Wer sich literarisch mit Vietnam auseinandersetzen möchte, findet in Kim Thuys Roman "Der Klang der Fremde" (München 2010) poetische Reminiszenzen an eine freud- und leidvolle Zeit in Südostasien, zu der sich auch so mancher prominente Buddhist Illusionen und Utopien hingab. Ein Auszug (S. 148):
"Meine Cousins waren erst zehn Jahre alt. Aber sie hatten schon eine Vergangenheit, weil sie in einem erloschenen Saigon zur Welt gekommen und in der schwärzesten Zeit Vietnams aufgewachsen waren. Lachend erzählten sie davon, wie sie damals für eine Schale Suppe zu zweitausend Dông Männer masturbierten. Ungeniert und freimütig schilderten sie diese sexuelle Praktik, mit der Unbefangenheit und Reinheit von fünf- oder sechsjährigen Kindern, für die Prostitution ausschließlich mit Erwachsenen und Geld zu tun hatte und sie und ihresgleichen, die sie für ein Essen zu fünfzehn Cent ausübten, nicht betraf. Ich hörte ihnen zu, ohne Kommentar, ohne mich umzudrehen, ohne im Nähen innezuhalten, ich wollte ihre naiven Worte, ihre Unschuld nicht durch meinen Blick besudeln."
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