Direkt zum Hauptbereich

Neues aus Thailand: Khmer (I)

Seit langem sind mir die Khmer ans Herz gewachsen, und so habe ich diesmal bewusst Kontakt zu einigen kambodschanischen Bettlern gesucht, die man hier in den Strassen sitzen sieht. Meist sind es die Muetter mit ihren Kindern. Gelegentlich setzt sich ein Kind mit einem Plastikbecher in einiger Entfernung der Mutter hin und bekommt in der Regel mehr Geld als die Erwachsene. Kuerzlich zeigten mir die meist illegalen, d.h. ohne Pass eingereisten Khmer mal, wie sie hier in Thailand so wohnen (ein Pass kostet sie etwa 5.000 Baht, die sie eben in der Regel nicht uebrig haben, im Gegensatz zu vielen kambodschanischen Bauarbeitern, die hier zwischen 180 und 250 Baht (ca. 4,30 bis 6 Euro) am Tag verdienen und oft legal mit Visum im Land sind). Die Fahrt mit dem Songthaeo, dem klassischen Pritschentaxi, dauerte eine Dreiviertelstunde in die drittnaechste Stadt. Dort ging es durch vom Regen aufgeweichte Erde in eine duerftige Absteige, in der es aber immerhin ein Hockklo und eine Duschbrause gab. Geschlafen wird auf dem Boden, am Morgen sind alle von Moskitos verstochen. 5 Kambodschaner mit Anhang uebernachten dort fuer knapp 20 Euro im Monat (mein Hotelzimmer kostet gut das Zehnfache).
   Gestern blieb ich mal eine Stunde neben einer Familie sitzen und schaute zu, was die Touristen so machten und spendeten. Wir sassen am Hinterausgang eines grossen Hotels, unter dessen Namensschild ein weiteres mit der Aufschrift "The Spirit of Thai Hospitality" (der Geist thailaendischer Gastfreundschaft) hing. Diese Gastfreundschaft sah so aus, dass man von Seiten des Hotels an die Mauer zur Strasse direkt vor die Augen der Khmer eine vollwertige Mahlzeit mit zwei Beilagen inclusive Reis hinstellte. Zunaechst dachte ich, das ist aber nett, dann jedoch wurde ich aufgeklaert, es handele sich um eine Gabe an die Geister und die Khmer wuerden diese selbstverstaendlich nicht anruehren. Zu allem Ueberfluss tauchte noch ein Ziviler auf, der die Khmermutter auf Thai ausfragte (was sie fliessend beherrscht), ein paar Schritte weiter ging und dann anfing zu telefonieren. Ein Hotelwaechter war so freundlich mitzuteilen, dass es sich um einen Polizisten handelte. Schwupp, nahmen die Khmer die Beine in die Hand. Wuerden sie erwischt und ueber die Grenze gebracht, waeren sie in ein paar Wochen wieder hier. Die Mutter hatte mir eine Ueberweisung gezeigt. Was sie erbettelt und uebrig bleibt, geht an ihre Eltern in Kambodscha. Sie traeumt davon, mal ein paar Tiere und einen kleinen baeuerlichen Betrieb zu haben.
   Ich wurde den Verdacht nicht los, dass der Polizist einen Tipp bekommen hatte, und zwar von einer Gruppe junger Frauen, die mit Flyern und Listen fuer eine Kinderhilfsorganisation Geld zu sammeln vorgab. Ich sagte ihnen, ich wuerde lieber an die Khmer spenden, die seien aermer. Das machte die Frau wuetend. Mehrfach hatte ich beobachtet, wie es das Interesse von Thais auf sich zieht, wenn man den Bettlern aus Kambodscha ein paar Flaschen Milch oder Gegrilltes gibt. Eine der mobilen Wurstverkaeuferinnen meinte dann auch zu mir, wie es denn mit einem Trinkgeld fuer sie aussaehe. So in etwa stellt sich heute zuweilen der Spirit of Thai Hospitality dar. Die Anzahl der Neureichen im Land waechst, das Bildungsniveau dieser Schicht jedoch nicht in gleichem Masse.

Kommentare

  1. Ich habe selber länger in thailand gelebt (meistens in klöster) Dort kommen die ganzen reichen thai und spenden große summen, während sie ihre angestellten ausbeuten. Sie tun das nicht unbedingt aus reue...nein sondern aus angst vor einer Hölle..und auch damit Sie es in einen anderen leben wieder gut haben (nibbana interessiert die wenigsten). Viele thais der mittelschicht halten sich auch eine burmesin (oder mehrere). Du gibts ihr ein bett, essen und 3500 baht, dafür darf sie rund um die uhr für dich arbeiten. Krankenversicherung gibt es meistens nicht. Der thaibuddhismus vermisch sich immer mehr mit hindu und geisterglauben. Bis auf die mönche der waldtradition interressiert sich kaum einer mehr für meditation. Es gibt 2 starke religionen die immer mehr einfluss gewinnen. 1. Konsum und genuss 2. islam.

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Das Sichten und Freischalten der Kommentare kann dauern.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Falscher "Shaolin-Mönch" aufgeflogen

Den aktuellen Artikel zu Shi Heng Yi (Tien Sy Vuong) findet Ihr hier.    Am Samstag, den 19.03.2011, ist in der Süddeutschen Zeitung ein größerer Artikel über den Fake-Abt (Shi Heng Zong alias Monroe Coulombe) des "Shaolin Temple Europe" erschienen - Seite 11: "Der Shaolin-Schwindel". Wir hatten bereits im Januar 2010 das Thema aufgegriffen. (Dank an Heino für den Tipp.)

The poser Shi Heng Yi alias Tien Sy Vuong / Der Blender Shi Heng Yi vom Shaolin Tempel Europe

(English version first, translated with DeepL - zunächst auf Englisch, unten auf Deutsch) Since last year, I have been improvising a series of YouTube posts that deal with a certain "Shi Heng Yi". You can find the playlist here . Back in 2011, I took a critical look at the "Shaolin Temple Europe" (later the newspaper SZ reported on it). The "Shaolin Temple Europe GmbH " of the same name is now headed by Shi Heng Yi, who is said to have a business degree (MBA), among other things. This man, whose real name is Tien Sy Vuong and whom I have so far described as German-Vietnamese, is trying hard to market himself in social and other media as a " Shaolin master of the 35th generation " and also offers online courses. In the meantime, two people have reported "threats" and warnings to me via Messenger and in a forum. In one case, a critical video was deleted and only uploaded again in abridged form, in which a former student of Shi Heng Yi (S

Die Kommerzialisierung der Shaolin

Am Samstag Abend lief unter "Spiegel TV" (d.h.: besserer Boulevardjournalismus) ein mehrstündiges Porträt über einen engagierten jungen Mann, der sich dem "Shaolin-Tempel" in Kaiserslautern angeschlossen hat. Sein Werdegang wurde über einen längeren Zeitraum verfolgt, Ausschnitte dieser Sendung hatte ich schon mal gesehen. Keine Frage, der junge Mann meinte es ernst und war sympathisch. Wie ein freundlicher, harmloser Herbergsvater kam dann sogar der Abt rüber, Shi Heng Zong genannt, oder auch: der Sitaigung. Da macht einen ja schon mal stutzig, dass ein bärtiger Deutscher nur noch mit chinesischen Namen tituliert wird. Dabei hat er die buddhistischen Essensgebete durchaus eingedeutscht, und auch die Aufnahmezeremonie des jungen Mannes als Mönch lief ganz verständlich und routiniert auf Deutsch ab. Man muss den Leuten hinter dem Tempel auch ihre Ehrlichkeit (oder Naivität?) lassen, mit der sie den Werdegang des Abtes beschreiben, den wir natürlich - bei seiner Le