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Eine weitere Art des Gelübdenehmens ...
und das Magzin ZEN ROAD


[Foto: Keller/Anlong Pi]

Kürzlich ließ ich mich für das neue Magazin "Zen Road" schriftlich von seinem Macher Jonas (aus der Sangha um Philippe Coupey) interviewen. Die Gelegenheit nahm ich dankbar an. Meine Antworten gab ich auf Englisch, wie sie in der englischsprachigen Ausgabe des Magazins zu finden sind, sie wurden also für die deutsche Fassung rückübersetzt. Es ist natürlich angenehm, mal etwas Platz für die eigenen Ansichten zu haben, die in den üblichen buddhistischen Magazinen nicht gern gesehen sind, weil deren Macher in der Regel Lehrern anhängen, die in diesem Blog fertiggemacht werden. Bemerkenswert ist jedoch auch, dass - obwohl ich im ersten Teil meine Auffassung von Übung und Praxis erläutere und Bezug auf die Chan-Geschichte nehme - bei der Zusammenfassung behauptet wird, ich "würde nicht einmal Zen praktizieren". Insbesondere im Umfeld der Deshimaru-Schüler ist oft nur schwer vorstellbar, dass das Praktizieren von Zen uanbhängig von Zazen geschehen kann. Dies ist eine wohl unausrottbare Krankheit, die auf Dôgen Zenji zurückgeht. Ich werde darauf in Bälde noch mit Bezug auf den kürzlich verstorbenen Nishijima und seinen Schüler Brad Warner eingehen. Manche Sôtô-Schüler verhindern damit sogar, sich vom Kern ihrer selbstbezogenen Übung freizumachen, um stattdessen diese immense Zeit, die sie mit Sitzen verbringen, in der Hinwendung an andere Menschen zu gestalten. Ein interessanter Gedanke, den ich gerade bei einer koreanischen Nonne las, drehte sich darum, dass viele von uns heutzutage doch sowieso schon dauernd sitzen würden! Doch wie sagte schon Dôgen selbst: Das Menschenleben ist kostbar, eure Zeit knapp, also vergeudet sie nicht!

Immer wieder insistieren Zenschüler auch auf den in ihren Dôjôs üblichen Ritualen des Gelübdenehmens. Im "Sutra des Perlenschmuckes von den wichtigsten Handlungen des Bodhisattvas" (T 24, 1485, 1010b-1023a) wird das Geben und Empfangen der Bodhisattva-Gelübde stark vereinfacht, Formalitäten sind abgeschafft: "Ein Ehemann und eine Ehefrau oder Verwandte können einander Lehrer sein und darum die Gelübde geben" (1021c). Im Grunde kann jeder die Gebote empfangen, da dazu nur ein Verständnis der benutzten Sprache nötig sei. "Die Bodhisattva-Gelübde können empfangen werden, aber nicht verloren gehen" (1021b). Dabei wird dieses Empfangen freilich als äußerst bedeutsam erachtet.


Kommentare

  1. Namaste!

    Die Aussage zum "Nichtpraktizieren von Zen", nur weil man keiner regelmäßigen und formellen Zazen-Praxis nachgeht, finde ich schon peinlich!
    Sogar der japanische Zen-Buddhismus kennt ja auch andere Arten des Praktizierens, wenn man z. B. an den Tee-Weg, den Schwert-Weg oder den Weg des Bogen denkt.
    Und wie war das noch "Zen - oder die Kunst ein Motorrad zu warten"?

    So manch einer kann einfach nicht aus seiner Haut heraus, denke ich.
    Und vielleicht vergrault man sich auch das reguläre Publikum, wenn man andere Auffassungen vertritt, als nun Zen mit Zazen gleichzusetzen?

    Keine Ahnung?!
    Schade übrigens, dass der Artikel online nur partiell zu lesen ist.

    < gasshô >

    Benkei
    (Regelmäßiger Sitzer mit der Überzeugung, dass das Erwachen auch ohne Sitzen passieren kann)

    PS: Als jemand, der die Bücher von Brad Odo Warner gern liest und ihnen durchaus etwas abgewinnen kann freue ich mich schon auf Deine angekündigten Beiträge!

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    1. Hallo Benkei, da Jonas sich solche Mühe machte, habe ich mich entschlossen, nicht den ganzen Beitrag freizuschalten, den er mir sehr wohl geschickt hat. Ich möchte, dass die Interessierten sein Magazin kaufen und ihn unterstützen, damit er weitermachen kann. Offenbar ist meine Kritik bei manchen etwas herb rübergekommen, weil ich auf "sitzt nicht, praktiziert nicht" empfindlich reagiere. Im Grunde ist es wie mit den sila - alles ganz einfach, ich kann mich gerade mal zum Zazen hinhocken ... (tick-tack-tick-tack), und schon habe ich gesessen und praktiziert. Es muss doch wenigstens ein paar Leute geben, die laut schreien, das ist nicht alles, es geht um "mehr", um anderes, vor allem um eine bestimmte geistige Einstellung zum Dasein. Das Sitzen kann man auch mit sich selbst abmachen, genau wie das Einhalten von Regeln oder einen Zölibat, jede äußere Form also, ohne ein großes Tamtam drum zu machen. Wie aber sollen z.B. Ukrainer ohne Tamtam um die Krim ringen?

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