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Was ist authentischer Buddhismus? [+ Aktualisierung zu Genpo]

Auch heute greife ich einen Thread im Forum "Buddhaland" auf, weil sich an ihm gut aufzeigen lässt, wie verarmt der Buddhismus im Westen ist und wo er feststeckt. Die üblichen Streitereien zur Geschichte des Buddhismus und den Schul- bzw. Traditionsunterschieden lasse ich mal beiseite. Einige User ringen dort um eine Art gemeinsamen Nenner von Buddhisten, und ich vermute, dass ihnen dabei nicht genug klar ist, wie sie auf das hereinfallen, was als "Religion" konstituierend und bindend sein will, mit anderen Worten also unfrei macht.     "Sherab Yönten" versucht es zunächst mit den drei Merkmalen der Existenz (trilaksana) : Vergänglichkeit (anitya) , Leiden (dukha) , Leerheit (shunya) , zu denen noch als "viertes Siegel" Befreiung (nirvana) kommt. "Tychiades" meint gar mit "void", die Daseinsmerkmale (einschließlich Nicht-Selbst, anatta ) gälten für jeden, unabhängig davon, ob er/sie daran glaube oder nicht [vor diesem ...

Die Angst der Buddhisten vor Putin oder: Lasst euch nicht verätischen! (aktualisiert am 03.07.)

"Ich komme aus dem Tempel, um die Tiger auszurotten."   * (aus einem Song von Wednesday Campanella, siehe unten) Gerade schrieb mir ein alter Freund aus Deutschland, dass er kaum noch wisse, wem er medial trauen solle. Wochenlang hatte man Donald Trumps Bemerkung, die Nato sei "obsolete", auf Deutsch mit "obsolet" wiedergegeben, bis auf dem TV-Kanal Phönix jemand erklärte, es sei damit "veraltet" und "erneuerungswürdig" gemeint. Ausgangspunkt unserer Kommunikation war mein Hinweis auf Oliver Stones "Putin Interviews" gewesen, die kürzlich auch in Deutschland ausgestrahlt wurden. Diese Interviews bestärkten mich in der Auffassung, dass es gut wäre, wenn die USA einen Präsidenten hätte, der Putin zum Freund machen kann. Nun wurden Trump vor allem auf Initiative seines Erzfeindes John McCain von den Republikanern Steine in den Weg gelegt. Alles, was Putin in den Interviews vorausgesagt hatte, bestätigt sich. Mit de...

Buddhisten und Sex-Skandale

“Nicht von einem Moralkodex behindert zu sein und das große Ereignis der Gegenwart zu leben, ohne sich auf vorgefertigte Regeln zu verlassen - dies können wir als Lebensmut bezeichnen."  (Watanabe Koho, 1942-2016, einer der Dharma-Erben von Kosho Uchiyama Roshi) Eben wird mal wieder ein bisschen auf den Schwesterseiten der Deutschen Buddhistischen Union diskutiert, bei "Buddhismus Aktuell", und zwar über den Fall Genpo und über ein Feature vom Deutschlandfunk  zum Missbrauch durch Lehrer bzw. "Meister". Vor Kurzem hatte ich den Gedanken (als ein Verfahren gegen TTS eingestellt wurde), dass man diese Diskussion auf keinen Fall Berobten überlassen kann. Das führt zu nichts, weder zu gescheitem Entroben von Missetätern noch zu Verurteilungen. Und weil mir klar ist, dass einige sich fragen, warum ich Genpo Döring vorauseilend in Schutz nehme oder seine Gemeinschaft auffordere, ihn nicht fallen zu lassen, wo ich auf Thay (Thich Thien Son) kaum Gutes kommen ...

Buddhaland-Schwachsinn: Deshimarus Dharma-Nachfolge(r) und was shihô tatsächlich bedeutet

In einer aktuellen Diskussion im Forum "Buddhaland"  haben die üblichen Verdächtigen "Sudhana" (Sogen Ralf Boeck) und "Moosgarten" (alias "bel", Rainer Bilsing etc.) wieder unbeirrbar den üblichen Vereinsmeierkrempel der Sotoshu bemüht, um zu erläutern, dass es keine Linie Taisen Deshimarus gäbe. Dies ist Unsinn. Zum einen ist es falsch, dass Deshimaru kein "shihô", keine Dharma-Übertragung gegeben hätte. Sein Nachfolger heißt Horyu Tamaki . Auch wenn Deshimaru ihm dieses shihô  wegen dessen "schlechtem Benehmen" angeblich entziehen wollte, ist fraglich, ob dies tatsächlich möglich war oder geschah, da die entsprechenden shihô -Dokumente offenbar nach wie vor bei der AZI lagern . Vor einigen Jahren sprach ich einmal mit zwei Personen über Tamaki, die meinten, er sei nicht mehr im Zen aktiv und würde auch von der Sotoshu nicht mehr geführt, weil dazu offenbar mehrere formale Kriterien nicht erfüllt wurden (Rückmeldung, Beitrag...

Die Zen-Peitsche

„Ihr wollt Chan auf praktische Weise erkunden? Dann müsst ihr loslassen.“* Heute morgen beschloss ich, zu sitzen und mich dabei aufzunehmen, auch wenn meine chronischen Erkrankungen (Asthma und Reflux z.B.) meist keine Stille in der Frühe ermöglichen - die Verschleimung ist einfach zu groß ... Damit habe ich auch ein altes Versprechen eingelöst, dass ich mal in einem Forum gab (es ging darum, dass ich ohne Kissen im vollen Lotus ausdauernd sitzen kann). Ich bevorzuge eigentlich, vielleicht wegen meiner leichten Skoliose, eine andere Handhaltung als im japanischen Zen, und - wie man nach knapp einer halben Stunde sieht, abwechselnd eine "offene" mit nach vorn weisenden Händen (die Sitzung bricht mangels Smartphone-Leistung nach 32 Minuten ab und das Video ist zu groß für diesen Blog, weshalb ich nur diesen Link auf eine eigens dafür eingerichtete Facebook-Seite geben kann), habe mich aber der Einfachheit halber mal "angepasst".   (Es gibt nichts Langweiligeres a...

Saikontan (100 kg)

Ich musste in den letzten Wochen einen Stalker abwehren. Oder vielmehr in meine Vergangenheit verstricken, und meine Gegenwart (menschliche Kontakte) neu bewerten und ein paar Bindungen kappen. Traurig, aber auch erfrischend und befreiend. Zu viele Leute wurden mir zu aufdringlich. Darum heute nur ein bisschen Eigenwerbung, die letzten beiden starken Clips aus Japan, die ich gesehen habe, und ebenfalls - wenn auch verspätete - Weihnachtsgrüße an alle Leser, besonders an die Treuen, die immer wieder Kommentare hinterließen ("Anonym", Benkei - nun weißt Du auch, warum ich es nicht geschafft habe ... - und Funktor). Für das bereits vor Monaten in einem Kommentar angekündigte Ende dieses Blogs zum Jahresausklang will ich mir freilich noch was Besseres ausdenken. Meine letzte, gerade veröffentlichte Übersetzung bietet Auszüge aus dem Caigentan (Saikontan) von Hong Zicheng (auch Hung Ying-ming, 1572-1620), der ein chinesischer Philosoph war und in den vorliegenden poetischen...

Daitô und Schlüsselwörter für Kôan

Auch Daitô Kokushi (1282-1337) hatte ich hier schon mal zitiert . Er hat einige meiner Zen-Lieblinge beeinflusst. Sein Credo: "Wenn du den plötzlichen Durchbruch erlangst und noch einen Schritt darüber hinaus machst, wirst du erleben, dass alles um dich herum und alles, was du tust - ob du aktiv bist oder ruhst -, zur Kulisse für den ursprünglichen Geist wird. Es wird kein Haarbreit Unterschied zwischen dir und anderen Dingen sein - ja, es wird keine anderen Dinge geben." Auf Daitô gehen zahlreiche Anmerkungen zu Zenwerken zurück, und etliche sind uns in Form von "Schlüsselworten" (engl. capping phrases ) überliefert, die das Verständnis eines Kôan unterstreichen. Im Biyän Lu (Hekiganroku) tauchen bereits fünf Arten dieser Schlüsselwörter auf: 1) Cho-yü (jakugo): angefügte Worte; bezeichneten zunächst die Kommentare von Hsüeh-tou. Jakugo steht heute allgemein für die Schlüsselworte im japanischen Zen, jaku wird zuweilen äquivalent zu chaku gebraucht: er...

Natsume Sôseki (1867-1916) zum hundertsten Todestag: DAS TOR

Von Natsume Sôseki habe ich u. a. schon  Hinter der Glastür  und  Haiku   publiziert.  Im hundertsten Jahr nach seinem Tode las ich einige Werke, die ich noch nicht kannte. Im Folgenden ein paar seiner interessanten Erkenntnisse. "Ein träger Mensch ist jemand, der unfähig zu einer eigenen Antwort auf die Frage ist, wie wir leben sollten, und der den anderen kein Bewusstsein für die Existenz vermitteln kann." "Wenn wir Worte erzeugen, die nicht in unserer Persönlichkeit verwurzelt sind, als würden wir über eine glatte Oberfläche gleiten, und wenn wir die Worte nur verbinden, um Sätze zu bilden, dann sind wir bloß träge Menschen." "Wir müssen unsere eigene Interpretation des Lebensweges finden und so viel Vertrauen darin haben, dass wir die folgenden Behauptungen aufstellen können: 'Was auch immer die Leute sagen, ich werde nicht einen Zentimeter nachgeben, da mein Ideal höher als ihres ist, und ich werde von keiner Reaktion überrascht sein. Seid a...

Dahui übers Zazen (101 kg)

In der Buddhismuswissenschaft ist man sich nicht einig, wie die zahlreichen, offenbar widersprüchlichen Aussagen mancher Meister zum Zazen zu verstehen sind. Keine Frage, dass sich Dôgen Zenji aufs Zazen fixiert hat, aber im frühen chinesischen Chan findet sich noch recht wenig, was die konkrete Zenpraxis beschreiben würde. In Huinengs Plattformsutra wird gar gegen das stille Sitzen gewettert, und wenn am Ende der sechste Patriarch seiner Mönchsgemeinde rät, sich weiterhin zum Zazen zu treffen, dann wirkt das eher wie ein nachträglicher Zusatz zur Ehrenrettung des Sitzens oder wie die einzig naheliegende Idee, die man den Zurückbleibenden beibringen konnte (was sonst sollte eine Ordiniertengemeinschaft schon künftig vereinen?). Manche Gelehrten sind der Meinung, hierbei ginge es um die üblichen zen-rhetorischen Tricks, mit denen alles in Frage gestellt werden soll. Andere hingegen glauben, dass Zazen nie die Rolle in der frühen Zen(Chan)-Geschichte spielte, die es heute insbesondere i...

Über die Dummdreistheit mancher thailändischer Frauen ... und europäischer Männer (und Update zum "Thay")

Der Vollständigkeit halber vermelde ich zunächst, was zu erwarten war. Ich erfuhr es von Tenzin Peljors Blog: Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Frankfurt (!) gegen den als Thich Thien Son alias Thay bekannten Geschäftsmann in buddhistischen Klamotten sollen wegen unzureichender Indizien eingestellt worden sein.  Nun  zum heutigen, schon länger im Voraus verfassten Beitrag. *** "Weißt du nicht, dass die Religion der Frau in ihrer Ritze liegt?" * Etliche Deutsche, die längere Zeit in Thailand verbracht haben, fassten ihre Erfahrungen schon in bemüht witzig-sarkastischen oder in rachelüsternen Büchern und Kolumnen zusammen, deren Mittelpunkt natürlich die Thailänderin selbst bildet, vor allem jene Sorte, die käuflichen Sex anbietet. Ich möchte nun mal aus meiner Sicht ein paar Erlebnisse schildern, die womöglich dem ein oder anderen Reisenden oder Auswanderer zu denken geben könnten, der sich hierher gegoogelt hat.  Eine gute Bekannte, für deren ein...