Die Ittô-ryû („Ein-Schwert-Schule“) ist der Vorläufer zahlreicher Schwertkampfschulen Japans und wurde von Ito Ittôsai Kagehisa begründet.
Frage: Was ist die Grundlage unserer Schule?
Antwort: Wie traditionell überliefert wurde, ist die
Basis unserer Schule die Schwerkunst des Verborgenen Schwertes (in-ken).
Verborgen meint das, was keine sichtbare Form hat. Unsere Schule lehrt
Manifestationen der Freiheit, die in Himmel und Erde verborgen ist, was man in-ken
nennt. Dies bedeutet nicht, gewitzt etwas zu verstecken, was eine sichtbare
Form hat. Himmel und Erde denken nicht, sie sind nicht berechnend, und doch
folgen die Jahreszeiten aufeinander und alle Verwandlungen, die damit
einhergehen. In-ken ist im Herzen verborgen, und wenn es die Umstände
erfordern, manifestiert es sich als Wunderbares Schwert (myo-ken).
Frage: Sind in-ken und myo-ken einfach
das Herz, oder kommt myo-ken aus in-ken?
Antwort: Myo ist kein subtiles Strategem von
Worten oder Handlungen. Im Buddhismus heißt es: „Die allumfassende Weisheit der
Drei Welten, das Buddha-Bewusstsein, ist eins mit meiner eigenen Essenz.“
Beim Schwertkampf (ken-jutsu) kann das, was
keine Form hat, nicht myo-ken genannt werden. Die Grundlage unserer
Schule ist das Verborgene Schwert, das Wunderbare Schwert ist also da noch
nicht sichtbar. Erst wenn es hervortritt, kann es wunderbar genannt werden. In
allem gibt es stets den Körper eines Dinges und seine Anwendung oder Funktion. Der
Körper kann mit einer Lampe verglichen werden, die Funktion mit dessen Licht;
in gewisser Weise sind sie eins. In unserer Schule ist der Körper die
Herz-Essenz, und da diese keine Form hat, erscheint sie nicht als Techniken
oder Handlungen. Diese werden dann als die Funktion der Herz-Essenz ‚Wunderbares
Schwert‘ genannt.
Zunächst denkt man, Angreifen und Verteidigen seien
zwei. Doch später gibt es kein Unterscheiden und kein Taktieren mehr, keinen
Gedanken an Angriff oder Rückzug, sondern man bewegt sich frei aus der gedan-Position
(mit nach unten zeigendem Schwert) zum Abwehren oder Angreifen und findet so
den Sieg. Die wunderbare Funktion liegt darin, dass aus dem, was keine Form
hat, vollkommene Formen entstehen. Sieh also nicht die Techniken als vorrangig
an.
Eine bestimmte Position (Stand, Blick, Schwerthaltung) einzunehmen und verlassen zu können ist innere Freiheit. Manche sind jedoch gefangen in ihrem Stand. In unserer Schule pflegt man den „Stand ohne Stand“, wir machen keinen Unterschied zwischen Innerem und Äußerem. Wir gewinnen nicht durch unsere Position, sondern indem wir das erkannte spirituelle Prinzip (ri) angemessen durch Techniken anwenden (ji). Auch wir nehmen einen Stand ein, haften aber im Geist nicht daran, so dass wir in einer defensiven Haltung nicht nur defensiv sind und in einer Angriffshaltung nicht einfach nur attackieren. Geist und Position sind eins, und so kann auf die tausend Wandlungen frei reagiert werden.
Ein Fehler ist jedoch, zu glauben, das Prinzip käme
zuerst und dann die Technik. Die Inspiration des ri soll spontan sein,
so dass das Schwert ohne Nachdenken agiert. Wir üben, dass das Schwert sich
noch vor dem Körper bewegt. Das Herz ist die Grundlage der Technik, der Körper
die Grundlage fürs Schwert. Die Grundlage unbewegt zu halten und das Instrument
zu bewegen ist der rechte Weg.
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