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Die 10 Schüler Buddhas (II): Shariputra

2.      Shariputra: Der Weise
Die jungen Jahre
Shariputra, der als der weiseste von Shakyamunis zehn Schülern galt, war ein Vorbild für alle anderen Mönche und Führer des Ordens. Wir können viel von seinem Leben lernen.
   In einem Brahmanen-Dorf namens Nalandagrama im alten Königreich von Magadha lebte ein Mann, der für seine Debattierkünste berühmt war. Eines Tages wurde er von einem jungen Disputant übertroffen. Obwohl er gewonnen hatte, blieb der jüngere Mann bescheiden und sensibel gegenüber den Gefühlen seines Gegners. Daraufhin gab ihm der ältere Mann seine Tochter zur Frau. Das Paar hatte einen Sohn, den sie Upatishya nannten und der später den Namen Shariputra annahm.
   Upatishya hatte einen guten Freund namens Kolita. In der Tat wurden beide von ihren Müttern am gleichen Tag geboren. Beide entstammten reichen Familien und waren herausragend in der Wissenschaft und den Künsten. Eines Tages erweckte der Anblick eines religiösen Festes, das von einer Menge Gläubiger bestritten wurde, den Eindruck der Sinnlosigkeit in den Köpfen der beiden. Sie dachten: „Feste dieser Art anzuschauen ist zwecklos. Keiner dieser Menschen wird für immer leben. Kann denn in dieser Welt nichts dem Geiste unendlichen Frieden bringen?“ Sie entschieden, die Suche nach Erleuchtung bedeute das einzig wahre Glück, und beschlossen, das weltliche Leben für ein Leben religiösen Strebens aufzugeben.

Die Suche nach der wahren Lehre
Auf der Suche nach dem einen Weg reisten sie durch ganz Indien, um einen guten Lehrer zu finden, doch leider vergebens. Eines Tages traf Upatishya auf den Ehrwürdigen Assagi, einen der ersten Mönche unter Shakyamunis Führung, der die Erleuchtung erfuhr. Die bedachte Art seines Bettelns machte einen starken Eindruck auf Upatishya, der, nachdem er Assagi gefragt hatte, wer sein Lehrer war, sagte: „Freund, du kannst mir so viel oder wenig erzählen wie du magst, stelle nur sicher, dass du mir den Geist dieser Lehre darlegst“.
   Assagi erklärte ihm nur einen Teil von Shakyamunis Lehren. Upatishya verstand auf Anhieb und erlangte einen erhabenen geistigen Zustand, gefolgt von völliger Klarheit. Mit Freude in seinem Herzen nahm er Kolita mit sich, um Shakyamuni zu sehen.
   Im Venuvana, einem Kloster jener Zeit, sah Shakyamuni die beiden schon aus der Ferne näher kommen und prophezeite, dass sie eines Tages zu seinen wichtigsten Schülern würden. Als sie formell zu Schülern Shakyamunis ernannt wurden, nahm Upatishya den Namen Shariputra und Kolita den Namen Maudgalyayana an.
  Eines Tages trafen sich Shakyamuni und ein weiterer Mönch, der sich im Noviziat befand, in der Höhle, in der Shariputra lebte. Obwohl die Predigt, die Shakyamuni hielt, nicht an ihn adressiert war, hörte Shariputra jedes Wort und verstand auf Anhieb. Daraufhin erfuhr er die wahre Erleuchtung.
Dies ereignete sich am vierzehnten Tag, nachdem er in den Orden aufgenommen worden war. Shakyamuni erkannte all das Gute, dass Shariputra in seinen früheren Leben getan hatte. Danach verfolgten Shariputra und Maudgalyayana den buddhistischen Weg der Gewissenhaftigkeit und dienten als Beispiel für andere Mönche.

Der edel gesinnte Geist
Durch seine unerschütterliche Ruhe gewann Shariputra das Vertrauen vieler Gläubiger. Um seine geistige Stärke auf die Probe zu stellen, schlug einmal  ein gewisser Brahmane auf Shariputra ein und ging dann einfach weiter. Shariputra ging seines Weges, als ob nichts passiert wäre. Als Shakyamuni davon erfuhr, sagte er: „Erleuchtete Menschen haben mit dem Ärger abgeschlossen.“
   Bei einem anderen Ereignis erhielt ein Mönch als Gegenleistung für eine medizinische Behandlung  eine Mahlzeit. Als er das Essen Shariputra anbot, schlug dieser das Angebot aus, erhob sich und ging fort. Shakyamuni hatte davon abgeraten, dass Mönche irgendeine Art von Belohnung erhalten. Darum lobte er Shariputras Verhalten. Er sagte: „Wer, wenn er die Torheit eines anderen beobachtet, sich selbst ermahnt, lebt auch im Wissen um die Trauer, die in der Torheit des anderen verborgen liegt.“
   Da Shariputra freiwillig von Ort zu Ort reiste und die Lehren verbreitete, gewann er mehr und mehr Schüler, die ihn alle tief verehrten. Darunter waren auch seine eigenen Geschwister und Verwandte und ein Waisenkind, das er zum Mönch erzog.
 
Die Aussöhnung
In späteren Jahren wurde Shariputra von der Gewissheit gequält, dass seine Mutter ihn hasste, weil er und alle ihre anderen Kinder das weltliche Leben aufgegeben und die Familie ohne Nachkommen, die das Vermögen hätten verwalten können, verlassen hatte. Als er an Durchfall erkrankte und merkte, dass er bald sterben würde, besuchte er seine Mutter ein letztes Mal. Sie war überrascht zu sehen, wie Gottheiten vom Himmel herabsanken, um ihm einen Krankenbesuch abzustatten.
   Sie sagte: „Mein Sohn, du stehst über den Göttern!“
   Er antwortete: „Shakyamuni steht über allem!“
   Seine Mutter hörte sich an, was ihr Sohn zu sagen hatte, und öffnete sich Buddhas Lehren. Mit einem ruhigen Geist starb Shariputra in Frieden. Zwei Wochen später folgte ihm Maudgalyayana.
   Shakyamuni sagte angesichts der Trauer und den Wehklagen der Mönche über Shariputras Tod: „Die Buddhas der Vergangenheit hatten hervorragende Schüler und die Buddhas der Zukunft werden diese auch haben. Nichts in dieser Welt dauert für immer. Verlasst euch auf euch selbst und legt euren Glauben in Buddhas Lehren.“ Die verbliebenen Schüler nahmen sich diese Aussage zu Herzen und folgten dem Weg Buddhas mit Gewissenhaftigkeit.

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