Auch Daitô Kokushi (1282-1337) hatte ich hier schon mal zitiert. Er hat einige meiner Zen-Lieblinge beeinflusst. Sein Credo: "Wenn du den plötzlichen Durchbruch erlangst und noch einen Schritt darüber hinaus machst, wirst du erleben, dass alles um dich herum und alles, was du tust - ob du aktiv bist oder ruhst -, zur Kulisse für den ursprünglichen Geist wird. Es wird kein Haarbreit Unterschied zwischen dir und anderen Dingen sein - ja, es wird keine anderen Dinge geben."
Auf Daitô gehen zahlreiche Anmerkungen zu Zenwerken zurück, und etliche sind uns in Form von "Schlüsselworten" (engl. capping phrases) überliefert, die das Verständnis eines Kôan unterstreichen. Im Biyän Lu (Hekiganroku) tauchen bereits fünf Arten dieser Schlüsselwörter auf:
1) Cho-yü (jakugo): angefügte Worte; bezeichneten zunächst die Kommentare von Hsüeh-tou. Jakugo steht heute allgemein für die Schlüsselworte im japanischen Zen, jaku wird zuweilen äquivalent zu chaku gebraucht: erreichen, erlangen; beide Worte zeigen eine in der Vergangenheit vollendete Handlung an.
2) Hsia-yü (agyo): gegebene Worte; eine Abkürzung für den Ausdruck "ein Wendewort geben".
3) I-chuan-yü (ittengo): Wendewort; ein Wort oder Ausdruck, der die eigene Erkenntnis zum Ausdruck bringt oder die Macht hat, andere zum Erwachen zu bringen.
4) Pieh-yü (betsugo): unterschiedene Worte; Erwiderung auf ein Kôan, die sich von bisherigen Antworten unterscheidet, wie sie von anderen gegeben wurden.
5) Tai-yü (daigo): abwechselnde Worte; werden anstelle eines Mönches gegeben, der im überlieferten Dialog einem Meister nichts zu erwidern wusste.
Daitôs Todesgedicht lautete:
"Ich schneide alle Buddhas und Patriarchen ab,
mein Geist-Schwert ist scharf wie eine Rasierklinge.
Das Rad des Handelns beginnt sich zu drehen -
die Leere knirscht mit ihren Zähnen."
[Quelle: Kenneth Kraft: Eloquent Zen. Daitô and Early Japanese Zen. Honolulu 1992. Die Abbildung stammt von Hakuin.]
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