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Die 10 Schüler Buddhas (V): Purna

5.      Purna: Der höchste Prediger

Shariputra ist beeindruckt
Aufgrund seiner hohen Redegewandtheit war Purnamaitrayaniputra, der auch vereinfacht Purna genannt wurde, als höchster Prediger unter Shakyamunis Schülern sehr angesehen. Purna wurde in einem Brahmanen-Dorf als Sohn einer wohlhabenden Familie nicht weit von Kapilavastu, dem Ort von Shakyamunis herrschaftlichem Palast, geboren. Von Haus aus weise und gewissenhaft, wuchs er zu einem ansehnlichen Brahmanen mit neunundzwanzig hervorragenden Gefährten heran. Seine hohe Gewissenhaftigkeit jedoch regte seinen Wunsch nach Selbstverbesserung an, so dass er das weltliche Leben für ein religiöses Leben aufgab. Mehrere Ursachen sind aufgeführt. Es heißt, dass die Eifersucht wegen einer Frau ihn zum Aufgeben des weltlichen Lebens trieb. In anderen Versionen dieser Geschichte wird behauptet, dass der Grund entweder in einer verlorenen Debatte mit Shakyamuni oder in der Erkenntnis der eigenen Unreife lag.
   Nachdem er ein Schüler Shakyamunis geworden war, erlangte er ein tieferes Verständnis, bis er bald darauf die Erleuchtung erlangte. Deshalb wurde er von den anderen Mönchen verehrt.
   Sein guter Ruf erreichte Shakyamuni. Eines Tages während der dreimonatigen Regenzeit, in der die Mönche nicht umherziehen und betteln, sondern im Kloster bleiben und lernen, versammelte sich eine Gruppe von Purnas Anhängern vor Shakyamuni, der sie fragte, welchen Mönch aus ihrer Heimat sie am meisten verehrten. Wie aus einem Mund sagten sie: Purna. Einer von ihnen fügte noch hinzu: „Der ehrwürdige Purna ist die Gewissenhaftigkeit in Person. Sein Asketismus ist beispielhaft für alle anderen, und er erklärt die Wichtigkeit von allem, was er tut“.
   Der ebenfalls anwesende Shariputra war so beeindruckt von den Schilderungen über diese wunderbare Persönlichkeit, dass er beschloss, Purna zu besuchen, obwohl Regenzeit war. Nach einigen Worten des Lobes fragte Shariputra, was am Wichtigsten sei, um Erleuchtung zu erfahren. Purna antwortete: „Die Gebote zu befolgen und sich von Täuschungen zu trennen, ist in sich selbst nicht genug. Bei der Selbstzucht ist alles gleich wichtig, zum Beispiel: Eines Tages musste der König Pasenadi von Kosala aus geschäftlichen Gründen zu einem weit entfernten Ort reisen. Er ließ sieben Wagen vorbereiten, und da er sie nacheinander fuhr, schaffte er die lange Reise in nur einem Tag. So wie der König auf die sieben Wagen angewiesen war, um sein Ziel zu erreichen, genau so verlasse ich mich auf all die Lehren, um Erleuchtung zu erlangen“.

Die Wichtigkeit von Ausdauer und Toleranz
Die Redegewandtheit, für die Purna so berühmt war, war mehr als nur bloßes Geschick. Seine Worte beeinflussten andere, weil er so fleißig an sich selbst arbeitete, um ein Vorbild zu sein, und weil sie durchzogen waren von der Ausdauer und Toleranz, die ihn Shakyamuni lehrte. Das lässt sich deutlich an der letzten Unterhaltung der beiden erkennen. Eines Abends, nachdem Purna sich von seiner Meditation erhoben hatte, ging er zu Shakyamuni, um ihm zu sagen, dass er vorhatte, eine Reise zu unternehmen. Shakyamuni riet ihm, sich selbst zu züchtigen und sich nicht von Sinnestäuschungen – Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten und Denken – verwirren zu lassen. Dann fragte er nach seinem Ziel.
   „Purna, da ich dir nun genaue Anweisungen gegeben habe, möchte ich dich fragen, in welchem Land du leben wirst“?
   „Herr, es gibt ein Land namens Sunaparanta, dort werde ich leben.“
   „Purna, die Menschen in Sunaparanta sind kämpferisch und gemein. Was wirst du denken, wenn sie dich beschimpfen und lächerlich machen?“
   „Wenn sie mich beschimpfen und lächerlich machen, werde ich denken: Die Menschen in Sunaparanta sind sehr zivilisiert, sofern sie mich nicht mit ihren Händen schlagen …“
   „Aber wenn sie dich doch mit ihren Händen schlagen, was wirst du dann denken?“
   „Ich werde denken: Die Menschen in Sunaparanta sind sehr zivilisiert, sofern sie mich nicht mit einem Erdklumpen bewerfen ...“
   „Aber wenn sie dich mit einem Erdklumpen bewerfen?“
   „Ich werde denken: Die Menschen in Sunaparanta sind sehr zivilisiert, sofern sie mich nicht mit einem Stock  schlagen ...“
   „Aber wenn sie dich mit einem Stock schlagen?“
   „Ich werde denken: Die Menschen in Sunaparanta sind sehr zivilisiert, sofern sie mich nicht mit einem Messer stechen ...“
   „Aber wenn sie dich mit einem Messer stechen?“
   „Ich werde denken: Die Menschen in Sunaparanta sind sehr zivilisiert, sofern sie mich nicht mit einem scharfen Messer umbringen ...“
   „Aber wenn sie dich mit einem scharfen Messer umbringen?“
  „Wenn sie mich mit einem scharfen Messer umbringen, dann werde ich denken: Sie sind Schüler des Gesegneten, die – verängstigt, gedemütigt und angeekelt vom Körper und vom Leben – nach einem Mörder suchen, doch habe ich hier meinen Mörder gefunden, ohne ihn gesucht zu haben.“
   „Gut Purna, sehr gut. Da du solche Ruhe und Selbstkontrolle bewiesen hast, bist du bereit, unter den Menschen aus Sunaparanta zu leben. Nun ist es Zeit, das zu tun, wozu du bestimmt bist.“

Begeisterung an einem neuen Ort
Im Land Sunaparanta errichtete Purna viele Tempel, und durch seine leidenschaftliche Missionarsarbeit gewann er viele Anhänger und Schüler, die ihn verehrten. Es heißt, dass er mehr als tausend Laienschüler beider Geschlechter während der Regenzeit unterrichtete. Das Beibehalten seiner Selbstdisziplin verlieh ihm übermenschliche Kräfte. Schließlich starb er friedlich, und viele Menschen trauerten um ihn.
   Die Kunde seines Todes erreichte Shakyamuni sofort, obwohl er sich an einem weit entfernten Ort befand. Zu den Mönchen, die ihn nach Purnas Leben und Zukunft fragten, sagte Shakyamuni: „Purna hat das Nirvana erreicht. Er war wirklich weise und belästigte mich nie mit Fragen. Auch ihr solltet die Lehren Buddhas ernsthaft ausüben, so wie er es getan hat.“
   Dankbar für Shakyamunis Worte widmeten sich die Mönche erneut der Achtsamkeit. Der Geist von Ausdauer und Toleranz, der durch Purna verkörpert wurde, lebte viele Generationen lang fort.

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