In letzter Zeit stöhnten
Zeitungsmacher immer wieder auf, die Printauflagen wurden kleiner und
die Netzgemeinde wehrte sich gegen kostenpflichtige News. Wenn man sich
am Beispiel eines jüngeren Artikels
der FAZ-Lokalredaktion mal verdeutlicht, dass hier überhaupt nicht mehr
hinreichend recherchiert wird, obwohl die Redaktion vorgewarnt war, und
sich ein Journalist erneut für Werbung missbrauchen lässt, dann darf
man den Auflagenrückgang auch als Klatsche für Schlamperei ansehen.
In besagtem Artikel geht es im Wesentlichen um Hue Bao, jenes Kind, das
seine Eltern nach Phat Hue abschoben und dem dort eingeredet wird, es
sei die "Wiedergeburt eines sehr bedeutenden Mönches". Der "Abt" der
Pagode sieht in ihm gar den künftigen "Halter" der Lin-chi-Linie, jener
"Zen-Tradition, der er selbst angehört". Hue Bao soll nun, mit 14
Jahren, in die südindische Klosteruniversität Sera Jey gehen, und das 14 Jahre plus eine anschliessende Lehrzeit lang.
Bereits hier wissen wir, dass dies alles nicht zusammenpasst. 1) Im Zen
spielen Wiedergeburten keine besondere Rolle, im Gegenteil äußern sich
viele Lehrer nicht dazu, lassen das Thema offen oder erklären
ausdrücklich, mit dem Verweis auf Buddha, dass es ohne Relevanz sei. 2)
Da das Zen nach wissenschaftlichen Erkenntnissen (siehe etwa Nguyen: Zen in Medieval Vietnam)
in Vietnam schon lange ausgestorben ist, kann von einer Lin-chi-Linie
dort nicht die Rede sein. Ausserdem blieb Thien Son jahrelang den
Nachweis schuldig, selbst ein Linienhalter zu sein, was u.a. dazu
führte, dass seine Gemeinschaft nicht in die Deutsche Buddhistische
Union aufgenommen wurde. 3) Sera Jey steht in der Tradition des
tibetischen Buddhismus, nicht des Zen, wie eben auch das Gedöns um die
Wiedergeburt.
Natürlich
kommt es noch ärger. Im Kloster "Buddhas Weg", im Grunde ein Ableger der
Pagode, stehe eine riesige goldene Statue des Padmasambhava, eines
bedeutenden Lehrers des tibetischen Buddhismus. Der Autor schreibt es
selbst, erkennt aber offenbar den Irrsinn dahinter nicht. Thien Son ist
dennoch ein "Zen-Meister" und "Abt", obwohl ihn die Deutsche
Buddhistische Ordensgemeinschaft nach Vorlage diverser Eidesstattlicher Versicherungen
bzgl. sexueller Beziehungen zu einigen seiner Schüler ausgeschlossen
hatte. Dazu gab es eine so genannte "Vinaya Kamma", ein Ordenstreffen,
das zwar offensichtlich von einem Mönchsfreund Thien Sons, dem Altabt
der Pagode in Hannover, manipuliert war, aber immerhin ein solches
Vergehen feststellte, dass den Abt nach Ordensrecht auf den niedrigsten
Rang in seiner Gemeinschaft versetzt hätte, und zwar für die gleiche
Zeit, die seine Vergehen andauerten. Nichts davon war aus Phat Hue zu
vernehmen, die Geschäfte gingen weiter wie eh und je.
Insofern ist es auch ein Skandal, was sich das Jugendamt mit diesem
"ungewöhnlichen Einzelfall" geleistet hat und noch immer schönredet. Für
das Entsenden von jungen Mönchen in ferne Länder können sich Ehemalige
der Pagode jedenfalls noch andere Motive vorstellen als die genannten.
Kenne mich zwar mit den ganzen Sachverhalten nicht aus, aber mir kommt sogleich die Frage in den Sinn – da ich mich ja zur Zeit sehr um die DBU sorge – ob nicht auch in solchen Fällen die DBU ein reiches Tätigkeitsfeld vorfände? Ein wichtigeres allemal, als gegen Kunstwerk Protest-Meditationen zu veranstalten?
AntwortenLöschenHue Bao wird so keinen Schulabschluss machen können. Früher hieß es in der Pagode, dass er mit 18 Jahren entscheiden kann, wie sein Leben weiter geht: als Mönch oder als Laie.
AntwortenLöschenDu hast von anderen Motive gesprochen als die genannten. Welche könnten das sein?
Kirata
TTS will doch eh jetzt die Robe abgeben. Damit hat sich vieles erledig bzw. bekommt jetzt erst richtig Gewicht.
AntwortenLöschenDu kannst das gerne ausführen, statt im Nebulösen zu bleiben. Besonders in Bezug auf Hue Bao. Vergiss nicht, dass ich diesem in die Augen sah. Ich verstehe.
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