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Neues aus Thailand: Gier (I)

Bevor sich jemand die Frage stellt, was ich hier ueberhaupt mache, wenn ich doch dauernd am Laestern bin - dies ist schliesslich ein Ruepelblog, die schoenen Sachen erzaehl ich ein andermal und wahrscheinlich woanders.
   Seit ein paar Jahren gehe ich bevorzugt zu einer bestimmten Masseuse, die ich fuer die beste halte, die ich hier kenne. Die Preise fuer eine Stunde Thaimassage schwanken hier ganz schoen, man kann sie schon fuer 100 Baht haben, in ihrem Laden kostet eine Stunde leider 250 Baht, dafuer dann 2 Stunden 400 Baht (knapp 10 Euro), was recht ueblich ist und weswegen ich meist gleich zwei Stunden buche. Gestern hatte ich um 4 Uhr mittags eine Verabredung mit meinen Khmerfreunden. Da bis 5 Uhr kein Anruf erfolgte, wie zugesagt, wollte ich mir die Zeit mit der Massage vertreiben. Einem Mann wie mir, der einen Grossteil seines Arbeitslebens vor dem Computer verbringt, tut diese Art der nichterotischen Massage wirklich gut. Kaum war es losgegangen, erhielt ich dann doch den Anruf. Wir wollten ein bisschen shoppen gehen, die Khmer waren in der Nachbarstadt und wollten nicht zwei Stunden warten. Ich seufzte. Die Masseuse schlug gleich vor, dass wir von zwei auf eine Stunde verkuerzen koennten, und gab unten der Chefin Bescheid. Nach einer Stunde und den aergerlichen 250 Baht stand ich am Ausgang und sah in stroemenden Regen. Da kam der naechste Anruf. Wir sollten doch das Ende des Regens abwarten. Ich also zur Chefin, die gerade neben mir stand: "I want to continue massage and pay 150 Baht more like for 2 hours." Sie: "Sorry, not possible." Ich: "I was just out for 5 minutes. How could I know it is raining so heavily." Sie blieb stur. Ich sagte, sie habe kein gutes Herz, ich sei immerhin im Lauf der Jahre schon Dutzende Male in ihrem Laden gewesen und ein guter Kunde. Dann sagte ich, mehr, um die einfacher gestrickten Masseusen um mich herum nervoes zu machen, ich wuerde mit Buddha sprechen und sie wuerde Probleme bekommen. Da mischte sich ihr Typ ein, der zu allem Ueberfluss noch vor dem Massagesalon gebrauchte Literatur verkaufte, und beruhigte gleich: "No problem, no problem" (ich denke, das galt auch seinen Angestellten). Da schaute ich ihn scharf an und zeigte mit dem Finger zur Erde, wie man es von Buddhafiguren kennt.
   Die Sache hatte jedoch einen Hintergrund. Zum ersten Mal in all den Jahren hatte mir an diesem Tag eine Masseuse erzaehlt, was wohl alle Angestellten dort wussten: Die Thaibesitzer hatten einen Koreaner, der viel Geld in den Salon gesteckt hatte, abgelinkt und enteignet. Der Koreaner war offenbar in seine Heimat zurueckgekehrt. Solche Geschichten hoert man hier oft. Die thailaendische Gesellschaft ist im Wesentlichen auf krimineller Energie aufgebaut. Sollte jemand glauben, dies sei nur ein Phaenomen einer Touristenfalle wie Pattaya, moege er sich in abgelegene Bergorte begeben und dort kriminelle Auslaender in schoenen Villen entdecken oder etwa, dass die Haelfte der besseren Haeuser mit Geld aus dem Umfeld der Prostitution finanziert wurde. Mich jedenfalls hat dieser Umstand enorm angekotzt, und Ihr werdet gleich verstehen, dass ich einen ganz besonderen Grund hatte. Als ich davon erfuhr, verlor ich jede Lust, diesen Betruegern noch weiteren Profit zu verschaffen (meine Masseuse bekommt von den 250 Baht nur 80, dazu eben ggf. noch Trinkgeld). Falls Ihr mal nach Pattaya kommt, meidet also bitte folgenden Laden am Strand: ZEN MASSAGE.

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