Aktuell! Eine email-Anfrage erreichte mich, sie bezog sich auf Phowa. Ich will sie Euch so wenig vorenthalten wie meine Antwort, damit nicht noch mehr Leute auf das Geschwätz der Ole Nydahl-Fraktion und des Dilgo Khyentse hereinfallen, auf den ich im zweiten Teil dieses Beitrages weiter eingehe. Zunächst die Anfrage:
"Ich beziehe mich auf Beiträge in Ihrem ASSO BLOG.
Sie äussern sich wohltuend sehr kritisch über OLE NYDAHL und
insbesondere zur PHOWA-Praxis.
Sie scheinen sich damit auszukennen und scheinen der Einzige im
deutschsprachigen Internet, der diese Praxis kritisiert.
Könnten Sie Auskunft darüber geben :
Was hat es genau auf sich mit dieser “Magie” ?
Kann man TATSÄCHLICH vom Meditieren ein äusserliches Zeichen bekommen,
ohne dass jemand “nachhilft” ? (Loch im Kopf, Blut etc.)
Das beunruhigt mich ziemlich…
Vielen Dank für einen Hinweis !"
Meine Antwort, leicht überarbeitet:
Hallo Pietro (oder wer auch immer dahinter steckt),
wenn man so viel sitzt, wie es Dôgen für nötig gehalten haben soll, dann bekommt man wahrscheinlich Hämorrhoiden, und dann blutet man vielleicht irgendwann aus dem Arsch. Ein gewisser Lama hält sowas dann für ein Zeichen der Erleuchtung. Der Mediziner wird es sinnvoller erklären.
Die äußerlichen Zeichen, die man vom langjährigen Meditieren bekommt, sind je nach Ausmaß Gehstörungen infolge von Schäden im Knie, eine möglicherweise dennoch aufrechtere Haltung - aber keine Löcher außer den neun, die man sowieso schon hat (was ja selbst der Buddha wusste).
Auch wenn das modern klingen mag: Im Palikanon wurde der Sitz des (Lebens-)Geistes ja gar nicht im Kopf oder Hirn lokalisiert.
Bitte hier klicken: Zum fehlenden Fontanellen-Verschluss bei Erwachsenen (2. Beitrag: "ab und zu findet man auch noch bei Erwachsenen unverschlossene Fontanellen") ... Siehe desweiteren das "Inkabein"*, das gehäuft bei Tibetern und Ostasiaten auftritt.
Die von den Phowa-Anhängern als exklusiv verkauften Effekte sind ein typisches Beispiel von fehlendem medizinischem Wissen und gedanklicher Manipulation, und sie sind wissenschaftlich nicht bewiesen (man zitiert gern eine pseudowissenschaftliche Schrift). Das Entscheidende ist jedoch, dass es sich bei nüchterner Betrachtung um völlig unsinnige Effekte handelt, die niemandem irgend etwas bringen als einen Ego-Kick, also das Gegenteil von dem, was der Dharma bezwecken will. Wer immer sich so etwas ausgedacht hat, der war also zu dumm, um dies zu bemerken. Siehe die köstlichen Beschreibungen im Folgenden, etwa den Dilgo Khyentse, der einem toten Tier den Schädel wegmeditierte, dass nur so die Soße raustropfte (er konnte diese Lust nicht im Kino bei Splatterfilmen ausleben, die gab's in seiner Gegend nicht): http://www.gutefrage.net/frage/phowa-beim-buddhismus-
Wünsche gute Unterhaltung!
g.
P.S.: Die ernstere Seite wäre Phowa als Vorbereitung auf den eigenen Tod zu sehen, als Auseinandersetzung damit. Ich persönlich glaube nicht daran, dass man sich auf etwas vorbereiten kann, dass einmalig ist und unvorhersehbar und von dessen genauem subjektivem Verlauf einem keiner erzählen kann (weil er ja danach tot ist). Das ist nur eine andere Form der Illusion und Selbstbetrug. Man bereitet sich üblicherweise ja auf Dinge vor, die man a) hinreichend einschätzen, b) reproduzieren kann. Das ist beim eigenen Sterben nicht möglich, also ist Phowa einzuordnen in die menschlichen Versuche, sich Trost zu verschaffen bzgl. des Unvermeidbaren.
Es ist eigentlich wurscht, wie man stirbt. Das ist auch der Grund, warum Zweifel an Dôgens Erkenntnistiefe berechtigt sind. Auch er hat das Unvermeidbare zuweilen überschätzt.
Aus religionsphilosophischer Sicht ist eine Bewusstseinsübertragung über den Tod hinaus ein Widerspruch zu den jhana und dem Stadium des Erwachtseins, das einen ja dem Samsara mit der zwölfgliedrigen Kausalkette enthebt - und damit der in den nidana behaupteten Notwendigkeit, dass aus Bewusstsein Form wird. Ist die Leere des Bewusstseins realisiert, hat sich jede Übertragung und Transmigration von selbst erledigt.
[* Wikipedia bitte kritisch lesen, inbesondere bei Einträgen zu religiösen Personen.]
***
Und nun schauen wir mal, was ich so auf meinem Kindle Fire an Apps finde, wenn ich "Zen" oder "Buddhismus" eingebe. Die Lustigste ist "Zen and Satori" [Januar 2019 nicht mehr gefunden], die den User zu Vogelgezwitscher und Grillengezirpe auffordert, eine vorgegebene, wählbare Anzahl von Sekunden im Geiste mitzuzählen und nach deren Ablauf einen Button zu drücken. Liegt man daneben, gibt es Haue mit dem Kyosaku vom zornesroten Meister!
Sehr aktiv sind die englischsprachigen "Bhutan News", die sich aus verschiedenen Quellen speisen und ihre Sache ernst nehmen, was man bei Meldungen wie der vom 9.8. - "Trashigang (sic!) police nabs woman for abondoning her newborn child" zunächst übersehen könnte, ob der exotischen Orts- und Personennamen.
Schon 68 Selbstmorde dieses Jahr im Lande des Bruttosozialglückes, lese ich da, oder vom Boom des Naturheilmittels Cordiceps. Am meisten interessieren mich jedoch das Ausmaß der Verbrechen (gibt es) und Lehrtätigkeiten. Beispielhaft greife ich mal einen interessanten Vortrag von Dilgo Khyentse Yangsi Rinpoche heraus, von dem am 21.8. berichtet wurde. "Buddhismus ist Leben, nicht Religion", war er übertitelt. Dilgo kritisiert hier die Vermarktung des Buddhismus zu Profitzwecken und stellt Buddhas Lehre dagegen als "Antibiotikum, das den Geist aufräumt". Das Studium des Buddhismus würde die eigene Mentalität neu konstruieren, ebenso wie die Lebensweise und die Art, wie man Dinge anpacke. Man solle den Buddhismus studieren und praktizieren, statt religiöse Texte zu horten. Der Dilgo meint jedoch auch, die Wissenschaft habe viele buddhistische Lehren bestätigt [doch wie viele hat sie widerlegt?] und der Buddhismus sei die Antwort auf all unsere Fragen [???]. Der Geist sei "sehr gefährlich, die tödlichste Waffe im Universum", es seien "nicht die Phänomene, sondern der Geist, der den Schaden anrichte". [Ich stelle mir gerade vor, wie der Dilgo versucht, ein Ebola- oder Grippevirus davon zu überzeugen.] Auch der Dilgo verweist auf die Selbstmordrate in Bhutan und darauf, dass Tiere so etwas nicht täten [dies wurde jüngst von Delfinexperten widerlegt, im gewissen Sinne spricht auch die "Darwinian extinction", der evolutionäre Selbstmord gegen diese These] und "wir nirgendwo Leben kaufen können" [diverse gekaufte Leihmutterschaften in Thailand gingen gerade auch durch die deutsche Presse, der reiche, junge Japaner, der hier ein Dutzend Kinder austragen ließ, wurde u.a. verdächtigt, diese womöglich für Organ-Experimente in Japan heranzuziehen].
Wenn der Dilgo seinen Geist anschaue, sagt er, dann käme ihm manchmal das Kotzen. Ich denke, das können wir nun nachvollziehen. Vor allem, wenn wir vom Programm der "ethnischen Homogenisierung" Bhutans erfahren, dass ein Sechstel der Bevölkerung des Landes verwies.
Nach Bhutan werde ich wohl nie reisen, denn was der Dilgo kritisiert, die Kommerzialisierung des Buddhismus, hat sich seine Regierung zur Grundlage ihres Bruttosozialglückes gemacht: eine handverlesene Auswahl von Touristen, von denen die Ausgabe eines stattlichen Mindestbudgets erwartet wird. Dazu kommt also noch die Vertreibung von ethnischen Minderheiten. Bei so viel Hohn auf die Buddhalehre vergeht mir die Reiselust.
Ein korruptes und psychisch tief verstörtes Land, das anders mit Besuchern umgeht, ist Kambodscha. Dort bekommt man ein Jahresvisum, indem man schon bei der Einreise ein Businessvisum für einen Monat beantragt (kostet 5 Dollar mehr als das für Touristen) und dazu irgendeine Geschäftsidee angibt; nach Ablauf desselbigen kann man die Umwandlung in ein Jahresvisum vornehmen (ca. 280 USD). Ich habe hier schon einige Kritik an politischen Maßnahmen und geistig-moralischer Tieffliegerei diverser Entscheider und Hilfsorganisationen in Kambodscha geübt. Was aber den Charme dieses Landes ausmacht, das hat Marco Santi, ein talentierter Filmemacher, in folgendem Kurzfilm eingefangen.
Falls Ihr selbst interessante Apps mit Buddhismusbezug gefunden habt, könnt Ihr Eure Tipps im Kommentarbereich hinterlassen.
Nach Bhutan werde ich wohl nie reisen, denn was der Dilgo kritisiert, die Kommerzialisierung des Buddhismus, hat sich seine Regierung zur Grundlage ihres Bruttosozialglückes gemacht: eine handverlesene Auswahl von Touristen, von denen die Ausgabe eines stattlichen Mindestbudgets erwartet wird. Dazu kommt also noch die Vertreibung von ethnischen Minderheiten. Bei so viel Hohn auf die Buddhalehre vergeht mir die Reiselust.
Ein korruptes und psychisch tief verstörtes Land, das anders mit Besuchern umgeht, ist Kambodscha. Dort bekommt man ein Jahresvisum, indem man schon bei der Einreise ein Businessvisum für einen Monat beantragt (kostet 5 Dollar mehr als das für Touristen) und dazu irgendeine Geschäftsidee angibt; nach Ablauf desselbigen kann man die Umwandlung in ein Jahresvisum vornehmen (ca. 280 USD). Ich habe hier schon einige Kritik an politischen Maßnahmen und geistig-moralischer Tieffliegerei diverser Entscheider und Hilfsorganisationen in Kambodscha geübt. Was aber den Charme dieses Landes ausmacht, das hat Marco Santi, ein talentierter Filmemacher, in folgendem Kurzfilm eingefangen.
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