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Kakerlaken

Ich buchte ein billiges Hotelzimmer in Thailand. Weil es keine Sterne hatte, hängte ein Ami-Tourist die US-Flagge aus seinem Fenster, um es etwas aufzuwerten. Ich musste am Tag so etwa fünf Kakerlaken von guter Daumengröße erschlagen, normalerweise mit meinem ausrangierten Adidas-Turnschuh, den ich danach sorgfältig abspülte. Im Supermarkt hielt ich nach Fallen Ausschau. Ich stellte so eine perfide mit Bananstücken vor die Tür, da fraßen die Tierchen gleich noch ein bisschen Gift mit. Am nächsten Tag hatte ich noch mehr Kakerlaken im Zimmer. Sie hatten die Falle irgendwie übersehen. Ich strich die Falle mit Leuchtfarbe an, aber das brachte auch nix. Dann fuhr ich für zwei Tage auf eine Insel. Als ich zurückkam in mein Hotel, liefen etwa zwanzig Kakerlaken durch mein Zimmer, ein paar lagen tot herum, einige fraßen sich gegenseitig auf, und: Zwei hatten es gewagt, mein Bett zu besteigen! Ich schlug alles tot, und manches noch toter als tot, was braun und ekelhaft aussah. Steckte es in eine durchsichtige Tüte und knallte die dem Hotelmanager auf den Tresen. Am nächsten Tag rückten die Kammerjäger an. Ich lüftete lange. Zwei Tage später bekam ich einen seltsamen Husten und hatte das Gefühl, einer Kakerlakenkrankheit erliegen zu müssen. Fünf Tage später war ich wieder gesund. Als ich ins Bad kam, grinste mich eine Kakerlake von der Wand aus an. 
   Komisch, dachte ich noch, die hatten es doch immer eilig, wenn ich das Licht anmachte. Ich griff nach meinem Schlappen. Dreimal drauf (einmal genügt nicht, glauben Sie mir) und dann ab ins Klo damit und nachspülen. Als ich ausholte, schwirrte mir das Vieh plötzlich um die Ohren und landete auf der gegenüberliegenden Wand. Phantastisch. In einer Woche hatten diese Dinger fliegen gelernt, um mir zu entkommen. Ich gab auf, bevor sie schießen lernten. Und fing an, ihnen Namen zu geben. Die Kakerlaken sehen alle unterschiedlich aus, und haben so ihr eigenes Tempo. Manche sind nachts sehr rücksichtsvoll und hören auf, im Papierkorb zu knabbern, wenn man aufwacht. Andere werden im Dunkeln lauter. Manche leben lieber in einer Tür, andere hinter dem Schrank. Einige essen Kopfschmerztabletten. Und manche spritzen etwas brauner als andere, wenn man dreimal draufgedroschen hat.

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Die Kommerzialisierung der Shaolin

Am Samstag Abend lief unter "Spiegel TV" (d.h.: besserer Boulevardjournalismus) ein mehrstündiges Porträt über einen engagierten jungen Mann, der sich dem "Shaolin-Tempel" in Kaiserslautern angeschlossen hat. Sein Werdegang wurde über einen längeren Zeitraum verfolgt, Ausschnitte dieser Sendung hatte ich schon mal gesehen. Keine Frage, der junge Mann meinte es ernst und war sympathisch. Wie ein freundlicher, harmloser Herbergsvater kam dann sogar der Abt rüber, Shi Heng Zong genannt, oder auch: der Sitaigung. Da macht einen ja schon mal stutzig, dass ein bärtiger Deutscher nur noch mit chinesischen Namen tituliert wird. Dabei hat er die buddhistischen Essensgebete durchaus eingedeutscht, und auch die Aufnahmezeremonie des jungen Mannes als Mönch lief ganz verständlich und routiniert auf Deutsch ab. Man muss den Leuten hinter dem Tempel auch ihre Ehrlichkeit (oder Naivität?) lassen, mit der sie den Werdegang des Abtes beschreiben, den wir natürlich - bei seiner Le