Direkt zum Hauptbereich

Ich, der Pascha

Im Blog-Kommentar eines ehemaligen Schülers von Dainin Katagiri (einst u.a. rechte Hand von Suzuki Roshi) fand ich folgenden bedenkenswerten Satz als Antwort auf die Gerüchte um eine Affäre Katagiris mit einer seiner Schülerinnen (die erst nach seinem Tod bekannt und von einer anderen Schülerin, der Autorin Natalie Goldberg, aufgegriffen wurde). Der Satz lautet: "rely on the teaching not the teacher" - Stütz dich auf die Lehre, nicht auf den Lehrer.

So wie die Zen-Schulung für gewöhnlich strukturiert ist, kann das kaum funktionieren. Und irgendwie ist dieses Bild auch schräg. Da könnte man ja auch sagen: "Wenn du Vitamine brauchst, verlass dich auf die Medizin, nicht auf den Apotheker." Und wenn der einem dann Zyankali unters Vitamin C-Pulver mischt? Wozu brauche ich ihn denn, wenn er seinen Job nicht beherrscht? Nein, so einfach ist es nicht. Es ist nämlich noch einfacher: Wer sich nicht im Griff hat, sollte nicht lehren. Und wenn er es doch tut und seine eigene Lehre Lügen straft - dann taugt also auch seine Lehre nichts (denn ganz offensichtlich ist sie nicht mehr als ein Lippenbekenntnis). 

Wo sind also die Lehrer, die an ihren eigenen Ansprüchen (oder denen des Dharma) nicht scheitern? Wo ist der lebende Beweis für die Wahrhaftigkeit eines Dharma (oder genauer: seiner Sittenlehre)?

Und hier noch ein paar Fundstücke aus einem Roman.

"Die Köpfe jener, die sich selbst Mönche nennen, sind glatt geschoren und schimmern stets bläulich. Ist es heiß, spannen sie über ihren kahlen Schädel Sonnenschirme. Ist es kalt, wird der Schädel in eine Kapuze gehüllt. Wozu also rasieren sie ihre Köpfe? Spottet dies nicht jeder Vernunft?"

"Als vor langer Zeit ein in jenen Tagen berühmter Zenmeister gefragt wurde, wie man denn zur Erleuchtung gelangen könne, soll dieser geantwortet haben: 'Verhaltet euch wie eine Katze, die auf eine Ratte losgeht.'"

(Natsume Soseki: Ich, der Kater, Insel Verlag 1996; der Roman ist aus der Sicht eines Katers erzählt)

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

The poser Shi Heng Yi alias Tien Sy Vuong / Der Blender Shi Heng Yi vom Shaolin Tempel Europe

Hier alle autorisierten  Shaolin in Deutschland (Shi Heng Yis "Tempel" in Otterberg ist NICHT dabei!): Shaolin Zentrum Ilmkreis e.V. – Amt-Wachsenburg Shaolin Kultur Verein e.V. – Berlin Shaolin Tempel Deutschland – Berlin Shaolin Kung Fu Zentrum Düsseldorf Deutschland – Düsseldorf Shaolin Zentrum Frankfurt – Frankfurt Shaolin Xiu Kulturzentrum Deutschland – Grevenbreuch Kung Fu Akademie Kaiserslautern – Kaiserslautern. Shaolin Kung Fu Schule Yan Po – Köln Shaolinzentrum Deutschland – Schorndorf *** (English version first, translated with DeepL - zunächst auf Englisch, unten auf Deutsch) Since last year, I have been improvising a series of YouTube posts that deal with a certain "Shi Heng Yi". You can find the playlist here . Back in 2011, I took a critical look at the "Shaolin Temple Europe" (later the newspaper SZ reported on it). The "Shaolin Temple Europe GmbH " of the same name is now headed by Shi Heng Yi, who is said to have a business de...

Falscher "Shaolin-Mönch" aufgeflogen

Den aktuellen Artikel zu Shi Heng Yi (Tien Sy Vuong) findet Ihr hier.    Am Samstag, den 19.03.2011, ist in der Süddeutschen Zeitung ein größerer Artikel über den Fake-Abt (Shi Heng Zong alias Monroe Coulombe) des "Shaolin Temple Europe" erschienen - Seite 11: "Der Shaolin-Schwindel". Wir hatten bereits im Januar 2010 das Thema aufgegriffen. (Dank an Heino für den Tipp.) Hier alle autorisierten  Shaolin in Deutschland  (Shi Heng Yis "Tempel" in Otterberg ist NICHT dabei!): Shaolin Zentrum Ilmkreis e.V. – Amt-Wachsenburg Shaolin Kultur Verein e.V. – Berlin Shaolin Tempel Deutschland – Berlin Shaolin Kung Fu Zentrum Düsseldorf Deutschland – Düsseldorf Shaolin Zentrum Frankfurt – Frankfurt Shaolin Xiu Kulturzentrum Deutschland – Grevenbreuch Kung Fu Akademie Kaiserslautern – Kaiserslautern. Shaolin Kung Fu Schule Yan Po – Köln Shaolinzentrum Deutschland – Schorndorf (Stand: März 2024) ***

Die Kommerzialisierung der Shaolin

Am Samstag Abend lief unter "Spiegel TV" (d.h.: besserer Boulevardjournalismus) ein mehrstündiges Porträt über einen engagierten jungen Mann, der sich dem "Shaolin-Tempel" in Kaiserslautern angeschlossen hat. Sein Werdegang wurde über einen längeren Zeitraum verfolgt, Ausschnitte dieser Sendung hatte ich schon mal gesehen. Keine Frage, der junge Mann meinte es ernst und war sympathisch. Wie ein freundlicher, harmloser Herbergsvater kam dann sogar der Abt rüber, Shi Heng Zong genannt, oder auch: der Sitaigung. Da macht einen ja schon mal stutzig, dass ein bärtiger Deutscher nur noch mit chinesischen Namen tituliert wird. Dabei hat er die buddhistischen Essensgebete durchaus eingedeutscht, und auch die Aufnahmezeremonie des jungen Mannes als Mönch lief ganz verständlich und routiniert auf Deutsch ab. Man muss den Leuten hinter dem Tempel auch ihre Ehrlichkeit (oder Naivität?) lassen, mit der sie den Werdegang des Abtes beschreiben, den wir natürlich - bei seiner Le...