Man fühlt sich an Ikkyu erinnert, wenn Baisaô schreibt: "In einem Sutra heißt es: 'Wenn der Geist rein ist, sind es auch die Buddha-Länder.' Wenn der Geist also frei von Unreinheit ist, dann ist überall, wo du stehst, ein Buddhaland, sei es im Schnapsladen, auf dem Fischmarkt, im Bordell oder bei Bühnenaufführungen. Warum? Weil selbst dann dein Geist im Tempel der großen Erleuchtung selbst weilt".
Norman Waddell hat in Baisaô - The Old Tea Seller (Berkeley 2008) die überlieferten Gedichte des Teemönches übersetzt und sein Leben auf ca. 100 weiteren Seiten zusammengefasst. Lyrik verkauft sich in Deutschland ja schlecht, darum darf man nicht auf eine Übersetzung hoffen, das Buch ist aber in so einfachem Englisch gehalten, dass man es auch in dieser Form schätzen kann.
(Abb.: Porträt Baisaôs von Itô Jakuchû, aus einem Ausstellungskatalog des Kyoto National Museum 2000)
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