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Der Körper lebt, die Seele stirbt

Die Terasse des Leprakönigs ist ein Bühnenstück von Yukio Mishima (1925-1970), benannt nach dem gleichnamigen Tempelkomplex in Angkor. Am Ende gibt es einen Dialog zwischen der Seele, die stirbt, und dem Körper. Mishima interpretiert den Bayontempel mit seinen Gesichtern des Buddha Avalokiteshvara als quasi ewige, spiegelbildliche Verkörperlichung des Khmer-Königs Jayavarman VII., der den Bau in Auftrag gab. Die Idee, dass nicht die Seele, sondern der Körper unsterblich sei, findet hier ihren in Stein gemeißelten Ausdruck. Der Körper spricht zur Seele in einem zennahen Duktus:

"Stirb nun also, verlösche. Der frische Morgenatem, der Morgenwind, in die weiten Lungen inhaliert - auf diese Weise beginnt der Tag für den Körper. Dann badet der Körper, kämpft, rennt, liebt, betrinkt sich mit den besten Weinen der Welt, wetteifert, um zu sehen, welche Form die schönere ist, macht Komplimente usf. - bis er sich am Ende des Tages mit einem anderen Körper zur Ruhe bettet. Der Körper eilt also durch jeden Tag mit von duftenden Seewinden geblähten Segeln.
   Etwas zu planen - das war deine Krankheit. Etwas zu machen - das war deine Krankheit. Meine Brust glitzert wie ein Schiffsbug in der Sonne, während ich das Wasser mit den mitleidslosen Rudern der Jugend durchpflüge.
   Ich komme nirgendwo an. Ich habe kein Ziel. Ich schlage einfach weiter mit meinen fünffarbigen Flügeln wie ein Kolibri, der in der Luft steht. Meinem Beispiel nicht zu folgen - das war deine Krankheit."

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The poser Shi Heng Yi alias Tien Sy Vuong / Der Blender Shi Heng Yi vom Shaolin Tempel Europe

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Die Kommerzialisierung der Shaolin

Am Samstag Abend lief unter "Spiegel TV" (d.h.: besserer Boulevardjournalismus) ein mehrstündiges Porträt über einen engagierten jungen Mann, der sich dem "Shaolin-Tempel" in Kaiserslautern angeschlossen hat. Sein Werdegang wurde über einen längeren Zeitraum verfolgt, Ausschnitte dieser Sendung hatte ich schon mal gesehen. Keine Frage, der junge Mann meinte es ernst und war sympathisch. Wie ein freundlicher, harmloser Herbergsvater kam dann sogar der Abt rüber, Shi Heng Zong genannt, oder auch: der Sitaigung. Da macht einen ja schon mal stutzig, dass ein bärtiger Deutscher nur noch mit chinesischen Namen tituliert wird. Dabei hat er die buddhistischen Essensgebete durchaus eingedeutscht, und auch die Aufnahmezeremonie des jungen Mannes als Mönch lief ganz verständlich und routiniert auf Deutsch ab. Man muss den Leuten hinter dem Tempel auch ihre Ehrlichkeit (oder Naivität?) lassen, mit der sie den Werdegang des Abtes beschreiben, den wir natürlich - bei seiner Le