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Der Streit um Ruinen

Wo habe ich denn schon mal meinen Besuch in Preah Vihear geschildert? Ich hoffe, es war nicht hier im Blog. Zur Zeit geht es dort wieder rund. Thailändische und kambodschanische Soldaten stehen in der Grenzregion bereit, Tote gab es auch schon (selbst unter Zivilisten), und das alles, weil der Tempel einst  vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag den Kambodschanern zugeschlagen wurde und seit ein paar Jahren UNESCO-Weltkulturerbe ist. Freilich, schon als letzteres noch keine beschlossene Sache war, nutzten thailändische "Kräfte" immer mal wieder den alten Streit, um von landesinternen politischen Problemen abzulenken. Einmal sprach mich sogar in einem Family Mart (einer Art rund um die Uhr geöffneten Mini-REWE) an der Kasse ein angetrunkener Thai an, wie ich das denn fände, jetzt ginge es den Khmer in Preah Vihear an den Kragen, nicht wahr (das Fernsehen hatte von der Zuspitzung des Konfliktes gesprochen, nachdem ein paar Thais, u.a. ein Mönch, illegal die Grenze übertreten hatten und in einen Sitzstreik getreten waren). Schon damals war dicke Luft, ich hatte nämlich kurz zuvor in einem Restaurant den Besitzern ein paar Satellitenaufnahmen der Grenzregion gezeigt, die aus dem Internet stammten, und Partei für die Kambodschaner ergriffen. Der ausschlaggebende Grund war jedoch ein ganz anderer, denn rein formal kann man die Klagen der Thais nachvollziehen. Der Grund liegt in der unvergleich größeren Armut der Khmer, deren Lebenserwartung 15 Jahre niedriger ist als die der Thais. Im Grunde zeigt sich nirgendwo der Weltöffentlichkeit deutlicher (drastischer noch als im Bargewerbe), zu welch unsäglicher Gier dieses Volk aufgeputscht werden kann.

Ich wünsche mir sehnlich ein Machtwort des Königs, des Einzigen, den ich für fähig und stark genug halte, mit einer großen Geste alle zum Schweigen zu bringen. Diese Geste möge im Los- und Ablassen von Preah Vihear bestehen, denn es gibt keine andere, die auf einen Schlag ein tieferes Gefühl nachbarschaftlicher Verbundenheit auslösen könnte. Heute sind die Khmer in Thailand billige Arbeitskräfte, die etwa beim Bau von Gebäuden eingesetzt werden. Auch aus Nachbarländern wie Burma und Laos stammen viele der schlechter bezahlten Arbeiter(innen). In einem buddhistischen Staat wie Thailand ist es an der Zeit, sich aus Dankbarkeit für ein Dana nationalen Ausmaßes einzusetzen.

Als man noch von thailändischer Seite nach Preah Vihear kam (von kambodschanischer Seite aus ist es unwegsam und  man muss in der Regel an bettelnden Soldaten vorbei, die am Aufstieg ihr Lager haben), zahlten wir eine Gebühr für den von den schlauen Thais auf ihrer Seite ausgerufenen Nationalpark. Hinter einem Schlagbaum warteten vor allem kambodschanische Kinder, um einem den Schirm über die Rübe zu halten oder sich als Guides anzubieten usw. Wir hatten privat einen Pickup gemietet, auf dem sich ein paar Koffer vor allem mit gut erhaltener Kleidung meines verstorbenen Vaters und Schulmaterialen befanden. Ich fragte die Thai-Grenzpolizisten, ob wir das Ganze verteilen dürften. Sie hatten die hervorragende Idee, die Kinder in Reih und Glied zu stellen, um für eine faire Verteilung zu sorgen. Doch zunächst musste ich die Koffer öffnen, und die Grenzpolizisten nahmen sich die beiden besten Kleidungsstücke heraus.

Damals konnte man noch Scherze treiben wie auf dem kleinen Foto, das in Preah Vihear entstand. Damals ging es noch um Plastikpistolen.

(Fotos: Keller; weitere Aufnahmen anderer Fotografen hier)

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