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Eido Shimano lebt! (Teil II): Brief der Betroffenen Ariake

"Hier sind Rüdheit und Höflichkeit Nonsens!" 

(Eido Shimano, bei 56:15 min., über einen Dialog der beiden Meister Rinzai und Obaku)

Caryl Gopfert hat 1999 ihre Dissertation über den Vertrauensbruch ('betrayal') in Beziehungen zwischen Lehrer und Schüler des Zen verfasst und dabei auf eigene Erfahrungen und die acht weiterer Zeugen zurückgegriffen (“Student Experiences of Betrayal in the Zen Buddhist Teacher/Student Relationship”). In einer Art Zusatz wurde der Brief einer ehemaligen Schülerin Eido Shimanos publiziert. Dieser ist sehr aufschlussreich, weil er mit einigen Vorstellungen der so genannten Opfer aufräumt.
- Ariake war ca. 33 Jahre alt, als sie Shimanos Schülerin wurde (je nachdem, wie man die Einleitung versteht).
- Sie hatte schon früh Gerüchte gehört, dass Shimano Sex mit Schülerinnen hätte, dabei aber niemand zu Schaden gekommen sei.
- Sie bezeichnet den damals (frühestens 1979) 47-Jährigen als charismatisch und attraktiv.
- Sie behauptet einerseits, sich unattraktiv gemacht zu haben, andererseits, dass dies ihrer Beziehung zum Lehrer geschadet habe (impaired our relationship).
- Sie fühlte sich eingeschüchtert (intimidated) und emotional missbraucht (emotionally abused) sowie erniedrigt von Shimano, was sie als Voraussetzung für den sexuellen Missbrauch ansieht.
- Dieser geschah erst 9 Jahre später, als sie bereits Anfang 40 war.
- Nach einem Picknick und einem alkoholisierten Lichtblick (drunken insight) rennt die Frau in einen schmalen Flur des Hauptgebäudes, wo Shimano aus dem Fenster blickt, um ihm von dieser spirituellen Erfahrung zu berichten; sie legt ihm aufgeregt die Hand auf die Schulter. Shimano zieht sie an sich und küsst sie. Von da an nahmen die Dinge ihren Lauf (things went from there).
- Am folgenden Tag denkt sie: 'Vielleicht ist es ja gut so und vertieft unsere Beziehung.'
- Die sexuelle Beziehung dauert drei Jahre an.
- Rückblickend (in hindsight) meint sie, dass etwas falsch gewesen sei und sie vom Beginn der sexuellen Beziehung an keinen Lehrer mehr gehabt habe.
- Als in einer Situation, die zur rituellen Ausbildung gehört, Shimano sie wütend anschreit, dämmert ihr, dass dies für zwei Menschen, die miteinander Sex hatten, kein Zen, sondern krank (sick behavior) sei (???). Sie erkannte, dass  'alles zerstört' war und ihre Beziehung zum Zendo, dieser Übungsstätte, beendet.
- In den folgenden drei Jahren versucht sie vergeblich, sich mit Shimano auszusöhnen (reconcile).
- Sie sagt, ihr Glaube sei dadurch zerstört worden, obwohl ihr Zazen zunächst geholfen habe.
- Sie verallgemeinert dann, Shimano habe vielen Menschen geschadet, indem er etwas in ihrem Herz-Chakra auslöste (triggered something in the heart chakra).
- Den letzten Versuch der Aussöhnung habe sie aufgegeben, nachdem in einem Telefongespräch Shimano äußerst wütend reagiert habe und sie danach habe kotzen müssen; vier andere hätten nach ihrem Missbrauch ebenfalls gekotzt.
- Sie behauptet, der Staatsanwalt von New York City habe gegen Shimano ermittelt, aber nichts tun können, weil in diesem Bundesland nur 'gewaltsame Vergewaltigung' (forcible rape, ???) eine Straftat darstelle.
- Sie habe in kurzer Zeit 90 Pfund zugenommen und es sei besser für sie gewesen, keine weitere sexuelle Beziehung mehr einzugehen.
- Sie sieht den Weg zu ihrer Heilung in Zazen, das sie aber nicht mehr üben könne.

Ich kommentiere diesen Fall nur kurz, weil allzu offensichtlich ist, dass er sich um eine relativ verwirrte Person dreht. Immerhin versäumt sie nicht zu zu sagen, dass sie sich zunächst körperlich an Shimano wandte und dem Sex zustimmte, diesen aber im Nachhinein verurteilte. Es handelt sich um einen klassischen Fall retrograder Verdrehung eines Ereignisses. Die Frau hat drei Jahre Sex mit einem Mann gehabt, von dessen Ehefrau sie wusste (und über die sie kein Wort der Empathie verliert). Sie denkt in eigenen wahnhaften Termini der Eso-Szene ('Herzchakra') und belügt die Leser über die Rechtslage mittels erfundener Begriffe. Sexuelle Gewalt ist auch in New York City strafbar, lag aber hier gar nicht vor, wie sie ja selbst schildert. 

Es ist wirklich erstaunlich, ein solches Zeugnis abzulegen und sich dann als Opfer zu gestalten, ohne einen Widerspruch im selbst Gesagten zu erkennen.

Man wünscht wirklich keinem Zenlehrer wie Shimano solche Frauen. Aber mehr Menschenkenntnis. 'Ariake' ist dann treffenderweise auch der Name eines japanischen Zerstörers ...

***
Im Forum Sweeping Zen [gibt's nicht mehr, Jan. 2019] wurde der Fall ebenfalls ausgiebig diskutiert. Schließlich wandte sich der Betreiber des Forums direkt an mich. Meine letzte Antwort an ihn fiel verschärft aus ("Wir müssen uns fragen, ob jetzt nicht die gleichen Idioten, die damals auf Shimano glauben reingefallen zu sein und diesen Zustand über Dekaden aufrecht erhielten, urplötzlich meinen, den Durchblick zu haben"). Dennoch ist es bezeichnend für die einseitige Diskussion, dass auch mein Widerspruch zu der Wahrscheinlichkeit von Falschaussagen bei Sexualdelikten wegzensiert wurde. Der Betreiber des Forums zitierte aus der Fülle von wissenschaftlichem Material eine der niedrigsten Annahmen, nämlich 2 %. Tatsächlich gehen Schätzungen in der Fachliteratur von bis zu 45 % Falschaussagen bei Vergewaltigungen aus.

Was mich neben dem aufschlussreichen Duktus Betroffener (die z.B. den Ausdruck "survivor", Überlebende verwenden) und dieser mangelnden Offenheit gegenüber dem wissenschaftlichen Diskurs am meisten befremdet ist, dass einfache Fragen wie "Wer von den skandalösen Zenlehrern hatte eigentlich die bestbesuchten Sesshin (bitte mal eine Reihenfolge erstellen)" sofort verdächtig sind und ebenso wenig beantwortet werden wie die schlichte Bitte, man solle doch mal auf Teishos oder Lehrreden eines Meisters verlinken, die im letzten Jahr besser waren als die von Shimano. Diese Leute gehen von einem Elfenbeinturm in den nächsten.

Kommentare

  1. Hanzze oder wie auch immer versuchte es mal wieder mit einem Zitat aus dem Palikanon. Das brauche ich nicht. Nach dem Motto: Wer das Schwert schwingt, wird durch das Schwert umkommen. Man schaue sich in der Welt um und sieht, dass sich daraus einfach keine gültige Regel machen lässt. Statt sich von Hanzze also zeigen zu lassen, wo der Buddhismus Unsinn redet, versuche ich lieber aufzuzeigen, wo er Sinn macht. Der Palikanon ist voller Unsinn, und wenn man wissen will, was darin gut ist, dann wende man sich dem Zen zu.

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