Gibt es eigentlich ausserhalb der Zentradition buddhistische Moenche, die mich beeindruckten? Ja, da ist zum einen Buddhadasa Bhikkhu, dessen Portraet ueber meinem Spiegel im Hotelzimmer steht und hinter dem sich wochenlang meine kleine Zimmerechse versteckt hat, in der Hoffnung auf Mueckenfutter (ich hab ihr schliesslich ein Stueck Mango an die Wand geklebt, an dem sie zehn Minuten leckte). Es ist noch nicht lange her, da gab es hier ein TV-Special mit dem Thema ZEN, und ein betraechtlicher Teil war dem Buddhadasa Bhikkhu gewidmet, was erklaert, dass nicht nur ich seinen Lehren und seinem Leben eine Affinitaet zur Zentradition nachsage.
Von den Tibetern haette dies am ehesten fuer Dilgo Khyentse Rinpoche gelten koennen. Ich will damit nicht sagen, dass ich ausserhalb des Zen etwas wesentlich Buddhistisches suchen wuerde, dies war nie der Fall. Ich las ein Buch von ihm und fand seine Biografie erstaunlich. Meines Erachtens ist das Hauptproblem der Zenlehrer in Deutschland jedoch, dass viele von ihnen von verschiedenen buddhistischen Traditionen geleckt haben, so wie meine Echse die Mango kostete. Im Laufe der Zeit haben sie vergessen - zumal nicht wenigen von ihnen ein akademischer Hintergrund fehlt - das fuer sich auseinanderzuklabuestern. Die Mango kann mal ganz lecker sein, wenn die Echse nicht vergisst, dass sie fuer den Muecken- und Ameisenfrass gemacht ist (und eigentlich wollte ich diese mit der Mango nur anlocken). Die Tatsache, dass viele Zenlehrer nicht vom Zen selbst gesaettigt wurden, mag auch darauf hindeuten, dass sie kein authentisches Zen kennen. Waere dies der Fall, zeigten sich auch schnell die Grenzen tibetischer Lehrer auf. Es waere bei aller zugrundeliegender Biografie voellig vermessen, wenn ich mich in den Dunstkreis eines solchen Rinpoche erheben wuerde. Und doch habe ich keinen Zweifel, dass er in diesem Film selbst beweist, wie der tibetische Buddhismus nicht an die Tiefe des Zen heranreicht. Darum ist es vollkommen sinnlos, wenn man authentisches Zen gekostet hat, sich von der tibetischen Schule etwas Wesentliches zu erhoffen.
Irgendwann im Verlauf dieses Filmes (leider ist mit Stand vom 14.11.2014 nur noch der obige Trailer abrufbar) wird Dilgo gefragt, was der Unterschied zwischen Geld und Erleuchtung sei. Die bloede Frage eines Westlers, koennte man einwerfen. Waehrend dem Dilgo die Frage uebersetzt wird, habe ich sie so beantwortet: Erleuchtung macht frei, Geld nicht. Damit will ich nicht kleinreden, dass Reichtum selbst allerhand Freiheiten erzeugen kann, aber eine spirituell geartete Freiheit eben nicht. In aller Regel fuehrt Geld nur dann zu einer Handlungsfreiheit, wenn man es loslaesst, ansonsten verursacht es immer wieder besorgtes Gruebeln.
Dilgos Antwort lautete: Geld hat ein Ende, die Erleuchtung nicht. Und hier zeigt sich, wie sehr die Tibeter Gefangene ihres Reinkarnationsglaubens sind und wie stark dieser ans Personale gebunden ist. Denn das, was kein Ende hat, ist nicht die Erleuchtung, sondern die Buddhanatur. Die Erleuchtung selbst ist ein Zustand, der an den Geist gebunden ist, dessen Funktionsfaehigkeit, wie wir wissen, endlich ist. Ich hoere die westlichen Anhaenger des tibetischen Buddhismus entgegnen, mit Erleuchtung sei ja gerade das gemeint, was nicht-personal und eigentlich gar nicht als solches sei (weil es den Urzustand darstelle). Doch diese Auffassung laesst sich logischerweise auch auf das ausdehnen, was Geld genannt wird. Nur dann ist die buddhistische Sichtweise auch nicht mehr dualistisch. Es ist darum kein Wunder, dass der Hauptlehrer des Dalai Lama so spricht, schon dessen Ziehsohn aber mit einen Haufen Geld angetroffen wurde. Man kann also tatsaechlich in allen moeglichen Traditionen bewandert sein und alle moeglichen Texte gelesen sowie den kompletten Kanon rezitiert haben, ohne eine angemessene Antwort auf eine einfache Frage zu finden. Es geht hier darum, dass nur auf der materiellen Ebene Geld und Erleuchtung zu unterscheiden sind, der Dilgo das jedoch auf einer spirituellen (dem Ewigkeitscharakter) versuchte. Dies ist nicht richtig. Im Zen haette er weiter an diesem Koan knabbern duerfen.
na was du nicht alles weisst
AntwortenLöschenUnd schon wieder ein Blog-Betreiber, der weit vom Verständnis der Leere Buddhas entfernt ist. Mit deiner geschwätzigen Wertung, dass der tibetische Buddhismus nicht an Zen heranreiche, offenbarst du den Grad deiner Verwirklichung. Dir kann man nur raten, dich mal 20 Jahre in Demut zu üben....
AntwortenLöschenIch bin auch sehr befremdet, wie tibetischer Buddhismus das nicht-ich in die Reinkarnationslehre reinfrimmel.
AntwortenLöschenAch Guido, ich bin doch immer wieder erstaunt, was Zen Leute, die eigentlich predigen nicht an Konzepten festzuhalten, sich an Begriffen oder Worten, die im Tibetischen Buddhismus benutzt werden, festbeißen, ohne deren tiefere Bedeutung zu verstehen.
AntwortenLöschenAuch wenn das Bewusstsein vergänglich ist, heißt das nicht, dass dort nicht das Kontinuum einer nicht endenden non-dualen Erfahrung=Erleuchtung vorherrscht. Was Du Dilgo Khyentse unterstellst an Nicht-Wissen oder Vorurteilen ist m.E ein Missverständnis bei Dir.
Am besten Du erlangst selbst mal Erleuchtung, vielleicht verstehst Du Dilgo Kyhentse oder den Dalai Lama dann besser ;-)
Es ist wahrscheinlich inzwischen in einschlaegigen Kreisen bekannt, dass ich mich fuer erwacht halte. Damit ist Dein Ratschlag hinfaellig. Aus diesem Zustand schreibe ich. Wie das Wort Erwachen andeutet, endet auch das Erwachen mit dem Einschlafen. Und die Erleuchtung endet, wenn die Lichter ausgehen. Es ist gar nicht so schwer, dem mit Worten beizukommen, wenn man sie genau betrachtet. Erwachen und Erleuchtung sind ans individuelle Leben gebundene Phaenomene. Etwaiges "Nonduales", was auch immer das sein soll, heisst im Buddhismus Nirvana und ist im MPNS als durchaus polar oder dual beschrieben, da es naemlich Eigenschaften wie ewig zugeschrieben bekommt. Das, was ewig ist, kann nicht erlangt werden, das, was erlangt wird, ist nicht ewig. Mein Erwachen ist derselbe laue Furz wie das Erwachen von Dilgo.
AntwortenLöschenNamaste!
AntwortenLöschenEigentlich ist mir Dilgo Khyentse noch einer der liebsten Meister des tibetischen Buddhismus, was vielleicht auch daran liegt, dass er ja ein Nyingmapa ist/war.
In der Nyingma-Schule besteht nämlich traditionell eine Tendenz zur Abkehr vom lebenslangen Zölibat und das Oberhaupt dieser Schule wird auch gewählt.
So sind dann auch viele Lamas dieser Schule Familienmenschen und Haushälter nachdem sie ihre formelle Ausbildung abgeschlossen haben.
Wenn ich mir das Youtube-Video "His Holyness Dilgo Khyentse Rinpoche" anschaue und da den alten Dilgo mit dem "neuen" vergleiche, dann bin ich fast geneigt, dem ganzen Tulku-Konzept etwas mehr Glaubwürdigkeit einzuräumen. Naja fast.
< gasshô >
Benkei