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Warum Fremdgehen gut sein kann

Im Blog des Theravada-Mönchs Sujato findet sich ein Plädoyer für die Ehe von Partnern gleichen Geschlechts. Dabei wird auf die Regel/das Gebot gegen sexuelles Fehlverhalten eingegangen. Wie üblich, wird es so interpretiert, dass Ehebruch untersagt sei. Im Einzelnen wird dem Mädchen und der jungen Frau Schutz durch Familienmitglieder zugesagt, so lange sie also unter der Obhut anderer stünde, sei sie gewissermaßen tabu. Sujato meint, was explizit über die Frau bzw. das Mädchen im Palikanon gesagt wird, könne auch für den Mann gelten. Und dann: "Homosexuality is not an issue", der Buddha habe nicht die Person, sondern die Tat beurteilt, und er habe stets auch das Mitempfinden für die Ausgegrenzten gezeigt, was sich also auf sexuelle Minderheiten beziehen ließe. Seltsamerweise sagt Sujato jedoch auch: "Rape, paedophilia, adultery: these and many other problems are clearly mentioned in the early texts, and the Buddha made it clear that he didn’t approve of them." Er nennt also Vergewaltigung, Pädophilie und Ehebruch in einem Atemzug und behauptet, Shakyamuni hätte sie klar abgelehnt. Die Textbeweise bleibt er schuldig.

Solche unwissenschaftlichen und ungeheuerlichen Aussagen dürfen nicht verwundern, kommen sie doch von jemandem, dem der Sex laut Ordenskodex untersagt ist. Eine "Philia", wie auch immer, bezeichnet eine Liebe (und nicht notwendigerweise Sexualität), so z.B. auch die Homophilie die Liebe Gleichgeschlechtlicher. Sie ist also das Gegenteil von Vergewaltigung. Letztere ist deshalb auch Bestandteil des Strafgesetzes, erstere nicht. Außerdem gab es in Indien schon vor langer Zeit Kinderehen, die erst im 20. Jahrhundert überwiegend abgeschafft wurden. Es ist also davon auszugehen, dass der Buddha, was unser heutiges Verständnis von Pädophilie angeht, keineswegs unserer Meinung war, da er sich nicht gegen die Kinderehen aussprach (denn dort ging das Mädchen ja von der Obhut der Familie in die des Ehemannes über, was laut Palikanon in Ordnung war). Auch wenn dieses Thema die meisten Menschen beunruhigt, der hier durchscheinende Opportunismus Sujatos könnte direkt aus einer feministischen Kampfschrift stammen, wäre da nicht - der Ehebruch.

Dass Homosexuelle in erster Linie für die Ehe kämpfen, wenn sie sich für ihre Gleichberechtigung stark machen, ist nicht zu erkennen. Und wenn, dann hat es damit zu tun, dass daraus finanzielle und andere Vorteile erwachsen können, die man sich nicht entgehen lassen will. Nicht zuletzt dürfte die Adoption von Kindern erleichtert werden. Was bei Sujato zwischen den Zeilen anklingt ist jedoch die Ehe als ideale Form der Partnerschaft auch Gleichgeschlechtlicher, und daran darf man zweifeln, wenn schon bei den Gegengeschlechtlichen in unseren Breitengraden etwa die Hälfte der Ehen scheitert.

In einem weiteren Blog, wo ich mich zu Sujatos Ansichten äußerte, versprach ich einen persönlichen Bericht eines Ehebruchs. In einer Umfrage unter 10.000 Menschen für den so genannten "Playboy-Report" (wissenschaftlich, trotz dieses Namens, und unter der Leitung von Prof. Habermehl) können wir lesen, dass ca. 50 % der Befragten sagen, das Fremdgehen ihres Partners habe ihrer Beziehung nicht geschadet (wobei noch ein beträchtlicher Teil dazukommt, der solches erst gar nicht erlebt hat). Eine Aussage, dass Ehebruch (oder "Beziehungsbruch") wirklich "Bruch" ist, lässt sich also sachlich gar nicht halten. Schon von daher muss man recht altbacken wirken, wenn man an jahrtausendealten Ratschlägen festhält.

Auf meiner letzten Asienreise begegnete ich einer Frau wieder, die ein kleines Geschäft für Touristen betreibt, mit T-Shirts, Taschen etc. Ich hatte sie das erste Mal gesehen, als sie ca. 19 war, bildschön, und wie sich nun herausstellte, damals bereits Mutter. Ihr Ehemann wurde mir ebenfalls vorgestellt. Im Lauf der Jahre bekam sie noch viele Kinder. Nun war sie Anfang 30, konnte etwas Englisch, redete sehr offen mit mir, und wie sich herausstellte, hatte ihr Ehemann eine Affäre in der Stadt, schlief meist auswärts, und sie war bereit, mit mir ein paar Tage zu verreisen. In der dörflichen Gegend, aus der sie kommt, wird schnell klar, ob die Gemeinschaft so etwas absegnet, und insbesondere die Frauen waren auf ihrer Seite: Der Ehemann war schuld, sie liebte ihn noch immer, aber sie wollte sich nun auch Freiheiten gönnen. Wir waren dann also eine gute Woche zusammen und reisten durchs Land. Man konnte den Mann nur um diese Frau beneiden, ich sah davor und danach, wie sie die Kinder versorgte (was zwischenzeitlich ihre Mutter übernommen hatte), sich ums Vieh kümmerte, dann noch ihren Shop managte. Kein böses Wort, unendliche Geduld, Bescheidenheit - im Grunde war diese Frau die Verkörperung buddhistischer Tugenden. 

Als wir zurückkamen, hatte die Polizei die Zufahrt in ihr Dorf aus Sicherheitsgründen für Autos abgeriegelt, so dass unser Taxi uns zurück zum Hotel brachte. Von dort rief sie ihren Mann an und bat, sie mit dem Motorrad nach Hause zu fahren. Als er kam, ging mir natürlich so einiges durch den Kopf. In den letzten Tagen hatte er sie immer häufiger angerufen und einmal ein sehr bewegendes Lied am Handy gesungen. Ohne es wörtlich zu verstehen, bekam ich das Gefühl, er wolle sie zurückhaben. Ich gab ihm also die Hand, er war überraschend kräftig und sah mich ernst an, und ich sagte so etwas wie "Thank you and good luck." Ein paar Monate später rief ich meine Bekannte an, hörte ihn im Hintergrund und fragte, ob alles in Ordnung sei. Ja, sagte sie, er sei zu ihr zurückgekehrt.

Es ist eine einfache Geschichte, die mit allzu komplizierten Menschen nicht funktionieren dürfte. Und dennoch ein gutes Beispiel für Ehebruch nicht allzuweit von Shakyamunis Lebensraum, der für die Frau das gewünschte Ergebnis zeitigte und mir eine schöne Zeit bescherte, ohne dass ein übler Nachgeschmack blieb. Im Bereich der Sexualität und Partnerschaft ist vieles nicht so schwarz-weiß, wie es Sujato zu glauben scheint, wenn er das, was der Shakyamuni gesagt haben soll, so stehen lässt, und dass, was er nicht sagte, nach Gutdünken interpretiert.

Kommentare

  1. Namaste!

    "Ehebruch" als Geschicktes Mittel [hôben]!?
    BONNO MU JIN - SEI GAN DAN.
    "Die Verblendungen sind grenzenlos - ich gelobe sie zu überwinden."

    Der Bericht hat auf jeden Fall ein Happy-End, und darin scheint alles stimmig zu sein, so dass "die grenzenlosen Verblendungen am Ende überwunden sind" und alles wieder zurecht gerückt wurde.

    Im Sôtô Kyôkai Shushôgi heißt es unter "Die Gebote erhalten und in die Reihen treten" einfach nur: "drittens, sich nicht auf missbräuchliches sexuelles Verhalten einlassen". Eine recht klare Aussage, sollte man meinen; und das ist sie auch - aber nur, wenn man bei der entsprechenden Handlung (oder eben Nicht-Handlung) sein eignes Gewissen prüft und ehrlich zu sich selbst ist. Das impliziert dann natürlich automatisch, dass ein Verstoß gegen das Gebot "von außen", also objektiv, gar nicht vollständig und absolut beurteilt werden kann - und vielleicht auch gar nicht in dieser Weise beurteilt werden sollte?

    Obwohl somit die Gebote eindeutig klingen und subjektiv auch eindeutig sind, so bedarf es für eine objektive Beurteilung immer umfassenderer Kenntnisse des Sachverhalts, sowie gesellschaftliche Normen (die guten Sitten, Gesetze und Verordnungen), um sagen zu können ob da nun "Unrecht" geschah.

    Keine einfache Sache das.

    < gasshô >

    Benkei

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  2. [Wieder in Teilen, weil zu lang. Sorry!]
    Im Rahmen Deiner vollkommen übertriebenen Empörung vermischst Du mehrere Themenkomplexe.

    Der Artikel vom Ehrw. Sujato versucht im Wesentlichen der Frage nachzugehen, welche Stellung Buddhisten zum Thema "gleichgeschlechtliche Ehe" beziehen sollten, wenn sie im Sinne des Buddha und des Dhamma handeln wollen.

    Damit bezieht er sich auf eine reelle politische Diskussion, die in einigen Ländern hitzig geführt wird, v.a. den USA. Machen wir uns nichts vor, die Frage nach Gleichstellung ist für viele Menschen deshalb kontrovers, weil sie homophob sind. Dennoch wird diese Homophobie gerne mit wenig stichhaltigen Argumente rationalisiert: gleichgeschlechtliche Ehe stelle das traditionelle Familienbild in Frage, führe zur Entwertung der Ehe, sei gegen Gottes Wille, etc. (Siehe das Gerichtsverfahren um Proposition 8 in Kalifornien für Gegenargumente und deren Entkräftigung.) Einige der stärksten Widerstände sind dabei religiös motiviert, i.d.R. christlich, und werden von den Kirchen gestützt. Weil es so eine kontroverse Frage ist, die letzten Endes dem Sinn und Zweck von Ehe auf den Grund gehen muss, werden oft die organisierten Religionen, als selbsterklärte Kulturhüter, angesprochen. Und da die Meinung der meisten christlichen Kirchen hinreichend bekannt ist, nimmt hier also einmal ein buddhistischer Mönch dazu Stellung.

    Das ist also der politische Kontext, in dem der Blog-Post geschrieben wurde. Und ich möchte an dieser Stelle klarstellen, dass von dieser Fragestellung Leute auch tatsächlich betroffen sind (z.B. ich). Ich betone das, weil ich damit klar machen möchte, dass es hier um keine hypothetische Fragestellung geht, sondern um *meine* Bürgerrechte. Ich empfehle also jedem heterosexuellen Menschen, der sich in diese Diskussion einmischt, seinen/ihren eigenen privilegierten Status in unserer Gesellschaft im Auge zu behalten.

    So, jetzt zu den Themen:


    I) Gleichgeschlechtliche Ehe: Der Ehrw. Sujato sagt im Wesentlichen, dass es aus buddhistischer Sicht keinen Grund dagegen gibt. Hierfür bedient er sich zweier Argumentationslinien: 1) Er geht auf den Glaubensvorsatz "Kāmesumicchācāra veramaṇī sikkhāpadaṃ samādiyāmi" ein und ergründet, ob gleichgeschlechtliche Liebe und gleichgeschlechtlicher Sex (als Basis für gleichgeschlechtliche Ehe) zu verurteilen sind. Er kommt zum Schluss, dass der Pāli-Kanon keine (kontextfreie) Verurteilung vornimmt. Weiterhin argumentiert er, dass es hier nicht nur um die Interpretation von religiösen Schriften gehen sollte (vgl. Kālāma Sutta!), sondern um die zugrunde liegende Fragestellungen, nämlich 1) ob normale homosexuelle Handlungen schädlich für die Beteiligten sind (nein!), 2) wenn nein, ob es besser ist, stabile Beziehungen zu fördern und anzuerkennen oder diese Beziehungen nicht zu fördern und auszugrenzen. Und er schließt, dass Ausgrenzung zu Leid führt und daher vermieden werden sollte.

    Das ist die zentrale These seines Posts. Und jetzt sag mir bitte, was daran falsch ist? (Abgesehen von den Kleinigkeiten, an denen Du Dich aufhängst.) Selbst wenn im Post nicht alles 100%ig sachlich richtig wäre, was ist an der Argumentation und an der Schlussfolgerung auszusetzen?

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  3. Noch etwas:

    Gui Do: "Dass Homosexuelle in erster Linie für die Ehe kämpfen, wenn sie sich für ihre Gleichberechtigung stark machen, ist nicht zu erkennen. Und wenn, dann hat es damit zu tun, dass daraus finanzielle und andere Vorteile erwachsen können, die man sich nicht entgehen lassen will. Nicht zuletzt dürfte die Adoption von Kindern erleichtert werden. Was bei Sujato zwischen den Zeilen anklingt ist jedoch die Ehe als ideale Form der Partnerschaft auch Gleichgeschlechtlicher, und daran darf man zweifeln, wenn schon bei den Gegengeschlechtlichen in unseren Breitengraden etwa die Hälfte der Ehen scheitert."

    Dieser Absatz ist, auf gut Deutsch gesagt, eine gequirlte, privilegierte Kacke!!! Du hast keine Ahnung, von was Du redest, und dennoch maßt Du Dir an, Urteile über die Motivation gleichgeschlechtlicher Paare zur Eheschließung zu bilden. Manche Menschen sind monogam, manche nicht; manche sind beziehungsfähig, manche nicht. Ehen scheitern aus allerlei Gründen, aber das ist doch noch lange keinen Grund, sie generell zu verurteilen. Ehen bieten ökonomische und soziale Sicherheit, aber sie sind auch ein kulturell anerkanntes Bündnis, das vom Staat und der Gesellschaft entsprechend gewürdigt wird. Mal abgesehen davon, dass Ehen nicht nur Vorteile mit sich bringen, sondern auch Verpflichtungen. Und selbst wenn es nur aus materiellen Gründen wäre, warum sollten Schwule und Lesben nicht das gleiche Anrecht auf Vergünstigungen bekommen wie z.B. kinderlose Ehepaare?


    II) Fremdgehen/Ehebruch: Ich kenne den Playboy-Report nicht aus erster Hand und ich wäre auch bei einem solch alten Buch skeptisch, a) ob die Ergebnisse wissenschaftlich ausreichend valide und reliabel erhoben wurden, b) peer-reviewed sind, c) ob sie in unserer heutigen Zeit noch so gelten, d) welche Schlüsse man tatsächlich daraus ziehen kann. Allein schon die Tatsache, dass die von Dir zitierte Frage nicht nach der Unterstichprobe der Betrogenen ausgewertet wurde, lässt mich stutzen. Deine Anekdote ist nett, aber bleibt eine Anekdote; der Plural von "Anekdote" heißt nach wie vor nicht "Daten".

    Jeder ist unterschiedlich in dieser Hinsicht. Mein Partner und ich haben nach fast zehn Jahren Monogamie die Beziehung geöffnet. Andere können überhaupt nicht monogam leben; wiederum andere können sich nur eine monogame Partnerschaft vorstellen. Es gibt hier also praktisch jede Variante und das ist prinzipiell auch keine Sache. Weil, wie ich bereits in der anderen Diskussion ausgeführt habe, die Kernessenz des Buddhadhamma darin besteht, weder anderen noch sich selbst zu schaden, ist meiner Meinung nach auch der Konsens unter den meisten Lehrern, die ich kenne, dass jegliche Form von ausgelebter Sexualität und Beziehung okay ist, solange sie niemanden schadet. Ob etwas schadet oder nicht, ist oft schwierig zu beurteilen und muss auf Basis der individuellen Beziehung erörtert werden. Missbrauch ist per Definition als Schaden zu werten.

    Aber sind wir doch mal ehrlich hier: was versuchst Du hier zu argumentieren? Das Fremdgehen eigentlich ganz toll ist?! Ich persönlich habe keine starke Meinung dazu, aber ich bin selbst schon fremdgegangen und habe dadurch auch eine Beziehung verloren. Bereue ich es? Nein, aber schön hat es sich auch nicht angefühlt, den damaligen Partner verletzt zu sehen. Wir sind alle Meister darin, unsere Handlungen zu rationaliseren und zu rechtfertigen, vor allem, wenn sie durch Gier motiviert sind. Aber aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich sagen, dass vieles davon Selbstlüge ist. Und schlimmer als unheilsam zu handeln, ist sich dann auch noch selbst zu belügen...

    Wie gesagt, es gibt Paare, da ist es kein Problem, aber man kann auch nicht verallgemeinern, dass es kein Problem ist. Tatsache ist allerdings, dass sich der Buddha mehrmals gegen sexuelle Beziehungen mit unter Schutz stehenden Personen ausgesprochen hat. Da kommt man aus der Sicht des Pāli-Kanons nicht drum herum.

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  4. Hallo Caldorian, und vielen Dank für die ausführlichen Kommentare. Ich nehme mir hier das Recht raus, nicht zu veröffentlichen, was meines Erachtens nur Klischees befördert und zu endlosen Schlammschlachten führen könnte, die besser in einem Forum aufgehoben sind als in (m)einem Blog, wenn überhaupt.

    In dem Blog von Bhante Dhammika, wo wir uns unterhielten, habe ich meine Meinung gesagt und durch die Studie von Rind, Bauserman gestützt gesehen. Es ist m.E. falsch zu behaupten, es sei wissenschaftlicher Konsens, dass die ausgelebte Sexualität von Kindern mit Erwachsenen schädlich sei. Die Ansichten sind viel differenzierter, betrachten in der Regel lieber den Einzelfall, und in Rinds Metastudie erweist sich das Gegenteil: Nach Langzeituntersuchungen ist die Mehrzahl der Fälle nicht schädlich (90 % bei Jungen, ca. 50 % bei Mädchen). Alte Untersuchungen, die Borneman einst auswertete, kamen zu ganz ähnlichen Ergebnissen, weshalb ich nicht so überrascht bin wie der US-Senat.

    Wir müssen hier noch einmal klar trennen von der Rechtsprechung, die eine Altersgrenze zieht und per definitionem einfach laut Geburtsdatum/Alter festlegt, was bestraft werden MUSS, und einem tatsächlich empfundenen Schaden. Die Lücke ist hier enorm. Und das müsste einen Buddhisten dann darauf bringen, dass die Definition, die du bzgl. "was dem Partner nicht schadet" bringst, auch einmal auf solche Fälle gedacht werden sollte. Dann wären wir einen Schritt weiter, könnten z.B. die Schutzaltersgrenzen an den Eintritt der Pubertät koppeln oder die Rechtsprechung auf die Betrachtung des Einzelfalles verpflichten. Alles andere betrachte ich als inhuman und unbuddhistisch, genau wie es früher eine per se-Bestrafung bestimmter homosexueller Akte reiferer Menschen war.

    Ich habe diesen einen langen Beitrag von dir vor allem deshalb nicht gepostet, weil er das alte Märchen von der Unfähigkeit eines Kindes (per definitionem im Gesetz eines unter 14jährigen Menschen) zum Konsens behauptet, der bare Unsinn, weil sich Konsensfähigkeit niemals von einem Tag auf den anderen einstellt und zudem selbst bei Erwachsenen immer wieder zu hören ist: "Eigentlich wollte ich das nicht, aber dann ..." Dieses Kriterium allein ist für die Hose, denn bei Nicht-Konsens liegt Vergewaltigung vor, ganz unabhängig vom Alter, und wird hart bestraft. Außerdem versucht man gerade weltweit, die "Kindheit" auszudehnen bis auf 18, immer häufiger werden 16-Jährige in der Presse als Kinder bezeichnet, während die Pubertät immer früher einsetzt. Auch das beleidigt meine Intelligenz. Man kann Frühschwangerschaften auch anders vermeiden.
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  5. "Kacke" wirfst du mir in Bezug auf die Homo-Ehen-Motive vor. Aber ich habe hier durchaus Infos recherchiert. Hier steht, was ich behaupte: "Homosexuelle Paare in eingetragenen Partnerschaften sind zwar mittlerweile in vielen Punkten wie dem Erb- und Unterhaltsrecht Ehepaaren gleichgestellt, bei der Einkommensteuer und Adoptionen ist dies bislang hingegen nicht der Fall."
    ...
    Lebenspartnerschaft: Homo-Ehe gleich Hetero-Ehe - weiter lesen auf FOCUS Online: http://www.focus.de/politik/deutschland/lebenspartnerschaft-homo-ehe-gleich-hetero-ehe_aid_650769.html"

    Ich zweifle nicht an individuellen Motiven von Beziehungen und Ehen und habe ansonsten nix dagegen, den Einzelfall zu betrachten (siehe oben).

    Weiter: Studien haben immer irgendeinen Haken. Ich habe etliche der Fraktion gelesen (und für einen Forensiker mal eine Zusammenstellung der Studien der letzten 10 Jahre machen lassen), die deine Meinung nährt. In einer Doktorarbeit habe ich eine ganz dreiste Fälschung gefunden, ich weiß, wie das läuft. Da schaue ich mir dann die Leute an, die dahinterstehen. Ich komm dann meist schon drauf, ob sie glaubwürdig sind oder nur das rausbekommen, was sie von vornherein herausbekommen wollten (z.B. weil sie Feministinnen sind oder selbst Päderasten).

    Ehebruch: Der Vorwurf "Gier" war abzusehen. Ich werde am 21. Mai einige Auszüge aus den Tunhuang-Texten des frühen Zen (Chan) hier posten, auch als Anregung für die vielen kritischen Blogs, die es nun gibt. Es ist ein verbreitetes Missverständnis, dass im Chan dualistisch gedacht wird wie im Theravada. Wir Chan-Buddhisten dürfen gierig sein. Es ist entscheidend, ob wir damit umgehen, also loslassen können. Ich kann es. Ich werde dieser Frau wie ihrem Mann als Freund begegnen, ohne Ansprüche. Die Gier hat uns zusammengeführt, und die Gier hat die beiden zusammengeführt. Genau wie die Nicht-Gier sind die Folgen nicht immer absehbar, und vergänglich. (P.S.: Auch das von Benkei richtig zitierte Gelübde ist eine Spätentwicklung des Zen, die den Dualismus nährt.)
    -----------

    Was ich eigentlich Sujato vorwerfe, was daran "falsch" ist? Mal sehen, ob Sujato meine Frage im Kommentar nach den Texstellen gegen Pädophilie beantworten will und kann, noch ist sie nicht online. Ich bin ziemlich belesen in dieser Hinsicht, da kommt mir keiner so leicht davon. Falsch ist also die Heuchelei, eine Minderheit gegen die andere auszuspielen, wo er doch ahnen könnte, dass es zu Zeiten Shakyamunis Kinderehen in Indien gegeben hat. Wie du selbst aber zurecht sagst, kann man mit der "Obhut" argumentieren. Aber dann müsste man, um in deiner Argumentationskette für die Homo-Ehe zu bleiben (und hier schließt sich der Kreis), den Päderasten und Hetero-Pädophilen ebenfalls wenigstens die Ehe gestatten, um Buddhas Obhutsmodell gerecht zu werden, nicht wahr? Es geht mir hier um die innere Logik. Wenn "Obhut" Buddhas Kriterium war, dann war er nicht gegen die Kinderehe (im Sinne Kind mit Erwachsenem oder obhutsfähigem Nicht-Erwachsenen), genauso wenig wie wie griechische Weise im Altertum gegen die Päderastie waren. Und wenn Sujato Textbelege dagegen hat, dann soll er sie bringen.

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  6. Gui Do, wie man im Englischen gerne sagt: "Fair enough." Es ist Dein Blog und damit auch Dein Recht, Beiträge freizuschalten oder eben nicht.

    Ich möchte mich hier auch kurz für meinen harschen Ton entschuldigen und hoffe, dass Du ihn nicht persönlich nimmst.


    Ich glaube nicht, dass wir bei dem Pädophilie-Punkt auf einen grünen Zweig kommen, aber das müssen wir auch nicht. Du bist der Meinung, dass pädosexuelle Handlungen nicht schädlich sind, ich bin der Meinung, dass sie zumindest häufig schädlich sind und man im Zweifelsfall ein Kind eher schützen muss. Außerdem führte ich noch einen weiteren Punkt an: Kinder sind oft in irgendeiner Form abhängig und haben weder körperlich noch sozial die Macht, sich zu wehren. Auch das macht es schwierig, eine objektive Beurteilung zu treffen.

    Wie dem auch sei, das alles widerspricht trotzdem nicht dem Argument für die gleichgeschlechtliche Ehe. Deiner Argumentation nach müssten nur noch weitere Ehemodelle zusätzlich eingeführt werden.

    Was die restlichen Punkte angeht, vermute ich, dass wir meinungstechnisch gar nicht so weit auseinander liegen. Ich bin zumindest der letzte, der gegen eine individuelle, ehrliche und ausdifferenzierte Beurteilung von Einzelfällen argumentiert.

    Gut, als Sozialwissenschaftler kann ich Deiner Einschätzung von Studien nicht ganz so zustimmen. Klar haben alle ihre Vor- und Nachteile. Man muss halt auch hier mit Erfahrung, Hintergrundwissen, statistischem Wissen und einem differenzierten Blick rangehen.

    Thema Gier/Anhaftung: Ach, Gui Do, tu doch nicht so, als wäre Zen im Kern so anders als Theravāda. Meine Schule ist genauso wenig dualistisch wie Deine; die drei Gifte sind in allen Schulen die gleichen, die bedingte Entstehung ebenso. Gier ist eine Lebensrealität; jeder hat sie und das ist halt so. In meiner Schule wird sie nicht so getan, als wäre sie nicht da. Man soll halt im besten Fall nur nicht danach handeln, sondern den Geistmoment als solchen wahrnehmen und von alleine ziehen lassen. Da Gier durch Verblendung/Unwissenheit gestützt wird, geht es in den Theravāda genauso um die Entwicklung von Paññā/Prajñā.

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  7. Das sage ich so nicht (und es ist doch interessanterweise regelmäßig so, dass es auf diese Weise verkürzt wird). Ich behaupte genau das, was die Rind-Studie besagt und Borneman u.a. vorher schon feststellten: Die meisten pädosexuellen Kontakte, die nicht auf eindeutigen Übergriffen (Vergewaltigungen) beruhen, sind schadfrei für das Kind. Es kommt hier auf den Einzelfall, die Art des Aktes usf. an. Auf keinen Fall soll der Schutz des Schwächeren aufgehoben sein, sondern der Selbstbestimmung eines Kindes mehr Raum gegeben werden.

    Bhante Dhammika meinte einst selbst, bei den buddhistischen Schulen wie Theravada, Zen etc. handele es sich eigentlich um verschiedene Religionen. Ich teile diese Ansicht und ergänze: um unterschiedliche spirituelle Wege. In meiner Schule gibt es kein Verbot, nach der Gier zu handeln. Die Gier ist leer.

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  8. Die Beziehungssituationen und die Menschen selbst sind sehr individuell. Fremdgehen hängt wie so vieles davon ab, wie wir damit umgehen. Ist Liebe beispielsweise mit Freiheit und Individualität oder mit Besitzdenken und Verlustängsten verbunden? Menschen mit »zweitem« fällt es wesentlich schwerer zu verzeihen, weil sie glauben, dass das Fremdgehen etwas mit ihnen zu tun hätte. Fremdgehen konfrontiert beide Partner mit unangenehmen Gefühlen, auf der Seite des Fremdgehers sind es Scham und Schuld, auf der Seite des Betrogenen sind es Wut und Ohnmacht. Diese Gefühle verursacht aber nicht der andere in uns, er löst sie nur aus.
    Fremdgehen ist keine Katastrophe. Aber wir können es dramatisieren und so eine Katastrophe daraus machen. Das bedeutet nicht, dass dieses Thema runtergespielt werden darf, Verständlich ist unser Wunsch nach Sicherheit und Treue des Partners. Jedoch liegen Wunsch und Wirklichkeit bei einer Fremdgehquote von etwa 50% weit auseinander.
    Vergessen und verzeihen sind zweierlei Dinge. Verzeihen bringt allerdings auch die Chance auf einen Neuanfang.

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  9. Um die Frage zu beantworten:
    Fremdgehen beginnt für mich dort, wo ich meinem Partner etwas weg nehme, was er eigentlich für sich alleine haben möchte.
    Wo ich Dinge tue, von denen ich mir niemals wünschen würde, dass der andere sie mit mir tut.

    Die Grenzen sind in jeder Partnerschaft ganz unterschiedlich gelagert, wichtig ist nur, dass beide ihre Grenzen kennen!

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