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Eine kleine Persiflage

""MEIN LEERES ICH

Unzählige Flüsse habe ich
überquert.
Bei jeder Überquerung
gab es einen Abschied.
Und bei jedem Abschied habe ich meine Schätze
einen nach dem anderen abgestreift.
Zum Durchschwimmen der Flüsse
entledigte ich mich meiner Kleidung.
Um auf den Flößen treiben zu können,
gab ich meine Edelsteine ab.
Das Übersetzen mit den Fähren
bezahlte ich mit meinen letzten Münzen.

Unzählige Berge habe ich überquert.
Bei jeder Überquerung
gab es einen Abschied.
Und bei jedem Abschied habe ich meine Schätze
einen nach dem anderen abgestreift.
Am Abgrund hängend löste ich mich vom Leid,
den Steilhang erklimmend trennte ich mich von der Freude.
Beim Überqueren der letzten Bergpässe
habe ich schließlich
sogar die Sehnsucht nach dir aufgegeben.

Nachdem ich all diese Berge und Flüsse
überquert habe,
ist mir nichts mehr geblieben,
was ich dir darbringen könnte.

Da ich völlig leer bin,
bin ich nun auch nicht mehr ich.
So vermag ich nur noch
als vollkommene Lehre,
als ein Nichts
vor dich zu treten.
Mögest du dich
dieses leeren Wesens
annehmen!"

(Oh Sae-young: Das ferne Du, Göttingen 1999)

Bei all den vielen Abschieden - sind da nicht auch immer wieder viele Hallos? Ich hätte das Gedicht etwas weniger melancholisch gestaltet. Und was den letzten Absatz angeht, so lädt er zum Sarkasmus ein.

"Hier bin ich, ich bin ein Nichts, vollkommene Leere."
"Geil, auf so einen Typen hab ich schon immer gewartet."

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