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Die sexfeindlichen Buddhisten

Nanu, fragt sich der herumgekommene Buddhist, was meint er denn? Habe ich etwa nicht erst neulich geile Meditierende auf dem Sesshin in XY getroffen?
   Fürwahr, im Sex vergisst der Mensch am ehesten seine Vergänglichkeit. Und vielleicht  gibt uns Sex tatsächlich das schönste, intensivste konzentrierte Gefühl des Lebens. Wer jedoch in die Schriften schaut, wird nicht nur anhand der Ordensregeln feststellen, wie verklemmt wesentliche Teile der buddhistischen Überlieferung daherkommen. Dazu ein kurzer Einschub. 
   Ursprünglich hatte ich hier mal einige Blogs gelistet, mit etwas mehr Platz, als sie die einfachen Links in der rechten Spalte bekamen. Nach und nach habe ich Blogs gelöscht, die mir thematisch zu weit vom Dharma abschweiften (auch wenn sie mir lieb sind) oder, und das macht mir Kummer, irgendwann ihre lächerlich-rückständige dogmatische Haltung nicht mehr verbergen konnten. Üblicherweise geschieht das beim Thema Sexualität. Darum wurde der Blog von Bhante Dhammika zu einem Link "degradiert", und nun ist es auch mit "Dark Zen" so weit, und zwar weil er die Ablehnung der Wiedergeburts-Hypothese kürzlich als "hogwash" (Unsinn) bezeichnete und dies mit nichts anderem als dem Verweis auf den Pali-Kanon zu begründen wusste (obwohl er sonst zu den pfiffigsten Interpreten der wesentlichen Mahayana- und Zen-Sutren zählt). Diese beiden Autoren verzichten bezeichnenderweise ihrerseits auf dauerhafte Verlinkung zu anderen Blogs. So kommt's, wenn man profilierte Ansichten vertritt.
   Dass man nicht einfach mit dem Pali-Kanon wedeln kann, wenn man selbst einen gewissen Erkenntnisstand in Sachen Sexualität nicht erreicht hat, soll folgende Passage verdeutlichen - zugegeben, ebenso thesenhaft wie bei Dark Zen, doch ich bin darauf ja schon öfter eingegangen. Der entscheidende Punkt ist, mit wem man Sex hat, wie und mit welchen Mitteln. Ein Lehrer sollte sich seine Gespiel(inn)en nicht unter Schüler(inne)n suchen. Ganz besonders dann nicht, wenn es zum erklärten Ehrenkodex in der Sangha gehört. Ich danke Aiko für die Anregungen in Ihrem Blog, wobei ich nun auf einen Beitrag vom 5. Februar 2010 eingehe, statt dort verspätet einen Kommentar zu hinterlassen.

Digha Nikaya 16.5.4
Anandas Frage bezüglich Frauen

«Wie sollen wir, o Herr, mit den Frauen uns verhalten?»
«Nicht sehn, Anando.»
«Und wenn, Erhabener, gesehen, soll man sich wie verhalten?»
«Nicht ansprechen, Anando.»
«Wenn aber eins anspricht, o Herr, soll man sich wie verhalten?»
«Achtsamkeit, Anando, bewahren.»

Buddhas Gespräch mit Ananda gehört zum Dümmsten, was ihm in den Mund gelegt wird. Jeder Mann, der sich schon so gegenüber einer Frau verhalten hat - und vergleichsweise auch mal ganz gegenteilig - wird dies unterschreiben können. Man kann seinen Körper (und die damit verbundenen Gefühle) nicht verarschen. Es tut einem Mann z.B. gut, wenn er eine (schöne) Frau ansieht - Glückshormonausschüttung. Das ist gesund. Wegsehen ist also ungesund. Auch den Klang einer Stimme zu hören kann gut tun. Und was die Antwort "Achtsamkeit üben" im Falle des Ansprechens durch die Frau angeht - diese Achtsamkeit könnte auch darin bestehen, die Bedürfnisse der Frau zu erkennen und ggf. darauf einzugehen (selbst wenn sie sexueller Natur sind). So ist das im Normalfall. Darum ist Mönchs- und Nonnensein, dass sich an schlechten alten Schriftstellern wie denen des Pali-Kanon orientieren will, auch unmenschlich. Und darum wurde einst auch der Zen-Mönch gescholten, der in seiner einsamen Hütte die junge Frau verschmähte, die ihm eine Alte immer wieder vorbeischickte. Man tue also vielmehr das Naheliegende - und das ist eben längst nicht in allen Fällen: nicht sehen, nicht ansprechen. Manchmal besteht die Achtsamkeit schlicht im Mitführen eines Kondoms.

Kommentare

  1. Da stimmt was nicht, ich hab es versucht. Egal wie lange ich mir eine Frau anschaue, es kommen keine Glückshormone oder irgendwas vergleichbares. Woran das liegen mag? Vielleicht stimmt was nicht mit Dir Gui Do ;-)

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  2. Verstehe, Herbert. Denk Dir einfach die Pendants dazu, ich will es ja nicht machen wie die FeministINNen und mich erklärungstechnisch immer verbiegen. Die Glückshormone werden also beim Anblick des jeweils geliebten Subjektes ausgeschüttet, sei es Frau, Mann, Transsexueller, Kind, Tier - oder beim Anblick von Dingen und Fetischen. Aber selbst diese Aufzählung wäre, wenn ich meine sexualwissenschaftlichen Ratgeber heranzöge, wohl noch unvollständig.

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