Das
Shûmon kattôshû (宗門葛藤集, "Verwickelte Ranken")
wurde zum ersten Mal 1689 – und vollständig 1858 – in Japan publiziert
und ist Teil der Koan-Schulung des Takujû-Zweiges der Rinzai-Schule. Sein
Herausgeber ist unbekannt. Es enthält 282 Koan (einschließlich der Variationen
einzelner Koan), die zum Teil aus den verbreiteten – und bereits ins Deutsche
übersetzten – Sammlungen Wumenguan (Mumonkan), Bi Yan Lu (Hekiganroku)
und Conrong Lu (Shôyôroku) stammen. Alle nicht in diesen Sammlungen
verzeichneten Koan sind in diesem gerade erschienen Titel vereint. Einige kennen wir aus dem Linji
Yulu, Jôshûroku und dem Tetteki tôsui, das wir im Anschluss neu
vorlegen, viele sind jedoch hierzulande noch unbekannt. Einführungen, Kommentare
und Verse gibt es nicht.
Das Shûmon kattôshû enthält acht Koan
japanischen Ursprungs (Fall 35, 61, 107, 144, 169, 213, 225, 253), wobei fast
alle darin erwähnten Lehrer aus der Tradition von Xutang Zhiyu (1185–1269) und
damit der Ôtôkan-Linie des Rinzai entstammen, die auf Daiô Kokushi, Daitô
Kokushi und Kanzan Egen zurückgeht.
Die neue Koan-Sammlung mit dem Shûmon kattôshu, Tetteki tôsui ("Eiserne
Flöte") und - dem nun vollständigen - Shônan kattoroku ("Der Zen-Weg der Samurai") ist in der 2. Novemberhälfte u. a. hier erhältlich.
Auzüge:
8
Lingyuns
Pfirsichblüten
Lingyun Zhiqin aus Fuzhou erwachte beim Anblick der Blüten eines
Pfirsichbaumes. Er drückte es so aus:
Vierzig
Jahre suchte ich nach einem Schwertkampfmeister.
Wie
oft sind Blätter gefallen und neue Knospen erschienen?
Doch
seit ich die Pfirsichblüten sah,
habe
ich bis heute nie wieder gezweifelt.
Später legte er diese Verse seinem Meister Guishan Lingyou vor. Guishan
sagte: „Wer durch die Umstände erwacht, fällt niemals zurück. Pass gut auf dich
auf!“
Als Xuansha Shibei davon hörte, sagte er: „Lingyun mag richtig gelegen
haben, doch ich versichere, sein Verständnis war unvollständig.“
Yunmen Wenyan* sagte: „Du redest von vollständig und unvollständig?
Dreißig Jahre Übung obendrauf!“
Späterhin befragte ein Mönch Dachuan Puji zu diesem Vers. Dieser sagte:
„Ein Dieb kennt keinen Geistesfrieden.“
40
Wuzus Taube
Der Gelehrte Yuan Zhan schrieb einst eine Abhandlung, die die Existenz
von Geistern verneinte. Im Augenblick, als er damit fertig war und den Pinsel
niederlegte, erschien ihm ein Geist, grüßte und fragte: „Nun, Gelehrter, was
wirst du mit mir anstellen?“
Wuzu Fayan kommentierte: „Wäre mir der Dämon begegnet, hätte ich meine
Hände um den Mund geformt wie zum Schnabel einer Bo-Taube und ‚Kuu!
Kuu!‘ gerufen.“*
Nantang sagte: „Obwohl der Gelehrte wusste, dass es keine Geister gibt,
kannte er den Grund dafür nicht. Obwohl Wuzu wusste, dass es keine Geister
gibt, konnte er die Spuren nicht tilgen. Ich hätte es anders gemacht. Wäre mir
der Geist grüßend und mit seiner Aufforderung entgegengetreten, hätte ich ihn
angesehen und ‚Yan!‘ gerufen. Selbst wenn er der mächtige Dämonenkönig selbst
gewesen wäre, hätte ich seinen Schädel in sieben Teile gespalten wie die Äste
eines Arjaka-Baumes. Sag mir nun, was dieses Wort ‚Yan‘ bedeutet!“
* Die männliche Bo-Taube soll an
Regentagen einen zunehmend schneller werdenden Ruf dieser Art von sich geben,
um Weibchen zu verjagen.
55
Zhangs Wein
Ein Alter sagte: „Herr Zhang trinkt Wein, Herr Li wird besoffen.“
Wiederholt wird, was greifbar ist.
AntwortenLöschenAlles war mal "jetzt", es ist nichts wiederholbar
- wer könnte es je greifen?
(Nur die Novembersonne, und ich.)
Bei mir steht heute eine mittellange Zugfahrt an.
Da will ich über deine neuen Koans etwas grübeln.
Danke Guido!