Wer
dem Geld hinterherjagt, ist ein Getriebener, hat immer
dringende Angelegenheiten. Wer dem Dharma hinterherjagt, geht langsam
und leicht. Findest du das langweilig? Vielleicht ist es wirklich
öde, anzuhalten, um den Duft einer Blume zu riechen oder einem
Vogelgesang zu lauschen. Vielleicht ist das Glitzern von Gold
tatsächlich überwältigender als der Anblick des eigenen
Ursprünglichen Gesichtes. Was wir brauchen, ist wohl eine bessere
Definition von dem, was ein wahrer Schatz ist.
Die
Menschen suchen nach einem leichten Weg. Der schwierige, den
man durch problematische Erfahrungen und schmerzhafte Erkenntnisse
gewinnt, interessiert sie nicht. Stattdessen suchen sie nach einer
Abkürzung. Wahre Dharma-Sucher fürchten Abkürzungen. Sie wissen es
besser. Sie wissen, dass es ohne Anstrengung kein Vollenden gibt. Das
treibt sie an.
Die
große Qualität von Weisheit ist, dass sie mit dem antwortet,
was nötig ist. Wie ein wohl gesetztes, spitzes Schwert, das stets
sein Ziel trifft.
Jeder
weltliche Erfolg hat seine Schattenseiten. Je reicher man wird, desto
stolzer. Je höher der Rang, desto herrschsüchtiger verhält man
sich. Je größer der Ehrgeiz, desto rücksichtloser wird man. Erfolg
im Dharma wirkt anders: Je besser du wirst, desto besser wirst du.
Vor
nicht allzu langer Zeit empfand jemand, der in den Dreck fiel, eine
solche Scham, dass er gelobte, sich zu bessern und nie wieder
hinzufallen. Heutzutage verschickt jemand, der im Dreck liegt, noch
Einladungen an andere, ihm doch Gesellschaft zu leisten. Das ist doch
ein trauriger Zustand, nicht wahr?
Alles
im Universum hat Eine Natur. Die Menschen, die in dieser Natur leben,
haben alles, was sie sich wünschen könnten. Die Erwachten haben.
Die Unerwachten begehren.
Ich
habe so viel gelernt von Menschen, die von der Gesellschaft
ausgeschlossen wurden. Ja, das ist wahr. Höre meinen Rat: Wenn du
einen guten Lehrer finden willst, dann suche nach einem, der von den
anderen als blind, taub oder unwissend abgelehnt wurde.
Obwohl
die Wahrheit des Dharma nicht in Worten ausgedrückt werden kann,
reden und reden die Lehrer und versuchen ihn zu erklären. Das ist
wohl einfach die menschliche Natur, zu sagen, etwas könne nicht
erläutert werden, und dann Stunden mit Deutungsversuchen zu
verbringen. Kein Wunder, dass da die Leute davonlaufen. Nun, wir
könnten unterhaltsamer sein, witzige Geschichten erfinden und
unserem Publikum schmeicheln. Doch dann würden wir nur Illusion auf
Illusion anhäufen. Was hätte das mit dem Dharma zu tun?
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Hanshan Deqing (1546-1623) gilt als einer der bedeutendsten Chan-Mönche der Ming-Dynastie. Er kommentierte zahlreiche Sutras, aber auch konfuzianische und taoistische Schriften, verfasste Gedichte und schrieb ausgiebig über seine Praxis und den Zustand des erleuchteten Geistes. Der Gesamtumfang seines Werkes dürfte achttausend Seiten überschreiten. Dabei nahm er Lehren des Huayen- und Reines-Land-Buddhismus auf. Unübersehbar ist Hanshans literarisches Talent. Besonders in seiner Autobiografie zeigt sich sein Humor.
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