Direkt zum Hauptbereich

Fukushima und die Selbstdarstellung des
Thich Thien Son (alias Thay)

Natürlich gibt es gerade Wichtigeres. Ich habe mit einigen Menschen in Japan Kontakt gehabt, zeitweise war es per email leichter als per Telefon. In Tokio zählte eine Bekannte am Freitag 27 Nachbeben. Ein Übersetzer aus Kobe, der mir mal sehr geholfen hat und durch den ich regelmäßig von seiner Tochter gezeichnete Neujahrskarten bekomme, in die sie sein Aussehen einarbeitet (siehe unten), meinte: "Wir sind verschont geblieben, es kann uns doch auch nicht zweimal treffen, nicht wahr?" [Kobe war 1995 von einem starken Beben erschüttert worden, bei dem über 6.000 Menschen starben und mehr als 300.000 obdachlos wurden.] Als ich von den "atomic plants" sprach, machte ich eine interessante Entdeckung - er nannte sie nur "electric plants" (Stromanlagen). Die Sensibilität der Japaner bei diesem Thema ist verständlich. Dennoch ließ er sich zu einer sarkastischen Bemerkung hinreißen, als ich fragte, warum denn, bei all der Erdbeben- und Tsunami-Gefahr, die Anlagen wie Fukushima I und andere direkt an der Küste gebaut worden seien. Seine Antwort: "Damit ein Romanschriftsteller eine tolle Geschichte erfinden kann, in der Invasoren die Küste Japans erreichen und sogleich seine ganze Energieversorgung in die Hand bekommen."

Und nun zum Unwichtigen. Thich Thien Son (Thay) hat mal wieder eine seiner Selbstdarstellungen online, in einem gerade gestarteten Blog  [Anmerkung: Am 16.03.11 war dieser Blog - wohl infolge dieses Beitrages - abgeschaltet. Der gleiche Text findet sich jedoch auf der Seite seines Zentrums Buddhas Weg.] Gehen wir sie mal kommentierend durch.

"Der Abt von Buddhas Weg und der Pagode Phat Hue in Frankfurt am Main, Zen-Meister Thich Thien Son,"
   Nein, kein "Zen-Meister", dazu müsste er in einer japanischen Tradition stehen und ein charakterlich reifer Mensch sein.

"wurde 1967 in Saigon/Vietnam geboren. Er wurde bereits im Alter von acht Jahren in den Lin-Chi-Tradition zum Mönch ordiniert und erhielt dort die traditionelle buddhistische Schulung."
   Geboren wurde er als Mai Huy Gian Trang in der zweiten Märzhälfte 1967. Wenn er mit acht Jahren "ordiniert" wurde, dann bestenfalls zum Novizen, und war das also frühestens im März 1975. Knaben werden in Südostasien häufig für nur kurze Zeit in Tempel gegeben,  wo sie die Tonsur erhalten, das hat nichts weiter zu sagen, entspricht beinahe unserer Konfirmationszeit. Wie ich anderswo schon sagte, gibt es außerdem keine Lin-Chi-Tradition in Vietnam mehr (siehe Cuong Tu Nguyen: Zen in Medieval Vietnam).

"Während des Vietnamkriegs gelang seiner Familie die Flucht nach Deutschland,"
   Der Vietnamkrieg war am 30. April 1975 offiziell beendet. D.h., Thien Son (Thay) könnte gerade mal etwa fünf Wochen im Tempel gewesen sein, wenn überhaupt.

"wo er in der Nähe Hannovers aufwuchs und eine westliche Ausbildung abschloss. Nach dem Abitur setzte er seine Studien in Sri Lanka, Taiwan und China fort"
   Wohnort von Huy (Thien Son alias Thay) bei der Vereinsgründung rund um Phat Hue war Barntrup (Kreis Lippe, NRW). Als ein ihm nahestehender Schüler bei einem Taiwan-Aufenthalt mal Thien Sons (Thays) Ausbildungskloster sehen wollte, hatte der Abt stets Ausreden parat, dazu kam es nicht. Ich habe bei der bedeutendsten Chan(Zen)-Schule Taiwans nachgefragt, wo man ihn nicht kennt.

"und ließ sich in Traditioneller Chinesischer Medizin ausbilden."
   Aha, so soll er sich also die Zeit vertrieben haben. Das erklärt seine mangelhafte Kenntnis des Zen.

"1998 erhielt er vom Hochehrwürdigen Zen-Meister Thien Dinh seine Lehr-Ermächtigung."
   Der ist tot, aber wir haben schon vor Jahren in Marseille, wo er wirkte, nachgefragt, und keine Bestätigung erhalten. In Vien Giac, der vietnamesischen Pagode in Hannover, sagte mir mal jemand sinngemäß: Er war kurz bei uns, dann war er eine Weile verschwunden, und dann kam er wieder und wollte plötzlich ein Lehrer sein; niemand weiß, was in der Zwischenzeit genau passiert ist.

"2002 wurde er von der vietnamesisch-buddhistischen Kongregation beauftragt, die Gemeinde in Frankfurt am Main zu gründen."
   Was ist denn das für eine "Kongregation"? Nebulöse Begriffe sind ja Thien Sons (Thays) Markenzeichen. Er meint wahrscheinlich seine Familie und "Bekannte", seine Mischpoke.



Kommentare

  1. "Er wurde bereits im Alter von acht Jahren in den Lin-Chi-Tradition zum Mönch ordiniert und erhielt dort die traditionelle buddhistische Schulung."

    in viet nam ist er mit 8 jahren Chu Tieu geworden, was auf deutsch mit novizen-anwärter übersetzt wird, so wie Hue Bao einer was bevor er novize (vietn. Sa Di) wurde, was auch ungewöhnlich ist, habe gehört er durfte nur weil die anderen deutschen auch novizen wurden er aber schon länger in tempel war.

    AntwortenLöschen
  2. "Wohnort von Huy (Thien Son) bei der Vereinsgründung rund um Phat Hue war Barntrup (Kreis Lippe, NRW)"

    barntrup wo seine mutter eine pagode (Phat Bao) leitet (man hat ja von ihr in anderen beiträgen gehört) und wo auch sein vater in einer wohnung lebt (zumindest nahe bei barntrup) wo auch akkupunktur und massage gemacht wird...

    AntwortenLöschen
  3. Ich frage mich zunehmend verwundert: Was ist egentlich dein Leitgedanke hinter diesen lutherischen/Thomas-Müntzer-haften Feldzügen?

    Da zeigen sich offenbar christliche Rudimente dergestalt, dass gedacht wird, das Institutionelle als religiöse Dimension sei von primärer Bedeutung. Extra ecclesiam nulla salus. Deswegen ist es erforderlich, gegen korrupte Verhältnisse in buddhistischen oder sich aus kommerziellen Gründen als "buddhistisch" bezeichnenden Institutionen mit Feuer und Schwert vorzugehen. Die Kirche muss rein und edel daherkommen. Raus mit den Wechslern aus dem Tempel.

    Auf diesem Glatteis kann man nur ausrutschen, so wie z.B. in anderem Zusammenhang auch Brian Victoria, der enttäuscht feststellen musste, dass es den Weihnachtsmann doch nicht gibt oder anders ausgedrückt, dass die kleshas auch bei "hochrangigen" Zenis verbreitet sind - und daraus seinerseits ein publizistisches Geschäft mcht.

    Aber wo ist da die Übrraschung? Die Kirche mag ja heilig sein, aber Klöster sind nicht nirvanisch und die silas sind keine zehn Gebote (oder meinetwegen fünf oder auch ggf. zweihundert sowienoch). Der Heilsweg wird im Kloster nicht zur Autobahn, und dana (falls das im Spiel ist), respektive dana gegenüber Mönchen, heisst GEBEN OHNE GEGENLEISTUNG ZU ERWARTEN. Zu der NICHT zu erwartenden Gegenleistung gehört auch Sauberkeit und Ordnung hinter Klostermauern.

    Was soll also die ganze Aufregung nach dem Muster von Parteipolitik? Ein Buddhist ist kein Buddha. Ob ein buddha-merchandizer mit sex appeal oder ein unbedarfter Kunde im Buddha-Kaufhaus oder auch ein Vietnamese, der mit verständlichem kulturellen Heimweh ein entsprechendes hiesiges Kulturzentrum aufsucht, Buddhist ist, ein guter oder schlechter? Keine Ahnung. Welcher Bischoff oder Papst entscheidet das? -

    AntwortenLöschen
  4. Das kann ich Dir nicht sagen, denn diese Assoziationen entstanden ja in Deinem eigenen Hirn. Sieh es doch einfach als Zeitvertreib.

    Ab und an melden sich Menschen und sagen, es sei Ihnen wichtig, dass es solch eine Website gäbe, weil sie sich von Thien Son verarscht fühlten. Oder Schlimmeres.

    AntwortenLöschen
  5. Du benutzt das Leid der japanischen Bevölkerung zur Einleitung für Deinen Lieblingsfeldzug??
    Mit den historischen Begebenheiten in Vietnam scheinst Du nicht sonderlich vertraut zu sein: der Flüchtlingsstrom der Boat People hielt bis in die 80er Jahre an und hatte gerade nach Kriegsende seinen Höhepunkt.
    http://www.vietnam-kompakt.de/ein-schiff-fuer-vietnam-die-cap-anamur.html

    AntwortenLöschen
  6. Nein, ich fühle zunächst mit den Japanern, ohne dass ich die Probleme vor der Haustür vergessen würde. Ich hatte bereits zuvor gesagt: Die Natur macht keinen Unterschied. Irgendwann werde ich das mal zum Anlass einer längeren Ausführung zum Thema Karma nehmen.
    Es geht nicht um den Flüchtlingsstrom, es geht exakt um die Formulierung in der Selbstdarstellung. Und diese lautet "während des Vietnamkrieges". Und der war am 30. April 1975 zuende. Vielleicht solltest Du also TTS fragen, warum ausgerechnet er es nicht besser weiß.
    Die Cap Anamur zu erwähnen ist auch nicht geschickt, denn ich hatte bereits in einem früheren Posting gezeigt, dass sie offenbar versucht zu verschleiern, wen sie nach Deutschland brachte.

    AntwortenLöschen
  7. Ihr müsst genau hinterfragen, wie die Familie von TTS tatsächlich nach Deutschland kam.

    AntwortenLöschen
  8. Ich sitze in einer Zengemeinschaft, an der auch viele Japaner teilnehmen. Vor diesem Hintergrund i.V.m. der wirklich extrem schwierigen und tragischen Lage in Japan hat es mich schockiert, dass Du tatsächlich in Deiner Artikelüberschrift auf Fukushima abzielst und damit mögliche Leser anziehst, nur um dann auf ein Thema zu lenken, dass Du offensichtlich zum wiederholten Male auf dieser Seite ausschlachtest. Mit Verlaub: das missbraucht das Leid Tausender für Dein persönliches Anliegen.

    AntwortenLöschen
  9. Sag mal, Du bist doch nicht etwa dieser "Henry MARC Roshi", so ein weiterer selbst ernannter?
    Wie auch immer, Du verstehst meine Art zu schreiben nicht. Ich tippe einfach ein, was mich beschäftigt. Du solltest das genau lesen - ich habe mit mehreren Menschen in Japan - übrigens auch Zen-Lehrern (dazu später wohl mehr) - Kontakt aufgenommen, gerade wegen der Vorfälle. Dabei gab es ein paar bemerkenswerte Gesprächsfetzen, u.a. auch das illusionäre "Es kann uns doch nicht zweimal treffen" - auf solche Dinge sollten die Leser jedoch von selbst kommen, und dann sind wir auch schon wieder bei der Zen-Lehre. Man kann etwas deduzieren oder induzieren. Ich werde nicht jedes Mal meine Beiträge erläutern. Wenn Du nicht verstehst, dass Freud und Leid eins sind, taugt Deine Praxis nix. "Ein Tag ohne Arbeit ist ein Tag ohne Essen" bedeutet auch, das Naheliegende zu tun. Ich bin aus Frankfurt, ich weiß, was nahe liegt, z.B. Phat Hue.
    Bei mir läuft seit Tagen ständig NHK und CNN im TV. Ich kann aber auch genau sehen, worüber Leute auf meine Homepage kommen. Das Stichwort "Fukushima" ist bedeutungslos, "Thich Thien Son" ist es nicht.

    [Hier habe ich gerade etwas in meinem Kommentar korrigiert. Vor ein paar Tagen schrieb ich Muho vom Antaiji noch eine email, die mit "Der große Knall" überschrieben war.]

    Und hier noch ein Hinweis auf die angedachte Gleichstellung in der Überschrift: Es geht um krank machende Ausstrahlung. Der Vergleich hinkt? Man frage die Betroffenen.

    AntwortenLöschen
  10. Henry MARC Roshi? Nein, ich der bin ich nicht.

    Ich habe großen Respekt vor der Ruhe, mit der die meisten Japaner den Ereignissen in ihrem Land begegnen. Ob ich dazu fähig wäre, kann ich nicht sagen, trotz jahrelanger Zenpraxis. Ich laufe nicht in ihren Schuhen. Allein aus den Prüfungen die mir das Leben stellt kann ich auf den Fortschritt meiner Praxis schließen.
    Doch angesichts dessen was den Menschen dort gerade begegnet, halte ich den Vergleich den Du ziehst für deplaziert und vollkommen unnötig. Tausende haben ihr Leben gelassen. Die Folgen der radioaktiven Verseuchung sind noch nicht absehbar aber sicherlich gravierend. Ein unüberlegter Vergleich bewegt sich zwischen Verharmlosung des einen und Diffamierung des anderen.

    AntwortenLöschen
  11. Ich lebe in der Gegenwart. Wann meine Postings verfasst wurden, kann man sehen. Zu diesem Zeitpunkt gab es Flutopfer, aber keine Toten infolge Verstrahlung. Das mag sich ändern, aber warum sollte ich mich als Prophet betätigen?

    AntwortenLöschen
  12. Natürlich ist es traurig was in Japan passiert ist, aber ich finde es auch gut das du uns warnst vor Thich Thien Son, den so viele Leute sind schon auf TTS und seine Familie reingefallen. Gruß Der Frankfurter

    AntwortenLöschen
  13. Ehj seit ihr völlig behindert ?!
    Thich Thien Son verarscht gar niemanden seit ihr bei ihm im Kloster zu Besuch gewesen habt ihr schonmal mit ihm geredet oder irgentwas..?! Warscheinlich nicht einfach nur dumm Leute im Internet schlecht darzustellen geht doch zu ihm und konfrontiert ihn mit diesen Anschuldigungen anstatt ihn im Internet bloss zu stellen..!

    AntwortenLöschen
  14. Ist alles geschehen. Wach auf!

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Das Sichten und Freischalten der Kommentare kann dauern.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Falscher "Shaolin-Mönch" aufgeflogen

Den aktuellen Artikel zu Shi Heng Yi (Tien Sy Vuong) findet Ihr hier.    Am Samstag, den 19.03.2011, ist in der Süddeutschen Zeitung ein größerer Artikel über den Fake-Abt (Shi Heng Zong alias Monroe Coulombe) des "Shaolin Temple Europe" erschienen - Seite 11: "Der Shaolin-Schwindel". Wir hatten bereits im Januar 2010 das Thema aufgegriffen. (Dank an Heino für den Tipp.)

The poser Shi Heng Yi alias Tien Sy Vuong / Der Blender Shi Heng Yi vom Shaolin Tempel Europe

(English version first, translated with DeepL - zunächst auf Englisch, unten auf Deutsch) Since last year, I have been improvising a series of YouTube posts that deal with a certain "Shi Heng Yi". You can find the playlist here . Back in 2011, I took a critical look at the "Shaolin Temple Europe" (later the newspaper SZ reported on it). The "Shaolin Temple Europe GmbH " of the same name is now headed by Shi Heng Yi, who is said to have a business degree (MBA), among other things. This man, whose real name is Tien Sy Vuong and whom I have so far described as German-Vietnamese, is trying hard to market himself in social and other media as a " Shaolin master of the 35th generation " and also offers online courses. In the meantime, two people have reported "threats" and warnings to me via Messenger and in a forum. In one case, a critical video was deleted and only uploaded again in abridged form, in which a former student of Shi Heng Yi (S

Die Kommerzialisierung der Shaolin

Am Samstag Abend lief unter "Spiegel TV" (d.h.: besserer Boulevardjournalismus) ein mehrstündiges Porträt über einen engagierten jungen Mann, der sich dem "Shaolin-Tempel" in Kaiserslautern angeschlossen hat. Sein Werdegang wurde über einen längeren Zeitraum verfolgt, Ausschnitte dieser Sendung hatte ich schon mal gesehen. Keine Frage, der junge Mann meinte es ernst und war sympathisch. Wie ein freundlicher, harmloser Herbergsvater kam dann sogar der Abt rüber, Shi Heng Zong genannt, oder auch: der Sitaigung. Da macht einen ja schon mal stutzig, dass ein bärtiger Deutscher nur noch mit chinesischen Namen tituliert wird. Dabei hat er die buddhistischen Essensgebete durchaus eingedeutscht, und auch die Aufnahmezeremonie des jungen Mannes als Mönch lief ganz verständlich und routiniert auf Deutsch ab. Man muss den Leuten hinter dem Tempel auch ihre Ehrlichkeit (oder Naivität?) lassen, mit der sie den Werdegang des Abtes beschreiben, den wir natürlich - bei seiner Le