Auf der Suche nach interessanten buddhistischen Fundstücken bin ich in meinem Regal auf "Master Tang Hoi" von Thich Nhat Hanh (Berkeley 2001) gestoßen. Hier lässt sich noch einmal im Detail aufzeigen, was von Neulingen auf dem Weg gern übersehen wird, wie nämlich TNH unnötige Dualismen schafft und sich alles für sein eigenes Sektenverständnis zurechtbiegt. In den Fußnoten finden sich außer Querverweisen auf den Palikanon praktisch nur Hinweise auf ca. ein Dutzend weiterer Bücher TNHs. So dreht sich da alles im Kreis.
Zunächst versucht TNH aufzuzeigen, dass der Buddhismus in Vietnam ankam, bevor er in China Fuß fasste. Dann führt er Tang Hoi, der im 3. Jh. n. Chr. lebte, als Meditationsmeister ein und widmet sich dessen Schrift "Sammlung über die sechs Paramita" (T 152), die zunächst übersetzt wird. Bereits in dieser Vorlage zeigen sich einige Auffälligkeiten:
Zunächst versucht TNH aufzuzeigen, dass der Buddhismus in Vietnam ankam, bevor er in China Fuß fasste. Dann führt er Tang Hoi, der im 3. Jh. n. Chr. lebte, als Meditationsmeister ein und widmet sich dessen Schrift "Sammlung über die sechs Paramita" (T 152), die zunächst übersetzt wird. Bereits in dieser Vorlage zeigen sich einige Auffälligkeiten:
- Es wird von einer Meditation gesprochen, die sich damit beschäftigt, wie Menschen in die Welt der Götter geboren werden, weil sie die Vorschriften einhielten und Vegetarismus praktizierten.
- Der Ausdruck "breathing in - breathing out" (einatmend-ausatmend), den TNH ja sogar in Singsangs bekannt machte, taucht in den sechzehn Methoden achtsamen Atmens regelmäßig auf.
- Wenn ein Übender auf der ersten Stufe meditativer Konzentration verstürbe, würde er im siebenten Himmel wiedergeboren und dort eine Lebensspanne verbringen.
- Meditiert ein Bodhisattva über Hunger, Krieg und soziale Ungerechtigkeit, empfindet er Mitleid und denkt, wenn er nicht meditieren würde, wäre auch er in Revolten verwickelt, um sich gegen die Missstände aufzulehnen.
Gerade beim letzten Punkt erahnen wir TNHs Heuchelei, denn nachdem er in Vietnam noch selbst in aktiven Widerstand war, begann er, an seiner eigenen Hagiographie im Ausland zu stricken, die fortan anderen ein passives Erdulden von Unbill nahelegte. Tang Hoi interpretiert er dann auch so: "Wenn wir wissen, wie wir atmen und Gehmeditation praktizieren sollten und wie wir uns selbst mit Gefühlen der Freude nähren können, dann wird sich unser Gesicht verändern." Dieses Wohlfühlbedürfnis ist das zweite, dass TNH neben der Sehnsucht nach Frieden und Gewaltlosigkeit bedient. Schließlich kommt er auf Plum Village, seinen Großbesitz in Frankreich, zu sprechen, wo man "das Speicherbewusstsein beobachtet und die Samen in unserem Speicherbewusstsein". Von da leitet er unmittelbar auf seine wiederholt geäußerte Abneigung gegen das Fernsehen über und beschreibt Kinder, die in Plum Village fröhlicher seien als solche, die von außen dazukommen und vom Fernsehkonsum verstört wären.
Namaste!
AntwortenLöschenIch hab mir mal den englischen Wiki-Link zu Zen/Chan/Thien/Seon angesehen, wo nix über einen Tang Hoi zu lesen ist.
Natürlich bezeichnet Wiki auch so mancher als recht bedenkliche Quelle - aber hey, was ist heute denn schon unbedenklich?
Gibt es noch jemanden, der sich auf diesen Tang Hoi bezieht?
Bei Wiki wird von der Einführung des Thien im Jahre 580 n. Chr. geschrieben, als ein indischer Mönch, der unter dem dritten chinesischen (!) Patriarchen geübt hatte, diesen in Vietnam einführte.
Das Linji- (Rinzai-) Chan, auf welches sich TNH immer selbst bezieht, wurde ja erst im 17. Jh. in Vietnam eingeführt, und dass TNHs Methoden keinesfalls mit denen anderer Linji-/Rinzai-Lehrer konform gehen, dass müsste eingentlich klar sein....
Wobei, gesessen wird wohl hier wie dort... aber das tut man ja auch in einer katholischen Kirche .-)
Die Ironie bitte ich zu verzeihen!
_()_
< gasshô >
Benkei
Hm, ich wildere mal wieder in alten Sachen rum.
AntwortenLöschenHab nur doch was zu Tang Hoi gefunden:
http://books.google.ca/books?id=tUN8tC0ftJcC&pg=PP4&hl=de&source=gbs_selected_pages&cad=2#v=onepage&q&f=false ab Seite 71 gibts was zu Tang Hoi. Sein "Buddha ist Herz" klingt ja schon ein wenig nach TNH. Ich weiß ja nicht wie es im Vietnamesischen ist, aber im chinesischen ist das sicher Xin=Herz-Geist, hat also eben nicht diese rein emotionalen Geschmack.
TNH's Ansatz scheint einer der Herzfüllung zu sein, der Gegenpol wäre Zhuangzi's Herz-Geist-Fasten (xin zhai) bzw. Nicht-Herz-Geist (Wu Xin). Da (und ich hab den eindruck auch im frühen Ch'an) geht es also eher um das Vergessen des Herz-Geistes, während es TNH um aufpäppeln des Herzes geht (den er vom Geist anscheinend abtrennt).
Giri
Hallo Giri, schön, wieder von Dir zu hören, zumal Dein Kommentar gut passt zu dem, was ich gerade mache - eine Neuübertragung des Tao-te-king. Ich werde sehen, ob ich mich in den kommenden Monaten auch nochmal Zhuang Zi zuwende. Bin ja selbst über den Taoismus zum Zen gekommen und sehe ebenfalls diese Parallelen. Zurück zu den Anfängen also ...
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