Vor ein paar Wochen verdeutlichte ich noch einmal meine Einstellung zur Spendenwilligkeit an Organisationen. Ich habe hier im Blog auch schon behauptet, dass selbst Menschen wie ich, die nicht viel verdienen oder besitzen, einen ebenso großen Effekt im Leben von Armen erzielen können wie die reichsten Menschen dieser Welt. Damit wollte ich ermuntern, einen eigenen Beitrag zu leisten, aber möglichst im persönlichen Kontakt zu denen, die Hilfe brauchen, ohne Mittelsmänner und gern auch mit dem Wunsch verbunden, die Beschenkten mögen eine Gegenleistung bringen, die ihnen ihre Würde belässt oder zurückgibt.
Nun habe ich ein konkretes Beispiel gefunden, wie die Bill Gates Stiftung offenbar mit ihren Geldern umgeht. Zum "Lucky Iron Fish" habe ich ein bisschen recherchiert, nachdem ich einen in Cannes ausgezeichneten Promo-Clip für dieses Projekt gesehen hatte. Siehe da, ein Dr. Charles hat also (offenbar noch als Student) bei einem Kambodscha-Besuch die schöne Idee entwickelt, den Menschen Eisenbarren zu schenken, damit sie diese in ihren Kochtopf (bei Armen in der Regel aus Aluminium) legen und so Eisen in ihre Gerichte abgegeben wird, um ihrem diesbezüglichen Nährstoffmangel abzuhelfen. Da die Barren nicht angenommen wurden, entwickelte Charles einen Eisenfisch, der bei ihm zunächst "The Happy Fish" hieß und aus recyceltem Eisen bestand. Diese Art Fisch gilt als Glückssymbol in Kambodscha, und sie wanderte fortan tatsächlich in die Töpfe bzw. Woks. Im Gegensatz zum Ausgangsprodukt soll der heutige "Lucky Iron Fish" nur noch aus hochwertigem, bio-verfügbarem Eisen (nach ISO 22000) bestehen und nicht mehr aus recyceltem Material.
Inzwischen hatten Studienkollegen dieses pfiffigen Kerlchens, inklusive ihres Professors, die Sache in die Hand genommen und schnell kommerzialisiert. Auch wenn man sich beim Webauftritt bemüht, wie eine Hilfsorganisation zu wirken, handelt es sich, wie ebenfalls nicht verschwiegen wird, um eine zwar auf wissenschaftlichen Studien beruhende Aktion, die aber weder die FDA-Zulassung (für Nahrungsergänzung etc.) noch gemeinnützigen Status hat. Liest man die Studien genau, so hat unser pfiffiges Kerlchen in einer ersten Studie die Langzeitwirkung des Eisenfisches bereits widerlegt, dafür aber die wahrscheinlichen Gründe Arsen- und Mangangehalt des Brunnenwassers angegeben, das die einheimische Probandengruppe getrunken hatte, was die Aufnahme von Eisen in ihrem Körper einschränkte. In einer zweiten Studie war die Maßnahme dann erfolgreich, weil man offensichtlich darauf achtete, dass kein solches Wasser getrunken wurde. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man in Kambodscha bei Armen immer damit rechnen muss, dass sie auf solches Wasser zurückgreifen, und mich auch die Aussage der Leute hinter dem Projekt, sie würden auf das Problem nun künftig bei Übergabe der Fische hinweisen, nicht überzeugt. Ich glaube einfach nicht, dass ohne hinreichende Kontrolle und Verbesserung der Wasserversorgung der Fisch seine Wirkung entfalten kann.
Nun kamen in mir weitere Fragen auf, z. B., wieso denn nicht einfach Eisenpfannen, die dort kaum mehr kosten als den Spender ein Fisch (nämlich 5 kanadische Dollar, fortan: CAD) verteilt würden. Es wird darauf hingewiesen, dass Eisenpfannen unzuverlässige Mengen an Eisen abgäben und meist von Ölschichten bedeckt seien, die dies im Lauf der Zeit zunehmend verhinderten. Wieso das mit dem Fisch trotz Anleitung bei wenig Gebildeten anders laufen soll, da er ja im selben Sud liegt, ist mir ebenso schleierhaft.
Was mich nun besonders stutzig machte, war die Tatsache, dass zunächst zu jedem online gekauftem Fisch für 5 CAD drei Fische gespendet wurden, seit einiger Zeit jedoch nur noch einer ("buy one, give one"). Als Grund gab man an, dass man nun - statt einfach Fische abzugeben - die Bevölkerung in sinnvollen Ernährungsmaßnahmen u. ä. schule und dies die Differenz ausmache. Da blieb mir dann nichts anderes übrig, als die Zahlen auf der englischen Wiki-Seite mal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Dr. Charles Recycel-Fisch soll demnach 2011 noch 1,5 CAD in der Produktion gekostet haben, drei Jahre später wurden schon 5 CAD veranschlagt. Tatsächlich kann man die Kilopreise für Eisen unter Rohstoffen auf entsprechenden Börsenseiten nachschauen (1 Tonne Eisenerz kostet etwa 60 USD), und da der Fisch keine 300 Gramm wiegt, dürfte sein Materialpreis auch bei besonderer Bioverfügbarkeit allerhöchstens bei umgerechnet 1 CAD liegen, die Produktionskosten in Kanada kann ich mir nicht höher vorstellen, so dass an jedem Fisch schon mal 3 CAD verdient würden, Die "buy one, give one"-Option kostet aber knapp 30 CAD (ohne Porto), wenn zwei Fische also für 2 x 2 = 4 CAD hergestellt würden, entstünde bei jeder Bestellung ein Gewinn von ca. 26 CAD (ca. 18 Euro) oder über 85 % des Verkaufspreises. Als ich fragte, wie es denn mit den Kosten des in Kambodscha hergestellten Fisches aussähe und aus welchem Material denn dieser sei, antwortete man mir, dass entgegen der Aussagen auf ihrer Webseite momentan dort keiner hergestellt würde. Um ihnen das aus der Nase zu ziehen, musste ich drei emails verfassen.
Von Wiki lernen wir nun, dass das Projekt fast eine Million CAD an Geldern eingeworben hatte und davon zunächst 60.000 Fische bei angeblichen Kosten von 5 CAD pro Fisch herstellte. Selbst dann wären noch mehrere Hunderttausend kanadische Dollar übrig geblieben. Trotzdem stiegen nun private Investoren mit einer weiteren guten Million CAD ein, darunter auch die Bill Gates Foundation.
Wie man sieht, geht es hier um ein Riesengeschäft, bei dem der Eisenmangel vieler Kambodschaner gerade recht kommt. Ich kann nur jeden investigativen Journalisten ermutigen, vor Ort zu schauen, ob tatsächlich die Wasserqualität dort regelmäßig überprüft wird, wo der Fisch verteilt wurde, und ob die Blutwerte der Beschenkten sich tatsächlich im gesunden Rahmen signifikant verbessern. Für mich stinkt das Ganze nach einem unglaubwürdigen Hype, der mit einer prämierten Werbekampagne und großen Unterstützernamen die Taschen von einigen Wissenschaftlern füllt, die eigentlich Besseres zu tun haben sollten. Eisenmangel ist natürlich auch anders zu beheben, insbesondere durch Fleisch und auch durch den gar nicht so problematischen Anbau verbreiteter Pflanzen. Das wäre der m. E. richtige Weg, der Bevölkerung zu helfen, und um sie damit hinreichend zu versorgen, muss natürlich auch die mit Hilfsgeldern überschüttete kambodschanische Regierung in die Pflicht genommen werden. So haben wir nur ein paar Profiteure mehr, die eine an sich gute Idee dazu verkommen ließen, sich die Taschen zu füllen.
"Damit wollte ich ermuntern, einen eigenen Beitrag zu leisten, aber möglichst im persönlichen Kontakt zu denen, die Hilfe brauchen, ohne Mittelsmänner und gern auch mit dem Wunsch verbunden, die Beschenkten mögen eine Gegenleistung bringen, die ihnen ihre Würde belässt oder zurückgibt. "
AntwortenLöschenDa bin ich ganz Deiner Meinung- Haltung.!!!!
Auch andere Organisationen u.a aktuell World Vision, haben nebst ihren sicher sehr teuren TV-Werbeauftritte, auch ihre Schattenseiten.
http://www.nzz.ch/international/nahost-und-afrika/angeblich-hilfsgelder-an-hamas-umgeleitet-massive-vorwuerfe-gegen-world-vision-ld.109240
Danke für diesen aktuellen Hinweis!
AntwortenLöschenMh, ja, die Geschichte klingt schon etwas merkwürdig.
AntwortenLöschenZur Gates-Stiftung: Da habe ich aktuell einen Verweis auf ein Interview mit Melinda Gates in der Zeit (1) beizutragen. Prinzipiell ist deren Stiftung wohl sowas wie eine Art philanthropischer StartUp-Inkubator. Also, die setzen monetär auf breit gestreute Hilfsprojekte, die allesamt einen hohen philanthropischen Nutzen (quantitativ klar definiert) versprechen. Aber sie mischen auch richtig in der Staatenpolitik mit. Das finde ich etwas gruselig, aber ich kann mir ebenso vorstellen, dass es anders nicht ginge (Bürokratie). Bei einer großen Menge an Projekten lässt das Gesetz der Großen Zahl schwarze Schafe zu, klar. Bei der Ausrottung der Kinderlähmung haben sie wohl eine bedeutende Rolle gespielt (2). Und, sicher, sie werden die Dinge irgendwo wohl auch ordentlich verschlimmbessert haben.
Die Gates-Stiftung versucht eben mit ihren Milliarden unternehmerisch, also 'get-things-done'-mäßig die Probleme der Welt zu lösen. Immerhin _machen_ sie etwas, das ist, was Guido immer wieder schreibt: konkretes Tun. Darin steckt die Notwendigkeit des Irrtums und des Fehlers. Das sind keine dummen Menschen und wenn man schon alles hat, dann fallen mir viele Arten mit Vermögen umzugehen ein, die ich allesamt als weit weniger ehrenwert einordnen würde. Insofern...
Funktor,
der nachts bei einer schmerzvollen Kolik,
den wahren Dharma spürte;
Bette mich nicht in Watte oder Wolken,
Wenn selbst die Leere leer ist -
dann bleibt nur das Leben.
(1): http://www.zeit.de/2016/32/melinda-gates-bill-gates-spenden
(2): https://de.wikipedia.org/wiki/Poliomyelitis#Rotary_International_und_Polio
(Krumme Logiken sind der raumzeitlichen Dilatation meines Hirns ob des abartig stinkenden Super-Skunks geschuldet, welches ich zu getrockneten Mangofrüchten verdampfe während ich dabei den Mond betrachte, wie es Dogen schon tat. Zen habe ich, anders als Dogen, natürlich immer noch nicht verstanden.)
Hallo funktor: Kolik - Gallen- oder Nierensteine? Und hast Du hast Du was dagegen eingenommen? Hoffe, es geht besser.
LöschenVielen Dank für die beiden Links. Man kann es nicht allen recht machen, werden sich auch die Gates denken. Zweifellos tun sie etwas und vieles dürfte auch Sinn machen. Wie im Falle von Buffett (ich habe deren Spenderei hier ja schon mal relativiert) stellen sich mir vor allem zwei Fragen: Wie wurde das Geld überhaupt angehäuft (an der Börse z.B. gewinnt man oft auf Kosten anderer oder dank Manipulation, etliche Microsoft-Programme haben Rückschritte bedeutet und Nutzer verärgert - ist das Spenden also eine Art "moralischer Geldwäsche")? Und: Inwiefern stützt man durch das Übernehmen von Aufgaben, für die bereits Geld bei den jeweiligen Regierungen vorhanden wäre, deren Korruption - und damit die insgesamt schlechte Lage vor Ort?
Hi Guido,
Löschenich denke an einen Nierenstein, der sich so langsam seinen Weg durch den Harnleiter sucht. Immerhin schon seit ein paar Tagen nun. Jedoch, vielleicht ist es auch etwas ganz anderes, das mich derzeit quält, denn es ist nämlich nur eine Selbstdiagnose. Ich war noch nicht beim Arzt, weil ich, tja, gute Frage - ich trinke sehr viel und schlucke Schmerzmittel, und es wird ja besser.
Eine sehr interessante Erfahrung, dieser über Stunden einfach permanent anwesende, dumpfe Schmerz in der rechten Rückenflanke. Irgendwann akzeptiert man ihn einfach. Nicht, weil man ihn mag, nein, sondern weil es einfach unheimlich anstrengend ist, sich ständig gegen ein Objekt im Geiste richten zu müssen. Und dann, dann ist er weg! Obwohl er noch da ist! Irre, oder? (Vielleicht wirken auch einfach die Pillen irgendwann.)
Ist das Spenden also eine Art "moralischer Geldwäsche"? Eine sehr gute Frage, Guido. Also, da die Gates ja nicht einfach nur spenden, sondern das als richtigen Vollzeitjob betrachten, denke ich nicht, dass es nur eine moralische Geldwäsche ist. Wäre es, wenn es um eine solche moralische Tilgung ginge, nicht wesentlich bequemer, lediglich die Mittel, hier der Grund schlechter Moral, bereitzustellen, wie es etwa Buffett tut, ohne dabei vor Politikern und Stammeshäuptlingen vor Ort turnen zu müssen? Klar, wenn es schöne Fotos gibt, dann tilgt es sich viel schneller, könnte man mit spitzer Zunge einwenden.
Woher soll die schlechte Moral, die es zu waschen gilt, bei Gates auch kommen? Er würde doch nicht einmal auch nur einen Hauch von Gedanken an ein Schuldgefühl wegen all der verbuggten MS-Programme verschwenden. Das ist einfach sein großes Lebenswerk, sein Shobogenzo. Mit Microsoft-Programmen wurden sicher viele Verbrechen begangen, genauso wie etliche Geburtstagseinladungen mit Clip-Art-Herzen bedruckt wurden; wer ist wohl schon alles am Zen zu Grunde gegangen? Hat sich für die elitären Taschenspielertricks nicht sogar jemand einen Arm abgehackt?
Ich glaube Melinda Gates Schilderung, dass sie die simple Einsicht entwickelt haben, dass das nicht reicht, also einfach Geld geben, sie also selbst konkretes Tun leisten müssen, weil mit der Kohle sonst nur Scheiße gemacht wird.
Zur Korruption: Dazu fehlt mir wirklich viel Wissen, gerade über die betroffenen Regionen (Afrika, z. B.) und die Kräfte dort, deshalb kann ich das nicht beantworten. Einen Effekt wird es wohl haben, weil es ja meist um große Summen geht. Ich finde, wenn man Menschen helfen kann und dabei unvermeidbar auch Korruption stützt, dann muss man transparent sein und darstellen können, dass es unterm Strich immer noch eine Verbesserung ist, auch mit Korruption. Das ist, denke ich, jedoch ein sehr schwierige Sache (wie soll man das quantifizieren?). Wie siehst du das denn? Würde mich sehr interessieren, gerade wegen deines Wohnortes, Reiseerfahrungen, et cetera.
Gruß
Funktor
Oho, ich hoffe, Dein Stein geht auf diese Weise ab. Ich habe meinem Vater mal zuschauen können, wie er einen durchpressen musste, also des Nachts übern Boden zum Klo kroch. Du hast sicher schon die Alternativen gegoogelt ...
AntwortenLöschenMeine Antwort auf die Korruption ist etwas schlicht, und natürlich stellt sich auch da die Frage der "Machbarkeit" (wer, wie, wann ...). Das ganze "Hilfsgewerbe" - selbst wenn ich die Motivation der Gates so sähe wie Du (Gründe für ein mögliches "schlechtes Gewissen" von Bill findet man hier: https://en.wikipedia.org/wiki/Criticism_of_Microsoft )- krankt an einer Art Ineffektivität, weil niemand den Mut hat, die korrupten Regime zuerst "zu heilen". Will ich also irgendwo mit Riesensummen helfen, dann ist eine denkbare Alternative: ich investiere die Mittel zunächst in einen "Umsturz" und dergleichen. Ansonsten mache ich an den Symptomen herum. Natürlich ist der Malariakranke froh, wenn er geheilt wird, aber es ist gut möglich, dass er sein Leben lang unter Armut weiterleiden wird, die hausgemacht ist. Natürlich kann man einer Regierung den Polioschutz abnehmen, aber man könnte auch einen Sturmtrupp hinschicken, der Kassensturz macht und feststellt, dass das Geld für die Impfung bereits da ist - statt den Deppen für die Korrupten zu machen. Ich weiß schon, dass sich das leichter sagt als tun lässt. Und da ich gerade die zwei Staffeln der überraschend guten Serie "The Knick" sah, habe ich im Moment auch das Gefühl, dass die Haltung eines Arztes oder Forschers doch die edelste sein kann, seien die Umstände und Machtverhältnisse auch noch so ärgerlich. Dennoch - in diese Richtung sollte m.E. mehr gedacht werden. Ein reicher Scheich könnte auch mal, statt sich einen Fußballclub zu leisten und Milliarden reinzustecken, das Schicksal eines armen Landes zum hoffentlich Besseren ändern, indem er strategisch dagegen vorgeht und nicht als Bittsteller auftritt (die Denke von Bill Clinton ist demnach für mich nicht zielführend: man müsse dich akzeptieren im Land, damit du was machen kannst - die Leute akzeptieren dich schon, wenn du die Gesamtlage verbesserst, Clinton meinte aber die Akzeptanz der Regierenden, er ist also auch ein Kuscher, der sich offenbar ggf. mit den größten Arschlöchern der Welt gemein machen würde).
Du schreibst: "[...] dass die Haltung eines Arztes oder Forschers doch die edelste sein kann, seien die Umstände und Machtverhältnisse auch noch so ärgerlich." - Das ist es, werter Guido! Wer sich selbst für die anderen einsetzt, der lässt damit einen Raum entstehen. Die korrupten Politiker, Diktatoren oder Juntaführer lassen keinen solchen Raum entstehen, weil sie die Leerheit der Ziele, die sie so hartnäckig verfolgen, nicht erkennen können. Insofern würde es mir völlig egal sein, heizte ich die korrupte Monopolypartie weiter an, solange ich, wäre ich beispielsweise ein Arzt, einem Menschen nachhaltig helfen kann und dadurch einen Raum erzeuge, dessen Werteinheit nicht Geld, sondern etwas ist, das sich Menschen (vielleicht) nicht ausgedacht haben, nämlich Menschlichkeit, und somit unendlich wertvoller sein muss, als das vom Menschen geschaffene Spielgeld der Welt.
LöschenNun gut, es gibt viele Arten, sich für andere einzusetzen. Psychologisch betrachtet könnte man freilich - wie ich gerade in Kerstin Ekmans "Schwindlerinnen" las - sowohl denjenigen mit den Allmachtsphantasien als auch den sich in Liebe Aufopfernden (sowie den Resignierten, Angepassten) gleichermaßen als Neurotiker sehen.
LöschenIst dann der, der den bellenden Hund pragmatisch durch eine Hand voll Essen ruhigstellt auch ein Neurotiker?
LöschenDas Buch von Ekman soll ja ganz gut sein (Habe auf FAZ die Vorstellung eben mal gelesen). Kannst du es empfehlen? Wobei, als nächstes ist was anderes dran buchtechnisch - he he. Ich warte nämlich auf die Lieferung von "Zen ist für nix gut" und bin entsprechend aufgeregt. Woher kriegt man eigentlich diese Sawakifotos?! Im Internet findet man die meist nicht. Und wie kam es eigentlich zu der späten Titeländerung? :-))
Grüße
Funktor
PS: So viele gute Inhalte und Kommentare hier, ich komm kaum hinterher.
Das ist die Frage: Wo fängt das Zwanghafte an, welches Handeln ist "frei"?
LöschenJa, das Buch von Kerstin Ekman empfehle ich nächsten Monat in den fast unsichtbaren Literatur-Empfehlungen hier rechts in der Spalte, die ich mal eingeführt habe, weil ein Kumpel sich mit mir über Lesenswertes austauschen wollte, aber es irgendwann keinen wirklichen Austausch mehr gab. Nun reicht mir die kurze Info zu meiner aktuellen Lektüre.
Die Sawakifotos habe ich von Muhô aus dem Antaiji.
Der Titel "Lied des Erwachens" erschien mir zwar poetisch, aber zu langweilig. Für die Verschlagwortung im Buchhandel ist es wohl besser, wenn "Zen" im Titel ist, außerdem eine kleine Anlehnung an die Doku (Zen for Nothing) und "Zen ist die größte Lüge ...".
Ich erwarte dann Deine Kritik an dem neuen Kodo-Buch. So wie Du schreibst, habe ich mich gefragt, ob Du nicht einen eigenen Blog hast oder dergleichen, aber nichts gefunden?
Hallo Guido,
Löschenheute kam das Buch an! Was ein Schinken! Versucht der Sawaki auf dem Foto da so lässig mit dem Arm zu schlagen wie der Vogel mit den Flügeln?
Ich habe mal einen Blog angelegt unter meinem Profil (Zeit und Zen), vielleicht wird der erste Beitrag ja sogar über das Buch? :-) Momentan arbeite ich recht viel, deshalb wird es wohl eine Weile dauern, bis ich durch bin. Ich freue mich wirklich auf die Lektüre. Gerade in den letzten Monaten habe ich nicht ein Buch angerührt. (Manchmal muss ich diese ganzen Zenbücher loslassen.)
Zum Bloggen: viel kann ich über Zen nicht erzählen. Alles, was ich weiß, das habe ich aus deinen Büchern und vom Zazen. Oder PDFs, wie z. B. das Herz-Sutra. Ach, und die dicken Shobogenzoschinken stauben auch noch rum. Ich sitze halt und führe sonst ein eher unaufgeregtes Leben mit dem einen oder anderen gutplatzierten Endorphinschüsschen. Gut, manchmal passieren schon auch schräge Sachen. Darüber kann man ja gut schreiben.
Danke fürs Buch!
Ohne Guido kein Sawaki.
(kein Koan)
Funktor
Ich ergänze noch, dass mir die Möglichkeit des Scheiterns auch solcher strategischer Vorgehensweisen bewusst ist. Mit Interesse habe ich z.B. die zahlreichen Bemühungen in südamerikanischen Ländern verfolgt, sich mit sozialistischen Regierungen eine Alternative zum herkömmlichen Kapitalismus (und Kommunismus) zu schaffen, was nun in vielen Fällen zu scheitern droht. Wie viel Hoffnung noch vor zehn Jahren dort blühte! Es geht mir also nicht darum, Fantasien mehr Platz einzuräumen als etwa der Forschung nach Heilmitteln. Werden Regierungen ausgetauscht, weiß auch keiner im Voraus sicher, ob es besser wird. Was mir jedoch auf den Geist geht ist die duckmäuserische Anpassungswilligkeit von "Helfern" gegenüber Typen (Beamten, Politikern usf.), die zum Kotzen sind. Der eine nährt da irgendwie das Geschäft des anderen.
AntwortenLöschenEs ist mir wichtig, das klarzustellen, da es aus der Ferne vielleicht - auch angesichts der gegenwärtigen Nachrichten von hier - missverstanden werden kann: Ich rede hier nicht von Thailand, sondern von einigen Nachbarstaaten, wie man meinen anderen Beiträgen entnehmen konnte - wobei die Verhältnisse mir insbesondere in vielen afrikanischen Ländern ähnlich erscheinen wie in diesen Nachbarländern.
Was Thailand angeht, hatte ich schon mehrfach den Impuls, hier weitere Beiträge über den Staatschef Prayuth zu verfassen, den man jeden Freitag Abend englisch untertitelt im Fernsehen auf vielen Kanälen über den Stand der Dinge reden hören und sehen kann. Der Mann hat meinen Respekt. Zum Neujahrsfest mahnte er eindringlich das Wassersparen an und erinnerte daran, welch bescheidene Tradition des Respektes gegenüber den Eltern dahintersteckt. Kürzlich sprach er das Problem mangelnder Bürgersteige an (gerade hier in Pattaya ein Graus, wo man dauernd dicht an Autos auf Straßen läuft), die Überwucherung mit Hyazinthen in Gewässern usf. In der Regel sieht man dazu gleich Bilder, die Aktionen gegen solche Missstände dokumentieren. Die Motorradtaxi-Fahrer tragen nun am Rücken Namensschilder, so dass sie einen nicht mehr anonym neppen können, und dürfen sich auch nicht mehr überall breitmachen, wo es ihnen passt. Ich bereite selbst eine Liste mit Vorschlägen vor, die ich der Regierung zukommen lassen werde (z.B. gleiche Eintrittspreise bei Sehenswürdigkeiten zumindest für hier lebende Ausländer und Einheimische, unabhängig vom Besitz eines Führerscheines; Änderung der Mindesteinkommen für Visa - im Moment muss ein Single ca. 60 % mehr Einkommen nachweisen als mit einer/einem Thai Verheiratete (!) und rund 7 x so viel wie der gesetzliche Mindestlohn, usf.). In einem Fall bürokratischen Ärgers, in dem ich mich an Bangkok wandte, habe ich bereits erlebt, wie effektiv etwas umgesetzt/verbessert wurde. Für alle, die hier mitlesen und in dieser Hinsicht verunsichert sind: Kommt nach Thailand und schaut selbst. Es gibt keinen Grund, dieses Land zu meiden. Im Gegensatz zur Darstellung vieler Medien scheint mir hier momentan ein Bedarf an konstruktiven Verbesserungsvorschlägen zu sein, wie ich ihn in den Jahren zuvor nicht kannte.
Das mit Thailand freut mich zu hören!
LöschenHast du dort als Europäer eine andere "Stellung"? Also, hören dir die Menschen dort zu und geben dir das Gefühl eine Autorität oder so zu sein?
Mann mann mann... ich muss echt mal mehr Reisen. Aber ich bin halt auch so genügsam hier in Berlin und brauch auch sonst nüsch viel. Also, ich muss da keinen Horizont erweitern. Oder vielleicht ja doch?! Na, mal sehen, jedenfalls sind die politischen Verhältnisse in Thailand wohl stabil. Gut zu wissen! Vielleicht sehe ich mir das mal näher an.
"Das Volk" erscheint mir im Schnitt recht oberflächlich hier. Man kann halt nicht alles haben (alter deutscher Spruch wohl). Ich will nicht behaupten, dass die Verhältnisse stabil sind (wann waren sie das je seit ich das Land bereise?), aber dass man sich um Stabilität bemüht und diejenigen, die das tun, sie m.E. auch verdient haben. Ich habe das Gefühl: Es gibt einen Plan. Und das unterscheidet die thailändische Regierung wohltuend etwa von der kambodschanischen. Obwohl Prayuth kein Politiker ist, sondern vom Militär kommt, kann man seine Freitagsreden mit Gewinn anhören. Während man Hun Sen im Grunde bei jeder seiner Reden ins Gesicht schlagen will.
Löschen(Auweia, an diesem Beitrag musste ich eine Weile feilen ... Ich frage mich gerade, ob hier irgendwer die Kommentare abonniert hat und nun mit meinen diversen Versionen bombardiert wurde, die ich zwischenzeitlich löschte und verbesserte - sorry dafür, ich habe die Neigung, Fehler und stilistische Mängel erst zu sehen, wenn etwas online ist, nicht beim ersten Korrekturlesen.)
AntwortenLöscheninteressanter Artikel! Aber zu empfehlen den Eisenbedarf durch Fleisch zu decken, halte ich, besonders unter dem Aspekt dass Fleisch Klimakiller Nummer Eins ist, für keinen (guten Rat). Vom ethischen Aspekt her ganz zu schweigen. Dazu kommt, dass viele Menschen Eisen durch Fleisch oder einzelne Gemüsesorten nicht gut aufnehmen können.
AntwortenLöschenDie Kambodschaner essen m. E. mehr Geflügel und Schwein als Rind, und es sind ja besonders die Methangase von Rindern, die hier als Klimakiller angeführt werden. Ansonsten ist der Ausdruck "Klimakiller Nummer eins" irreführend, denn da sind zunächst andere Dinge zu nennen, bei denen den Hebel anzusetzen m.E. ausreichen könnte - nämlich die Verbrennung fossiler Brennstoffe, also Energie und Verkehr, und das Problem der Entwaldung. Deren Anteil am Treibhauseffekt beträgt weit mehr als 50 %, der völlige weltweite Verzicht auf tierische Produkte würde wohl nur zu ca. 10 % weniger Treibhausgasen führen. Es ist also offenbar genauso unethisch, Kohle statt Atomkraft zu verfeuern oder mit dem Auto zu fahren.
AntwortenLöschen